Mein neues Ich

Door Cherrydream_2201

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"Was ist hier los?" rief ich und ignorierte die ängstlichen Stimmen der Anderen. Lens Kehle verließ nur ein... Meer

Eine Katze bricht bei mir ein
Die spinnen doch alle
Die Entscheidung fällt
Aufbruch
Ich frage Tyler Löcher in den Bauch
Mr. Schlafmütze und seine Kumpanen
Meine Rettung
Ich werde zur Nervensäge
Notiz an mich: Feststellen ob ich träume
Essen, schlafen und schon wieder essen
Ich, der Stalker
Alle haben's drauf, nur ich nicht
Im Kampf des Löwen
Der Befehl des Alphas
Himmel oder...
Hölle
Ich mu(T)ier(e)
Vertrauen
Zu viel Adrenalin
Lektion eins
Luxus
Das Geheimnis
Ich attackiere meine Direktorin
Zwischen Staub und toten Fliegen
Eine interessante Entdeckung, wenn du verstehst, was ich meine
Ich werde zur Spionin
Emotionale Ausbrüche
Ich falle durch ein Bücherregal
Len durchbricht eine Wand
Endgültige Erkenntnis
Blondi und ich bilden ein Team
Man rettet mir den Allerwertesten
Immer eine Frage der Perspektive
Ich, die (mal mehr oder weniger) kreative Person
Die Künste eines Mädchens
Überraschende Wendungen
Wenn die eigene Lebensdauer gefährdet ist
Eine Zeitreise ist lustig, eine Zeitreise ist schön
Wenn man einfach mal eine Zuflucht braucht
("Mädchen-")Gespräche
Wenn die eigene Mutter zum Fangirl mutiert
Frohe Weihnachten, Sarina
Wieder "richtig" zu Hause?
Die Geschichte der magischen Welt für Ahnungslose, bitte.
Waschechte Männergespräche!
Von Glitzervampiren und rücksichtslosen Chefs
Zweisamkeit
Kuchen und Küsse
Neunzehn
Vergangenheit um Vergangenheit
Überraschungen soweit das Auge reicht
Fragen über Fragen
Lasst das Spiel beginnen
Wahrheiten
Päckchen und Kindergartenkinder
Wenn man vor Emotionen fast verrückt wird
Erinnere dich!
Klarheit
Des Mondes Kind
Wie in Trance
Ein sehr . . . außergewöhnlicher Morgen
Geständnisse
Und die Vorbereitungen beginnen
Mein erster Ball . . .
. . . endet in einem Desaster
Der Beginn
Tag eins -Verborgen in der Dunkelheit
Tag eins -Die Suche ins Nichts?
Tag eins -Der gesuchte Fund
Tag zwei -Erwachen
Tag zwei -Macht
Tag zwei -Der nächste Schritt
Tag drei -Ein kleiner Funke Hoffnung
Tag drei -Maulwurf
Tag drei - Finale Planungen
Die Sonnenquelle
So nah und doch so fern
Trancengleichheit
Wiedersehensfurcht
Wie man richtig wütend wird:
Das letzte Gefecht
Unerwartete Hilfe
Unerwartetere Hilfe
In Finsternis
Von Krankenstationen und Liebesbekundungen
Hoffnungsvolle Versprechen
Epilog -Mein neues Ich
Ritter des Lichts (Ruby x Cody)
Charakterverzeichnis
Q&A

Es ist Krieg

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Door Cherrydream_2201

Ich rannte Richtung Osten. Jedenfalls hoffte ich das.

Mein Orientierungssinn war noch nie der beste gewesen, doch irgendwie schienen meine Pfoten zu wissen, wo es langging. Und wahrscheinlich war das auch besser so. Dann konnte ich mir in Ruhe darüber Gedanken machen, wie ich lebend die Nacht überstehen konnte.

Soweit ich wusste, waren die Hybriden aus Werwölfen und Vampiren sowohl in ihrer menschlichen Form, als auch in der seltsamen, vermischten und vor allem tödlicheren Tierform unterwegs. Ich nahm an, dass sich die Meisten nicht einmal selbstständig daran erinnern konnten, dass sie an irgendeinem Punkt ihres Lebens wenigstens teils menschlich gewesen waren und nur den Befehlen der Vampirin folgten. Ich hatte selbst durch meine eigenen Visionen in Träumen, durch Nevis aber auch durch Grace noch einmal bestätigt bekommen, wie sehr die Kreaturen, die Akaya zum Opfer gefallen waren, Marionetten glichen.

