Maskerade

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Schnell schlug Zarinas Herz gegen ihre Brust, als sie eilig versuchte, die tote Prinzessin aus ihrer Kleidung zu befreien. Laut rauschte das Blut in ihren Ohren und ihr Brustkorb hob und senkte sich viel zu hastig.

Sie zog Nara die Kleidung vom Körper und entfernte mit geübten Fingern den Haarschmuck und löste die Frisur. Als sie endlich die mittlerweile blutgetränkten Stoffbahnen in ihren Händen hielt, blickte sie hastig durch das Zelt. Ihre Augen streiften jede Ecke, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck.

Immer lauter wurden die Schreie, die von draußen durch die dünne Zeltwand hallten und Zarina wusste, sie hatte nicht mehr viel Zeit. Es würde keiner des Kanghut-Clans wagen, das Zelt der Prinzessin zu betreten, dass wusste Zarina. Denn Nara hatte dies vor einigen Stunden schon streng verboten. Und niemand würde sich ihrem Willen wiedersetzen. Viele waren von ihrem Clan nun eh nicht mehr übrig und die wenigen Überlebenden würden sich bald im ewigen Grün mit ihren Familien vereinen.

Zarinas Blick viel auf die kleine, verzierte Holzkiste, in der die wenigen restlichen Kleider der Prinzessin verwahrt wurden. Es waren kaum mehr welche von den einst zahllosen Kleidern übrig. Nur einige wenige Stücke hatten es geschafft, bei der Flucht mitgenommen zu werden.

Mit schnellen Schritten trat Zarina auf die Kiste zu und öffnete sie. Zuerst zog sie mit einer Hand ein sauberes Kleid heraus, bevor sie die blutigen Sachen in die Kiste stopfte.

Dann entkleidete sie sich eifrig selbst. Immer schneller schlug ihr kleines Herz und das Adrenalin rauschte durch ihren Körper. Die Angst, sie könnte erwischt werden war allgegenwärtig und innere Panik ließ die junge Frau nicht zur Ruhe kommen. Sollte jemand der Chaharen durch die Türe kommen und sie erwischen, war dies ihr sicherer Tod.

Nackt ließ sie sich neben dem Leichnam der Prinzessin auf den Boden sinken und zog ihr schnell die eigenen, alten Kleider an. Mit dem langen Messer ritze sie ein Loch auf Brusthöhe, um die Wunde echt erscheinen zu lassen. Dann rollte sie die Tote auf den Bauch, um die falschen Blutspuren zu verwischen.

Nackt stand sie über ihrer Prinzessin und sah auf sie hinab. Trauer bildete sich erneut in ihrem Gesicht, doch Zarina wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ein lauter, schmerzerfüllter Schrei durch die Stille der Nacht schnitt.

Zarina Riss den Kopf nach oben, ihre Feinde waren nun schon sehr nah an dem Zelt. Schnell legte sie sich selbst die Kleider der Prinzessin an und setzte sich auf den Teppich in der Mitte. Mit den Händen in ihrem Schoß versuchte sie sich zu beruhigen.

Doch nur einige Sekunden später, sprang sie erneut auf ihre Füße. Der Schmuck! Ihre Haare! Sofort beugte sie sich erneut zu Nara hinab, um ihr den königlichen Schmuck zu entfernen und sich selbst anzulegen. Anschließend flocht sie mit geschickten Fingern ihre Haare zu einer einfachen, aber schönen Frisur. Mit den kleinen Schmuckstücken der Prinzessin sah auch diese schnell sehr echt aus. Ihr fiel auf, dass sie mit ihren blutigen Händen bereits dabei war, das neue Kleid zu besudeln. Deshalb eilte sie noch zum Waschtisch ihrer Herrscherin, um sich vom Blut und Dreck zu befreien. Keine Sekunde zu spät, hatte sie sich von dort entfernt und stand neben der Leiche der Prinzessin. Noch bevor die Schuldgefühle und die Angst vor ihrer eigenen Idee sie umstimmen konnten, wurde der Zeltvorhang beiseite gerissen und grimmig dreinblickende Männer stürmten in ihr Zelt.

Mit vor Angst geweiteten Augen starrte Zarina sie an. Sie konnte ihren eigenen Herzschlag hören und versuchte das Zittern ihrer Hände zu verbergen, indem sie diese zu Fäusten ballte und in den langen, weiten Ärmeln des goldbestickten Kleides verbarg.

Stumm bildeten die Männer einen Halbkreis vor dem einzigen Ausgang und starrten Zarina an. Die junge Frau wankte einige Schritte zurück und sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie hoffte inständig, dass sie mit ihrer Vermutung recht hatte und diese Barbaren das Leben der Prinzessin verschonen würden. Denn sonst wäre ihre ganze Maskerade umsonst.

Zarina wollte gerade den Mund öffnen und mit ihrem gesammelten Mut die Männer anzusprechen, als sich der Vorhang erneut bewegte und ein großer, breiter Mann eintrat. Sofort wichen die Männer zur Seite und senkten ergeben den Kopf.

Nun stand die junge Frau dem wohl gefährlichsten Mann ihrer Zeit gegenüber. Sie starrte geradewegs in die schwarzen Augen von Chagan Kubylai.

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⏰ Poslední aktualizace: Mar 09, 2020 ⏰

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