Blüten so kalt wie Schnee

By PromisesLala

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Jongin ist ein Gemälde mit zu vielen Details und Luhan die Kirschblüte, die jeden Winter überdauert. More

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Der Tanz brennender Kirschblüten
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EXTRA

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By PromisesLala

Eine Idee hatte sich in Kyungsoos Kopf eingepflanzt und verbreitete sich unaufhörlich weiter, wie die Samen von Pusteblumen, die der Wind in alle Richtungen streute. Jongdae war der Begründer einer völlig neuen Kunstepoche. Er war der Vorreiter von etwas Neuem, etwas Großem mit dem niemand gerechnet hatte. Er würde die gesamte Kunstgeschichte verändern, wie es Jan van Eyk mit der Verwendung von Ölfarbe getan hatte, oder Claude Monet als er das Licht und die Farbe über die Präzision seines Motivs gestellt hatte. Jongdae war besonders.

Kyungsoo hatte eine Idee, aber er hatte noch keine Bestätigung, dass diese auch richtig war und nicht seiner eigenen Voreingenommenheit, was Jongdae betraf, entsprungen war. Er zog Junmyeon und Baekhyun, am Tag nachdem Jongin und er ‚Implicit' besucht hatten, zu Rate und fand sich prompt sehr kritischen Gesichtern gegenüber.

Er erzählte Yixing am Telefon davon und erhielt auch von ihm nur knisterndes Schweigen zurück. ‚Ich weiß nicht, Soo...Ich meine, wenn du diese Dinge in seinen Gemälden gesehen hast, dann vertraue ich darauf, dass etwas Wahres dran sein muss, aber....es klingt doch ein bisschen weit hergeholt...denkst du nicht auch?'

Kyungsoo erzählte sogar Luhan davon, einfach weil er darüber reden musste und weil Luhan gerade bei ihm war, als Kyungsoo zum zwanzigsten Mal an dem Text handwerkelte, der dem großen Kunstkritiker, Kim Minseok, genau wiedergeben sollte, was Kyungsoo mit seiner Theorie meinte.

Luhan küsste nur seinen Nacken entlang und legte sich dann wie ein Seestern auf sein Bett und stierte mit einem kleinen Lächeln an die Decke, während er Kyungsoo zu hörte und ab und an einen Kommentar einwarf. („Wie wer?" – „Jan van Eyck." – „Und was hat er getan?" – „Er hat um etwa 1420 angefangen, mit Ölfarben zu malen und konnte dadurch Realitätsnähere Werke erstellen." - „Wegen Öl?" – „Jap. Hast du jemals ein Gemälde des Mittelalters mit einem von der Renaissance verglichen? Ölfarben haben die gesamte Malerei verändert." – Klingt wie ein flotter Typ." – Kyungsoo lachte.)

Bislang hatte seine Begeisterung noch niemand so recht teilen können. Alle bis auf Jongin.

Jongin schien sofort verstanden zu haben wovon Kyungsoo gesprochen und was er gemeint hatte, als er ihm in ‚Implicit' davon erzählte. Vielleicht weil gerade er Jongdae besser kannte, als jeder andere Mensch. Vielleicht weil er es war, den Jongdae seit so vielen Jahren schon wieder und wieder auf die Leinwand brachte. (Vielleicht verstand Kyungsoo Jongdaes unheimliches Talent auch erst jetzt, weil auch er das Gefühl kannte, von Jongdaes Blick berührt zu werden).

Niemand außer Kim Jongin konnte das sehen, was Kyungsoo in Jongdae sah. Er hoffte inständig, dass Kim Minseok es ebenfalls tun würde.

Kyungsoo war wie unter Strom, während seine Idee in ihm wuchs und gedieh und sich beständig weiter ausbreitete.

Die letzte Person, die er in Kenntnis setzen musste war nur noch Jongdae selbst.

Das Atelier war hellerleuchtet als Kyungsoo am Freitagabend die Türe aufschloss und sich selbst hereinließ. Er hatte Jongdae Bescheid gegeben, dass er heute kommen würde, aber während Kyungsoo sich die Schuhe und seine dünne Jacke abstreifte, schien das Atelier still dazuliegen. Jongdae grüßte nicht – so wie er es sonst tat und Kyungsoo konnte auch nicht das Rascheln der Folie hören, die er immer unter seiner Staffelei ausbreitete und die leise knisterte, wenn er das Gewicht verlagerte oder einen Schritt zurücktrat um sein Werk zu begutachten.

„Hallo?" Kyungsoo ging tiefer in die Wohnung hinein, erhielt jedoch keine Antwort. „Jongdae, bist du da?" Die Deckenlichter des Flurs strahlten auf ihn hinunter und auch das Atelier selbst war hellerleuchtet. Der Türgriff war voller Farbflecke, weil sich das einfach nicht vermeiden ließ. Kyungsoo drückte die Tür etwas weiter auf und hätte dann vor Schreck beinahe seine Laptoptasche fallengelassen.

„Jongdae!", rief er panisch aus und stürzte in den Raum hinein. Ihm war völlig gleichgültig, dass er dabei in Farbpfützen trat und noch mehr Farbe auf dem Boden verteilte. Jongdae lag am Fuße seiner Staffelei, auf der eine blanke Leinwand stand. Sein Körper sah unangenehm verdreht aus und seine Augen waren fest zusammengekniffen, als hätte er einen Albtraum.

Kyungsoo stürzte vor ihm zu Boden, zog Jongdaes Körper auf seine Knie und rüttelte ihn sanft. Er war so in Panik, dass er alles vergaß, was er in dem obligatorischen Erste-Hilfe Kurs seiner Führerscheinprüfung gelernt hatte.

Jongdaes Gesicht zuckte, während Kyungsoo panisch und immer lauter werdend seinen Namen aussprach und ihn rüttelte. Er war kurz davor ihm eine Ohrfeige zu geben, um ihn wachzubekommen, aber da öffnete Jongdae endlich blinzelnd die Augen. Er sah völlig verdutzt zu ihm auf, als Kyungsoo einen tiefen Seufzer der Erleichterung ausstieß.

„Du bist wach. Verdammt, was-"

Jongdae hob eine Hand an und strich Kyungsoo mit den Fingerspitzen federleicht über die Wange, was Kyungsoo seinen Satz abbrechen ließ.

„Jongdae?"

„Du bist voller Farbe", flüsterte er so leise, dass Kyungsoo es beinahe nicht erfasst hätte.

Kyungsoo sah an sich hinunter. Er war wirklich voller Farbe, weil Jongdae darin getränkt schien. Er runzelte die Stirn, Jongdae noch immer halb auf seinem Schoß liegend. „Was ist hier passiert?" Er sah sich um. „Wieso liegt überall Farbe und wieso lagst du auf dem Boden? Ich habe den Schrecken meines Lebens bekommen!"

Jongdae schloss noch einmal müde die Augen. „Alles...wurde plötzlich schwarz."

„Du bist ohnmächtig geworden?", quietschte Kyungsoo.

„Ich...so meinte ich das nicht. Alles ist schwarz und....weiß und doch..." Er hielt inne, runzelte die Stirn und klappte dann den Mund auf. „Oh. Doch, ich bin ohnmächtig geworden."

„Ich rufe einen Krankenwagen."

„Nicht nötig."

Kyungsoo funkelte auf ihn hinunter, was wahrscheinlich falschherum nicht den gleichen Effekt hatte, wie richtigrum. „Jongdae, du warst gerade eben ohnmächtig!"