Deshalb musste ich herausfinden, welches Maß an Macht sie besaß, um die Wervampire von ihr loszueisen. Ansonsten wären sie zu gefährlich für jeden von uns. Doch ich wusste auch, dass dies nicht passieren konnte, ehe die Vampirin tot war.

Mrs. Roberts hatte mir versprochen, eine Friedensverhandlung mit ihr abzuschließen, aber wir beide wussten schon während sie es aussprach, dass es nie dazu kommen würde. Deswegen würde die Schuldirektorin genauso auf dem Schlachtfeld sein wie wir auch.

Wir hatten abgesprochen, uns in den Reihen, wo die jüngeren Schüler kämpften, abzuwechseln, sobald ich von der Sonnenquelle zurückkam. Es erschien uns als das Logischste, da die Meisten noch keine geübten Kämpfer waren. Mich konnte wenigstens meine neu gewonnene Macht schützen. Hoffentlich.

Ich hatte sie noch ein paar Mal ausprobiert, doch nie hatte es so gut funktioniert wie beim ersten Mal, wo ich all meine Freunde zu Stein erstarrt habe lassen.

Mein Gefühl sagte mir, dass es mittlerweile kurz vor zehn sein musste. Ich würde es also noch rechtzeitig schaffen, bevor es losging. Dann konnte sich auch die Direktorin darauf konzentrieren, die Vampirin zu erlegen.

Und selbst, wenn wir es nicht schaffen sollten, müssten wir nur bis 6:48 Uhr aushalten. Die Sonne würde dann den Rest für uns erledigen.

Doch sechs Stunden und achtundvierzig Minuten waren eine lange Zeit und die langen Februarnächte spielten uns nicht wirklich in die Karten. Wir mussten nur viel Zeit schinden und die Kreaturen müde machen. Das Gegenmittel würde nämlich nicht nur das Tagwandlerserum auflösen, sondern auch langsam den Körper der Hybriden von innen heraus vergiften, sodass wir nicht einmal mit ihrer vollen Stärke rechneten.

Trotzdem schienen diese Muskelpakete nie müde zu werden. Erst recht nicht unter dem Befehl der Vampirin, die ihre Marionetten wahrscheinlich sogar in den Tod arbeiten lassen würde.

Ich konnte so viel spekulieren, wie ich wollte. Am Ende würde sowieso alles anders kommen.

Und noch ehe ich diesen Gedanken zu Ende denken konnte, bewies mir das laute, unglücklicherweise mittlerweile vertraute Knurren und Kreischen, wie recht ich damit hatte.

Ich überlegte nicht lang und riss meinen Körper erneut nach rechts, tiefer in den Wald hinein.

In meinem Kopf kramte ich nach einer Karte der Umgebung. Doch es war alles stockfinster und da ich mich beim Laufen auf mein Bauchgefühl verlassen hatte, und nicht wusste, von wo ich eigentlich ursprünglich gekommen war oder die Sonnenquelle lag, fasste ich einen kurzen Entschluss. Noch während ich in Löwengestalt dem Lärm entgegenrannte, tauchte schon das Bild der Schleiereule in meinem Kopf auf.

Die Verwandlung verlief reibungslos und ich hätte beinahe ein freudiges Geräusch von mir gegeben, bevor ich mich daran erinnerte, unauffällig vorzugehen.

Ich schlug kräftig mit den Flügeln und stabilisierte meinen zwar noch etwas unsicheren, aber immer sicherer werdenden Flug, bevor ich das Kronendach der Tannen durchbrach und mir endlich eine klare Übersicht von der Umgebung machen konnte.

Der Ursprung der grauenvollen Geräusche stach mir sofort ins Auge. Irgendwo zwischen den Bäumen brannte es. Rauchfahnen, in denen Feuerpartikel schwebten, wehten genau in mein Gesicht und ich musste ungewollt höher fliegen, um ihnen auszuweichen.

Je näher ich dem animalischen Lärm kam, desto deutlicher konnte ich auch menschliche Stimmen erkennen und als ich nach unten schaute, sah ich, dass sich der Wald stetig lichtete.

War den Hybriden ein weiteres Menschendorf zum Opfer gefallen?

