"Komm schon, da trifft ja ein Blinder besser." Ich gab mir größte Mühe die Zielscheibe zu treffen, aber Messerwerfen war einfach nicht meine Stärke und Damons spöttische Kommentare machten es auch nicht gerade besser. "Vielleicht sollte ich mir ja mal dich als Ziel vorstellen", murmelte ich leise. Ein kurzer Blick nach links ließ mich erleichtert aufatmen; irgendjemand wollte kurz mit meinem Ausbilder sprechen, weswegen er meine Antwort nicht gehört hatte. Ich war nicht unbedingt scharf darauf zu erfahren wie er wohl auf meine ständigen Respektlosigkeiten reagieren würde, also hielt ich meistens meine Klappe, hin und wieder rutschte mir aber doch etwas raus. Zu meinem Glück schienen ihn diese Momente eher zu belustigen als zu verärgern, aber trotzdem versuchte ich es nicht zu übertreiben.
Mit einem leisen Klirren landete auch das nächste Messer auf dem Boden, diese verflixten Dinger wollten einfach nicht stecken bleiben. Fluchend sammelte ich alle wieder ein und begab mich erneut in Position; im Waffentraining war ich doch auch ziemlich zielsicher gewesen, warum nur funktionierte das hier nicht?
"Du stehst falsch." Ich zuckte zusammen, als Damon mich plötzlich an der Hüfte packte und anders drehte. "Stell das rechte Bein nach vorne und wirf nicht immer mit dem ganzen Arm, versuch nur den Unterarm zu benutzen." Er stellte sich genau hinter mich und führte meine Hand in einer mir völlig unbekannten Bewegung. "Los." Reflexartig ließ ich das kleine Messer los, es schnellte zu meiner Überraschung mit einer viel größeren Geschwindigkeit als vorher auf das Ziel zu und traf genau ins Schwarze.
"Wow." Irritiert starrte ich immernoch auf das Messer, welches fest in der Scheibe steckte und zum ersten Mal nicht herunterfiel. "Und das hättest du mir nicht eher zeigen können?" Damon lächelte nur amüsiert, ich wusste nicht, was daran jetzt so lustig sein sollte. "Ich wollte sehen, ob du's selber hinbekommst beziehungsweise ob du deinen Stolz runterschluckst und mich um Hilfe bittest." Toll, also hatte ich mich die letzten Stunden völlig umsonst blamiert, das war ja mal wieder sowas von typisch. "Und jetzt konntest du das Elend nicht mehr mit ansehen?" Konzentriert stellte ich mich wieder in Position und versuchte alles genauso zu machen, wie Damon es mir gezeigt hatte. Diesmal schlug das Messer ziemlich weit von meinem anvisiertem Punkt ein, aber immerhin hatte ich getroffen. "Nein, ich wollte einfach dein Gesicht sehen, wenn du merkst, dass du mehrere Stunden unnütz mit Messern geworfen hast." Grinsend beobachtete er mich dabei, wie ich ein Messer nach dem anderen in die Zielscheibe pfefferte. "Du bist echt das größte Arschloch das mir je begegnet ist", rutschte es mir unbedacht raus. Schnell verschwand ich wieder um die Messer zu holen und hoffte, dass ich nicht gerade mein Todesurteil unterschrieben hatte. Allzu lange konnte ich das jedoch nicht herauszögern und näherte mich schließlich vorsichtig meinem Ausbilder, der mich mit hochgezogener Augenbraue musterte.
"Werd nicht frech, Prinzessin, das könnte böse ausgehen." Ich hatte gerade erleichtert, dass ich wohl doch nochmal davonkommen würde, die Wurfmesser zurück an ihren Platz gelegt und wollte erneut anfangen zu üben, als er mich schmerzhaft am Arm packte und hinter sich her zerrte. "Könntest du das bitte lassen?" Ich versuchte meine Stimme nicht allzu genervt klingen zu lassen um mir weiteren Ärger zu ersparen. Damon warf mir einen kurzen Blick über die Schulter zu und ich sah, dass seine Mundwinkel verdächtigt zuckten. "Was?"
"Erstens mich ständig hinter dir her zuziehen, ich bin kein verfluchter Hund und zweitens mich immer Prinzessin zu nennen." Ärgerlich versuchte ich mich loszumachen, hatte damit aber in etwa soviel Erfolg wie eine Ameise, die ein Auto bewegen wollte. "Stört dich das?" Wir waren inzwischen auf den Trainingsmatten angekommen und Damon hatte einen überraschten Blick aufgesetzt; für einen Moment schöpfte ich Hoffnung, dass er das tatsächlich lassen würde. "Ja, natürlich stört mich das."
"Na wenn das so ist...." Er kam weiter auf mich zu und blieb schließlich so knapp vor mir stehen, dass wir uns fast berührten; ich konnte mich gerade noch beherrschen nicht zurückzuweichen. Ernst sah er mich an und beugte sich schließlich noch weiter vor, bis ich seinen Atem an meinem Ohr spürte. "...Pech gehabt."
Kaum merklich zuckte ich zusammen und schaffte es endlich mich aus meiner Erstarrung zu lösen. Schnell wich ich ein paar Schritte zurück und funkelte meinen feixenden Ausbilder wütend an. Wie hatte ich auch nur etwas anderes erwarten können?

"Autsch." Zum wiederholten Male knallte ich auf die, nicht gerade weiche, Matte. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Damon mir meine Worte von vorhin noch immer übel nahm. Langsam richtete ich mich wieder auf und ließ meinen Ausbilder dabei nicht aus den Augen, diesen Fehler würde ich nie wieder begehen. "Können wir mal ne Pause machen?" Dass ich jetzt wie ein quengelndes Kleinkind klang war mir im Moment herzlich egal, ich konnte einfach nicht mehr. Sehnsüchtig wanderte mein Blick zu den anderen Rekruten am entgegengesetzten Ende der Halle. Sie übten mehr oder weniger angestrengt verschiedene Kampftechniken. Damon folgte stirnrunzelnd meinem Blick und wurde augenblicklich wieder wütend. Ohne ein Wort zu sagen ging er betont ruhig auf ein paar am Rand sitzend Auszubildende zu, offenbar hatten sie ihn noch nicht bemerkt. "DARF ICH EUCH VIELLEICHT NOCH EINE TASSE TEE BRINGEN?!" Ich glaube in diesem Moment zuckte jeder hier zusammen, die drei angesprochen sprangen sogar schreiend auf. Wenn das schon für mich laut war, wie fühlten sie sich dann, schließlich stand Damon genau hinter ihnen.
Er schien sie noch eine ganze Weile zusammenzustauchen, die genauen Worte verstand ich zwar nicht, aber als er sich schließlich abwandte fingen sie alle mehr als eifrig an zu üben.
"Das war deine Pause, ich hoffe du hast sie genutzt." Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Damon wieder bei mir angekommen war, brachte aber ein schnelles Nicken zu stande. Nachdenklich musterte er mich, ich wollte lieber nicht wissen was er sich gerade überlegte.
"Ich würde gerne was ausprobieren, du erinnerst dich noch an deine telekinetischen Kräfte?" Da war er wieder, dieser spöttische Unterton, der mich jedesmal misstrauisch werden ließ. "Jaaa.....". Unsicher versuchte ich herauszufinden was in seinem Kopf vorging, als ein boshaftes Grinsen über sein Gesicht huschte. "Gut, benutz sie gefälligst."

Caeth-Die Rebellen || #Wattys2015Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt