Weil ich dich abholen und nach Hause bringen werde

Was? Nein, das ist doch Schwachsinn. Du kannst doch nicht extra dafür nach Frankreich fliegen!

Zu spät, ich bin schon am Flughafen in England, mein Flug geht in einer knappen Stunde

Pierre... Das musst du nicht machen

Doch, muss ich. Und jetzt ruh dich noch etwas aus, wir hören voneinander, wenn ich gelandet bin.

Du bist verrückt, weißt du das?

Ja, verrückt nach dir und ich mach mir Sorgen um dich, also schlaf jetzt bitte noch eine Runde und versuch dich weiter zu erholen❤️

Okay🙈

Kopfschüttelnd legte ich mein Handy wieder beiseite und seufzte innerlich. Es wäre vernünftig und richtig gewesen, ihm den Flug auszureden und darauf zu bestehen, dass er weiter seinen Job machte. Aber ein Teil von mir sehnte sich danach, von ihm in den Arm und umsorgt zu werden, weshalb ich meine Zweifel beiseite schob, die Augen schloss und nochmal zu schlafen versuchte.

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Nachdem ich tatsächlich noch ein kleines bisschen Schlaf bekommen hatte, wurde mir nochmal Blut abgenommen und anschließend gab es ein wirklich ekelhaftes Frühstück, das ich mit Müh und Not zumindest teilweise aß, allein schon weil ich hoffte, dass mir danach etwas weniger schlecht sein würde.

Zu meiner Erleichterung verkündete der Arzt bei der Visite, dass nichts gegen meine Entlassung sprach und ich mir die nötigen Papiere in einer Stunde an der Station abholen konnte, allerdings sollte ich übermorgen nochmal zur Kontrolle vorbeikommen und war mindestens eine Woche krankgeschrieben.

Die guten Neuigkeiten teilte ich natürlich sofort mit Coco und Pierre und telefonierte sogar kurz mit meiner Schwester, um ihr zu erzählen, dass Pierre extra für mich nach Frankreich geflogen kam und sich um mich kümmern wollte, sie sich also erst recht keine Sorgen mehr machen sollte, weil ich in guten Händen war.

Als ich die Krankenhauskleidung gegen meine eigenen Sachen tauschte, fühlte es sich einen Moment lang surreal an, weil ich mich noch genau erinnern konnte, wie ich mir die Sachen gestern morgen rausgesucht und wie ich mir dazu die Haare gestylt und mein Make-up aufgetragen hatte. Alles für die Arbeit, bei der ich letztendlich gar nicht angekommen war.

Zwischendurch schrieb Pierre mir, dass er gut angekommen war und in welchem Krankenhaus ich abgeholt werden musste und ich konnte mir nur schwer ein Lächeln verkneifen, als mir klar wurde, dass ich ihn schon sehr viel schneller als erwartet wiedersehen würde. Sobald ich meine Entlassungspapiere bekommen hatte, schnappte ich mir meine Tasche und machte mich auf den Weg zum Ausgang, wo ich schnell ein bekanntes Gesicht entdeckte, auch wenn es mit einer tief in die Stirn gezogenen Kappe getarnt war.

Pierre entdeckte mich im selben Moment und lief sofort auf mich zu, einen wunderschönen Blumenstrauß in der einen und eine Bäckertüte in der anderen Hand. Als er vor mir stand, ließ er seinen Blick einmal röntgenmäßig über meinen Körper wandern, als ob er jede Verletzung erfassen wolle, dann küsste er mich sanft auf die Wange.

"Hey, was machst du bloß für Sachen?", begrüßte er mich schmunzelnd und ich erwiderte es.

"Ich hab's nicht gerne gemacht. Aber es ist lieb von dir, dass du extra gekommen bist, um mich abzuholen. Was haben deine Bosse bei Alpine dazu gesagt?"

"Dass du wichtiger bist als die Arbeit und dass sie den Rest auch ohne mich schaffen. Du wirst mich also nicht so schnell los, denn ich bin jetzt dein persönlicher Krankenpfleger."

"Sag das bloß nicht zu laut, sonst komm ich noch auf Ideen. Können wir jetzt bitte nach Hause fahren? Ich bin total platt und will einfach nur in mein Bett."

"Klar. Die hier sind übrigens für dich", sagte Pierre und drückte mir den Blumenstrauß in die Hand, den ich lächelnd entgegennahm, "und hier drin hab ich Brioche und Éclairs."

"Mit Vanillefüllung?", fragte ich und griff gierig nach der Tüte, um hineinzusehen.

"Natürlich mit Vanillefüllung, ich weiß doch, dass du die am liebsten magst. Ich dachte, dass du vielleicht gerne ein Wohlfühlessen hättest nach dem Krankenhaufraß."

"Oh du hast ja keine Ahnung", antwortete ich und schnappte mir sofort ein Eclair aus der Tüte, um es mir genüsslich in den Mund zu schieben, "Oh mein Gott ist das lecker."

"Freut mich, dass es dir schmeckt. Na komm, mein Mietwagen steht direkt hier auf dem Parkplatz."

Ich folgte Pierre aus dem Krankenhausgebäude auf den Parkplatz und zu einem schwarzen Auto, doch als er mir die Tür aufhielt, stockte ich. Vor meinem inneren Auge tauchten Erinnerungen an den Unfall auf und ich schluckte hart.

"Hey, alles okay mon cœur?", erkundigte Pierre sich vorsichtig und ich nickte schwach.

"Ja, ich hab nur... Nicht so wichtig. Es ist bloß ein Auto, stimmt's?"

Mit diesen Worten kniff ich die Augen ein wenig zusammen und stieg eilig ein, dann schloss Pierre die Beifahrertür hinter mir und ich bemühte mich, ruhiger zu werden. Meine Ablenkung war in erster Linie der Inhalt der Bäckertüte und sobald ich aufgegessen hatte, übermannte mich die Müdigkeit so sehr, dass ich die zweite Hälfte der Fahrt schon gar nicht mehr mitbekam.

Something Old, Something New, Something Borrowed, Something Blue.Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