Doch je länger ich darüber nachdachte, desto unwahrscheinlicher schien es mir. Die Menschen bauten in dieser Region ihre Dörfer an Küsten oder am Fuße der Berge. Ihr innerer Überlebensinstinkt hielt sie davon ab, sich den Wäldern zu nähern, in denen magische Kreaturen hausten. Man konnte es nicht erklären, es war einfach so. Aber es erhielt sie am Leben und wir waren vor neugierigen Augen geschützt.

Es blieben also nur noch die Lager von diversen Bewohnern des Waldes.

Ein markerschütternder Knall ertönte mit einem Mal und eine pulsierende, blaue Lichtkuppel erhob sich über die Bäume, wo sie dann verweilte und . . . den Wald erhellte?

Überrumpelt vergaß ich für einen Moment, mit den Flügeln zu schlagen.

Dieses Licht hatte ich heute schon einmal gesehen.

Elfen.

Es war ein Elfendorf.

Selbst mit diesem Wissen musste ich vorsichtig sein. Die Elfen wussten sich zwar mithilfe ihrer Magie gut verteidigen, aber gegen diese Monster war niemand gewachsen.

Ich musste mir erst einmal anschauen, wie groß der Schaden war, bevor ich mich ins Getümmel stürzte. Also wagte ich mich im gleitenden Segelflug weiter vorwärts, bis ich mich dazu entschied, auf einer hohen Tanne Platz zu nehmen, die noch nicht wie die anderen Bäume in Flammen aufgegangen war.

Die Fläche, wo der Angriff stattfand, war größer als angenommen. Die Elfen hatten auf einer weiträumigen Lichtung eine Art Marktplatz errichtet, auf dem nun die hölzernen Buden, wo normalerweise wahrscheinlich Lebensmittel, Kunst und Schmuck verkauft wurde, in hellroten Flammen in den Himmel loderten. Heu, Stroh, Holz, Stofffetzen und Essen lagen brennend auf dem Boden, während um sie herum panische Gestalten versuchten, die riesigen geflügelten Kreaturen und ihre scharfen Zähne und Krallen abzuwehren.

Neben dem Platz brannten auch die liebevoll eingerichteten Häuser der Waldbewohner, die sich nicht nur über die Bäume am Boden, sondern auch in der Höhe zwischen Zweigen streckten, was auch erklären würde, warum fast der gesamte Waldabschnitt in Flammen stand. Die Hängebrücken zwischen den Bäumen hingen lose hinunter, die Planken, die wohl einst als trittsicher galten, ausgefallen oder zertrümmert. Mein Blick scannte die umherstehenden Bäume, in denen ich die Moos- und Farndächer der Elfenhäuser ausmachen konnte, die natürlich lichterloh zu brennen anfangen würden, sobald auch nur ein kleiner Funken Glut sie berührte. Ich konnte niemanden in den oberen Stockwerken erkennen. Anscheinend hatten es alle gefährdeten Baumhausbewohner rechtzeitig nach unten geschafft.

Ich drehte meinen Kopf, um in die anderen Bäume zu spähen, die nur gefährlich rot vom umhertobenden Feuer angeleuchtet wurden. Dunkle Gestalten schienen sich von dort abzuseilen, nur um sich dann doch wagemutig in den heißen Kampf zu stürzen.

Unsicher, was zu tun war, raschelte ich mit meinen Flügeln.

Das ist gar nicht gut.

Eigentlich hatte ich mich an einen Plan zu halten, aber ich konnte die Dorfbewohner nicht so einfach im Stich lassen. Vor allem, da es keinen Unterschied machte, ob ich hier Benachteiligten im Kampf gegen diese Monster beitrat oder auf dem Schlachtfeld.

Hier konnte ich wenigstens mit Sicherheit noch etwas wirklich Hilfreiches tun, anstatt im Krankenlager darauf zu warten, ob man uns brauchte oder nicht.

Der schrille Aufschrei einer Elfe ließen mich alle Überlegungen vergessen. Ein Hybrid hatte sich vor ihr aufgebaut und kam immer näher. Er verdeckte mit seinem breiten Rücken und den fledermausartigen Flügeln alle Fluchtwege, während sie sich mit ihrem ruß- und schmutzbeschmierten Gesicht an einen Heuwagen drückte, auf dem das trockene Gras schon Feuer gefangen hatte.

