Blazing Fire

storyxtellerx4u

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"Selbst der beste Kämpfer braucht manchmal jemanden an seiner Seite." Nora, ein durchschnittliches Mädchen, d... Еще

PROLOG
EINS - Hölle, Rauch und Hitze
ZWEI - Al, Mommy und hässliche Rehaugen
DREI - Mein Ursprung, Vertrauen und meine Flügel
VIER - Zweiten Grades, der Alte und Blaubeermuffins
FÜNF - Lebensrettende Prozente, Schwärze und Blau
SECHS - Zerrendes Wasser, ein nackter Ty und ein seltsamer Brief
SIEBEN - Eine Concordia, Dad, der etwas weiß und Krimi
ACHT - Verwirrung, Wut und Angst
NEUN - Pancakes, Kasten und Timmy Turner
ZEHN - Typrobleme, Ersatzmutter und Funken
ELF - Versöhnung, Cornelius und ein magischer Ausblick
ZWÖLF - Feuer, Schriftrollen und Vulcanus
DREIZEHN - Crovinja, Valorac und gebrochener Frieden
VIERZEHN - Rettungsmission, Legenden und Moms Tod
FÜNFZEHN - Opferung, deine größte Schwäche und ein Abschiedsbrief
SECHZEHN - Wahrheit, Bedrohung und Höllenferien
SIEBZEHN - Herzschmerz, heiße Tränen und alleinlassen
ACHTZEHN - Endgültiger Abschied, Stärke und Gewissensbisse
NEUNZEHN - Schmelzendes Metall, Mentoren und Einzug
ZWANZIG - Neues Zuhause, Krankenstation und Angst vor Nadeln
EINUNDZWANZIG - Rein wie Wasser, erster Versuch und loderndes Feuer
ZWEIUNDZWANZIG - Faszination, schweres Herz und Erschöpfung
DREIUNDZWANZIG - Entschuldigung, Verletzbarkeit und Aufstauung
VIERUNDZWANZIG - Training, Schweiß und Kraft
FÜNFUNDZWANZIG - Kampfsimulator, Einladung und Neugier
SECHSUNDZWANZIG - Elementtraining, Aufregung und Lauffeuer
SIEBENUNDZWANZIG - Eltern, Moms Kleid und Anprobe
ACHTUNDZWANZIG - Wieder aufstehen, schlechte Vorbilder und das Herz
Fancover!
NEUNUNDZWANZIG - Zuhause, zerstörte Hoffnung und ein Projekt
DREIßIG - Menschliches Beruhigungsmittel, Musik und Vorfreude
EINUNDDREIßIG - Maskenball, sanfte Hände und ein ohrenbetäubender Knall
ZWEIUNDDREIßIG - Dunkelheit, Schreie und Flucht
DREIUNDDREIßIG - Mörderin, Valoracs Macht und sein Spiel
VIERUNDDREIßIG - Kampf, Sieg und Niederlage
FÜNFUNDDREIßIG - Gefühlswelt, der beste Kämpfer und Besuch
SECHSUNDDREIßIG - Einsames Leben, lebendiges Beispiel und Davonlaufen
SIEBENUNDDREIßIG - Ehrliche Worte, der Todesbezirk und Todesangst
ACHTUNDDREIßIG - Zelle, bleib am Leben und Valoracs Erscheinen
NEUNUNDDREIßIG - Gesicht eines Mörders, Provokation und Wutausbruch
VIERZIG - Experimente, Pläne und die blutige Zeremonie
EINUNDVIERZIG - Opfer bringen, Schmerz und Gedankenkontrolle
ZWEIUNDVIERZIG - Egoismus, erste Stelle und gebrochene Herzen
DREIUNDVIERZIG - Das Spiel mit dem Tod, Du oder Sie und der Retter in der Not
VIERUNDVIERZIG - Kämpfen, überleben und wach bleiben
FÜNFUNDVIERZIG - Wundermittel, Zeichnen und Abreagieren
SECHSUNDVIERZIG - Ablenkung, Spielkünste und Lieben ohne Hindernisse
SIEBENUNDVIERZIG - Pflicht, Wahl und Versprechen
NEUNUNDVIERZIG - Einsturz, Leid und Panik
FÜNFZIG - Das Ende der Hetzjagd, Gemetzel und Blutbad
EINUNDFÜNFZIG - Das Ende hat seinen Preis
ZWEIUNDFÜNFZIG - Das Ende ist eine Qual
DREIUNDFÜNFZIG - Das Ende ist gekommen
EPILOG
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ACHTUNDVIERZIG - Schüsse, Blut und Tod

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ACHTUNDVIERZIG

Schüsse, Blut und Tod


Ich schlafe viel zu wenig, besser gesagt so gut wie gar nicht. Entweder bin ich es, die ständig von Albträumen geplagt wird oder Nicholas, der ebenfalls permanent aufwacht. Genau deshalb schlafen wir beieinander, denn ohne den anderen würden wir überhaupt nicht mehr einschlafen können. 

