- Larno- Im Ränkespiel der Ma...

De UraudeBaer

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Im Jahr 1001 gelingt es den vor Gewalt und Knechtschaft geflohenen Brisanen bei dem elbslawischen Linonen ein... Mai multe

Erstes Willkommen
Die neue Heimat
Glina oder Bojek?
Gehaltene Versprechen
Durch die Lande nach Wulfesal
Märchen und Wahrheiten
Die alte Gerbotha
Vergiftet !
Verdecktes Spiel
Nerin in Gedanken
Burg Genea
Herr Hermann
Die Merseburger Tage
Das nichtausgesprochene Wort
Reise in die Meißener Lande
Wie eine Mastgans
Die Sohlen der Macht
Der Missetäter
Die Unterredung
Was soll werden?
Tiefe Leere
Ritter ohne Allod
Der sorglose Graf
Offenbarung
Die Hochzeit der Reglindis
Der Vorwurf
Burgherrenurteil
Arkadiusz von Sirkowe
Das neue Leben
Larno bricht auf
Die Gefüge der Macht
Der Eklat zum Fürstentag in Werla
Bitterer Nachgeschmack
Noch ist nichts verloren
Besetzt die Mark
Quingenburg
Stimmungswechsel
Heinrich ist König
Die Huldigung
Hinterhalt
Des Herzogs Dank - des Herzogs Ungemach
Abgesang des Friedens
Nachwort des Autors

Das Gesicht behalten

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De UraudeBaer

Der polnische Tross bewegte sich in großer Länge durch die Lande. Es ging ostwärts.

Biello und Larno trotteten schweigend inmitten polnischer Ritter und Knechte dahin. Hatte man bisher den großen Vorzug gehabt, dass die eigene Habe auf den bisherigen Reisen auf irgendeinem Karren verstaut werden konnte, so war man diesen Vorteiles verlustig gegangen. Larno's Pferd trug nun die Last der Beiden. Um das Tier zu schonen, hatten sich die Männer zudem ein schweres Paket gepackt, welches nun jeder im Wechsel zu schultern hatte.

Sie schwiegen, brauchten die Luft für den Weg.Und sie murrten nicht.Denn Biello und auch Larno waren froh, am Leben geblieben zu sein.

Mit dem Urteil von Genea war auszukommen.

Es hätte auch anders ausgehen können- mit härterer Strafe, ja sogar einem Todesurteil. Und nur, weil man zur falschen Zeit den falschen Mann an die Seite gestellt bekam.Zu ändern war daran nichts.

Und nun hieß es nach vorn zu schauen- man musste in eine ungewisse Zukunft blicken und dies warf viele Fragen auf, über die man auf diesem Weg bereits grübeln konnte.

Larno überlegte erneut- wie schon mehrere Male in den letzten Tagen seit dem Freispruch- was gewesen wäre, hätten die hohen Herren ihn zum Tode verurteilt oder zum Abhacken einer Hand. Erneut kam er für sich selbst zu dem Schluss, dass er dies nicht zugelassen hätte. Es wäre ungerechtfertigt und zu hart gewesen, solch Urteil zu hören- darüber war er sich auch dieses Mal sicher. Doch es hätte geschehen können, wenn nicht der polnische Herrscher durch Fürsprache und schlaue Überlegung eine Lösung milder Art gefunden hätte.

Dem bayerischen Herzog wäre das Leben eines Slawen egal gewesen. Und Herr Hermann und Voigt Manfred? Sie wirkten selbst unschlüssig im Kreise der anderen Herren, auch wenn Hermann für ihn gesprochen hatte.

Larno kam für sich selbst zum wiederholten Male zu dem Schluss, dass er nach einem solchen harten Urteil die Bewacher überwältigt und sein eigenes Heil in der Flucht gesucht hätte. Auch wenn dies für Biello, eingedenk dessen hilfloser Lage in der Grube, ein sicheres Ende bedeutet hätte- Larno hätte seine eigene Flucht versucht.

Es gibt Sachen zwischen Himmel und Erde, wo man es einem Menschen nachsehen muss, dass er nur an sich selbst und das eigene Überleben denkt. Ein Mensch muss Essen und braucht zu trinken, um zu überleben. Tag ein und Tag aus muss man sich um diese wirklichen Notwendigkeiten sorgen.

Wenn nun durch ungerechtes Urteil das eigene Leben beendet werden soll- hat man da nicht um sein Leben zu kämpfen? Sicher wäre das Risiko sehr hoch gewesen- auf Burg Genea. Überall noch Ritter, Gäste und unzählige Bewaffnete aus den Eskorten der hohen Gäste- doch Larno wäre entschlossen gewesen, ein hartes Urteil nicht einfach hinzunehmen. Wollte er sich zuerst reuig und gebrochen geben, so hätte er auf dem Weg zur Verlies- Grube die drei Wachen ausgeschaltet, deren Waffen genommen und wäre durch die Zelte zum Fluss geflohen. Dort weiter durch die Lande- zurück in die slawischen Wälder- dorthin, wo die Gerichtsbarkeit der Deutschen nicht greift.