Er richtete sich auf, oder versuchte es zumindest. Kyungsoo stützte ihn an den Schultern und ließ seine Hände dann vorsichtshalber dort liegen. Jongdaes Shirt war feucht von Farbe und was er zuvor für ein rotes Shirt gehalten hatte war in Wahrheit einfach sehr viel rote Farbe. Kyungsoos weißes Hemd war nun ebenfalls darin getränkt.

„Ich habe in letzter Zeit nicht sehr viel gegessen", murmelte er. „Das war nur eine kleine Kreislaufschwäche. Nichts Bewegendes." Er rieb sich über die Stirn. „Der Raum hat sich für einen Moment um mich herum gedreht und mehr weiß ich nicht."

Kyungsoo spürte sein Blut in seine Wangen schießen. „Nichts Bewegendes? Was zum Teufel? Du hättest dir den Schädel aufschlagen können, als du zu Boden gefallen bist! Sonst etwas hätte passieren können."

Jongdae blinzelte ihn nur an. „Das-"

Aber Kyungsoo ließ ihn nicht weitersprechen. „Du hättest dir auch eine Hand brechen können! Oder gleich beide! Was wenn ich nicht gekommen wäre und dich gefunden hätte? Du wärst vielleicht in deinem eigenen Atelier gestorben!" Kyungsoo übertrieb, aber das Adrenalin, das noch immer durch ihn pumpte, machte ihn sehr leicht im Kopf.

„Entschuldige", murmelte Jongdae plötzlich und klang eigenartig scheu dabei. Schuldgefühle waren ihm ins Gesicht geschrieben, wie einem Kleinkind, dass man beim Kartenspielen beim Mogeln ertappt hatte.

Das dämpfte ein wenig von der beklemmenden Sorge, die Kyungsoo wie ein Dolchstich durchfahren war, als er Jongdae regungslos vor seiner Staffelei liegen gesehen hatte. Er seufzte noch einmal tief aus.

„Nein, schon gut. Es ist meine Schuld. Ich hätte besser auf dich achten sollen. Ihr Künstler seid doch alle gleich. Ehrlich, Yixing ist genauso unzuverlässig! Wenn ich ihm nicht regelmäßig etwas zu essen in die Hand gedrückt hätte, dann wäre er wahrscheinlich auch schon umgekommen." Und Luhan war ebenfalls nicht sehr anders, nur hatte Luhan immer mit großem, unbändigem Appetit gegessen, wenn Kyungsoo ihn erst einmal daran erinnert hatte. Sein Körper hatte eben nach Energie gelechzt nach dem ganzen Tanztraining, dass er immer über sich ergehen lassen musste.

Jongdaes Augen blitzten belustigt auf, als Kyungsoo den Mund wieder zusammenpresste, aber auch er sagte nichts.

-

Jongdae hatte ihm die Sache mit den Farben noch nicht erklärt, aber Kyungsoo stellte dies hinten an. In den nächsten Minuten half er Jongdae zur Azurblauen Couch in seinem Atelier zu kommen, bestellte etwas zu essen und ging in die kleine Küchennische um in den Schränken über dem Waschbecken nach etwas mit Zucker zu suchen. Er fand Honig und entschied, dass das fürs erste genügen müsste. Dann kochte er Wasser, machte Tee und kippte zwei große Teelöffel Honig in Jongdaes Tasse.

Jongdae kratzte sich gerade getrocknete Farbe von der Handfläche als Kyungsoo zu ihm zurückkehrte und ihm die Tasse in die Hände drückte. „Trink", befahl er. Sein Blick ließ keine Widerrede zu. Jongdae gehorchte und nippte vorsichtig am Tassenrand.

„Danke."

„Was ist los mit dir?", fragte er, nachdem er abgewinkt hatte. „Wieso fällst du in deinem Atelier um?"

Er zuckte die Achseln. „Kreislauf. Ich werde alt, nehme ich an. Das geschieht sogar den besten Menschen."

Kyungsoo fand dies überhaupt nicht lustig. Er musterte ihn besorgt. „Du sahst das letzte Mal schon so mies aus."

„Autsch, hast du das gehört? Das war mein angeknackstes Ego", murmelte Jongdae. „Wie charmant, Kyungsoo."

Kyungsoo ignorierte ihn. „Bist du krank? Wirst du krank? Was ist los?"

„Nichts."

„Jongdae es ist nicht Nichts, wenn du umfällst."

„Ich habe einfach zu wenig gegessen, nichts weiter schlim-"

„Darum geht es mir auch nicht", unterbrach ihn Kyungsoo harsch. „Die Frage lautet, wieso hast du nicht ordentlich auf dich selbst geachtet? Wieso hast du nicht gegessen? Wie konntest du es so weit kommen lassen?"

Jongdae drehte den Kopf langsam zur Seite, bis er Kyungsoo ansah. Sie saßen nahe beieinander, was Kyungsoo bis zu diesem Moment überhaupt nicht aufgefallen war. Erst aus dieser Nähe konnte Kyungsoo erkennen, dass Jongdae Schatten unter den Augen und Haut wie Papier hatte. „Du bist immer noch voller Farbe."

Kyungsoo schüttelte enttäuscht den Kopf. „Hör auf, das Thema zu wechseln."

„Aber das tue ich nicht." Rohe Verletzlichkeit stand in seinen Augen und traf Kyungsoo mit der Heftigkeit eines heransausenden Zuges.

„Was willst du mir damit sagen?"

Er lächelte plötzlich, aber es erreichte seine Augen noch immer nicht. Wo war die Kälte in seinem Blick? Seit wann konnte Kyungsoo sie nicht mehr sehen? Wo war das Unbehagen? Seit wann... „Es bedeutet, dass ich dein teures Hemd ruiniert habe", antwortete Jongdae. Kyungsoo war erstaunlich erleichtert über seine Antwort, auch wenn ihm bewusst war, dass Jongdae dieses Mal wirklich das Thema wechselte.

„Du wirst es mir ersetzen", sagte er. „Indirekt zumindest. Du wirst eine Menge Geld verdienen, wenn dein Comeback einschlägt." Er grinste. „Und ich auch." Ihnen war klar, dass keiner von ihnen diesen Job wirklich nur wegen des Geldes machte, aber es war ein sichererer Grund auf dem sie sich bewegen konnten, als das was Jongdae zuvor angedeutet hatte.

„Wieso ersetzen? Eigentlich solltest du mir danken. So sieht es viel besser aus."

Kyungsoo verdrehte die Augen. „Ich hätte mir wirklich keine Gedanken machen müssen. Du bist noch immer ganz der Alte."

Aber das war eine Lüge.

-

Kyungsoo erzählte Jongdae von seiner Idee nachdem der Lieferservice da gewesen und Jongdae ordentlich gestärkt war. Jongdae sah ihn nur unbewegt an und zuckte die Achseln, als er schließlich fertig mit seiner Ausführung war.

„Wenn du das tun möchtest, dann nur zu. Es ist mir völlig gleich, welche Rolle ich in der Kunstgeschichte habe oder einmal haben werde."

„Aber was denkst du? Denkst du, an meiner Theorie könnte etwas Wahres dran sein?"

Noch mehr Achselzucken. „Du siehst mehr als andere Menschen, Kyungsoo. Ich vertraue dir."

Für einen schmerzlichen Moment war Kyungsoo an Yixing erinnert, der solche Dinge schon so oft zu Kyungsoo gesagt hatte, aber Jongdae und Yixing waren so unterschiedlich... – er schob den Gedanken wieder von sich.

„Hm, du vertraust mir also? Seit wann?", flüsterte er, ohne ihn anzusehen.

