4 | Aarochelle - Insel der Vesthalien

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Mit ruhiger Entschlossenheit steuerte Hannah das Schiff zwischen den imposanten Felsen hindurch. Das Wasser glitzerte im gleißenden Sonnenlicht, während das Schiff durch den schmalen Durchgang glitt. Die Felsen schienen sich zu öffnen wie die Pforten eines mächtigen Schlosses, und Hannah fühlte sich wie eine Entdeckerin auf einem neuen Kontinent.

Als sie den Durchgang hinter sich ließ, breitete sich vor ihr die mächtige Stadt aus, die sich wie eine riesige Seenadel mehr als hundert Meter in den Himmel erhob. Die Sonne hatte bereits ihren Zenit erreicht, doch der erhabene Berg vor ihr warf einen langen Schatten auf die kristallblaue See, in deren glatter Oberfläche sich der wolkenlose Himmel spiegelte. Es war ein atemberaubender Anblick, der Hannahs Herz vor Aufregung höherschlagen ließ, während sie unbeirrt Kurs auf die imposante Stadt nahm.

»Man könnte meinen, dass dies das Paradies sei«, hörte Hannah ihre Freundin neben sich flüstern. Hannah folgte ihrem Blick und sah den Berg hinauf, dessen steile Hänge von kleinen Herrenhäusern und größeren Palästen gesäumt waren, die sich wie Seepocken an den Felsen klammerten. In den wenigen Zwischenräumen reckten sich blühende Palmen und mit Kronalla bedeckte Blumenranken dem Himmel entgegen. Die weiß getünchten Häuser mit den dunkelblauen Dächern ließen den Berg wie einen Turm aus Elfenbein erstrahlen.

Die Spitze, die Hannah aus dieser Nähe schon nicht mehr sehen konnte, beherbergte den größten Götterpalast aller Inseln in Domhain. Er war von unbeschreiblicher Schönheit und Anmut. Sie selbst hatte vor einigen Jahren den beschwerlichen Weg bis zur Spitze auf sich genommen, um den Göttern zu huldigen und sie um den Segen für eine anstehende Reise zu bitten. Der Palast war ein prachtvolles Bauwerk aus Marmor und Gold, der einen fast blendete, wenn die Sonne ihn beschien. So wie eigentlich alles, was es in Aarochelle gab, war der Palast der Inbegriff von Prunk und Maßlosigkeit. Er strahlte wie die Bewohner der Insel Reichtum und Macht aus. Und wie die Bewohner nahm er mehr, als er gab.
Das hatte Hannah am eigenen Leib erfahren müssen. Ihr Besuch im Allerheiligsten hatte sie zehn Goldmünzen gekostet, ein Vermögen für eine einfache Free wie sie. Doch trotz des hohen Tributs hatten die Götter ihre Bitte nicht erhört. Sie hatte nur ein Gebet erhalten, das nichts bewirkte, außer dem Gefühl, um ihr hart verdientes Geld betrogen worden zu sein.

Auch die Menschen dieser Insel nahmen mehr von den Armen, als sie zu geben bereits waren. Sie verboten ihnen sogar, Besitz zu haben. Sie waren lediglich geduldet, als Bäcker, Handwerker, oder Köche für die Vesthalien. Und wehe dem, der versuchte seinen Stand zu erhöhen.

Als Diyanne als Wandlerin in diese Stadt gekommen war, hatte sie bei einer großzügigen Dame der Gesellschaft und deren Mann ein Zuhause gefunden. Doch das Glück währte nicht lange, denn der Mann verfiel bald dem schönen Mädchen, und die Frau, von Eifersucht verzehrt, hielt Diyanne jahrelang in der Gestalt eines Tigers in einem düsteren, in den Felsen gehauenen Keller gefangen.
Jahre vergingen, und Diyanne fristete ihr Dasein in der Einsamkeit und Dunkelheit, während sie sehnsüchtig nach Freiheit und Rettung verlangte. Doch das Schicksal war grausam, und ihre Hoffnung schwand mit jeder verlorenen Stunde.

Eines Tages jedoch landeten Hannah und Ronan mit Hannahs Schiff in dieser Stadt, ahnungslos von den dunklen Geheimnissen, die sie hier erwarten würden. Als der Mann der bösen Frau beim Kartenspielen alles verlor, bot er Ronan die Wandlerin als Ausgleich für seine Schulden an. Und so wurde Diyanne, gefangen in ihrer tierischen Gestalt, zum Opfer eines schicksalhaften Tauschgeschäfts, das ihr Leid endlich beendete.