Innerhalb weniger Sekunden war ich vom Baum gesegelt, streckte meine Krallen aus und landete schließlich als goldene Löwin auf dem ungeschützen Rücken der Kreatur. Meine Klauen hatten sich fest in dem Fleisch des Untiers verankert, das gar keine Chance zu reagieren hatte. Mit einer einzigen schnellen Bewegung schnellte meine Schnauze vor und ich hatte mehr als nur einen Büschel Fell im Mund, als ich sie zurückriss und das Tier gurgelnd zu Boden ging, wo es zuckend liegenblieb, während schwarzes, klebriges Sekret aus seiner Kehle die Erde besudelte.

"Bist du okay?" Keuchend kniete ich mich neben die Elfe, die immer noch fassungslos auf den Wervampir starrte. Als ich so neben ihr saß und sie musterte, wurde ich stutzig.

Diese Uniform kam mir bekannt vor.

"Efy?"

Goldene Augen richteten sich auf mich und weiteten sich erstaunt, als sie mich erkannte.

"Sarina, was machst du hier?"

"Dasselbe wollte ich dich gerade fragen. Musst du nicht irgendwie an der Front sein?"

Ich reichte ihr eine Hand und zog sie hoch.

"Ja, eigentlich schon.", sagte sie. "Und du? Wo kommst du denn so plötzlich her?"

"Ich war gerade in der Nähe und habe dann den Lärm gehört. Scheint so, als könntet ihr meine Hilfe gebrauchen.", erklärte ich atemlos.

Die zierliche Elfe fasste etwas hinter mir ins Auge, bückte sich dann schneller als ich es realisieren konnte, hob einen silbernen, glänzenden Dolch auf und warf ihn dann zielsicher an meiner Schulter vorbei auf etwas, was daraufhin kreischend zu Boden ging.

"Guter Wurf.", sagte ich anerkennend.

"Danke.", grinste sie. "Guter Sprung vorhin übrigens. Ich dachte schon, ich halluziniere. Ich hatte nicht erwartet, dass sich eine kleine Eule so todesmutig in den Kampf stürzt, nur um sich dann in eine rasende, kehlenaufbeißende Löwin zu verwandeln."

Sie lief an mir vorbei und zog den Dolch aus dem merkwürdig verformten Schädel des Hybrids.

"Wie-?"

"Eisenhutextrakt. Glaub es oder nicht, die altberwährten Mittel klappen immer noch." Sie wischte das schwarze Blut an ihrem Ärmel ab, holte dann eine kleine Phiole hervor, in dem sich eine violette, zähflüssige Flüssigkeit befand.

"Es reicht ein Tropfen auf die Spitze und die Viecher fallen um wie Fliegen. Und dabei ist es egal, wo du sie triffst." Sie zeigte auf einen Elf, der mit zerissenen Kleidern gerade gegen ein Monster kämpfte und ihm kurzerhand eine Heugabel mit violett schimmernden Spitzen in einen der Flügel rammte. Der Wervampir brüllte auf, während der Flügel zusammenfiel, dann der andere und schließlich der ganze haarige, muskelbepackte Körper. "Es ist Gift für sie. Einmal in der Blutbahn, dauert es keine zehn Sekunden, bis es ihren ganzen Körper durchfließt und sie von innen heraus zerfrisst."

Gänsehaut bildete sich auf meinen Unterarmen.

"Das wusste ich gar nicht."

Efy seufzte.

"Ihr Gestaltwandler wisst vieles nicht. Im ersten Krieg habt ihr euch geweigert, mit uns zu kämpfen, also mussten wir unsere eigenen Schlachten bestreiten. Denkt doch bloß nicht, es ging diesen wertlosen Dingern nur um euch." Sie kramte in einer kleinen Tasche. "Wir haben unsere eigenen Mittel und Wege gefunden, um zu überleben. Hier."

Sie reichte mir ein kleines, gläsernes Fläschchen, in dem eine purpurne Flüssigkeit hin und herschwabbte.

"Für dich. Als Dank für mein Leben. Ich hätte es ja im Griff gehabt, aber das Ding hat mir meinen Dolch außer Reichweite geschmissen."

Ich hob abwehrend die Hände.

"Du musst doch nicht-"

"Nimm es." Beharrlich streckte sie die Hand noch weiter aus. "Ich weiß, dass ihr Eisenhutpulver einsetzt. Die Pistolen sind eine gute Idee, doch beim Schießen geht in der Luft zu viel verloren, weswegen es nur schwächend und nicht tödlich wirkt."

