Something Old, Something New...

By Mixed_FFs

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Eine alte Halskette, ein neues Hochzeitskleid, ein geborgtes Paar Schuhe und eine blaue Blume im Brautstrauß... More

Vorwort
Playlist
prologue
Un
Deux
Trois
Quatre
Cinq
Six
Sept
Huit
Neuf
Dix
Onze
Douze
Treize
Quatorze
Quinze
Seize
Dix-sept
Dix-huit
Dix-neuf
Vingt
Vingt-deux
Vingt-trois
Vingt-quatre
Vingt-cinq
Vingt-six
Vingt-sept
Vingt-huit
Vingt-neuf
Trente
Trente-et-un
Trente-deux
Trente-trois
Trente-quatre
Trente-cinq
Trente-six
Trente-sept
Trente-huit
Trente-neuf
Quarante
Quarante-et-un
Quarante-deux
Quarante-trois
Quarante-quatre
Quarante-cinq
Quarante-six
Quarante-sept
Quarante-huit
Quarante-neuf
Cinquante
Cinquante-et-un
Cinquante-deux
Cinquante-trois
Cinquante-quatre
Cinquante-cinq
Cinquante-six
Cinquante-sept
Cinquante-huit
épilogue
Nachwort und Danksagung

Vingt-et-un

568 31 7
By Mixed_FFs

Coco behielt Recht. Übers Wochenende ließ die Aufmerksamkeit um meine Person drastisch nach und montags erhielt ich eine Mail von Monsieur Roux, dass er kein Problem mehr darin sah, dass ich ins Büro zurückkehrte.

Als ich dienstags zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder das Gebäude betrat, bekam ich nur noch wenige verstohlene Blicke von Kollegen und in meiner Gegenwart wurden nicht mehr plötzlich irgendwelche Gespräche abgebrochen.
Jolie weinte fast vor Freude, dass ich wieder da war und auch mein Lächeln war den gesamten Tag über nicht aus meinem Gesicht zu bekommen. Im Büro arbeitete es sich direkt viel besser als von Hause aus, außerdem durfte ich jetzt endlich wieder selbst Artikel schreiben, was meine Laune zusätzlich verbesserte.

Zwei Tage später, am Donnerstag vor dem Formel-1-Rennen in Belgien, wurde jedoch publik, dass ab nächster Saison kein Rennen mehr in Frankreich stattfinden würde, was meine gute Stimmung überraschenderweise etwas dämpfte. Auch das Timing der Veröffentlichung dieser Nachricht hätte kaum schlechter sein können, weil ausgerechnet an diesem Wochenende Pierres 100. Grand Prix anstand und er statt Gratulationen eher Beileidsbekundungen ausgesprochen bekam.

Und leider hätte auch das Rennen besser laufen können, denn obwohl Pierre von P8 startete, konnte er daraus nicht wirklich etwas machen und landete letztendlich auf dem neunten Platz, was zumindest noch in den Punkten war. Esteban dagegen konnte sich von P16 auf P7 vorarbeiten, aber auch er wurde beinahe ausschließlich auf das Ausscheiden Frankreichs als Ausrichter eines Grand Prix angesprochen.

Anlässlich Pierres 100. Rennen brachte Le Courrier einen Artikel über ihn, seine Karriere und sein Jubiläumsrennen heraus und ich war mehr als überrascht, als unter der Online-Version des Artikels jede Menge Kommentare auftauchten, die nach mir als Autorin verlangten. Trotz all des Dramas hatte meine Arbeit beim Rennen in Le Castellet vielen Lesern gefallen und ich versuchte das als Kompliment zu sehen, ohne mich zu sehr an besagtes Wochenende erinnern zu wollen.

Als diese Kommentare sich jedoch in den sozialen Netzwerken zu verbreiten begannen, bekam ich es mit der Angst zu tun, dass ein neuer Shitstorm gegen mich entstehen könnte und ich zurück ins Home Office geschickt werden würde, aber stattdessen kam alles anders.

Am 1. September wurde ich zu Monsieur Bernard beordert, der mich dringend sprechen wollte und ich war zugegebenermaßen mehr als überrascht. Er war der Chef meines Abteilungsleiters und für den gesamten politischen Fachbereich der Zeitung zuständig, aber wir hatten bisher kaum etwas miteinander zu tun gehabt.
Dass ich zu ihm statt zu Monsieur Roux bestellt wurde, gab mir jedoch ein gewisses Gefühl von Sicherheit, denn Monsieur Roux war wirklich nur für besonders außergewöhnliche Dinge zuständig, zum Beispiel wenn jemand aus dem politischen Bereich unerwartet im Sport aushelfen musste oder wenn eine Mitarbeiterin Opfer eines Shitstorms im Internet wurde.

