Kapitel 75: Sexting
Joey verschlief.
Er hatte den Wecker nicht gehört und Setos Rütteln an seiner Schulter nicht wirklich wahrgenommen.
Die Ereignisse gestern waren so zahlreich, dass man sie auch auf eine ganze Woche hätte aufteilen können: Schule, Sex- Tape Skandal, Anzeige und Gerichtsprozess planen, Brownies backen, 3x Sex, davon zweimal ausgiebig, leidenschaftlich und mit Happy End für beide und einmal mit blutigen Folgen, Streit und Versöhnung mit Seto und dann war da noch dieses Video mit dem Gespräch mit Mokuba... Das alles war zu viel, um es in nur einer Nacht zu verarbeiten.
Als er um 9 kurz aufwachte und realisierte, dass er ohnehin viel zu spät dran war, um noch zur Schule zu gehen, schlief er einfach weiter bis fast 11Uhr.
Als er sein aufgeladenes Handy vom Nachttisch holen wollte, fiel ein, in Schönschrift geschriebener, Zettel herunter, den Joey schlaftrunken wieder aufhob.
Melde dich bei Stella, wenn du wach bist.
Joey versuchte durch seine halb geschlossenen Augen Stellas Durchwahl auf dem Zettel mit den Nummern herauszusuchen und diese in das firmeninterne Festnetztelefon zu tippen, das ebenfalls auf dem Nachttisch stand. „Ja? Stella? Set- Ähm... Herr Kaiba schrieb, ich soll anrufen..." „Jawohl, Sir. Ich komme sofort. 5 Minuten." „Ist gut."
Was hatte Seto denn nun schon wieder geplant? Noch ein Anzug- Fitting?
Joey ließ sich noch einmal in das große, samtene Kissen fallen. Er hörte kaum, wie die Tür geöffnet wurde.
Herein kam Stella mit einem gewaltigen Tablet, das dutzende liebevoll angerichtete Frühstücks- Häppchen darauf ausgelegt hatte.
Plötzlich war Joey schlagartig wach.
„Oh, danke, Stella."
Diese lächelte selig.
„Ist was?", fragte Joey irritiert. „Ach, es ist nur immer wieder ungewohnt ein 'Dankeschön' zu hören. Das Personal schätzt Sie sehr, Herr Wheeler." „Aber das ist doch selbstverständlich. Ihr macht echt nen tollen Job. Da ist ein Danke doch das Mindeste."
Sie lächelte noch einmal, verbeugte sich förmlich und verließ den Raum. Joey stopfte sich einige der Köstlichkeiten in den Mund und schrieb Seto nebenbei.
Köter: Frühstück ans bett? Du alter romantiker
Kaiba: Beschwerst du dich etwa?
Köter: Die blumen sind ein wenig much
Köter: Ich mach nur spaß
Köter: ich liebe dich :*
Köter: So wie du bist
Köter: Du machst mich glücklich
Köter: Mit der ohne schnickschnack
Köter: Es hilft natürlich dass du so verdammt geil bist ;)
Darauf antwortete er natürlich nichts.
Eigentlich hatte Joey sich geschworen, es auch nicht mehr zu sagen, bis Seto es endlich verbal erwidern würde. So wie es sein Vater ihm ans Herz gelegt hatte. Doch da es Seto ohnehin jedes Mal eiskalt ignorierte und er ihn durch einen 'Ich liebe dich'- Boykott nicht erpressen konnte, machte er einfach genauso weiter wie bisher.
Wie nannte es Seto?
Charme- Offensive?
Irgendwann würde er schon noch schwach werden.
Köter: Und? Bist fleißig am schaffen heute?
Kaiba: Schule.
Köter: Schon klar. Und später?
Kaiba: Habe ich noch Arbeit von gestern nachzuholen.
Köter: Soll ich dir helfen?
Kaiba: Besser nicht.
Köter: Sei nicht immer so grummelig
Kaiba: Bin ich nicht.
Köter: Solltest du nicht im unterricht aufpassen statt mir zu antworten?
Kaiba: Fick dich.
Köter: Fick du mich ;)
Kaiba: Später.
Köter: Schick mir wenigstens ein heißes dickpic zur steigerung der vorfreude ;)
Kaiba: ?
Köter: Google
Darauf kam keine Antwort mehr.
Joey zuckte mit den Schultern und aß weiter.
Bis der Bildschirm wieder aufleuchtete.
Kaiba: (Hat einen Anhang gesendet)
Joeys Herz schlug wie wild. Er wird doch nicht wirklich... im Unterricht?! Mit zitternden Händen entsperrte er den Bildschirm....