Sie lächelte und in ihrem Blick lag eine gewisse Traurigkeit.

"Wir könnten zusammen viel erreichen, wenn nicht beide Seiten so unnachgiebig und störrisch wären."

Für einen Moment musterte ich nur nachdenklich ihr Gesicht.

Sie hatte recht. Dieses Geschenk nicht anzunehmen wäre nichts Weiteres als pure Dummheit.

"Ich habe Angst, dass du am Ende nichts mehr hast.", gab ich ehrlich zu und erntete dafür einen überraschten Blick. Dann lächelte Efy.

"Willst du mich verarschen? Denkst du ich würde dir meine letzte Flasche geben?" Grinsend drückte sie mir das Fläschchen in die Hand. "Vergiss es. Es ist die kleinste, die ich finden konnte."

"Wow, okay. Es ist ja fast so, als hättet ihr euch mit dem Zeug zugedeckt, für den Fall, dass sich die Geschichte wiederholt."

"Wenn du nur wüsstest.", murmelte sie. Dann stützte sie sich wieder ins Getümmel und half einem schon etwas älteren Elf, eine rostige, mit violetter Flüssigkeit triefende Gabel in den Oberschenkel eines Hybrids zu versenken.

◆◇◆◇◆◇◆◇◆◇◆

Die Zeit verging und der Ansturm von ungewollten Gästen wurde weniger. Ich vermutete, dass es schon längst nach Mitternacht war und die Hauptschlacht die gesamte Stärke der Mischblute forderte, vor allem, da die Ausdauer und Stärke jeder Kreatur, die sich mir neu in den Weg stellte, zu schwinden schien. In meinem Gesicht lag ein leichtes Grinsen, als ich mich zurückverwandelte, nachdem ich einer der letzten Kreaturen als Löwin den Garaus gemacht hatte.

Len und Nevis schienen erfolgreich gewesen zu sein. Das Serum wirkte und die Sonne blieb wahrscheinlich noch für ein paar Stunden verschwunden.

Das Feuer hatte sich in der Zwischenzeit gelegt. Die Elfen verfügten über ein cleveres Löschsystem, das nachdem es einmal in Gang gebracht wurde, zügig (und vor allem zuverlässig) die Brände löschte. Dabei hatten vor allem die Wohngelegenheiten in den Bäumen äußerste Priorität. Ein nahe gelegener Fluss verfügte über eine Pumpe, die sich dann in Form einer Schleuse und in verschiedene Richtungen führende Kanäle um und im ganzen Dorf verteilte. Jedes Haus hatte einen Wasseranschluss und eine Leitung, die auch bis in den höchsten Wipfel der Bäume reichte, wo dann eine gewaltige Wasserladung losgelassen werden konnte, um mit nur zwei riesigen Schüben Wasser einmal den gesamten Baum und auch das darin befindende Haus vollständig zu löschen.

Ich war gerade dabei, einer verletzten Elfe so gut wie möglich auf die Beine zu helfen, als Efy wieder in mein Sichtfeld kam.

"Danke, Sarina.", keuchte sie und kam mir zu Hilfe. An ihrem Arm klaffte ein langer Riss, aus dem Blut sickerte. "Du hast uns sehr geholfen. Aber so wie es aussieht, haben wir jetzt wieder alles unter Kontrolle."

"Bist du sicher?" Zweifelnd blickte ich mich um, während meine Augen das Trümmerfeld überflogen, doch die Elfe nickte nur.

"Wir werden die Leichen ans Bachufer schaffen und dort verbrennen. Wer weiß, ob sie nicht wieder zum Leben erwecken. Bei diesen seltsamen Experimenten der Vampirin weiß man nie."

Ich nickte zögernd.

"Na gut." Ich half ihr noch, die Elfe unter unseren Armen auf einen nahegelegenen umgefallenen Baum zu setzen, bevor ich mich aufrichtete und meine verdreckten Kampfrüstung abklopfte. Ich hatte so gut wie nichts abbekommen. Nur kleine Schrammen zierten meine Hände und ich konnte spüren, wie sich bereits blaue Flecken unter meinem Brustpanzer und Armriemen bildeten, aber sonst ging es mir gut.