„Wir sind Freunde", erwiderte Jongdae mit einem schmerzhaft aussehenden Lächeln. „Außerdem habe ich dir in Kunstdingen schon immer vertraut. Du verstehst dein Handwerk, ich bin nicht überrascht, wenn du eines Tages ein Buch schreiben wirst mit dem du dann die ganzen Kunststudenten an der Uni nerven wirst."

Kyungsoo hatte nie darüber nachgedacht, einmal ein Buch zu schreiben. „Vielleicht schreibe ich eines Tages über dich", platzte es aus ihm heraus, weil es ihm gerade in den Kopf geschossen war.

Jongdae sah erneut ganz langsam zu ihm auf. Diese langsamen Blicke sträubten Kyungsoo die Nackenhaare. „Vielleicht hätte ich nichts dagegen", sagte er dann.

Kyungsoo erfuhr nicht, warum Jongdae scheinbar mit Farbdosen um sich geworfen hatte und er erfuhr auch nicht, was es war das Jongdae in den letzten Tagen geplagt hatte. Was dunkle Schatten unter seine Augen gemalt hatte und was ihn scheinbar von innen heraus auffraß.

Aber als er sich anbot, Jongdae nachhause zu fahren, weil er mit dem Auto gekommen war, und sie sich Aufbruch bereit machten, erfuhr Kyungsoo eine andere, entscheidende Sache.

Die Staffelei, die eine weiße Leinwand trug war in Wahrheit mehr als Kyungsoo zuvor angenommen hatte. Denn in Wahrheit war die Leinwand gar nicht weiß und damit leer, bemerkte er, sobald er sich die Ränder der Leinwand etwas genauer ansah, während Jongdae gerade im Badezimmer war. Die Leinwand war nicht leer, sondern nur weiß bemalt. Als hätte er das Gemälde, dass sich davor darauf befunden hatte unter einem Schein von Nichts begraben. Ein totes Bild und seine Beerdigung.

Kyungsoo sah sich um. Mehr Gemälde als nicht waren von Leintüchern verdeckt worden oder standen mit der Bildseite nach vorne, an die Wand gelehnt.

Welches Bild hatte Jongdae nur übermalt? Welches Bild hatte er so verabscheut, dass er es wieder unter weißer Farbe verstecken musste. Es ungeschehen machen wollte.

Kyungsoo erfuhr auch das nicht.

***

Zwei Tage lang musste Kyungsoo auf eine Antwort warten. Zwei Tage in denen die imaginären Zeiger einer Uhr in seinem Kopf tickten. Lauter und immer lauter werdend. Am Nachmittag des zweiten Tages erschien dann das Email Symbol auf der oberen Leiste seines Smartphones und Kyungsoo sog einen scharfen Atemzug Luft ein. Es war Kim Minseoks Name, der über der Email thronte.

Kyungsoos Finger zitterten vor Erwartung und Nervosität, als er die Nachricht öffnete. Ein einziges Wort war darin aufgelistet.

‚Anhang'

Also öffnete Kyungsoo den Anhang und riss überrascht die Augen auf. Ihn grüßten fünfzig PDF Seiten. Fünfzig Seiten, die Kim Minseok in den letzten 48 Stunden verfasst hatte.

‚Wann hat er geschlafen?', dachte Kyungsoo verwundert, schob den Gedanken jedoch von sich als er das Dokument auf seinem Computer öffnete. Und dann begann er zu lesen.

Begeisterung war kein Ausdruck für das was Kyungsoo von Minseoks Email entgegen schrie. Euphorie, Jubel, Enthusiasmus – all das konnte Kyungsoo aus seinen Worten herauslesen. Eine lautstarke Zufriedenheit und das Versprechen, dass er darüber schreiben würde. Dass der diesbezügliche Artikel erscheinen würde, noch bevor Jongdae sein Comeback feiern konnte. Er beschrieb seine eigene Theorie und nannte Kyungsoo in seinen letzten Sätzen ein Genie.

‚Nicht nur Jongdae wird die Kunst von heute verändern', stand dort geschrieben. ‚Sie tun es ebenfalls. Ich bin dankbar, Teil dieser Entwicklung sein zu dürfen und werde alles in meiner Macht stehende tun, sie zu fördern und voran zu bringen.'

Und damit war die Sache so gut wie in Stein gemeißelt. Kim Minseoks Bestätigung und sein Versprechen einen Artikel darüber zu schreiben, würden Jongdae zu einem der größten Künstler ihrer Zeit machen. Das war die Macht, die Kim Minseok in seiner Hand hatte. Der Einfluss den ein einziges seiner Worte besaß.

Kyungsoo lehnte sich fassungslos wieder in seinem Stuhl zurück und schüttelte leicht den Kopf. „Geschafft", murmelte er.

„Hey Soo, du hast längst Feierabend", meldete sich Baekhyun mit einem Stirnrunzeln zu Wort. Er sah verdutzt auf ihn hinunter. „Was machst du noch hier?"

Kyungsoo war so gut gelaunt, dass er sich nicht einmal daran störte, als Baekhyun gegen sein Stuhlbein trat und er ein wenig über den Boden rollte.

„Was ist passiert? Wieso grinst du so?"

„Kim Minseok wird einen Artikel über Jongdae schreiben. Über die Theorie, die ich aufgestellt habe. Er...er teilt meine Ansicht!"

Baekhyun riss die Augen auf. „Ernsthaft?"

Kyungsoo konnte nur nicken.

„Das...wow, Kyungsoo! Das...wow."

Auch darüber konnte Kyungsoo nur noch umso breiter grinsen. Er sprang auf und warf kurz einen Arm um Baekhyuns Schultern, um ihn an sich zu drücken. Er lachte ihm ins Ohr, als Baekhyun schrill quietschte.

„Oh Himmel, Soo! Stopp!"

Kyungsoo schnappte sich seine Jacke und seine Tasche, bevor er Baekhyun verdutzt stehen ließ und Junmyeon nur zu winkte, als er verwundert den Kopf aus seiner Bürotür streckte, um dem Gelächter auf den Grund zu gehen. „Was ist hier los?"

„Kyungsoo hat das Unmögliche möglich gemacht", hörte er Baekhyun noch zu Junmyeon sagen, bevor Kyungsoo bei den Aufzügen angekommen war und hinunter fuhr.

Seine Brust fühlte sich ganz leicht an, genauso wie seine Füße, die scheinbar über den Boden flogen, als er den Weg von ‚Fine Arts' zu Jongdaes Wohnung gehend überbrückte. Es war fast wie das Gefühl, wenn er das perfekte Maß von Betrunkenheit erreicht hatte. Kurz bevor die Kopfschmerzen einsetzten, aber weit genug dahin, dass er glaubte unbesiegbar zu sein.

Er musste den ganzen Weg über ein breites Grinsen auf dem Gesicht getragen haben, aber er bemerkte es erst, als er bereits angekommen war und sein Gesicht in der Glasscheibe über den Klingeln gespiegelt sah. Er grinste sein Spiegelbild an – was wirklich ein wenig gruselig war.

Was auch immer.

„Hyung, hi." Jongin lehnte mit einem trägen Lächeln gegen den Türrahmen, als Kyungsoo das obere Stockwerk erreicht hatte. Sein Atem stockte für einen Moment, weil Jongin sich offensichtlich nicht die Mühe gemacht hatte, ein Shirt anzuziehen.

„Hey", sagte er, sobald er sich wieder gefasst hatte. Blut rauschte in seinen Ohren – weil er den Weg hierher zu schnell hinter sich gebracht hatte. Weil er zwei Treppenstufen auf einmal erklommen hatte, statt auf den Aufzug zu warten. Deshalb war ihm jetzt heiß.