Und Biello? Vielleicht wäre es noch gelungen, auch ihn zu befreien und mitzunehmen auf die Flucht. Doch wen nicht, hätte Larno den Freund auch zurück gelassen.

Er hätte alles zurück gelassen.

Auch Nerin, zu der gerade die Knospe der Liebe zu erblühen suchte.

Seine gewonnene Ritterlichkeit- auch dies hätte er zurück gelassen, wie alles, was er sich bislang aufgebaut hatte.

Larno blickte zu Biello herüber, der unter der Last des Gepäcks auf dem Rücken grade schnaufte. Von dem Plan, welchen Larno auf Genea ersonnen hatte, durfte der Freund nichts erfahren. Vielleicht später einmal- doch jetzt hätte dies das Ende seiner Freundschaft bedeutet.

Nun mussten er und auch Larno selbst sich fügen und ihr Gesicht wahren.

Die Polen waren ungemein diszipliniert. Ritter, Ehrengarde, ja selbst der einfache Knecht im Gefolge des polnischen Königs strahlte Stolz und Disziplin aus- eine Stärke zeigten die Polen in jedem einzelnen Mann. Vielleicht war es ein gutes Schicksal, welches Larno unter ihnen erwarten konnte.

König Boleslaw Chrobny von Polen hatte noch nicht entschieden, was werden würde. Man hatte Biello und Larno nur angewiesen, als freie Männer in das polnische Gefolge zu gehen und die Rückreise nach Polen nicht aufzuhalten.

Wenigstens- wenn Larno schon keinen Titel mehr besaß- war man am Leben und hatte ein Auskommen, denn dafür war durch die Polen gesorgt. Man war gezwungen, die Entscheidung abzuwarten.

Gedanken an Flucht waren da. Selbst jetzt noch. Doch waren all diese Gedanken gefährlich. Und warum sollte man nicht einmal etwas Glück haben, wenngleich man mit Fräulein Nerin persönliches Glück vor drei Tagen zurück lassen musste auf Burg Genea.

Drei polnische Knechte, die sich im Tross vor Biello und Larno heute eingefädelt hatten in dieser langen Schlange aus Menschen und Fuhrwerken, hatten ihren Spaß. Wenn Larno es richtig verstand, unterhielt man sich über Frauen daheim in den polnischen Landen. Jeder wusste etwas zu erzählen. Dann wurde gelacht und ein Anderer brachte eine neue Geschichte an den Mann. Die jungen Kerle- nicht älter als Larno- hatten wohl schon einiges erlebt.

Larno hätte nicht solch derbe Geschichten zum Besten geben können. In seinem Leben hatte es bislang an Frauen nur Nemanja gegeben- und jetzt Nerin. Die Eine war verstorben, die Andere sah er vielleicht niemals wieder. Doch beiden Frauen war ein starker Charakter gegeben.

Die Frauen -von denen die Polen sprachen- waren wohl mehr mit einfacheren Dingen zufrieden und in einem Fall wohl auch mit Silberlingen und Lebensmitteln für ihren Liebesdienst.

Von solchen Frauen hielt sich Larno fern.

Selbst das Dünnbier und der Met, dem Andere gern zusprachen, konnte er nur wenig abgewinnen. Es beeinträchtigte die Wahrnehmungen ab einem Punkt. Und gutes Wahrnehmung und schnelles Reagieren war für einen Krieger überlebenswichtig.

Das Pferd schnaupte. Der Staub, aufgestoben durch die vielen Leute im Tross, hatten die empfindliche Nase des Tieres wohl gekitzelt. Wenigstens war Larno das Pferd geblieben, als Geschenk der Herrin Reglindis. Und der von Nerin ausgesuchte Sattel – ein wirklich brauchbares Stück, wie sich seit Beginn der Reisen heraus gestellt hatte.

„Herr Larno, könnt ihr? Ich bin geschafft!", hechelte Biello.

„Komm! Gib mir die Last und nimm den Braunen. Du warst nun ja auch lange am Tragen.", lenkte Larno bereitwillig ein.

Biello streckte sich kurz in das Hohlkreuz durch. Dann nahm er die Zügel an sich.

„Was soll denn das Ziel sein heute?, fragte Biello.

„Kann ich Dir nicht sagen. Aber offenbar sucht man vorn schon nach einem Lagerplatz. Sieh doch. Die Späher die Voraus ritten, kommen wie die Bienen zum Bienenstock und schwärmen dann auf ein Neues aus."