"Was machst du eigentlich hier?", fragte ich Efy, die besorgt das geschwollene Gesicht der Frau vor uns betrachtete.

"Oh, ich wohne eigentlich hier. Aldra ist nicht weit vom Königshof entfernt, also entschied ich mich, anstatt in eine unterirdische Stadt, an die Oberfläche zu ziehen." Sie riss einen Streifen einst minzgrünen Stoffes von ihrer Kleidung ab und tupfte damit vorsichtig das Blut aus einer Platzwunde an der Schläfe der Elfe ab. "Ich wurde in so einem Dorf geboren, also fühle ich mich unter der Erde nicht so wohl wie andere, die unter der Erde aufgewachsen sind. Tut das weh, Filya?"

Doch die Verletzte schüttelte nur matt den Kopf.

"Mein Haus ist gleich da drü-" Sie zeigte nach links, wo gerade ein verkohlter Ast von einem sehr mitgenommenen Baum fiel. "Na ja, war dort drüben."

"Das tut mir leid."

Sie winkte ab.

"Wir haben schon Schlimmeres erlebt. Angriffe auf Dörfer an der Oberfläche gibt es häufiger mal. Ich frage mich nur," Sie runzelte die Stirn und ließ ihren Arm mit dem notdürftigen Tuch sinken. "warum es ausgerechnet heute Nacht hier passiert. Wir Elfen haben mit dem ganzen Debakel eigentlich nichts zu schaffen."

Ihre goldenen Augen wanderten zu mir und musterten mich grübelnd.

"Es sei denn, es ist kein Zufall, dass du uns helfen solltest. Vielleicht will dich jemand von der Schlacht fernhalten. Ein Alpha weniger bedeutet, eine größere Chance zu siegen."

"Oder ihr seid nicht das einzige Dorf, das angegriffen wurde, und Akaya wollte sichergehen, dass unsere Verbündeten mit anderen Problemen beschäftigt sind. Einfach damit ihr uns nicht in der Schlacht unterstützen könnt." Ich zuckte mit den Schultern. "Ich würde ihr beide Varianten zutrauen."

"Das stimmt. Ich bin eigentlich auch nur hier, um meine Waffen zu holen. Ich wäre mit ungefähr zwanzig weiteren Elfen zu Mitternacht losgezogen, um euch im Kampf beizustehen. Keniir hat mir befohlen, die Truppe anzuführen."

Bei dem Gedanken an den Elfenhauptmann wurde sie ganz blass.

"Zur heiligen Königin, was erzähle ich ihm nur?" Sie vergrub das Gesicht in den Händen und Filya legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter.

"Mach dir keine Sorgen. Er wird es verstehen. Du hättest nicht einfach gehen und dein Dorf im Stich lassen können." Leise lief ich auf sie zu und kniete mich neben sie.

"Du kannst immer noch mit mir mitkommen, um zu kämpfen." Mein Blick schweifte wieder über das zerstörte Dorf um uns herum. "Aber ich denke, du wirst hier mehr gebraucht."

Ich legte der erschöpften Elfe eine Hand auf den unverletzten Arm.

"Ich mache mich jetzt auf den Weg. Du hast heute tapfer gekämpft." Aufmunternd lächelte ich ihr zu, während ihre goldenen, klaren Augen zwischen ihren Fingern hervorlugten.

"Keine Ahnung, ob das jetzt komisch klingt, aber ich hatte dich ein wenig unterschätzt." Efy richtete sich wieder auf und blickte mir ernst, aber aufrichtig ins Gesicht.

"Ich wollte es zuerst nicht wahrhaben, aber du wirkst Len ebenbürtig. Ihr beide seid euch in eurer Kraft und Stärke sehr ähnlich." Sie lächelte leicht. "Wahrscheinlich so ein Alpha-Ding."

Verlegen kratzte ich mich am Nacken.

"Na ja-"

"Nein, hör mir zu. Das mit Len war schön. Wirklich schön, aber nicht das, was wir auf Dauer wollten und brauchten."

Ich schwieg und bemühte mich, überall hinzusehen, nur nicht in die Augen der Exfreundin meines Gefährten.

"Du erkennst es vielleicht noch nicht, aber ich spüre in dir etwas, das vielleicht größer ist, als du selbst. Und das mag dir Angst machen. Aber letztendlich ist es das, womit du geboren wurdest und was zu dir gehört. Du solltest es nutzen, anstatt davor wegzulaufen."