„Wenn du einen Termin bei Jongdae hast, dann muss er ihn vergessen haben", sagte Jongin und trat aus dem Türrahmen heraus.

„Nein, ich...er ist nicht hier?"

Jongin schüttelte den Kopf. „Komm doch rein."

Kyungsoo wollte seiner Aufforderung gerade nachkommen, als er eine Bewegung hinter Jongin ausmachte. Im Flur stand ein Junge mit braunen Haaren. Sehun – Jongins Freund.

Kyungsoo machte einen Schritt zurück. „Nein, schon in Ordnung. Ich wollte nur..." Seine Worte verloren sich, als er an ‚Implicit' dachte und wie leicht es Jongin gefallen war, zu verstehen, was niemand sonst zu verstehen schien. Das was Kyungsoo gemeint hatte - mit Jongdae und seiner ganz speziellen Kunst...

„Kim Minseok wird einen Artikel über Jongdae schreiben. Die Idee...von der ich dir in ‚Implicit' erzählt habe, wird dabei eine zentrale Rolle spielen."

Jongins Augen weiteten sich. „Das ist eine große Sache!" Und auch dieses Mal wieder schien Jongin ganz genau zu verstehen. Sein Gesicht hellte sich auf und plötzlich griff er nach Kyungsoos Händen und hielt sie zwischen seinen fest. „Ich musste die ganze Zeit an das denken, was du gesagt hast! Die Realität hinter der Realität und...es ist mir einfach nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Auch mir ist danach klar geworden, dass Jongdae das zu etwas...ganz Besonderem macht, nicht wahr? Viel mehr als ich dachte."

Kyungsoo nickte. „So ist es. Und dank Kim Minseok werden noch so viel mehr Menschen davon erfahren."

Jongin drückte seine Hände als sich Freude in seinem Inneren anstaute und aufsprudelte. Wie eine Sektflasche, aus der man den Korken mit Schwung rausgerissen hatte. „Jongdae...er verdient diese Art von Aufmerksamkeit."

Kyungsoo nickte. Jongins Hände um seine waren ihm so ungemein bewusst, dass Kyungsoo fast schwindelig wurde. Er fragte sich, was Jongdaes Kunst für Jongin bedeutete. Manchmal dachte Kyungsoo fast, dass er Jongdaes Gemälde verabscheute und dann...dann wiederum sprühten seine Augen Funken vor lauter Freude, weil noch mehr Menschen das Talent in Jongdae sehen würden, dass er als aller erstes erkannt und mit der Welt teilen wollte.

Jongin zuckte fast unmerklich zusammen, als er realisierte, dass er noch immer Kyungsoos Hände festhielt. Er riss die Arme zurück, als hätte er sich verbrannt und lächelte kokett an die Wand.

Vielleicht fühlte Jongin in Hinsicht auf Jongdaes Gemälde dasselbe wie Kyungsoo. Manchmal waren sie abstoßend und widerlich – auf die genialste und anziehendste Art und Weise überhaupt und dann waren sie genau das Gegenteil und strotzten vor Genialität, die Kyungsoo den Atem raubte. Letztlich war es ganz gleich wie viel Schrecken und Ekel das Gemälde zeigte, etwas blieb immer, dass es Kyungsoo unmöglich machte, nicht noch ein zweites und ein drittes Mal hinsehen zu wollen.

„Jongdae ist auf jeden Fall gerade im Atelier", sagte Jongin noch immer an die Wand gerichtet.

„Okay, danke und entschuldige, wenn ich gestört habe. Jetzt da ihr so nah an ‚Fine Arts' seid, vergesse ich, dass ich nicht ohne vorige Absprache auftauchen sollte."

Jongin winkte ab. „Keine Sorge. Mh, Sehun und ich wollten ohnehin gerade wegfahren um irgendwo zu Mittag zu essen, ich kann dich dann gleich am Atelier absetzten, wenn du möchtest?"

Kyungsoo sah für einen Moment an Jongin vorbei, um in die Wohnung zu blicken, aber er konnte Sehuns Gesicht nicht genau erkennen. „Mach dir keine Umstände, ich werde schon-"

„Es würde keine Umstände machen", unterbrach ihn Jongin lächelnd. „Ehrlich nicht."

Also nahm Kyungsoo das Angebot dankend an.

Kyungsoo wartete im Hausflur während Jongin sich ein Shirt zum Anziehen und seine Sachen zusammensuchte. Sehun verschwand ebenfalls für einen Moment, war dann aber vor Jongin wieder da. Er nickte ihm zu – was einer Begrüßung schon recht nahe kam.

„Du...Jongin hat erzählt, du warst auf dem Land? Zu Besuch bei deiner Familie?"

„Das bin ich noch", bestätigte Sehun. „Bis auf meine ältere Schwester ist niemand mehr in Seoul. Nachdem Jongin und ich in die Staaten gezogen sind, sind meine Eltern zurück zu meinen Großeltern aufs Land gezogen." Er lehnte sich an die Wand hinter sich. „Ich bin nur wegen Jongin hier." Er seufzte. „Und damit meine ich nicht nur Seoul."

Kyungsoo betrachtete den anderen Mann etwas eingehender und begegnete seinem Blick, der scheinbar genau das gleiche getan hatte. Sehun wirkte müde, seine breiten Schultern heruntergezogen und sein Haar platt, als wäre er zu oft mit den Fingern hindurchgefahren.

„Du wirst nicht in Südkorea bleiben?"

Sehun sah ihn nur an, ohne zu antworten. Kyungsoo fragte sich, ob ihm die Frage zu persönlich gewesen war, als Sehun etwas ganz anderes sagte: „Lass nicht wieder zu, dass er sich in dich verliebt. Ich könnte kotzen bei dem Gedanken."

Kyungsoo wurde einen Momentlang ganz starr vor Schreck, dann zwang er sich dazu, sich wieder zu entspannen. „Dafür das ihr zusammen seid klang das... ziemlich kaltherzig, findest du nicht?"

Sehun verdrehte die Augen. „Das sind wir nicht. Nicht mehr, meine ich." Sein Lächeln war klein und bitter, als er zu Boden blickte. „Nicht, dass ich es erlauben würde, wenn ihr beide..."

„Ich bin nicht-"

„Das hoffe ich für dich", unterbrach er. „Jongin mag Luhan, also mach keinen Scheiß mit ihm...mit beiden."

Langsam spürte Kyungsoo Irritation in sich aufkommen. Zum Teufel auch, wenn er sich von einem wildfremden so etwas anhören musste.

„Habe ich deine Gefühle verletzt?", fragte Sehun leise und stieß sich von der Wand ab, bevor Kyungsoo etwas erwidern konnte. „Klingt wie eine gelungene Abwechslung. Sonst bist du es doch immer, der..."

„Was flüstert ihr da?"

Kyungsoo hatte gar nicht bemerkt, wie nahe Sehun ihm gekommen war, bis er einen Schritt von ihm fort trat. Jongins Augen blitzten gefährlich, als er Sehun ansah.

„Nichts. Ich verschwinde Jongin. Mir ist nicht nach essen zu Mute."

„Sehun-"

Sehun trat zur Seite und legte Jongin plötzlich eine Hand in den Nacken um ihn zu küssen. Kyungsoo hasste sich dafür, aber er konnte nicht anders, als wegzusehen.

„See you", sagte er auf Englisch und wandte sich dann ab. Kyungsoo spürte den Schlag der Tür in seinem Körper wiederhallen.

