Der Antrag

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„Scheiße! Lukas ist in ein paar Stunden da und ich bin noch nicht mal ansatzweise fertig", flüsterte ich und schaute dabei zu Heisenberg, der mit geschlossenen Augen auf dem Sessel lag.
„Du bist mir heute auch keine große Hilfe", die kleine französische Bulldogge wackelte mit seinem Ohr und gähnte. Ich verdrehte die Augen. Die zwei großen Pappkartons, in die ich alle überflüssigen Dinge aus der Wohnung unachtsam herein geschmissen hatte, schob ich in die Küche.
Stirnrunzelnd warf ich einen Blick zum Backofen. Die vergangene Woche hatte ich überlegt, welches das Leibgericht meines Freundes war. Doch mir wollte es einfach nicht einfallen. Natürlich hätte ich meine Bandkollegen fragen können. Allerdings wollte ich  weder, dass jemand Wind von meinem Plan bekam, noch dass es wieder mal hieß, ich sei ein verplanter Junkie. Heute sollte alles perfekt sein. Einschließlich mir selbst.
Auf dem Küchentisch stand eine Plastiktüte, aus der ich zwei Packungen Teelichter heraus nahm und diese behutsam im Wohnzimmer verteilte.
Nachdem ich auch das letzte Teelicht auf die Anrichte neben dem Sofa gestellt hatte, ließ ich mich seufzend auf dem Sessel neben Heisenberg nieder: „Was habe ich mir da bloß vorgenommen?" Aus der rechten Hosentasche kramte ich ein Tütchen Gras heraus und legte es neben die Bong auf den Tisch. Heisenberg öffnete die Augen und schaute mich neugierig an.
„Erst mal einen buffen..." Die dicke grüne Knolle steckte ich in den Kopf der Bong und zündete sie an. Nachdem der Rauch meine Lungen erfüllte, stellte ich die gläserne Liebe wieder auf den Tisch zurück und lehnte mich nach hinten. Mit geschlossenen Augen ließ ich die Zeit mit Lukas noch einmal Revue passieren.

