Kapitel 1 - Loke

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Kapitel 1 - Loke

Ich werde von schwarzen Trenchcoats verfolgt

Glaubt mir, wenn ich euch sage, dass ich nicht besonders scharf darauf war, meinen halben Sommer damit zu verbringen, Schwert schwingend gegen Monster zu kämpfen und mehrfach fast zu sterben. Ich hatte nichts von alldem in irgendeiner Art und Weise geplant, also verurteilt mich nicht zu schnell. Dafür habt ihr später noch genug Zeit.

Lasst mich euch lieber erzählen, wie es zu diesem Abenteuer kam ...

Juni 2022, Los Angeles

Es war einer dieser typischen Schultage am Ende des Jahres: langweiliger, unnötiger Unterricht und Ausflüge, bei denen jede Menge schiefgehen kann. Nicht zum ersten Mal befand ich mich im altvertrauten Büro des Direktors.

»Es ist nicht gerade optimal, das zweite Semester mit einem Schulverweis zu beenden, Loke.« Mister Jones, Direktor und Gründer der Richard Jones Middle School, schaute mich tadelnd an.

»Benimm dich die letzten zwei Tage vor den Ferien halbwegs, und ich werde noch mal ein Auge zudrücken. Ich möchte wirklich nicht, dass du unsere Schule verlassen musst.«

Ich warf Ethan einen kurzen Blick zu, der neben mir fast unmerklich den Kopf schüttelte. Ganz so als wüsste er, was gleich kommen würde. Aber mein bester Freund hatte mir da gar nichts zu sagen. Immerhin war er bereits seit drei Jahren tot.

Bevor ihr mich für komplett verrückt haltet, sollte ich noch was erklären. Ich habe schon immer die Toten gesehen. Für mich war das nie etwas Besonderes, aber jeder um mich herum hat ein Riesendrama daraus gemacht.

Als ich klein war, also noch kleiner, habe ich nicht verstanden das das nicht normal ist. Jeder kannte den Jungen der mit den Toten redet und die Meisten im Kindergarten hatten Angst vor mir, also hörte ich irgendwann auf von den Geistern zu reden, die ich tagtäglich sah.

»Wenn Sie mich nicht von der Schule werfen wollen, dann tun Sie es nicht.«

Mister Jones lächelte milde.

»Es freut mich, dass du deinen Sinn für Humor nicht verloren hast«. Er deutete auf einen der gepolsterten Holzstühle vor seinem Schreibtisch.

Missmutig setzte ich mich.

»Du bist noch jung, klug und hast dein ganzes Leben vor dir. Verbau es dir nicht.«

Ich biss meine Zähne fest zusammen, und meine Kiefer verkrampften. Das war nicht die erste Ich-will-dir-nur-helfen-Rede von Mister Jones, die ich mir anhören musste.

»Ich habe dich dieses Jahr öfter gesehen als meine eigene Frau«, fuhr er fort.

Ja, ich gebe zu, dass ich ein Problemkind bin, aber diese Aussage war maßlos übertrieben. Außerdem ist es nicht meine Schuld, dass ich so oft in Schwierigkeiten gerate. Es ist, als wäre ich ein Magnet, der Ärger förmlich anzieht.

»Ich hoffe, du nimmst diesen Vorschlag an. Wo das Nachsitzen stattfindet, weißt du ja«, beendete der Direktor seinen Monolog und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Ich hatte mal wieder keinen Plan, wovon er gerade geredet hatte, trotzdem nickte ich, packte meinen Rucksack und verließ schnell das Direktorat.

Ethan hatte sich mittlerweile verzogen. Wohin weiß ich nicht, und sagen darf er es mir auch nicht. Das Einzige, das ich weiß, ist, dass er nicht zu lange bei mir sein darf. Anscheinend ist das irgendeine dumme Regel für Tote.

Die Stunden bei Mr Berry waren immer die schlimmsten, aber ich hatte es bald geschafft. Nur noch wenige Minuten, und das langweilige Nachsitzen wäre endlich vorbei. Mr Berry war ein fieser alter Knacker, dessen Lieblingsbeschäftigung es war, Schüler auch am Nachmittag mit extra Stunden zu quälen. Gerade hielt er einen Vortag über ... Gut, ich gebe zu, ich habe nicht den leisesten Plan, worüber er seit einer Stunde ohne Punkt und Komma geredet hat.

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⏰ Last updated: Oct 25, 2023 ⏰

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Loke Mastroy - Der Atem des DrachenWhere stories live. Discover now