„Ich wollte nicht-"

„Es war nicht deine Schuld", unterbrach Jongin. „Du hast wahrscheinlich einen größeren Streit verhindert." Jongin seufzte geschlagen.

„Ihr habt gestritten?"

„Noch nicht, aber es wäre früher oder später bestimmt dazu gekommen."

Kyungsoo trat unwohl von einem Fuß auf den anderen, unsicher ob er seine nächste Frage wirklich stellen sollte, ob sie nicht zu persönlich war...ob er die Antwort darauf wirklich wissen wollte. Letztlich siegte die Neugierde. „Ihr habt euch getrennt?"

Jongin brauchte eine Weile, bevor er nickte. „Es stand schon seit einer Weile im Raum, aber mit uns beiden...ist nie alles glasklar. Wir kennen uns zu lange, wenn du weißt, was ich meine. Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir uns voneinander trennen, aber dieses Mal fühlt es sich anders an als sonst."

„Das tut mir leid."

Jongin zuckte die Achseln. „So sind wir nicht. Wir...werden nicht traurig wegen so etwas. Wir haben damals ausgemacht, dass wir unsere Freundschaft deshalb nicht aufgeben – wenn wir off-Phasen hatten, hat das nichts daran geändert, dass wir Zeit miteinander verbracht haben. Es war nur ein klein wenig anders. Das muss...eigenartig klingen."

Nicht für ihn. Immerhin wusste Kyungsoo ganz genau, wie es war mit seinem besten Freund zusammen zu sein. Nur klang das zwischen Jongin und Sehun...doch noch einmal ganz anders, als das was zwischen Luhan und Kyungsoo war. Ist.

Beinahe hätte Kyungsoo Jongin gefragt, ob er wirklich in Sehun verliebt war...es jemals gewesen war, aber er biss sich auf die Unterlippe kurz bevor ihm die Frage entschlüpfen konnte. Ausgerechnet er sollte ihm so eine Frage nicht stellen. Und Kyungsoo war sich sicher – mit absoluter Gewissheit sicher -, dass er selbst die Antwort nicht hören wollte.

„Tja, sieht ganz danach aus, als müsste ich jetzt alleine essen." Er sah Kyungsoo an, als wartete er auf etwas. Kyungsoo musste beinahe lachen.

„Ich habe auch noch nicht gegessen", sagte er. Jongin lächelte triumphierend.

„Das trifft sich ja gut! Wir könnten etwas auf dem Weg holen und dann zu Hyung ins Atelier fahren? Ich bin mir sicher, er hat auch noch nichts gegessen." Er schnappte sich seinen Schlüssel von der Kommode neben dem Spiegel. „Sofern ich nicht störe, wenn ich dabei bin?"

„Nein, natürlich nicht", versicherte Kyungsoo. „Ich muss Jongdae nur von Minseoks Artikel erzählen." Gleichzeitig griff er in seine Hosentasche, um Jongdae dieses Mal doch eine Nachricht zu schreiben. Wenn er malte war es zwar unwahrscheinlich, dass er wirklich auf sein Telefon sah, aber zumindest hatte er es dann versucht.

Jongin hielt ihm die Tür auf, als sie nach draußen traten. „Wieso arbeitest du heute eigentlich nicht?"

„Ich hatte heute Morgen Training mit Luhan, aber er braucht mich heute Mittag nicht mehr."

„Wieso nicht?"

„Wegen seinem Konzert. Die Generalproben stehen an und ich habe meinen Part bereits getan."

„Wann ist das Konzert?", fragte Kyungsoo überrascht.

„Nächste Woche. Du weißt nicht Bescheid?"

Als Kyungsoo Luhan das letzte Mal gesehen hatte, hatte er nur über sich selbst und Jongdae gesprochen. Er hatte Luhan kein einziges Mal nach ihm ausgefragt. Wärme schoss in seine Wangen. „Ich muss es vergessen haben."

Jongin zuckte die Achseln. „Wahrscheinlich hat er dir nicht davon erzählt."

„Wieso?"

Sie nahmen die Treppe nach unten, Jongin direkt vor ihm. Seine Rückenmuskeln bildeten sich klar unter seinem dünnen T-Shirt ab. „Er hat mir einmal erzählt, dass er das Gefühl hat, dass es immer nur um ihn geht. Dass sein Job ihn permanent ins Rampenlicht stellt und er nicht möchte, dass das auch passiert wenn ihr beide zusammen seid. Er will nicht, dass sich alles nur um ihn dreht."

„Das...hat Luhan dir erzählt?" Luhan hatte etwas in dieser Richtung nie vor Kyungsoo erwähnt. Nie.

Jongin wandte sich zu ihm um, als sie das Kellergeschoss erreicht hatten. Kyungsoo war noch zwei Stufen über ihm und wäre beinahe in ihn hereingelaufen. So, zwei Stufen über ihm, war Kyungsoo einen halben Kopf größer als Jongin. Jongin musste zu ihm aufsehen, was...komische Dinge mit Kyungsoos Bauch machte. Als Jongin noch siebzehn gewesen war, waren seine Gesichtszüge weicher - alles an ihm hatte weicher gewirkt. Jetzt waren da so viele Ecken und Kanten, sein Gesicht wirkte definierter und die einzige Weiche, die er finden konnte, befand sich in seinen Augen.

Jongin räusperte sich und trat einen Schritt zurück. „Wir reden viel", sagte er.

Kyungsoo brauchte einen Moment, bis er verstand, dass Jongin noch immer über Luhan sprach. „Besonders wenn wir nach der Arbeit noch etwas trinken gehen. Er wird unheimlich gesprächig wenn er betrunken ist."

„Was erzählt er dir denn so?"

„Was wäre ich für ein Freund, wenn ich dir das erzählen würde?"

Freund.

Luhan und Jongin.

Würde Kyungsoo sich jemals daran gewöhnen können?"

„Du hast mir bereits etwas erzählt", erinnerte Kyungsoo. „Worüber spricht Luhan mit dir?"

„Wenn er betrunken ist? Hauptsächlich über dich."

Er sprach es so stichelnd aus, dass Kyungsoo sich nicht sicher sein konnte, ob er ihn vielleicht doch nur auf den Arm nahm. Unsicher entschied er sich dazu, einfach nur zu schnauben und an ihm vorbei zu gehen, um die Tür zur Garage zu öffnen. Hier unten war die Luft kälter und es roch unverkennbar nach Autoabgasen.

„Er hat mir viel von eurer gemeinsamen Studienzeit erzählt. So vieles das ich nicht von euch wusste. Nicht von dir wusste." Kyungsoo hielt wieder inne und wandte sich um. Jongin und ihn trennten nur drei Schritte, aber er trug einen Ausdruck auf dem Gesicht, der ihn Kilometerweit entfernt vorkommen ließ. „Er hat immer noch Schuldgefühle wegen eurem gemeinsamen Freund – Yixing – weil ihr ihm eure Beziehung die ganze Zeit verschwiegen habt und weil er Yixing nie erlaubt hatte, auf seine Gefühle für dich zu handeln."

Kyungsoo verspürte Unbehagen auf Jongins Worte hin. Etwas in ihm wollte nicht, dass Jongin so genau Bescheid wusste. „Das ist mittlerweile lange her."

Jongin hielt inne, zuckte die Achseln. „Ein Verrat ist mit einem anderen Verrat wohl wieder gutzumachen."

„Jongin-"

„Ich kann ihn nicht leiden. Yixing, meine ich. Er hatte kein Recht-"

Dieses Mal fiel Kyungsoo ihm ins Wort. „Yixing ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Er ist nicht nur mein bester Freund, sondern Familie." Und mehr als das. Yixing war, anders als seine Familie, immer auf Kyungsoos Seite und an seiner Seite gewesen. Auch dann als Luhan es nicht war.

