Seine Augen verfolgten mich als ich aufstand. Keiner von uns sagte ein Wort, während wir uns gegenseitig musterten.

Ich spürte ein Pulsieren vor meiner Brust und sah nach unten. Das Amulett war um meinen Hals aufgetaucht und der Stein leuchtete.
Als ich wieder zu den Mann blickte, hoben sich seine Mundwinkel zu einem wissenden Lächeln. Dann wandte er sich ab.

Zeitgleich löste er sich auf wie Sand im Wind. Und mir ihm die gesamte Ebene.

Jemand trat mich in die Seite, sodass ich alarmiert die Augen aufriss. Schneller, als die Person reagieren konnte, war ich auf den Beinen, hatte sie gepackt und mit dem Messer an der Kehle ins Heu gedrückt, wo ich geschlafen hatte.

Allstairs Gegenwart im Traum hielt meine Brust noch in einem Würgegriff und die Panik lauerte kurz unter der Oberfläche. Ich war wieder in der Burg und Allstair prüfte meine Wachsamkeit im Schlaf. Oft genug war ich angegriffen worden und hatte auf Leben und Tod kämpfen müssen.
„Au!"
Die Person unter mir verzog das Gesicht und nun nahm ich zwei weitere hinter mir wahr. Diese zogen ihre Waffen und rückten ein Stück näher.

Meine Muskeln spannten sich an und ich war bereit zum töten.

Doch die Person unter mir wies die anderen beiden zurück.
„Nemesis, wir sind es. Wir wollen dir nichts tun."

Mein Blick zuckte zwischen den beiden mit den Waffen hin und her. Eine Bewegung und die erste Person war tot.

„Nemesis", beschwor diese mich wieder und endlich erkannte ich die Stimme durch den Nebel der Panik. Allstairs leise Stimme, die meine Bewegungen steuerte, verstummte und blinzelnd kam ich wieder in der Realität an.

Unter mir hielt ich Krisha noch immer ein Messer an die Kehle. So fest, dass man schon erste Blutstropfen sehen konnte. Die beiden hinter mir waren Darren und Thibes, die mich aus zusammengekniffenen Augen ansahen. Bereit einzuschreiten, sollte ich Anstalten machen Krisha ernsthaft verletzen zu wollen.

Schnell zog ich meine Mauern hoch und ging mit ausdrucksloser Miene von Krisha runter. Wortlos hob ich die Hände, das Messer noch in der Hand und trat einen Schritt zurück.

Krisha rappelte sich auf und klopfe sich den Staub von der Kleidung.
„Ihr könnt die Waffen wieder einstecken", erinnerte sie ihr Freunde. Mit immer noch misstrauischen Blicken taten sie dies.

„Entschuldige", sagte ich mit einer Stimme ohne jegliche Emotionen, „Hielt dich für jemand anderen."
Krisha war noch dabei sich Stroh aus dem Haar zu zupfen, als sie ihren Blick an mir hoch und runter gleiten ließ. Morgenlicht fiel durch die halb geöffnete Tür des Stalles und machte mehr als deutlich, wie verdreckt ich war.
Ihre Augen hüpften von meinem Schnitt an der Wange, zu dem provisorischen Verband um die Rippen, bis zum Schnitt am Bein. Davon mal abgesehen hatte ich auch noch keine Gelegenheit gehabt das schwarze Blut der Monster abzuwaschen und von der Nacht im Stall klebte hier und da Stroh.

Ihr Ausdruck sprach Bände, als sie mir ins Gesicht sah und auf eine Erklärung wartete.
Ich seufzte leise. „Allstairs Assassinen haben mich im Gasthaus attackiert. Dorthin zurück zu gehen war zu gefährlich."
Thibes trat hinter Krisha nach vorne.
„Und die Soldaten?"
„Leben noch" knurrte ich.

Darrens Augenbrauen wanderten nach oben.
„Du konntest sie nicht besiegen?"
Meine Augen wurden schmal, als ich meine Aufmerksamkeit kurz auf ihn richtete. Ob Beccah mich besiegt hatte oder ich sie, war ein empfindlicher Punkt.
„Ich habe sie das Dach runtergeworfen. Ich glaub, dass kann man durchaus als Sieg bezeichnen."
Krisha schnaubte. „Du siehst aus, als hätte man auch dich vom Dach geschmissen."
Eine Sekunde schwieg ich, ehe ich gestand:
„Naja, ich habe mich vom Dach geworfen und sie beabsichtigt mitgerissen."

Über Krishas Schulter sah ich Thibes, wie er sich ungläubig die Stirn hielt.

Die Frau nahm das einfach so hin. „Und jetzt? Der König hat dich gefunden."
„Hätte mich nicht überraschen sollen. Wenn eine ganze Patrouille in einem Kaff wie Godend niedergemetzelt wird, kann man seine Schlüsse ziehen."

Plötzlich müde, auch wenn ich es nicht zeigte, sah ich zu meinem Pferd, das entspannt neben mir stand und etwas von dem Heu kaute, auf dem ich geschlafen hatte.
„Ich mache mit meinem Plan weiter. Als Nächstes geht es in die Wüste."

Ich spürte das Amulett unter meiner Ledekluft wenn ich die Hand drauf legte. Es war warm und ich erinnerte mich daran, wie es im Traum pulsiert hatte. Wenn ich mich konzentrierte, spürte ich einen Sog.

„Aber du wäscht dich vorher oder?", wollte Thibes wissen und wegen seinem Ton musste Darren grinsen.
Achselzuckend meinte ich: „Wird schon ein Fluss auf dem Weg sein."

„Und du brichst sofort auf?", hakte Krisha nach und ich nickte.
„Dann wünschen wir dir viel Glück. Hier ist etwas Proviant."
Sie reichte mir eine Tasche, die sie quer über die Brust gehängt hatte. Mit einem leisen Danke, spähte ich hinein. Es war etwas getrocknetes Fleisch und Brot und Trockenfrüchte.

Ich sah wieder hoch, gerührt, dass sie mir etwas mitgaben. Dass man sich so gesehen um mich kümmerte, war ich nicht gewohnt.

„Woher wusstest ihr, wo ihr nach mir suchen musstet, wenn ich nicht in Gasthaus bin? Ich hatte nie erzählt, dass mein Pferd im Stall ist", fragte ich.
Krisha zwinkerte. „In meiner Stadt passiert nichts, ohne, dass ich es mitbekomme. Und der Bauer, dem der Stall gehört, war ganz aus dem Häuschen, als er dich morgen früh hier entdeckt hat. Vor allem nachdem du so aussiehst."
Vage deutete sie an mir hoch und runter, aber ich überging den letzten Teil.

„Weswegen habt ihr mich denn gesucht? Nur um mit Proviant zu geben?"

Die drei tauschte einen Blick und wurden ernst.
„Nein, tatsächlich wollen wir dir ein Angebot machen."

Nemesis - Kronen und GötterUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum