Greyforks | Staffel 2 || Serie

By AnnaVanilla07

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*WATTYS 2019 WINNER* Staffel 2 der Wattpad-Serie "Greyforks" ▶︎ Bitte nicht weiterlesen, wenn ihr mit Staffel... More

Vorwort
Season 2 || Episode 1
1.1 ☾ Josephine
1.2 ♛ Kate
1.3 ♌︎ Candice
1.4 ♛ Kate
1.5 ♌︎ Candice
1.6 ☾ Josephine
Season 2 || Episode 2
2.1 ☾ Josephine
2.2 ♛ Kate
2.3 ♌︎ Candice
2.4 ♛ Kate
2.5 ♌︎ Candice
2.6 ☾ Josephine
Season 2 || Episode 3
3.1 ♌︎ Candice
3.2 ♛ Kate
3.4 ☾ Josephine
3.5 ♌︎ Candice
3.6 ♛ Kate
Lesenacht
Season 2 || Episode 4
4.1 ♌︎ Candice
4.2 ♛ Kate
4.3 ☾ Josephine
4.4 ♌︎ Candice
4.5 ♛ Kate
4.6 ☾ Josephine
Lesenacht 2.0
Season 2 || Episode 5
5.1 ♛ Kate
5.2 ♌︎ Candice
5.3 ♛ Kate
5.4 ♌︎ Candice
5.5 ☾ Josephine
5.6 ♛ Kate
5.7 ☾ Josephine
5.8 ♌︎ Candice
Epilog ♛ Kate
Nachwort
Extrakapitel
Extrakapitel 2
Extrakapitel 3

3.3 ♌︎ Candice

187 42 35
By AnnaVanilla07

Ohne ein weiteres Wort zu Kate und Jo steige ich aus dem Wagen. Das Geräusch meiner Schuhsohlen breitet sich auf der mit Laternen beleuchteten Straße aus. Die Hände habe ich in den Taschen meiner Baseballjacke vergraben.

»Candice!«, schreit mir Kate hinterher. Das Echo ihres verzweifelten Rufs hallt durch die Nacht.

Doch ich höre nicht auf sie und schreite einfach weiter auf die Polizeistation zu. Hinter der Straßenecke taucht sie dann auch schon vor mir auf.

Das viereckige verglaste Gebäude und das Areal rundherum ist mit kaltem weißen Licht beleuchtet.

Wie betrunken torkle ich auf die Lichtquelle zu und fühle mich dabei wie eine triebgesteuerte Motte.

»Mein Name ist Candice Walker und ich möchte meine Mutter sehen«, erkläre ich schließlich der Dame hinter der verglasten Scheibe, die mich mit ihrer Brille etwas verwirrt mustert. Meine Stimme fühlt sich dabei ganz fremd an.

»Ich bin mir nicht ganz sicher...«, meint sie überlegend. Ihr blondierter Dutt zeigt bereits viel von ihrem braunen Ansatz.

»Ich will mir die Autopsiefotos meiner Mutter ansehen«, verdeutliche ich ihr, »Rose Walker war ihr Name.«

Die blonde Dame nickt und tippt dann etwas in ihren Computer. Ihr Ausdruck ändert sich von konzentrierter Mine zu einem Stirnrunzeln. Dann sieht sie zu mir auf. »Tut mir leid, aber eine Rose Walker befindet sich nicht in unseren Akten. Kann es sein, dass ihr Mädchenname angegeben wurde?«

Ein Schock durchfährt mich, weil mir plötzlich auffällt, dass ich ihren Mädchennamen vergessen habe. Verzweifelt schnappe ich nach Luft.

»Geht es Ihnen gut?«, erkundigt sich die Uniformierte und macht bereits Anstalten, von ihrem Bürostuhl aufzustehen.

Ich Stütze mich am schmalen Tisch vor der Glaswand ab. »Alles bestens«, gebe ich japsend von mir. Es ist so, als wäre da eine Barriere, die verhindern wollte, dass ich mir diese Fotos ansehe. Aber ich muss! Die Zeit ist gekommen.

Ich schließe meine Augen, weil ich merke, wie meine Tränendrüsen jucken. Ich denke an sie. An ihr Lachen. Ich habe alle Fotos von ihr auf den Dachboden geschleppt, zu schmerzlich war die Erinnerung an sie. Mit der Zeit ist ihre Gestalt, ihr Aussehen, vor meinem Inneren verblasst. Aber jetzt habe ich ihr Gesicht plötzlich klar vor Augen. Ich habe mich lange Zeit davor gedrückt, mir diese letzten Fotos von ihr anzusehen, doch jetzt ist es so weit.

»Rose Winter«, sage ich plötzlich und die Dame hinter der Verglasung blickt wieder etwas verdutzt auf, weil wohl einige Zeit verstrichen ist.

Dann aber beginnt sie wieder in die Tasten zu hauen.

Rose Winter, war ihr Name, sage ich mir in meinem Gedächtnis. Ein schöner Name, der ihrer Schönheit gerecht wurde.

»Ich brauche bitte einen gültigen Personalausweis, bevor sie mein Kollege in die Akten einführt.«

Ich schrecke hoch. »Klar...« Ich hole das Dokument aus meinem Rucksack und lege es durch den Schlitz in der Glasscheibe.

Die Polizeibeamte beäugt meinen Personalausweis und tippt dann vermutlich meinen Namen in den Computer. Kurz blickt sie etwas skeptisch. Vermutlich weil vermerkt ist, dass ich noch Sozialstunden abarbeiten muss.

»Einen Moment bitte, mein Kollege ist in zwei Minuten bei Ihnen.« Sie deutet auf einen Stuhl auf der Wand hinter mir, auf dem ich Platz nehme. Meine Hände vergrabe ich erneut in den Taschen meiner Baseballjacke, ganz so als würde ich frieren. Ich starre auf den fahlen grauen Fliesenboden.

»Miss Walker«, vernehme ich eine mir bekannte Stimme.

Ich blicke auf.

Es ist Officer Parker, der mich mit einem angedeuteten Schmunzeln mustert.

Ich versuche mich nichts anmerken zu lassen und erhebe mich.

»Kommen Sie mit mir.« Er deutet auf einen Gang, der rechts neben der Verglasung wegführt. Das kalte Licht macht die Schatten eisig.

Schließlich öffnet er die Tür zu einem Raum, in dem sich viele Reihen an Aktenschränken befinden. Er schließ die Tür hinter sich ab und bedeutet mir an dem Metalltisch Platz zu nehmen, der links neben der Tür steht.

Der Stuhl ist hart und unbequem. Aber das ist mir egal. Es kommt mir bloß in den Sinn, weil ich an sonst nichts denken will. Mein Herz klopft mir bis in den Hals und meine Finger zittern. Ich ziehe mir die Ärmel meiner Baseballjacke über die Hände.

Plötzlich steht Officer Parker wieder neben mir.

Ehrfürchtig blicke ich zu ihm hoch.

»Sie können sich immer noch dagegen entschieden«, erklärt er mir. Kaum zu glauben, aber in seiner Stimme schwingt etwas Besorgnis mit. »Es ist immerhin Ihre Mutter. Die Meisten wollen sich diese Art Bilder von engen Verwandten gar nicht ansehen.«

Ich atme ein letztes Mal tief durch. »Schon okay, ich bin bereit.«

Und dann landet ein Stapel Hochglanzbilder vor mir auf dem Schreibtisch. Ein kleinerer Stapel landet umgedreht etwas dahinter.

»Die hab ich für Sie aussortiert.«

Ich nicke.

Im nächsten Moment widme ich mich dem ersten Foto.

Es zeigt das blutverschmierte Gesicht meiner Mutter. Ihre Haut ist gräulich weiß, ihre Lippen blass, ihre blonden Haare unordentlich und teilweise verklebt von der rot bräunlichen Substanz. Ihre Augen sind geschlossen. Ich erinnere mich an ihre Augen. Sie hatten ein wunderschönes Olivgrün mit goldbraunem Rand. Sie strahlten so unglaublich viel Vertrauenswürdigkeit aus.

Ich halte mir die mit dem Ärmel verdeckte Hand vor den Mund, um nicht aufzuschluchzen. Ich schlucke den dicken Kloß in meinem Rachen hinunter und gehe zum nächsten Bild.