Die Worte brannten sich in meinen Kopf und ich kam nicht drumherum, Efy erstaunt anzusehen.

"Die Kette." Sie zeigte auf den silbernen Schmuck, der wie von Zauberhand immer noch unberührt und silbern um meinem Hals funkelte. "Ich würde sie abmachen. Sie hält nicht nur ungewollte Angreifer von dir fern, sondern auch dich davon ab, dich vollends so zu akzeptieren, wie du bist."

Automatisch fuhren meine Finger zu dem Anhänger.

"Und wenn dich das nicht überzeugt," grinste sie. "denke einfach daran, dass die Ex deines Freundes die Kette in Auftrag gegeben hat, um sie ihm dann zu Weihnachten zu überreichen, nur damit er sie dann dir schenkt."

Meine Hand ballte sich fest um den Schmuck und ich schaute sie grimmig an.

"Ich werd's mir überlegen."

"Tu das." Sie zwinkerte und wandte sich dann an die verletzte Elfe, die immer noch auf dem Baumstamm saß und kurz vor der Ohnmacht schien. "Komm Filya, wir suchen dir einen sauberen Verband."

Sie war schon fast außer Hörweite, da drehte sie sich noch einmal um.

"Denk noch einmal über meine Worte nach!", rief sie. "Viel Glück! Und grüß Len von mir!"

Dann war sie hinter einer halb abgebrannten Holzbude verschwunden.

Verärgert presste ich meinen Kiefer aufeinander.

Efy war doch nicht so übel, wie ich gedacht hatte. Wären wir beide nicht durch Len auf diese verschrobene Weise miteinander verbunden, könnte ich sie wahrscheinlich sogar sehr gut leiden. Wir beide schienen einen ähnlichen Humor und Geschmack zu haben.

Seufzend rollte ich einmal mit den Schultern. Es müsste mittlerweile gegen Zwei sein. Mir blieb nicht mehr viel Zeit.

Wer wusste schon, wie die Lage an der Front aussah. Hatten wir die Oberhand? Gab es bereits viele Verluste?

Hoffentlich waren all meine Freunde noch gesund und munter.

Wie von selbst kamen meine Klauen leise auf dem schwarzen Boden auf, der sich vom Feuer und Sekret der Mischblute so dunkel verfärbt hatte. Meine Flügel rebellierten schon ein wenig, als ich mich dazu antrieb, kräftiger mit ihnen zu schlagen, um das Dorf so schnell wie möglich hinter mir zu lassen. Immerhin wurde es jetzt ernst.

Die kalten Winde der Februarnacht konnten meinem Gefieder nichts anhaben. Ich hatte also genug Zeit, mich auf die Umgebung und die Richtung zu konzentrieren, in die ich fliegen musste. Wie schon zuvor, verließ ich mich auf mein Gefühl und als der Wald plötzlich einer hügeligen Steppenlandschaft wich und zu meiner Linken die Umrisse eines Berggefildes auftauchten, wurde mir mulmig zumute. Ich befand mich viel zu weit im Westen, doch wenn ich die Augen zusammenkniff und genau hinhörte, konnte ich durch den pfeifenden Wind das Gekreische der Hybriden, das Schlagen von Eisen und das Gebrüll von Stimmen hören. Zügig bemühte ich mich, schneller zu fliegen und als das erste Kampfpaar unter mir erschien, erkannte ich das Wappen der Phoenix auf einem schon sehr ramponierten Schild. Der Oberstufenschüler rammte dem Monster gerade in diesem Moment sein Schwert in die Brust, als ich ihm zu Hilfe eilen wollte.

Der Hybrid klappte zwar nicht sofort zusammen wie die im Elfendorf, doch der Junge hatte die Kreatur im Gras festgenagelt, wo sie nur kreischend mit den ledernen Schwingen schlug. Ich drehte den Kopf weg, als er sie mithilfe einer einfachen Beschwörungsformel in Flammen aufgehen ließ, bevor er den Knauf seines Schwertes packte und sich dem nächsten, schon etwas schwankenden Wesen zuwandte.

Ich entdeckte weitere brennende Haufen, die, je weiter ich flog, immer mehr wurden und die Nacht erhellten. Erneut ließ ich den Blick schweifen.

