Definiere Liebe

Von lumosnyx

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"Du und ich, wir sind aus demselben Sternenstaub gemacht." Elizabeths Leben ist ein wahr gewordener Traum... Mehr

Vorwort
Prolog
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Sechzehn
Siebzehn
Achtzehn
Neunzehn
Zwanzig
Einundzwanzig
Zweiundzwanzig
Dreiundzwanzig
Vierundzwanzig
Fünfundzwanzig
Sechsundzwanzig
Siebenundzwanzig
Achtundzwanzig
Neunundzwanzig
Dreißig
Einunddreißig
Zweiunddreißig
Dreiunddreißig
Vierunddreißig
Fünfunddreißig
Siebenunddreißig
Achtunddreißig
Neununddreißig
Epilog

Sechsunddreißig

58 10 15
Von lumosnyx

Am nächsten Morgen wachte ich ungewohnt früh auf. Gedämpfte Stimmen drangen aus Lucies Schlafzimmer zu mir durch. Ich verstand nicht viel, nur ein paar Fetzen. Eine von ihnen war Lucies, die andere erkannte ich nicht.

Es wurde leise, ich hörte, wie die beiden in Richtung Wohnzimmer gingen. Ein Blick zu Michael verriet mir, dass er noch schlief. Ich stand auf und begab mich in den Gang. Im Wohnzimmer sah ich Lucie, gegen die Wand gelehnt, in dem Eingang zur Küche stand eine Frau mit Beinen, die vermutlich länger waren als der Mississippi.

„Oh. Morgen", sagte eben diese.

„Hey!", begrüßte nun auch Lucie mich. „Das ist meine Schwester. Ihr kennt euch noch gar nicht, oder?"

„April-June", stellte sie sich vor. AJ. Jetzt war mir endlich klar, wofür Lucies Tattoo stand. „April reicht aber auch. Oder June. Wie du magst." Sie sahen sich irgendwie ähnlich und irgendwie waren sie das genaue Gegenteil voneinander. April war blond, aber ihre Nase hatte die gleiche Form wie Lucies. Ihre Augenfarbe konnte ich bei dem starken Makeup kaum erkennen. Sie sahen zumindest dunkler aus als Lucies. „Und du bist...?"

„Eleanor", sagte ich und lächelte. Lucie nickte mir zu und formte mit dem Mund ein ‚Gute Wahl'.

„Nett dich kennenzulernen, Eleanor."

„Gleichfalls."

„Ich muss wieder los, Kyles Lehrerin hat angerufen. Er hat scheinbar Bauchschmerzen."

„Kyle ist ihr Sohn", erklärte Lucie mit einem Strahlen.

„Ich glaub' das hat sie verstanden", murmelte April ihrer Schwester zu, gerade so laut genug, dass ich es verstehen konnte.

„Vielleicht ja auch nicht", murrte diese und umarmte April, bevor diese uns winkte und aus der Tür verschwand. „Hunger?", fragte Lucie mich jetzt, was ich mit einem Nicken beantwortete.

Sie setzte sich mit zwei Tellern zu mir. „Wir hatten nicht mehr viel da, ich hoffe Brot und Aufstriche reichen dir?"

„Brot ist super."

Wir redeten nicht viel, während wir aßen. Als Tara aus dem Bad kam, wechselten wir beide ein paar Worte mit ihr. Meine Innereien zogen sich zusammen, als sie Lucie zum Abschied küsste und sich dann auf den Weg zur Arbeit machte.

„Hast du gar keine Uni?", fragte ich Lu, die den Kopf schüttelte.

„Winterferien. Ich muss erst im Januar wieder hin, ist ziemlich entspannt."

„Oh. Stimmt."

„Kann ich dich was fragen?"

„Klar. Immer."

„Wieso Eleanor?"

Eleanor Rigby. Das war Moms Lieblingslied von den Beatles."

Sie hielt mir die Hand hin und ich griff nach ihr. Sie war warm, ein wenig schwitzig, aber es war okay. Sie stand auf und zog mich mit einem Grinsen im Gesicht auf die Beine, bevor sie meine Hand losließ.

Pfeifend ging sie in Richtung Bücherregal, kramte eine CD heraus und legte sie in ihren CD-Player. „Tanzt du mit mir zu den Beatles, Eleanor?"

Ich blieb fast eine Woche. Es war schön, bei Lucie zu leben. Anders, als ich es mir immer vorgestellt hatte, aber trotzdem schön.

Ich war nicht die, auf die sie abends wartete, und nicht die, neben der sie einschlief und aufwachte, aber das musste ich nicht sein.

Es reichte, so viel bei ihr sein zu können. Einmal brachte Tara Cupcakes von der Arbeit mit und ein anderes Mal ging sie Filme aus der Videothek holen und Himmel, war es schwer, einen Groll gegen diese Frau zu hegen. Sie war viel zu nett, um sie immer stinkig anzustarren, nur weil sie hatte, was ich wollte.

Die Tür ging auf und Tara kam rein. Lucie war einkaufen, was hieß, dass ich zum ersten Mal wirklich alleine mit Tara sein würde. Gut, Michael war da, aber der galt nicht wirklich, oder? Der sah höchstens süß aus. Über den alten Bildschirm flimmerte gerade irgendeine Kinderserie, die ihn sehr zu amüsieren schien. Ich drehte mich zu Tara, die mich lächelnd begrüßte und sich zu uns setzte, nachdem sie sich umgezogen hatte.

„Hier", sagte sie und reichte mir einen Croissant. „Ich war nicht sicher, wie du deinen Kaffee magst, also hab' ich mal keinen mitgenommen. Aber ich denk, gegen Croissants hat niemand etwas." Konnte sie nicht einfach eine anstrengende Zicke sein? Das hätte mein Leben vermutlich einfacher gemacht. „Und wenn doch, dann sind sie Unmenschen", fügte sie hinzu.