Es zeigt ihren gesamten Oberköper auf einem kalten Autopsietisch.

Ich muss kurz schniefen.

Ihre Haut ist so unglaublich kalt und fahl. So wie sie niemals war. Ihr Hautton war warm und erinnerte an die Sonne und das Leben.

Ich habe genug von diesen unreellen Bildern.

Ich will meinen Blick schon von dem Stapel abwenden, als mir etwas Schwarzes neben ihrer rechten Brust auffällt. Ich halte das Foto näher vor meine Augen und fühle dabei das dicke Papier in meinen Händen. Aber auch wenn ich es mir so ansehe, kann ich kaum was erkennen. Die Aufnahme ist aus dem falschen Winkel und zu weit entfernt geknipst.

»Gi...gibt es das auch etwas vergrößert«, stammle ich und deute auf den Punkt etwas unterhalb ihrer rechten Brust.

Officer Parker nimmt den Stapel in die Hände und hält mir nach einigem Blättern ein Foto hin. »Ist es das, was du suchst?« Er hat mich plötzlich geduzt. Das ist etwas seltsam, aber viel angenehmer.

Ich sehe auf das glänzende Bild in seinen Händen und nehme es entgegen. Der Bereich unter ihrer rechten Brust ist stark vergrößert dargestellt. Noch immer kann man das schwarze Etwas nicht gut genug erkennen, weil es sich seitlich an ihrem Brustkorb befindet. Gerade will ich das Bild wieder zu Officer Parker schieben, als mein Blick am Muttermal hängen bleibt, das sich unter ihrer rechten Brust befindet. Ich sehe genauer hin. Es sieht beinahe aus wie ein Herz. Das bin ich, schießt es mir durch den Kopf und fasse mir an die Stelle unter meiner rechten Brust.

»Deine Mutter hatte das Herz rechts, wusstest du das?«

Ich sehe zu Officer Parker auf, verwundert, dass er sich nach all dieser Zeit, an meine Mutter erinnern kann.

»Eine anatomische Besonderheit.«

»I...ist sie deshalb gestorben?«, frage ich unsicher.

»Nein, das ist nicht gesundheitsgefährdend.« Sein Ausdruck ist warm. Ganz anders, als ich ihn vom Verhör in Erinnerung habe.

Ich lächle und dabei schießen noch mehr tränen in meine Augen. Was für ein Zufall. Ich hab mir das Tattoo, das mich an sie erinnern sollte unter die linke Brust gemacht. Dabei hätte sie ihr Herz am rechten Fleck.

»Ka...kann ich das Foto haben?«, frage ich mit zitternder Stimme.

»Wir können dir einen Nachdruck davon anfertigen.«

»Das wäre toll.« Dann sehe ich wieder auf den Stapel runter. »Gibt es vielleicht auch ein Foto, das ihren Brustkorb seitlich zeigt?«

Parker nimmt den Stapel abermals in seine Hände und blättert. »Meinst du das hier?«, fragt er nach wenigen Sekunden.

Vor meinen Augen sehe ich ein kohlschwarzes Tattoo, das mir sofort entgegen springt. »Ja, ja genau!«

»Kennst du das Tattoo?«

Ich schüttle den Kopf, was teilweise eine Lüge ist. Mit zitternden Händen nehme ich das Foto entgegen.

Und auch wenn ich ein paar mal blinzle, ändert sich das Motiv nicht.

Ein tiefschwarzer Adler zeichnet sich auf ihrer leichenblassen Haut ab. Mein Herz klopft mir wild gegen die Brust.

»Alles okay, Candice«, fragt mich Officer Parker nun wirklich besorgt.

»Ich...ich hab nur nicht gewusst, dass sie ein Tattoo hat«, bringe ich bloß mit belegter Stimme hervor.

Da hatte Candice wohl den richtigen Riecher - auch wenn es trotzdem ziemlich verrückt ist, was sie getan hat. Jetzt ist klar, dass Candice' Mutter höchstwahrscheinlich etwas mit Eckstein zutun hatte. Ich kann es kaum erwarten, eure Kommentare zu diesem und den noch kommenden Kapiteln zu lesen. Ich wünsche euch noch einen wunderbaren Augusttag,

eure Anna Vanilla ☀︎

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