„Ich weiß. Das hat Luhan auch gesagt."

Kyungsoo hielt inne. „Was willst du mir damit sagen?"

Jongin zuckte nichtssagend die Achseln. „Wenn es deiner Meinung nach entschuldigt, was er damals getan hat, dann nichts. Dann will ich rein gar nichts damit sagen."

„Wieso fängst du jetzt wieder damit an? Ich dachte, das hätten wir geklärt?"

„Geklärt? Wir haben kaum zwei Mal darüber gesprochen."

„Und bei diesen Gelegenheiten, bist du es gewesen, der meinte, dass wir die Vergangenheit ruhen lassen sollen."

„Natürlich und...und so meine ich das doch auch gar nicht! Ich will nicht...ich meine, es ist mir egal. Damals nicht, aber heute macht es keinen Unterschied mehr und..." Er runzelte die Stirn, angestrengt nach Worten ringend. Frustriert weil es ihm nicht gelingen wollte. „Macht es dir wirklich nichts aus? Fühlst du dich überhaupt nicht hintergangen...als...als hätte man dir unrechterweise etwas weggenommen?"

Plötzlich verstand Kyungsoo. Hier ging es nicht um Yixing. Nicht nur, zumindest. Es ging um sein Äquivalent. Jongdae, der Jongin genauso belogen hatte, wie Yixing Kyungsoo.

„Hast du mit ihm gesprochen?", fragte Kyungsoo plötzlich sehr viel sanfter als einen Moment zuvor.

Jongin verstand sofort. „Nein. Es würde nur alte Wunden aufreißen. Es ist unnötig sich darüber noch einmal aufzuregen."

„Aber du tust es. Du regst dich auf."

Jongin sah ihn mit herabhängenden Schultern und einem so hilflosen Ausdruck in den Augen an, dass Kyungsoos spürte, wie seine Handflächen langsam feucht wurden. „Natürlich", flüsterte er. „Ich war so...so schrecklich verliebt in dich. Sie haben mir das weggenommen. Yixing und Jongdae haben...sie haben einfach entschieden und es zerstört."

Kyungsoo fühlte sich, wie vor den Kopf gestoßen, weil Jongin so rau...so echt und wund klang. Als hätte jemand seine unebene Oberfläche mit Schmirgelpapier davongeschabt und ihn blutend und verletzt zurückgelassen.

Jongin sah aus, wie Kyungsoo sich fühlte.

„Jongin", sagte er vorsichtig. „Es tut mir leid. Ich hätte...damals, ich hätte mehr tun müssen. Ich hätte nicht so sehr mit mir selbst beschäftigt sein dürfen, ich hätte..." Er hätte niemals gehen dürfen. Er hätte nicht davonrennen und seine Gefühle für Jongin verleugnen dürfen. Er hätte nicht vergessen dürfen, ihn öfter anzurufen. Er hätte ihm versichern sollen, dass seine Gefühle für ihn aufrichtig waren. Dass er genau dasselbe für ihn empfunden hatte, wie Jongin damals. Es gab so vieles das Kyungsoo hätte bessermachen können...besser machen sollen. Stattdessen hatte er sich in seinen Zweifeln vergraben, war davon gerannt und wollte sich der Sache nicht stellen. Jongin war jung gewesen, aber es war Kyungsoo, der sich wie ein Kind verhalten hatte.

„Du hast mich nie ernst genommen", sagte Jongin leise. „Das wusste ich."

„Das...ich habe dich ernst genommen. Ich habe mir selbst nur nicht erlaubt, dir zu zeigen, wie...wie ernst ich dich wirklich genommen habe." Er seufzte. „Ich habe wie du empfunden, das musst du mir glauben, aber ich wollte dich das nicht sehen lassen, weil es mir selbst geholfen hätte...einfacher damit umzugehen. Mit dir und mir und einfach allem, was damals gleichzeitig geschehen ist umzugehen." So vieles war damals aus den Fugen geraten.

Jongin blickte ihn nicht an. „Tut mir leid. Es war nicht mein Ziel, ein Geständnis aus dir herauszuholen."

„Hast du wirklich all die Jahre daran gezweifelt, dass ich dich geliebt habe?"

„Du hast mich andauernd wie ein Kind behandelt und nach dem einen Mal, als du mich geküsst hast, bist du anschließend für ein Jahr im Ausland verschwunden. Und natürlich war da Luhan und – nachdem du anfingst, mich zu ignorieren – wurde er wieder zum Thema und...ja, Himmel natürlich, dachte ich niemals, dass du wirklich dasselbe für mich übrig hättest, wie ich für dich. Ich war ein Teenager und unsicher, unerfahren, voller Zweifel und du...du warst die coolste Person, die ich jemals getroffen habe. Was sonst hätte ich denn denken sollen?"

Sie waren beide so kaputt. All das was zwischen ihnen war, war so unglaublich kaputt.

„Tut mir leid. Ich hätte nicht wieder mit diesem Thema anfangen sollen", sagte er, nachdem sie eine Weile schweigend verbracht hatten. „Wir drehen uns im Kreis, es geht immer um dasselbe und – es ist vorbei. Nicht mehr relevant."

Sie drehten sich wirklich im Kreis, aber jedes Mal erfuhr Kyungsoo etwas Neues – manchmal über Jongin, aber noch öfter über sich selbst.

„Ich weiß, wie es dir geht. Ich verüble es Yixing. Er ist die wichtigste Person in meinem Leben, aber es tut dennoch weh, zu wissen, dass er diese Entscheidung für mich getroffen hat. Für mich und ohne mich." Während Kyungsoo es aussprach, spürte er den Schmerz in seiner Brust auflodern, wie ein Aschefunke der an trockenem Laub wieder Feuer gefangen hatte. „Ich weiß also wirklich, wie du gerade empfindest."

Er lächelte plötzlich, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, wo sein Autoschlüssel gegen ein paar einsame Münzen klirrte. „Wer wenn nicht du, was?"

Kyungsoo konnte sein Lächeln nicht erwidern. Es war so...so unglaublich traurig. Was wäre aus ihnen geworden, wenn ihnen diese Zeit nicht gestohlen wäre? Wer wären sie heute? Wären sie zusammen? Hätte Kyungsoo auf Jongin gewartet - darauf gewartet, dass er erwachsen und bereit für sie beide wäre? Wären sie zusammen gewesen, nur um dann zu bemerken, dass sie besser dran waren, nicht zusammen zu sein? Hätten sie bereits völlig neue Richtungen eingeschlagen? Jeder seinen eigenen? Was wäre geschehen, wenn Kyungsoo damals nach seiner Europa-Tour nicht zu Einsamkeit zurückgekehrt wäre? Wenn Jongin da gewesen wäre, mit einem Lächeln und einer Umarmung für ihn und so vielen Gefühlen, die bis dahin immerzu unbeantwortet geblieben waren...

Kyungsoo spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete.

Allein die Vorstellung war grausam – so unfassbar grausam. Zu wissen, dass es so unendlich viele andere Optionen gegeben hätte. So viele andere Wege und Möglichkeiten für sie beide.