Als ich das Büro von Monsieur Bernard erreichte, entdeckte ich einen jungen Mann, den ich schon ein paar Mal im Gebäude gesehen hatte und der ebenfalls einen Termin hier zu haben schien. Ich begrüßte ihn freundlich und meldete mich dann bei Monsieur Bernards Sekretärin an, bevor ich mich wartend gegen die Wand gegenüber des Büros lehnte, etwa zwei Meter von dem unbekannten Kollegen entfernt.
Ich wollte gerade den Mund aufmachen, um ein wenig Smalltalk zu halten, als die Sekretärin mich aufhielt.

"Vinet und Di Lorenzo, Sie können jetzt reingehen."

Ich tauschte einen überraschten Blick mit dem Kollegen neben mir, weil offensichtlich keiner von uns damit gerechnet hatte, dass wir einen gemeinsamen Termin hatten, dann stieß ich mich entschlossen von der Wand ab und lief zur Tür, wo wir nach kurzem Anklopfen hereingebeten wurden.

Monsieur Bernard war um die vierzig, hatte pechschwarzes Haar mit grauen Schläfen und ein höfliches Lächeln auf den Lippen. Im Gegensatz zu Monsieur Roux sprach er mich mit Madame statt Mademoiselle an, was mir sehr positiv auffiel, weil ich die Verniedlichung von Mademoiselle nicht mochte, mich aber nie getraut hätte, Monsieur Roux in dieser Hinsicht zu korrigieren.

Sobald Monsieur Bernard uns aufgefordert hatte uns hinzusetzen, fiel ein kleiner Teil der Anspannung ab und stattdessen wuchs die Neugier, wieso ich mit einem mir unbekannten Kollegen einbestellt worden war.

"Ich gehe nicht davon aus, dass Sie beide sich schon kennen, deshalb werde ich Sie einander kurz vorstellen", begann Monsieur Bernard mit tiefer Stimme, "Das ist Louanne Vinet. Sie arbeitet im Bereich der nationalen Politik und ist mit ihren Artikeln schon oft positiv aufgefallen. Gemeinsam mit ihrem Abteilungsleiter bin ich zu dem Schluss gekommen, dass sie mit ihrem modernen Schreibstil und ihren hervorragenden Kenntnissen der französisch Innenpolitik genau die Richtige für diese Seite des Autorenteams ist."

Ich konnte nicht leugnen, dass mich diese Vorstellung meiner Person mit Stolz erfüllte und als ich in den Augen meines Kollegen Anerkennung aufblitzen sah, grinste ich leicht.

"Das ist Thierry Di Lorenzo, den ich - und das möchte ich betonen - nicht nur wegen seiner italienischen Wurzeln ausgesucht habe. Er schreibt über europäische Politik und seine Artikel sind immer sehr beliebt bei den Lesern. Mit seinen bereits vorhandenen Kenntnissen über die Geschichte und das aktuelle Geschehen zwischen Frankreich und Italien ist er für dieses Projekt ideal geeignet. Ich bin optimistisch, dass Sie beide ein sehr gutes Team sein werden und ihr Artikel ein großer Erfolg wird."

Jetzt war es an mir, anerkennend nach rechts zu schauen. Monsieur Di Lorenzo war offensichtlich ein hoch angesehener Kollege, auch wenn ich ihn als nicht viel älter als mich selbst schätzte. Wieso Monsieur Bernard seine italienischen Wurzeln angesprochen hatte, war mir noch nicht ganz klar, aber ich sollte es gleich erfahren.

"Wie Sie sicher wissen, ist das Verhältnis zwischen Frankreich und Italien schon seit längerem sehr angespannt und eine Besserung scheint vorerst nicht in Sicht, besonders wenn die italienischen Wahlen Ende September in die falsche Richtung ausgehen. Sie beide wurden ausgewählt, um nach Italien zu reisen und genau darüber einen Artikel zu schreiben.
Wieso hat sich diese Beziehung verschlechtert?
Wie denken die Italiener darüber?
Bekommt der durchschnittliche Bürger von diesen Spannungen überhaupt etwas mit?
Was glauben die Leute, wie sich die Situation mit Frankreich entwickeln wird, wenn die Wahl zugunsten der Rechten ausfällt?
Ich möchte, dass Sie diese und noch mehr Fragen beantworten, damit unsere französischen Leser ein besseres Bild von der französisch-italienischen Verbindung bekommen."