Viel länger konnten wir nicht reden, da Lucie reingeschneit kam. Die Hände voller Einkaufstaschen und die Haare voller...Schnee?

„Es hat geschneit", verkündete sie aufgeregt. Ihre Wangen waren ganz rot und ihre Stirnfransen verwuschelt.

Find' sie nicht süß. Das ist niemandem gegenüber fair.

„Und ich hab' uns diese Lebkuchenhaus-Kits gekauft! Jetzt müsst ihr welche mit mir machen."

„Man kann die auch fertig kaufen, Schatz", sagte Tara und stand auf, um Lucie ordentlich zu begrüßen. Sie legte die Arme um sie und küsste ihre Wange, was Lu zum Lächeln brachte.

Sie schälte sich dennoch aus ihrer Umarmung und protestierte: „Aber selber machen macht mehr Spaß. Und schmeckt irgendwie besser...jaaa, ich weiß dass da genau die gleichen Sachen drin sind, das hast du mir schon letztes Mal gesagt", murrte sie.

Tara lachte leise und zog Lu wieder näher zu sich. „Ich bau' gerne ein Lebkuchenhaus mit dir, Miss Williams."

„Dankeee", flüsterte Lucie und setzte sich an den Tisch, breitete die Materialien vor sich auf. „Eleanor, du musst auch", forderte sie mich jetzt auf.

„Widerstand ist zwecklos", raunte Tara in meine Richtung und schmunzelte.

„Ich weiß", sagte ich, bevor ich mich erhob. Ich hätte sowieso keinen erhoben.

Ich hatte vor, noch länger bei Lucie zu bleiben. Es ging mir gut. Mit ihr, bei ihr, alles war gut, wenn sie in meiner Nähe war.

Und ich dachte, ihm endlich entkommen zu sein.

Und dann, pünktlich am Weihnachtsmorgen, stand er vor der Tür.

Michael und ich waren allein, Tara und Lucie waren zusammen frühstücken. Sie hatten mich eingeladen, aber ich hielt es für besser, ihnen ein wenig Zeit für sich zu lassen. Es war großzügig genug von ihnen, mich temporär bei ihnen leben zu lassen.

„Elizabeth", begrüßte Marc mich mit einem Grinsen, das zu einem Disneybösewichten wirklich gut gepasst hätte. „Du bist zu offensichtlich", sagte er nun. „Mir war von Anfang an klar, dass du zu ihr gehen würdest. Weißt du, ich hätte es für einfacher gehalten, Lucies Adresse zu finden. Du hast ihren Brief ja scheinbar unerreichbar für mich gemacht."

Verbrannt, um genau zu sein. Er hatte ihn in seinem Nachtkasten aufbewahrt, aber der war nicht sonderlich gut bewacht, wenn Marc nicht Zuhause war.

„Und weißt du noch was? Es gehört sich nicht, einfach so zu gehen. Du hast keine Ahnung, was für Sorgen ich mir gemacht hab'."

Mein Mund war gelähmt, gefroren.

„Ist Mikey hier? Bestimmt ist er hier. Kann ich ihn sehen?" Er pausierte kurz und fuhr dann fort: „Ich hab' ein Geschenk für ihn dabei. Ist immerhin Weihnachten."

Die richtige Antwort war Nein. Das war mir klar. Und ich wollte Nein sagen. Ich hatte ein Recht darauf, nach allem was Marc getan hatte, musste ich ihm gar nichts erlauben. Aber mir war auch klar, dass ein Nein bei ihm nie gute Folgen hatte.

Also nickte ich und er drängte sich an mir vorbei. Während er sich im Wohnzimmer umsah, blinzelte ich meine Tränen weg. Ich war alles andere als stolz auf mich. Wieso musste ich immer nachgeben, immer schwach sein? Wieso konnte ich nicht einfach widersprechen?

Michael lag auf der Couch, Marc kniete sich neben ihm nieder. Leise erzählte er ihm irgendwas. Irgendwas, an das ich mich danach sowieso nicht erinnern würde. Er legte ihm ein kleines Spielzeug hin, ich konnte es nicht wirklich erkennen.

Irgendwann hob er Michael hoch, richtete sich auf und drehte sich zu mir. „Willst du mir auch ein Geschenk machen, El?" Ich antwortete nicht, was er wohl als Zustimmung auffasste. „Komm' nach Hause." Eine dunkle Locke fiel ihm vor die Augen, er strich sie beiseite. Wenn seine Haare so lang waren, erinnerte er mich immer am meisten an den alten Marc. Der, den beim spätnachts Lernen die Mähne störte, weshalb er sie irgendwann abrasierte und sich dann darüber beschwerte, wie ein Ei auszusehen. Der Marc, der mich noch zum Lachen brachte. „Ich glaube dir ist bewusst, dass du keine andere Wahl hast", sagte er. Das war es. So schmerzhaft, dass mir schlecht wurde. Weil er zu nah bei Michael war, zu nah zu nah zu nah geh' weg ich kann nicht kann nicht kann-

Ich kann nicht mehr, ich kann nicht atmen. Alles wurde schwer, mein Kopf, meine Beine, es wurde schwer, die Augen offen zu halten.

Hilfe?

Hilfe.

Bitte.

Jetzt.

„Also? Kommst du?", bohrte er nach. Sowohl Luft als auch Spucke blieben mir weg.

Ich ließ nichts zurück. Keine Erklärung, keinen Zettel mit einer Verabschiedung. Alles, was in Lucies Wohnung von mir übrigblieb, war mein Herz.

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