„Kyungsoo?", fragte Jongin plötzlich sanft. „Du...ist alles in Ordnung? Du siehst plötzlich so..." Jongin hob eine Hand an und strich mit seinen Fingerspitzen sanft ein paar Haar fort, die Kyungsoo in die Stirn gefallen waren. Es war als versuchte er damit, einen Vorhang zur Seite zu schieben, aber Kyungsoo fing sich rechtzeitig, bevor er den plötzlichen Schwall von Gefühlen sehen konnte, die ihm die Brust verengten. Sein Gesicht kitzelte, wo Jongins Fingerspitzen seine Haut berührt hatten. Er wandte das Gesicht ab.

„Es ist nichts", sagte er schnell. „Nur...nur ein dummer Gedanke, der mir plötzlich gekommen ist."

Jongin ließ seine Hand langsam sinken, bis sie wieder an seiner Seite herabhing. „Oh", sagte er nur.

Die Luft zwischen ihnen knisterte, wie elektrisch aufgeladen, bis Jongin sich mit einem Räuspern abwandte und seinen Wagen ansteuerte. Kyungsoo war erleichtert, als er wieder atmen konnte.

Sie verbrachten die ersten Minuten der Autofahrt mit leisem Räuspern und angespannter Stille, bis Kyungsoo Jongin fragte, wo er essen wollte und sie wieder mit beiden Füßen auf sicherem Terrain standen.

Knapp eine dreiviertel Stunde später hatten sie Jongdaes Atelier, ausgerüstet mit ein paar Plastiktüten, erreicht. Kyungsoo klingelte, aber benutzte seinen eigenen Schlüssel, um sich selbst herein zu lassen. Für einen Moment war er mit Schrecken daran erinnert, wie er das Atelier beim letzten Mal vorgefunden hatte. Still und scheinbar verlassen, bis er um die Ecke gebogen war und Jongdae scheinbar leblos vor seiner Staffelei vorgefunden hatte und...

Die Geister seiner Erinnerung verzogen sich in seinen Hinterkopf zurück, als Jongdae sie an der Haustür empfing. Er trug ein altes, schwarzes T-Shirt, das voller bunter Farbflecke war und lockere Baumwollhosen, die in ähnlichem Zustand waren.

Er hatte etwas mehr Farbe im Gesicht, als bei seinem letzten Besuch, aber es schien noch immer, als lauerten Schatten in seinen Augen. Vielleicht war es aber auch nur das Deckenlicht, das ihm ungeschickt in die Augen fiel. Er strahlte sichtlich auf, als er Jongin neben Kyungsoo vorfand.

„Hey", sagte er und nahm Kyungsoo und Jongin ihre Tüten ab. „Ihr seid so willkommen wie noch nie zuvor. Ich bin am Verhungern."

Kyungsoo hatte vor lauter unangenehmer Stille ganz vergessen, Jongin etwas Wichtiges zu fragen. Jongdae schwirrte in sein Atelier zurück und anschließend weiter in die Küche, um in die Styroporverpackungen hinein zu spähen. Kyungsoo hielt Jongin an der Tür auf, als er ihm lachend folgen wollte.

Er sah verwundert von Kyungsoos Hand an seinem Unterarm zu seinem Gesicht auf. Kyungsoo senkte seine Stimme zu einem leisen Flüstern. „In letzter Zeit...ist dir da etwas Eigenartiges an Jongdae aufgefallen?"

Jongin legte den Kopf schräg. „Was?"

Er wurde noch leiser. „Isst er ordentlich? Bedrückt ihn etwas? Solche Dinge."

Etwas in Jongins Augen wurde dunkler, als hätte er eine Tür geschlossen, um sich selbst unleserlich zu machen. Er zuckte nur die Achseln und schüttelte Kyungsoos Hand damit ab. „Nicht dass ich wüsste", sagte er kühl. „Aber ich frage ihn gerne für dich, wenn du besorgt bist." Er ging an ihm vorbei.

Kyungsoo blieb einen Moment länger verwundert zurück, weil sich Jongins Miene so urplötzlich gewandelt hatte und er nichts lieber getan hätte, als eine Erklärung dafür zu verlangen...für so viele Dinge, um ehrlich zu sein, aber er ließ zu, dass Jongin ebenfalls ins Atelier ging und Jongdae dabei half, das Essen auf Tellern zu verteilen.

Aber etwas an Jongin blieb verändert. Eine zugefallene Tür, die sich plötzlich nicht mehr öffnen ließ. Etwas an Kyungsoos Frage hatte bewirkt, dass er nun angespannt und kühler war – und das noch so viel deutlicher, als vorhin, als sie sich in der Garage unterhalten hatten. Nur wusste Kyungsoo wirklich nicht wieso so plötzlich.

Während sie aßen, erzählte Kyungsoo endlich, wieso er überhaupt nach Jongdae gesucht hatte.

Jongdae nahm die Information, wie Kyungsoo erwartet hatte, recht gleichgültig auf. Ob Minseok nun darüber schrieb, dass er ein verfluchtes Genie und der Begründer einer neuen Kunstepoche war, oder eben nicht, schien ihm völlig gleichgültig zu sein. Nicht einmal Kyungsoos ungezügelter Enthusiasmus konnte daran etwas ändern. Das dachte Kyungsoo zumindest.

Jongdaes Finger tanzten neben seinem leeren Teller über den Boden – wer brauchte schon Tische, wenn sie genauso gut im Schneidersitz auf dem Boden essen konnten, wo ohnehin schon etliche Plastikfolien ausgebreitet waren um den Boden vor Farbe zu schützen? – als Jongin sich plötzlich heftig räusperte.

„Sag mal, Hyung, das hat mich schon gewundert, als ich das letzte Mal hier war, aber wieso verbirgst du all deine Bilder eigentlich unter diesen Tüchern? Es ist wirklich schade, dass man sie nicht sehen kann."

Kyungsoo sah sich um. Die meisten Werke waren mittlerweile unter Tüchern verborgen. Kyungsoo war es gar nicht mehr aufgefallen, weil das bereits zu einem vertrauten Anblick für ihn geworden war. Tatsächlich hatte er in den letzten Wochen nur eines von Jongdaes frischangefertigten Gemälden gesehen – natürlich war es Jongin gewesen, aber...

„Ich habe nicht genug...Vertrauen in diese Bilder, um sie öffentlich zu präsentieren", sagte Jongdae mit Vorsicht in der Stimme. Sein Blick schweifte für einen Moment zu Kyungsoo herüber, bevor er sich wieder auf Jongin fixierte.

„Wieso nicht?", wollte Jongin überrascht wissen. „Hyung, all deine Werke sind großartig! Du solltest sie nicht verstecken. Hab ein wenig mehr Vertrauen in dich selbst. Das ist es doch, was DU immer zu mir gesagt hast."

Es waren liebe Worte, aber etwas an ihnen war auch spitz und schmerzhaft. Jongdae zumindest sah aus, als hätten sie ihn geschnitten.

„Es ist mir lieber so."

„Unsinn", entschied Jongin und stand unvermittelt auf. „Es ist einfach zu schade, dass man überhaupt nichts sehen kann."

„Jongin!"

Aber Jongin hörte nicht, als er zu einer Gruppe von Gemälden ging, die unter einem aufgespannten Leinentuch standen.

„Jongin!", wiederholte Jongdae und sprang nun ebenfalls auf. „Stopp. Hör auf."

„Ich verstehe wirklich nicht, wieso du plötzlich so unsicher bist. Das bist du doch auch sonst nie gewesen..."

„Jongin, ich meine es ernst. Hör auf."

„Komm schon, was hast du schon zu verbergen, Hyung?" Er packte das Tuch und wollte es gerade hochheben, als Jongdaes Schrei die Luft zerriss.

„Fass es NICHT an, Kim Jongin!!"

