Die Sprache der Blüten

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I.

Es war doch zum verrückt werden! Welche Eltern organisierten denn schon Dates für ihren erwachsenen Sohn? Nur, weil sie es nicht abwarten konnten, dass er von selbst jemanden finden würde? Ukai schnaubte. Und trotzdem war er jetzt auf dem Weg zu diesem Blumenladen. Denn er hatte ja Manieren. Auch wenn er vielleicht auf den ersten Blick nicht so wirkte, hinter der rauen Fassade versteckte sich doch ein... Softie. Er hasste dieses Wort, aber leider war es nunmal wahr.
Daran änderten auch seine gebleichten Haare oder seine Piercings nichts.

Er seufzte, trat seine Zigarette aus und betrat den urig wirkenden Blumenladen. Sobald er die Tür geöffnet hatte, strömte ihm ein starker blumiger Duft entgegen, untermalt von etwas... erdigem, herben, moschusartigen. Ukai hatte das Gefühl auf eine waldige Lichtung gestolpert zu sein und nicht in einen einfachen Blumenladen. Unwillkürlich atmete er den Geruch tief ein. Er fühlte sich sofort etwas entspannter.

Der kleine Verkaufsraum war vollgestopft mit den verschiedensten Pflanzen. Von überall her sprangen einem bunten Farbakzente entgegen, dass man gar nicht wusste wohin man zu erst schauen sollte. Und dennoch wirkte das augenscheinliche Chaos organisiert, die vielen Pflanzen nicht überladen. Es war erstaunlich. Als wäre er aus der tristen, alltäglichen Welt in ein aufregendes Paradies gestolpert.

"Guten Morgen! Wie kann ich Ihnen helfen?"

Bei der hellen Stimme fuhr Ukai erschrocken um. Die Pracht der vielen Blumen hatte ihn so eingenommen, dass er den Verkäufer hinter der Theke gar nicht bemerkt hatte. Wärme schoss ihm ins Gesicht.

"Ich äh..." Er brach ab, als er sah, wer der Verkäufer war.

Verdammt!

Der Florist war unglaublich niedlich. Wie er dort höflich lächelnd stand, auf seinem Arm eine viel zu große Topfpflanze. Seine Brille war ihm halb heruntergerutscht und Ukai verspürte aufeinmal das unbändige Verlangen, sie ihm wieder richtig hinzurücken. Was war denn mit ihm los?

"Äh... ja... ich... brauche einen... äh... Blumenstrauß...für ein... eine Date. Ja, genau.", stammelte er. Er musste inzwischen so rot, wie die Blüten dieser Pflanze seien, die der süße Florist in der Hand hielt.

Fokus, Keishin - konzentrier dich!

"Nichts leichter als das. Können Sie mir etwas über ihr Date erzählen?" Das niedliche Lächeln des Mitarbeiters brachte ihn vollständig aus dem Konzept. Es dauerte einen Moment viel zu langer, peinlicher Stille, bis er die Worte verarbeitet hatte. Und nochmal einen weiteren langen Augenblick bis sein Körper bereit war Laute zu produzieren, die über das primitive Äh... hinausgingen.

"Ja... naja... sie ist die Cousine einer Verwandten und... sie ist... nett?", antwortete er schlussendlich. Die Situation war so absurd. Er ging doch nur auf dieses Date, weil seine Familie ihn dazu drängte. Um endlich diesen enttäuschten Blicken entgehen zu können. Um ihnen wenigstens eine Last von den Schultern nehmen zu können. Sie sorgten sich schon genug um die Gesundheit seines Großvaters.

"Dem Blick entnehme ich... das Date entstand nicht aus beidseitiger Übereinkunft?" Überrascht schaute Ukai auf, direkt in die braunen Augen des Floristen. Ein warmes Kribbeln machte sich in seinem Magen breit. Was zur...?

"Ah entschuldige. Das war wahrscheinlich etwas vorschnell von mir..." Das verlegene Lachen brachte auch Ukai dazu zu lächeln. Was war denn nur los mit ihm?

"Nein, alles gut. Es stimmt schon... irgendwie. Aber... äh... was für einen Strauß würden... Sie denn... empfehlen?" Bei der Frage stahl sich ein breites, freudiges Lächeln auf die Lippen des Verkäufer und Ukai wurden die Knie weich.

Die Sprache der BlütenWhere stories live. Discover now