Als die kranke und unterernährte Diyanne auf Hannahs Schiff angekommen war, hatte die junge Kapitänin sich aufopferungsvoll um die arme Gestalt gekümmert, und sie waren schnell zu guten Freundinnen geworden. Doch der Anblick des Berges, der Diyanne an ihr grausames Schicksal erinnerte, schnürte Hannah die Kehle zu. Es war schwer zu ertragen, dass ihre Freundin erneut mit dem Leid konfrontiert wurde, das sie zuvor so tapfer überwunden hatte.
Aus diesem Grund hatte Hannah Diyanne mit der Aufgabe betraut, nur ein wenig Proviant zu holen, während sie selbst den gefährlichen Weg durch die oberen Schichten der Stadt einschlug. Sie konnte es nicht ertragen, Diyanne erneut den schrecklichen Erinnerungen auszusetzen, die dieser Ort barg. Es schnürte ihr das Herz zusammen, ihre Freundin dem Leid auszusetzen, das sie bereits einmal durchlitten hatte. Daher entschloss sie sich, den schweren Weg allein anzutreten, in der Hoffnung, Diyanne vor weiterem Kummer zu bewahren und ihr eine Last von den Schultern zu nehmen.

»Wir bleiben nicht länger als unbedingt notwendig ist!«, versprach Hannah ihrer Freundin, nachdem sie die Segel einholen ließ und sie sanft in den Hafen am Fuße des Berges einliefen.

Die Wavedancer glitt elegant übers Wasser und kam neben der Sturmwind zum Stehen, wo sie ihren Anker ins Wasser hinab ließ. »Schon hier?« Darrels spöttisches Grinsen bahnte sich den Weg über die Reling und traf auf Hannahs Augen.
»Und doch seid ihr anscheinend nicht weitergekommen, als bis zum Anleger«, spottete sie. Die salzige Meeresbrise umspielte ihre Worte, während die Wellen dumpf gegen den Rumpf der Schiffe klatschten.

»Seid euch da nicht so sicher! Ronan hat bereits herausgefunden, wo wir nach dem nächsten Hinweis suchen müssen. Wir sind euch also einen Schritt voraus!«, prahlte er, sich selbstbewusst in die Höhe reckend.

»Diese Reise besteht aus mehr als einem Schritt in die richtige Richtung. Ich wette um zwei Dukaten, dass du früher oder später meine Hilfe brauchen wirst!«, prophezeite Hannah, während sie selbstsicher einen Mundwinkel nach oben zog und sich ebenfalls lässig über die Reling lehnte.

»Ich wüsste nicht, wobei du mir helfen könntest, Kleines«, meinte Darrel sanft, sein Ton von einem Hauch von Spott durchzogen.
»Ich kenne mich hier aus«, entgegnete Hannah, und ein Funke Entschlossenheit glänzte in ihren Augen. »Und du hast keine Ahnung von den Leuten, die hier leben. Hast du überhaupt etwas zum Anziehen?«, fragte sie neugierig und ließ ihren Blick über Darrels Outfit gleiten.

Darrel sah an sich hinab, ein schelmisches Lächeln auf den Lippen. »Ich bin bereits angezogen«, lachte er, und seine Stimme hallte über das Deck. Er deutete auf seine lederne Hose und das locker geschnürte Hemd, unter dem man die muskulöse Brust und die definierten Oberarme des Kapitäns erkennen konnte.

»Du siehst aus wie ein echter Pirat! Die feinen Leute werden dich nicht mal in ihre Nähe lassen! Aber ich habe einen Plan, wie wir uns unter das Volk mischen können. Vertrau mir und nimm mich mit. Was auch immer wir finden, teilen wir!«, schlug Hannah vor, während sie Darrel herausfordernd ansah. Ein Schmunzeln huschte über Hannahs Gesicht, als Darrel sich am Kinn kratzte und über das Angebot nachdachte.

»Wer garantiert mir, dass du mich nicht wieder hereinlegst?«, fragte er skeptisch.
»Bitte!«, erwiderte Hannah mit einem spöttischen Ton. »Wir waren es nicht, die euch in eine Falle locken wollten. Wir haben nur getan, was ihr auch getan habt. Also?«

Darrel zögerte eine Sekunde, dann nickte er. »Abgemacht! Was auch immer wir finden, gehört uns beiden. Doch danach trennen sich unsere Wege.«
»Nichts lieber als das«, bestätigte Hannah. Dann lass uns aus dir mal einen anständigen Herren machen!«

Das gekaperte HerzNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