Lieber Louis,
mir blieb keine andere Möglichkeit als dir einen Brief zu schreiben. Meine Mum hat mir das Handy abgenommen mit den Worten 'Es tut deinen Augen nicht gut'. Was für ein Quatsch, denn schließlich tun die Bilder von dir meinen Augen gut.
Ich sehe dich gerade, wie du an Nialls Shirt weinst. Ich mag ihn nicht sonderlich, aber er scheint sich gut um dich zu kümmern. Ich klinge wie eine Mutter, findest du nicht?
Ich wünschte ich könnte dich umarmen, jetzt wo du nur wenige Meter von mir getrennt bist. Leider kann ich das nicht und muss diesen kack Papierflieger runterfliegen lassen.
Gemma hatte mir versprochen, dass du kommst und für mich ging ein Traum in Erfüllung. Ich hätte endlich deine wunderschönen strahlenden blauen Augen aus der Nähe betrachten können oder dir durch die weich aussehenden Haare fahren können. Ich mache kein Geheimnis daraus, dass ich Hals über Kopf in dich verliebt bin.
Doch...du kamst nicht. Diese kleine Traumwelt, die ich mir aufbaute, riss mit jeder Minute mehr. Ich rollte mich ans Fenster. Ja, rollte. Meine Beine sind doch gebrochen, durch diese...setz einfach ein Schimpfwort ein, Louis.
Ich sah dich förmlich vor dem Krankenhaus zusammenbrechen. Hass mich jetzt ruhig, aber ich lächelte. Denn schließlich kamst du.
Ich hätte niemals gedacht, dass es schlimmer sein wird dich zu sehen und nicht zu dir kommen zu können als zu wissen, dass du nie kommen wirst.
Du bist wunderschön, Louis. Ich sehe dich endlich näher als durch den Bildschirm meines Smartphones.
Es tut mir Leid, dass ich nicht zu dir runterkommen kann oder du zu mir kannst ( denn das wolltest du anscheinend).
Die beigelegte Zeichnung habe ich einmal gezeichnet, als mir mein Handy abgenommen wurde. Ich konnte dich nicht sehen oder hören, also liefen meine Gefühle 'aus'. Sie verloren sich in der stickigen Luft meines Zimmers.
Dieser Brief wird langsam zu lang für einen Papierflieger, also...
Ich liebe dich, Louis. Und bin froh, dich wenigstens durch das dritte Fenster, des dritten Stockes sehen zu können.
Harry
PS:An der rechten Seite des Gebäudes gibt es einen immer offenen Hintereingang. Zimmer 345, sei aber bitte leise.