Ich versuchte mir meine Überraschung nicht ansehen zu lassen, aber es fiel mir wirklich schwer. Ich arbeitete erst seit einem halben Jahr bei Le Courrier und wurde jetzt schon mit einem so besonderes Artikel beauftragt?
Von dieser Art Herausforderung hatte ich schon lange geträumt, sowohl thematisch als auch aufgrund der Tatsache, dass ich den Artikel mit jemand anderem zusammen schreiben würde, der mir gegenüber offensichtlich ein wenig im Vorteil war.

Monsieur Di Lorenzo hatte italienische Wurzeln und befasste sich im Rahmen der Politik in Europa mit Sicherheit schon länger mit der französisch-italienischen Beziehung. Ich würde ganz schön hart arbeiten müssen, damit unser Artikel am Ende ein 50/50-Werk werden würde, aber das spornte mich nur noch mehr an.

"Sie werden zwei Wochen in Italien verbringen und ich warne Sie jetzt schon vor, dass das alles andere als ein Urlaub wird. Tagsüber treffen Sie sich mit Politikern, politischen Organisationen und Gruppierungen, befragen Unternehmen mit Bezug zu Frankreich und einzelne Bürger, abends fahren Sie zum nächsten Stop Ihrer Reise. Sie fliegen nächsten Montag nach Rom, dort beginnen Sie und bleiben ausnahmsweise auch über Nacht, weil es nunmal der Dreh- und Angelpunkt der italienischen Politik ist und Sie dort Termine mit hohen Politikern haben werden. Von da an werden Sie jeden Tag in ein bis drei verschiedenen Regionen des Landes unterwegs sein bis Sie letztendlich nach Rom zurückkehren und von dort wieder nach Frankreich fliegen. Den genauen Plan bekommen Sie von meiner Sekretärin und dann haben Sie von jetzt an vier Tage Zeit, um sich vorzubereiten."

Ein wenig erschlagen von all diesen Informationen starrte ich Monsieur Bernard einfach nur an und aus dem Augenwinkel sah ich, dass es Monsieur Di Lorenzo genauso ging, woraufhin ein winziges Schmunzeln über das Gesicht unseres Chefs huschte.

"Ich weiß, dass das sehr viele Informationen auf einmal sind und das alles sehr kurzfristig kommt, aber aus Gründen, mit denen ich Sie nicht langweilen möchte, sind die finalen Entscheidungen erst gestern gefallen und der Job als Journalist ist nunmal sehr dynamisch. Also, an die Arbeit."

Etwas überwältigt standen Monsieur Di Lorenzo und ich auf und verließen das Büro, die Sekretärin gab uns wie angekündigt den Zeitplan und ich schluckte schwer, als ich ihn durchlas. Das würden zwei sehr stressige Wochen werden, aber natürlich mussten wir den Artikel noch vor den Wahlen in Italien rausbringen, weshalb jetzt alles so schnell gehen musste.

"Die Fahrtzeiten sind ganz schön knapp berechnet", murmelte Monsieur Di Lorenzo, der mir gegenüberstand, "Da ist keinerlei Zeit für Staus mit eingerechnet. Aber wenigstens haben sie Sardinien und Sizilien weggelassen, damit sparen wir uns nutzlose Bootsfahrten."

Ich schaute ihn bloß positiv überrascht an, denn ich war in meinem ganzen Leben noch nie in Italien gewesen und konnte die Fahrtzeiten deshalb kein bisschen einschätzen. Mein Gegenüber bemerkte meinen Blick und begann dann zu grinsen.

"Hallo erstmal, ich bin Thierry."

Schmunzelnd ergriff ich seine ausgestreckte Hand und schüttelte sie.

"Freut mich, ich bin Louanne."

"Okay Louanne, wie wäre es, wenn wir morgen Abend essen gehen und dabei das Projekt besprechen?"

Für einen kurzen Moment zuckten meine Augenbrauen überrascht nach oben, dann nickte ich mit einem verschmitzten Grinsen.

"Das halte ich für eine sehr gute Idee."

"Alles klar, wir treffen uns um 20 Uhr am Haupteingang."

Mit diesen Worten drehte er sich um und ging und ich blieb einen Moment lang stehen und fragte mich, ob wir wirklich Essen gingen, um über das Projekt zu sprechen oder ob ich gerade unwissend einem Date zugestimmt hatte.





Was denkt ihr? Geschäftsessen oder Date? Oder ein Mittelding mit Potenzial zum Date?

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