Es war ein Bild von seinem Mittelfinger, den er wohl heimlich unter seinem Tisch fotografiert hatte, das Joey herzhaft zum Lachen brachte. „So ein Spinner. Gott, ich liebe ihn."
Köter: Fast
Köter: Versuchs nochmal
Köter: So sollte das aussehen:
Köter: (Hat einen Anhang gesendet)
Ja, Joey hatte mit einem der Häppchen im Mund seinen Schwanz gerieben, bis er die nötige Härte aufwies, um ein ästhetisches Bild abzugeben und Seto ein Foto davon gesendet. Dabei hatte er sich weit zurückgelehnt, um so viel von seinem durchtrainierten Bauch wie möglich drauf zu kriegen.
Er wusste, dass Seto sein Körper gefiel.
Das hatte er ihm zwar nie ins Gesicht gesagt, aber er erinnerte sich noch dunkel, an diese eine Sache in der Sauna, als er seine Bauchmuskeln gelobt hatte, bevor überhaupt die Rede davon gewesen sein konnte, dass sie sich eines Tages freiwillig das 'Ja- Wort' geben würden.
Kaiba: Geschmackvoll.
Kaiba: Eigentlich finde ich es ziemlich billig.
Kaiba: Nichts Geringeres habe ich von einem läufigen Köter wie dir erwartet.
Köter: Schick mir auch eins
Kaiba: Bist du echt so verzweifelt?
Köter: Ja.
Joey konnte praktisch vor seinem geistigen Auge sehen, wie Seto gerade seine Augen verdrehte.
Köter: Ich warte
Köter: Hab immernoch die hand in meiner hose
Köter: Schick mir was zur motivation
Köter: Will abspritzen
Kaiba: (Hat einen Anhang gesendet)
Hatte er es jetzt doch gemacht? Schließlich brachte er es für gewöhnlich nie fertig, seinem süßen Verlobten einen Wunsch abzuschlagen. Er öffnete es gespannt...
Es war ein Bild von seinem Schoß unter dem Tisch.
Voll bekleidet.
Kaiba: Benutz deine Fantasie.
Joey lachte laut.
Schallend.
Plötzlich klopfte es an die Schlafzimmertür. „Ja?"
Mokuba öffnete die Tür. „Klingt ja lustig da drinnen. Ist mein Bruder nicht da?" „Öhm, ...nö?" „Ich dachte nur, weil ich von hier drinnen Gelächter gehört hab..."
„Sei ehrlich: Hast du deinen Bruder je laut Lachen gehört?" Nachdenklich sah Mokuba an die Decke. „Hast Recht. War absurd."
„Naja, man muss fair bleiben. Er ist nicht mehr ganz so verklemmt wie früher. Er unterhält mich gerade prächtig via Handy."
„Wo ist er denn?"
„In der Schule."
„Solltest du da nicht auch sein?"
„Ja. Hab verpennt."
Mokuba wirkte verärgert, sagte aber nichts. Durch das Video wusste Joey aus erster Hand, dass er ihn für unfähig hielt, in der Firma mitzuwirken. Eigentlich würde er ihm nur zu gerne das Gegenteil beweisen. Die Situation gerade war hierzu denkbar schlecht.
Joey versuchte etwas zu deeskalieren: „Ich hab dir gestern Brownies gebacken. Hast du gesehen? Sind im Kühlschrank." „Ne, hab ich noch nicht gesehen. Danke. Strebst du eine Karriere als Hausfrau und Mutter an?"
„Der war gut.", lachte Joey
Mokuba hingegen verzog keine Miene.
Es dämmerte Joey, dass das wahrscheinlich nicht scherzhaft gemeint war. „Ne, ich nehm das Ganze hier schon ernst. Keine Sorge. Ich möchte dir nur ein guter großer Bruder sein." „Ich habe bereits einen großen Bruder!"
Joey beschloss sich nicht unterkriegen zu lassen. Charme- Offensive! Er lächelte noch immer. „Doppelt hält besser..."
Mokuba sah noch immer nicht begeistert aus.
„...Lass dich einfach n bisschen von uns verwöhnen. Seto kauft dir was immer du willst. Ich back dir ab und zu was. Wir können auch mal alle zusammen was spielen, wenn du willst." „Kein Bedarf. Kümmert euch einfach umeinander und lasst mich da raus. Und fall ihm nicht zu sehr auf die Nerven, ja?"
„Mach ich nicht. Keine Sorge. Meine Energie reicht auch für euch beide." „Genau das meinte ich." „Ja Ja, ich werde mich etwas zurückhalten. Zufrieden?"
Mit noch immer kritischem Ausdruck in seinem Gesicht, nickte Mokuba und verließ den Raum.