Ein gutes Zeichen war, dass wir weit vorgedrungen waren. Ich konnte mir mittlerweile durch das theoretische Studieren der Karte von heute Morgen ein gutes Bild darüber machen, wo wir uns genau befanden. Ich hatte eigentlich erwartet, dass das Gebiet viel großflächiger sein würde, doch in der Realität sah die Landschaft viel kleiner aus, als gedacht. Man konnte sogar ganz weit am östlichen Horizont vereinzelte Lichter erkennen, die wohl zu Lutumy gehörten.

Mich machte das ein wenig nervös.

Ein so ernster Kampf sollte nicht in der Gegenwart von Menschen ausgetragen werden. Es blieb nur zu hoffen, dass es niemanden kümmerte, plötzlich hunderte von Lagerfeuern in der Ferne zu sehen, die scheinbar aus dem Nichts auf dem Grünland auftauchten.

Aber darüber konnten wir uns später noch Gedanken machen. Schließlich verfügten wir über mehr als nur einen sehr kompetenten Magier, der sich mit Vergessenssprüchen auskannte. Oder wir schickten einfach Cody, um im Dorf eine Massenschlägerei anzuzetteln.

Bei dem Gedanken musste ich beinahe lachen, was als Eule natürlich etwas schwierig war.

Der Drang zu lachen, verflog jedoch genauso schnell, wie er gekommen war, als sich die Silhouette eines gewaltigen Bauwerks in mein Blickfeld bahnte.

Burg Blutmond sah in der Realität aus, wie auf dem Bild im Postamt. Wenn nicht sogar noch gewaltiger und majestätischer. Niemand würde auf die Idee kommen, dass es sich bei dieser architektonischen Meisterleistung um eine Ruine handeln würde.

Auch nicht die ungeladenen Bewohner, die sich auf Mauern, Fenstersimsen und vor Türen und allen möglichen Ein- und Ausgängen postierten.

Unaufhörlich sah ich Kreaturen aus Türmen springen, die Palastmauern herunterrutschen oder mit unbeholfenem Flügelschlagen den leeren Burggraben hinaufklettern, um sich ins Treiben zu stürzen. Und mit einem Mal stellte ich mit Schrecken fest, dass die Theorie, die wir die ganze Zeit nur in unseren Köpfen herumgeschwirrt war, plötzlich zum Leben erwacht war.
Wir hatten tatsächlich das Nest gefunden, das die Bestien auf keinen Fall hergeben wollten. Koste es, was es wolle.

Nun gut, wenn sie es schon so herausfordern . . .

Mit einem wütenden, spitzen Schrei ließ ich mich zur Seite kippen und ging in einen steilen Sturzflug über.

Der erste Hybrid, den ich erlegte, erfuhr einen lautlosen Tod.

Und es würden noch dutzende andere folgen.

_____________________________

So, wer hätte das erwartet?

Cherry lebt noch und updatet nach 5 Monaten ganze ZWEI!!! Kapitel.

Ich bin selbst fassungslos, dass sowas noch einmal passiert. Wie schon das letzte Mal erwähnt, musste ich meinen Schreibplan erweitern . . . Nun ja, das ist dieses Mal erneut passiert, aber sollte wohl niemanden hier wirklich stören, oder? (;

Ich weiß ehrlich gesagt nicht so wirklich, was ich hier noch Weiteres hinzufügen soll . . .

Ach ja, wer mag Efy genauso gern wie ich?

Ich hatte erst ursprünglich geplant, sie nur als kurzes Cameo aus Lens Vergangenheit auftauchen zu lassen, aber mir hat ihr Charakter so gut gefallen, dass ich es nicht lassen konnte, sie noch einmal aufzugreifen (haha, da haben wir auch schon den Grund für den veränderten Schreibplan)

Ansonsten, konstruktive Kritik, Wünsche, Verbesserungsvorschläge etc. sind immer willkommen!

Passt auf euch auf und bleibt gesund!

LG <3

Eure Cherry

PS: Ich schwöre, diese Pause soll die letzte dieser Art sein. Ich weiß nicht, was dauernd in mich fährt. Ich will dieses Buch doch genauso gern zu Ende führen, wie ihr es lesen wollt.

PPS: Übrigens Danke an alle, die nach solch langer Zeit und unregelmäßigen Updates immer noch dabei sind. Das bedeutet mir sehr viel <3

PPPS: Song: Soldier by Fleurie

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