Dann trat Harry hervor und umarmte mich. Fast im selben Moment schossen meine Tränen hervor und tropften auf seinen Pullover, während er mich fest an sich zog. Mein Körper bebte und zitterte. Ich fühlte mich so elend und obwohl ich Ron in diesem Moment hasste, hoffte ich inständig, dass ich ihn nicht verloren hatte.

„Ich rede mit Ron. Irgendwann kriegt er sich schon wieder ein. So ist er doch, das weißt du", sagte er mit beruhigender Stimme und tätschelte meinen Kopf.

Harry war ein so unglaublich toller Freund. Wir hatten schon so viel erlebt, dass es mir vorkam, als kenne ich ihn schon mehr als fast mein halbes Leben lag. Er war immer für mich da gewesen und wir hatten immer zusammengehalten. „Danke, Harry. Für alles", schniefte ich, als wir uns wieder voneinander lösten.

„Und eigentlich darf Ron es auch keinem anderen erzählen", fiel mir meine Sorge wieder ein. Harry grinste. „Das würde ihm doch sowieso niemand glauben."

Traurig schmunzelte ich. Dann atmete ich tief durch und meine Tränen versiegten wieder. Ich würde nicht weiter wegen diesem Idioten heulen. Als sich Harry und Ginny verabschiedet hatten, schloss Ginny die Türe wieder und blickte mich aufmunternd an. „Das hast du gut gemacht", lobte sie und warf sich rücklings auf ihr Bett. „Ich schätze, er ist jetzt erstmal eine Zeit lang eingeschnappt, beruhigt sich dann aber sicher wieder."

„Hmm, kann sein", murmelte ich zustimmend und legte mich ebenfalls in mein Bett. Ich spürte die Erschöpfung in jedem meiner Knochen. Das war alles wirklich sehr anstrengend gewesen. Obwohl mir die verschiedensten Gedanken im Kopf herumschwirrten und die unterschiedlichsten Gefühle in der Magengegend brodelten, war ich schon bald eingeschlafen.

  *

Ich traute mich kaum, das Zimmer zu verlassen und frühstücken zu gehen. Nicht, weil ich Angst vor Ron hatte. Sondern weil ich Angst hatte, dass nun ebenfalls alle davon wüssten und mich die Hölle auf Erden in dieser Schule erwarten würde.

Ginny schob mich vorwärts und leistete mir Unterstützung, während wir in die große Halle gingen. Doch niemand drehte sich erschrocken oder neugierig zu mir herum. Es kamen auch keine verrückten Slytherinmädchen auf mich zu, um mich umzubringen. Es war alles in Ordnung. Bis auf die Tatsache, dass Ron nicht da war.

Wir setzten uns zu den anderen Gryffindors unseres Jahrgangs. Harry bemerkte meinen fragenden Blick. „Er ist eingeschnappt. Bringe ihm gleich was zu Essen hoch", erklärte er.

Seufzend lud ich mir ein wenig Essen auf den Teller, obwohl ich gar keinen richtigen Hunger hatte. In Gedanken wollte ich wie bei beinahe jedem Frühstück die einzelnen Unterrichtsstunden und ihre kommenden Themen durchgehen, die mich erwarten würden, seltsamerweise fiel mir das heute aber ziemlich schwer.

Möglichst unauffällig schweifte mein Blick zu Malfoy, der zwischen Blaise und Goyle saß und sich eigentlich wie immer verhielt. Allerdings war heute Parkinson nicht da, um ihn anzuschmachten.

Gedankenverloren stocherte ich in meinem Joghurt herum, in dem Versuch, mich gedanklich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren.

  *

Ron war auch im Unterricht nicht da. Während ich also in zwei von sechs Fächern alleine saß, bemühte ich mich, dem Unterricht zu folgen.

Dass er sauer war verstand ich wirklich, aber er konnte doch deshalb nicht einfach den Unterricht schwänzen! Nicht, dass das schon schlimm genug wäre. Immerhin würden wir bald die Prüfungen schreiben und er würde so den ganzen wichtigen Unterrichtsstoff dafür verpassen.

Ich konnte mir ein genervtes Seufzen nicht verkneifen. So ein Vollidiot. Wahrscheinlich würde ich Ginny oder Harry dazu anstiften, ihn zur Vernunft zu bringen.

Als ich nach dem Unterricht in mein Zimmer stürzte, um Ginny um diesen Gefallen zu bitten, war der Raum leer. Eine arme Eule wartete vor dem Fenster und pickte daran, als sie mich entdeckte. Eilig öffnete ich und gab ihm ein paar Eulenleckerlies, bevor sie ohne auf einen antwortenden Brief zu warten verschwand. Ich faltete den einfachen Zettel auf.

Petrichors Box, stand da in ordentlicher Handschrift.

Mit schneller klopfendem Herzen dachte ich, dass das von Malfoy sein musste.

Ron nämlich hätte den Namen wohl ganz sicher nicht richtig geschrieben, und reden wollte er mit mir momentan ja auch nicht.

Eilig warf ich mir eine Jacke über und machte mich auf den Weg. Mit einem Lächeln im Gesicht betrat ich die Scheune und ging in Petrichors Box.

Malfoy war noch nicht da, aber dann würde ich einfach noch ein bisschen warten und mich zwischenzeitlich mit Petrichor beschäftigen.

Ich tätschelte dem Augurey vorsichtig den Kopf, wobei er sanft vor sich hin krächzte. Dann schlug sein Krächzen in ein Kreischen um.

"Impedimeta!"

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Ziemlich wichtige und erfreuliche Nachrichten (auch) zu "Petrichor" auf meinem Profil unter 'Unterhaltungen'!

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