Jongin entglitt der Stoff aus den Fingern, bevor er sich langsam zu Jongdae umwandte. Jongdae sah...blass und gleichzeitig schrecklich außer Atem aus. Er umrundete das provisorische Lager, dass sie sich auf dem Boden errichtet hatten und ging auf Jongin zu. Er packte ihn am Handgelenk, wie ein Kind das dem Abgrund einer Klippe zu nahe gekommen war und zerrte ihn davon.

Kyungsoo war mindestens so verwundert darüber wie Jongin selbst. „Ich habe dir gesagt, dass ich sie nicht sehen will", zischte er leise. „Was zum Teufel hast du daran nicht verstanden?"

„H-Hyung..."

Jongdae ließ Jongin los, als hätte er sich an ihm verbrannt und blickte plötzlich schuldbewusst auf den Boden zwischen ihnen. Scham schoss ihnen beiden in die Wangen und färbte sie rot. Kyungsoo hielt ganz still.

„Entschuldige", sagte Jongin leise. „Mir ist eingefallen, dass ich noch etwas erledigen muss." Er wandte sich mit der Eleganz eines Tänzers ab und sah nicht mehr über die Schulter, als er zurück in den Hauseingang ging und seine Schuhe anzog, bevor er mit krachender Tür verschwunden war.

Es war ein...unwirklicher Moment, der daraufhin folgte.

Kyungsoo sah die pure Verzweiflung in Jongdaes Blick wüten, wie ein tobender Sturm, der einfach alles in seinem Weg vernichtete, bevor er zu Boden sah und die Hände zu zitternden Fäusten ballte.

„Was ist zwischen euch passiert?", fragte Kyungsoo, weil er die Frage einfach nicht zurückhalten konnte. „Wieso benehmt ihr euch so eigenartig?" Jongin hatte Jongdae nicht auf die Ereignisse von vor vier Jahren angesprochen – sonst hätten sie vorhin nicht darüber gesprochen – also musste es etwas gänzlich anderes sein. Etwas neues, das zwischen ihnen stand. Etwas, das vielleicht sogar schlimmer war, als der Verrat vor vier Jahren.

Jongdae wandte ihm langsam das Gesicht zu und zuckte hilflos die Achseln. „Ich weiß es nicht, aber...ich habe das Gefühl, das ich es nicht mehr verhindern kann."

„Was meinst du damit?"

Aber Jongdae presste nur fest die Lippen zusammen und wich seinem Blick aus.

Richtig, wieso auch sollte Jongdae ausgerechnet ihm davon erzählen...auch wenn sie...Freunde waren. Oder irgendetwas in diese Richtung.

Jongdae entließ alle Luft aus seinen Lungen, als er sich wieder auf den Boden setzte. Er schob seinen Teller mit einer Grimasse von sich und stierte stattdessen auf die Plane.

„Was es auch ist", sagte Kyungsoo dann, weil ihn der Anblick von Jongdaes hängenden Schultern und der Traurigkeit auf seinem Gesicht unruhig machte. „Ihr zwei seid so etwas wie ein eingeschworenes Team. Das wird schon wieder werden."

Jongdae lachte auf. „Wie soll man etwas reparieren, das niemals kaputt war?"

Kyungsoo runzelte die Stirn. Das klang wieder ganz nach Jongdae – der sich offensichtlich gerne so kryptisch wie nur irgendwie möglich ausdrückte. „Wenn nichts kaputt ist dann solltet ihr in Ordnung sein."

Jongdae nickte langsam. „Das klingt einleuchtend."

Mehr sagte er nicht dazu. Stattdessen blickte er auf und betrachtete Kyungsoo eingehend. „Erzähl mir noch einmal von den Dingen, die Minseok geschrieben hat."

„Ich dachte, es würde dich nicht interessieren."

„Hm", machte er und lächelte plötzlich dabei. „Das ist nicht unwahr, aber ich will noch einmal davon hören."

„Jongdae?"

„Lass mich dich dabei malen, während du mir davon erzählst."

Kyungsoo hielt inne. Das...fühlte sich nicht ganz richtig an. Normalerweise war es Jongdae, der erzählte, während Kyungsoo gemalt wurde. Darauf hatten sie sich geeinigt. Das war das stille Abkommen zwischen ihnen.

Dennoch ertappte sich Kyungsoo dabei, wie er einen Moment darauf nickte und die Teller übereinanderstapelte, um sie zurück in die Küche zu bringen und kurz abzuspülen.

Jongdae nannte Kyungsoo keine Pose, in der er verweilen sollte, während er sich hinter seine Staffelei setzte – das tat er in letzter Zeit überhaupt nicht mehr – Kyungsoo setzte sich einfach auf die blaue Couch, den Rücken gegen das Polster gelehnt und die Hände entspannt zwischen seinen leicht gespreizten Oberschenkeln. Jongdaes Staffelei stand heute näher, als normalerweise und die nächsten Stunden waren mehr wie ein gewöhnliches Gespräch als eine...Sezierung.

Kyungsoo erzählte noch einmal von Minseoks gigantischer Antwort in Form einer fünfzigseitigen PDF Datei voller Meinungen, Gedanken, Lob und weiteren Vorschlägen. Kyungsoo griff Gedanken von Minseok auf und erzählte Jongdae, was er davon hielt und fragte nach seiner Meinung und letztlich schweiften sie komplett ab, redeten über Künstler, die sie inspirierten und Städte, die sie nur für ihre Museen besuchen wollten. Jongdae war an anderen Künstlern und ihren Werken genauso interessiert, wie Kyungsoo – was Kyungsoo nicht gewusst hatte. Er hatte sich immer vorgestellt, dass Jongdae dafür zu sehr in seiner eigenen Kunst lebte, aber anscheinend...anscheinend hatte auch seine Burg ein paar Fenster.

Es war angenehm. Mehr als das, es war schön so locker mit Jongdae zu sprechen. Zu beobachten, wie sich das Licht in seinen Ölfarben spiegelte, während sein Pinsel darin versank und dann sanft über die Oberfläche der Staffelei kratzte. Kyungsoo fühlte sich wohl und Jongdae...er lächelte beim Malen.

Kyungsoo glaubte nicht, dass er jemals gesehen hatte, wie Jongdae beim Malen lächelte.

Es war schön. Sehr schön sogar.

*********************************************************************************************(243)

Ich will ja wirklich mal zu einem Schluss kommen, aber es gibt so viel, was ich hierüber noch schreiben will, also haha - nein. Ich gehe mit dieser Geschichte unter wie ein Capitän mit seinem Schiff, glaubt mir. Selbst wenn ich bis dahin alt und grau bin (nein, so lange wird es nicht mehr dauern, außer ich schreibe 10 Bände darüber, dann....Nein, das wird nicht passieren xD).

Okay, wennn ihr etwas zu Jongdae zu sagen habt, dann ist das euer Stichwort:

Ich persönlich könnte euch wahrscheinlich eine Powerpoint über seinen Charakter machen...jap. Meinungen?

Wir können das ja Stichwortartig machen.

Jongdae:

Sekai Breakup:

Kaisoo:

Und noch einmal Jongdae :D :


(Sorry dieses Nachwort ergibt keinen Sinn, aber ich bin totmüde, ich wollte nur dringend updaten, weil ich es sonst wieder nicht geschafft hätte)

Liebe Grüße
Cherry

P.S. Wenn jmd wissen will, wie es mittlerweile mit meiner Kirschblüten-Obsession steht...nicht gut ->

(Ich habe es nicht gekauft, aber ich habe Kirschblüten gesehen und mein Kopf ist praktisch explodiert, also...)

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