Aus dem nichts heraus stand Heisenberg auf meinem Schoß. Benommen riss ich meine Augen auf und schaute erschrocken meinen Hund an.
„Fuck!", schrie ich. Meine Hände wanderten nervös zur Hosentasche um mein Handy hervor zu holen. Ich hatte sage und schreibe zwei Stunden lang tief und fest geschlafen.
„Lukas steht gleich vor der Tür und ich habe es grade mal geschafft Teelichter in meinem Wohnzimmer zu verteilen." Niedergeschlagen rappelte ich mich auf. In dem Moment klingelte es.
„Fuck!", rief ich erneut. Unbeholfen wanderte mein Blick durch das Wohnzimmer. Was sollte ich denn jetzt tun? Lukas stand vor der Tür und es sah hier aus wie immer. Das Essen hatte ich nicht vorbereitet, die Kerzen lagen unkoordiniert im Raum herum und die ganze kitschige romantische Deko auf die Lukas so stand befand sich noch in der Tüte auf dem Küchentisch.
Hektisch brachte ich meinen Körper in Wallung und eilte zum Hauseingang. Bevor ich die Tür öffnete atmete ich tief ein und griff nach der Klinke. Heisenberg beobachtete mein Treiben schwanzwedelnd vom Wohnzimmer aus.
„Ey Tim! Ich war grade in der Gegend und dachte mal ich schau kurz rein um einen zu buffen." Die tiefe Stimme von Marcel drang in meine Ohren. Erschrocken sah ich meinen Kumpel an und ließ ihn, ohne weiter über Lukas nachzudenken, herein.
„Ich dreh uns mal einen", sagte Skinny Shef und ließ sich auf dem Sessel nieder, in dem ich eben mein Nickerchen gehalten hatte.
„Warum stehen hier überall Kerzen herum? Haben dir die Stadtwerke wieder mal den Strom abgestellt?" Stirnrunzelnd holte er Paper heraus und verteilte das restliche Gras mit etwas Tabak auf einem Blättchen. Liebevoll drehte er seine Kreation zu einem Joint zusammen und zündete ihn an.
„Nein, Lukas kommt gleich vorbei. Wir haben doch heute Jahrestag und.. ähm.." drucksend nahm ich einen kräftigen Zug vom kostbaren Weed.
„Ich hau auch gleich wieder ab. Mach dir wegen mir keinen Stress", sagte Marcel verständnisvoll und lächelte mir zu. „Wenn es dir hilft, kann ich dir auch zur Hand gehen."
Stirnrunzelnd zog ich direkt noch einmal kräftig. Scheiße nein, Skinny durfte mir nicht helfen. Er würde sicherlich schnell merken, dass da irgendetwas im Argen liegt. Immerhin kannten wir uns schon so lange. Er wusste ganz genau, dass ich normalerweise nichts für Romantik übrig hatte.
„Kein Ding, Diggah! Ich schaff das schon!", lächelte ich zurück und zog ein weiteres mal am Joint. Langsam fing das Gras an meinen Verstand zu benebeln. Ein breites Grinsen machte sich auf meinem Gesicht bemerkbar. Das Zittern meiner Hände wurde ebenfalls ruhiger.
Marcel lehnte sich im Sessel zurück und kraulte Heisenberg hinter den Ohren. Ich war kaum in der Lage mich zu bewegen oder gar zu sprechen.
„Jo, Diggah. Das knallt ziemlich!" Meine Stimme klang heiser. Skinny antwortete mit einem Kopfnicken.
Wir verharrten eine Weile, als es wieder an der Tür klingelte. Meine Eingeweide verwandelten sich in eine fleischgewordene Masse, sie brannten und versuchten aus meinem Körper auszubrechen. Die Körpertemperatur wechselte, wie ein fröhliches Wetterspiel, zwischen heiß und kalt.
„Ist das Lukas?" Die Worte von Marcel dröhnten in meinen Ohren wie ein Presslufthammer.
„Alles okay bei dir Tim? Du solltest mal langsam die Tür auf machen?" Wie viel Zeit war denn nun schon wieder vergangen? Hatte ich eigentlich den Verstand verloren? Mein Magen versuchte gegen den kompletten Körper zu rebellieren. Schweißtropfen perlten meine Stirn herunter und beendeten ihren Weg auf meiner Nasenspitze. Ich musste meine restliche Körperkraft aufbringen um mir nicht auf die Füße zu kotzen.
Nach einer Weile erhob ich mich gequält, torkelte erneut zur Tür und drückte die Klinke herunter.
„Tim! Was geht bei dir?" Auch diese Stimme gehörte nicht zu Lukas. Ohne auf eine Antwort zu warten, trat DJ Zett über die Türschwelle. Was ging hier grade vor? Lukas war noch immer nicht aufgetaucht, dafür trudelten meine ganzen Kumpels hier ein.
Im Wohnzimmer hatte Steffen schon eine ganze Reihe Pillen auf dem Tisch ausgebreitet.
„Ich hab uns Meskalin besorgt", rief er mir aufgeregt zu. Als würde die üppige Auswahl an Pillen nicht reichen. Träge ließ ich mich wieder in den Sessel fallen, befeuchtete den Zeigefinger und hielt ihn in die kleine Plastiktüte mit dem kristallisierten Pulver. Ich leckte meinen Finger ab und spürte den bitteren Geschmack, welcher sich in meiner Mundhöhle ausbreitete.  Ich wiederholte es einige Male und reichte die Tüte schließlich an Marcel weiter.
„Wie findest du es?" Ich nahm von Sekunde zu Sekunde immer weniger wahr. Abwesend nickte ich den beiden zu, um überhaupt eine Antwort zu geben. Die Wirkung vom Meskalin setzte sowieso erst in ein paar Stunden ein also dachte ich darüber nach noch einen Joint zu drehen. Nun war der Gedanke an Lukas komplett verdrängt.
Als ich mich geradewegs zurücklehnen wollte, klingelte es. Erneut stieg in mir die Hitze wieder empor und die soeben getrockneten Schweißperlen wurden durch neue ersetzt. Ein Blick durch das Wohnzimmer ließ mich zusammenzucken. Das hatte ich so nicht geplant.

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⏰ Última atualização: Feb 14, 2016 ⏰

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