Larno zeigte ganz an die Spitze, des sich in langer Kurve dahinziehenden Lindwurmes. Und wirklich- an der Spitze kamen und gingen die Reiter.

„Mit etwas Glück wird es bald ein Lager geben."

Biello klopfte sich mit der freien Hand den Dreck der Straße ab. „Wollen wir's hoffen."

Auch Biello trug sein Schicksal wie der Mann, der er war. Begeistert war er nicht, als er aus der Grube klettern durfte und erfuhr, wie das Burgherrenurteil ausgegangen war. Irgendetwas ließ seine Gedanken in die Lande der Linonen nach Lenzen gehen- dies jedoch behielt er für sich. Vielleicht gab es dort ja ein Mädchen, von dem er bislang jedoch nichts gesagt hatte, oder er dachte an die Mutter, welche er vielleicht nie wieder sehen würde.

Mehrere schwere polnische Reiter ritten im Galopp an der Kolonne der dahin ziehenden vorbei. Sie gehörten zu König Boleslaw Chrobny's Ehrengarde- der persönlichen Schutztruppe des Königs. Doch obwohl einige neugierig blickten, sorgte es nicht für Unruhe unter den Leuten.

„Waren dies nicht die Königswachen?", fragte Biello.

Larno nickte.

„Dann ist er noch dabei?"

„Ja. Dort vorn. Vor den drei großen Karren- wo die Wimpel zu sehen sind wird er sein.", bestätigte Larno, denn etwas anderes hatte er nicht wahrgenommen.

Als die Ritter, welche eben vorbei gehastet waren, dort ankamen an der Spitze, stoppte kurz darauf der lange Zug auf der Straße.

Entweder schickte man sich nun an, das Lager hier auf dem Feld aufzustellen, oder man musste sich entscheiden, wohin man weiter ziehen wollte. Es war die letztere Möglichkeit! Der lange Zug bog vorn an der Spitze in steilem Winkel in die südlichere Richtung ein, formierte sich dann nach und nach auf ein Neues in ganzer Länge neu und in alle Reihen kam erneute Bewegung. All dies geschah in erstaunlicher Ruhe.

„Unbeschreiblich, Herr Larno. Es ist einfach unbeschreiblich. Keiner von denen murrt oder meckert herum, ob die dort vorn sich nicht einmal einig werden können. Wenn mal einer klagt, dann nur, weil die Füße weh tun oder man sich wundgetragen oder wundgelaufen hat. Und dann immer noch ohne großes Gekeife, wie es bei den Sachsen manchmal zu hören war."

Larno konnte dies nur durch Kopfnicken bestätigen. „Ja. Die Polnischen sind allesamt sehr diszipliniert, find ich."

„Ist mir aber lieber, hier zu gehen, als in der dunklen, kalten Grube der Burg zu versauern. Auch wenn wir noch nicht wissen, wohin.", gab Biello lächelnd zu.

Larno sah dies ebenfalls so. „Was kommen soll, soll kommen. Wir werden es sehen, was mit Uns wird. Doch hoffe ich auf eine baldige Entscheidung. Wir werden aber tun müssen, was auch immer der polnische König von Uns fordert. Dazu sind wir ihm nunmehr verpflichtet in seinem Dienst."

Biello lächelte. "Hätte mir dies im Frühjahr in Lenzen jemand gesagt: 'Du, Biello, im Herbst wirst Du in Polen über die Wege gehen und dort dienen!', so hätte ich es ihm nie geglaubt. Mit Euch, Herr Larno, ist man wohl nie vor Überraschungen geschützt."

"Ach mein Freund. Wenn es nach mir gegangen wäre, so würden wir statt nach Polen im Osten derzeit nach Norden zurück gehen- in die Linonenlande. Du würdest wohl in Lenzen an der Burg deine Pflicht tun und ich würde zusehen, was mich in Glina erwartet. Vielleicht wäre ich auch zu den Leuten an die Burg Bojek zurück gegangen- als Einfacher."

"Nein Herr Larno. Ich bin ein Einfacher. Ihr jedoch? Ich denke, die Götter haben einen anderen Weg als den Weg eines Einfachen für Euch vorgesehen. Deshalb trag ich auch kein Mühsal, Euch weiterhin zur Seite zu stehen auf Eurem Weg. Ihr werdet sehen- für Euch wird es auch bald wieder Aufgaben geben, die ein einfacher Mann nicht zu lösen vermag."

Biello's hoffnungsvolle Worte- und voll des Lobes und der Zuversicht- waren wohltuend. Larno gab dem Freund und Mitstreiter einen freundlichen Blick als Dank.

Vieles konnte sich noch ergeben- doch war derzeit alles noch ungewiss. So blieb Ihnen derweil nur die Hoffnung auf bessere Zeiten.

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