In dieser Nacht schrecke ich hoch, nachdem ich geträumt habe, Valorac würde mir die Haut abziehen. Schweißgebadet rapple ich mich auf und blicke zur Balkontür, vor der Valorac in meinem Traum stand. Dort steht niemand. Es war also wirklich nur ein Traum. Beruhige dich, Nora. Es ist alles gut. Für einen Moment setze ich mich auf und fahre mir durch die Haare. Dieses Mal habe ich Nicholas nicht geweckt, weil ich nicht geschrien habe. Ich beobachte ihn für eine Weile beim Schlafen und bin froh, dass er bis jetzt einen ruhigen Schlaf hat.

Da ich nur einen dünnen Pullover zum Schlafen angezogen habe, stehe ich langsam auf und ziehe mir eine bequeme Hose an, damit ich auf dem Balkon nicht allzu sehr friere. Leise öffne ich die Tür und trete hinaus, um frische Luft zu schnappen. Falls ich überleben werde, bin ich schon bald wieder zuhause. Es wird schwer sein, ja fast unmöglich, mich wieder in einen normalen Alltag  zu integrieren, aber ich werde Nicholas bei mir haben. Er wohnt sehr nah an der Grenze, weshalb wir gar nicht mal so weit voneinander entfernt wohnen. Da er ohnehin alleine lebt, würde er sogar umziehen.

Lächelnd lehne ich mich an das Geländer. Wenn all das hier vorbei ist, haben wir die Chance, endlich unbeschwert glücklich zu sein.

Nach einer Weile begebe ich mich wieder in das Zimmer und schließe sanft die Tür hinter mir. Ich versuche, so wenig Geräusche wie möglich zu machen, während ich mich wieder neben ihn lege. Die Stelle, auf der ich lag, ist wieder kalt geworden, weshalb ich mich an Nics Rücken kuschle und meine Arme um ihn schlinge. Er murmelt kurz etwas Unverständliches, bis er sich zu mir umdreht und die Augen öffnet. Der Mond scheint durch die Tür, weswegen ich sein Gesicht erkennen kann.

„Wieder ein Albtraum?", fragt er mich leise und drückt mich an sich.

„Ja."

„Warum hast du mich nicht geweckt?"

„Weil du den Schlaf auch brauchst", erwidere ich sanft. „Aber jetzt bist du ja ohnehin wach."

„Ich möchte, dass du mich weckst, okay? Ich bin da, das sollst du wissen."

Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und dann auf die Lippen, was mich sofort beruhigt. Es sind nur Träume, nichts weiter.

Wenig später schläft Nic wieder ein und kuschelt sich im Schlaf immer weiter an mich. Ich entspanne mich zwar ein wenig, einschlafen kann ich dennoch nicht. Vor mich hin dösend genieße ich die Wärme, die von Nic ausgeht.


Als hätte ich etwas gespürt, reiße ich plötzlich meine Augen auf. Zuerst weckt ein helles, grelles blinkendes Licht meine Aufmerksamkeit, das durch die Tür scheint. Und dann passiert es.

Das Funkgerät fängt an zu piepsen. Es ist ein lautes, schrilles Piepsen, das mir in den Ohren wehtut und meinen Herzschlag für eine Sekunde außer Gefecht setzt. Binnen Millisekunden bin ich aus dem Bett aufgestanden, Nicholas öffnet die Augen und setzt sich auf.

Ein Blick genügt, um die Angst des anderen in den Augen abzulesen. Ein Blick, um uns zu verständigen. Und ein Blick, um das Atmen für eine Sekunde lang zu vergessen.

Oh Gott. Einen Augenblick lang stehen wir hilflos da, gelähmt durch den Schock, der uns vergessen lässt, was wir zu tun haben. Instinktiv rennen wir beide auf den Balkon, um den Ursprung des Lichts ausfindig zu machen, während  uns das Piepsen des Funkgeräts immer noch verfolgt. Das grelle Licht kommt von einem hohen Turm, der ziemlich im Zentrum von Crovinja steht. Plötzlich folgt ein schrecklicher Ton, sodass wir uns beide die Ohren zuhalten müssen. Oh Gott oh Gott oh Gott. Es hört sich an wie ein Nuklearalarm. Der Ton warnt die ganze Stadt, ich erkenne, wie automatisch verschiedene Eisentore in die Höhe schießen und die Menschen beschützen sollen.

Auf einmal explodiert etwas in der Nähe des Turms und setzt die Häuser der Menschen in Brand.

„Nein!", rufe ich und rüttle Nic. „Du musst das Feuer löschen!"

„Das kann ich nicht, Nora! Dann verrate ich, dass ich hier bin! Wir müssen uns an den Plan halten, komm schon!"

Ich höre Menschen schreien, darunter auch Kinder, die um ihr Leben kämpfen müssen. Es folgen weitere Bomben, die die ganze Stadt verwüsten. Nein, so darf es nicht sein. Er darf das Volk nicht bestrafen.

Obwohl der warnende Ton so laut ist, dringen mir die Schreie der Menschen bis ins Mark. Ich bin wie gelähmt und kann nichts tun.

„Nora, jetzt mach schon!"

Unsanft zieht er mich am Arm mit, sodass ich gezwungen bin, ihm zu folgen. Er hat recht, auch wenn es ungerecht und falsch gegenüber den Menschen ist. Wir müssen uns an den Plan halten.

Wir ziehen uns schnell Schuhe an, um uns nicht die Füße aufzuschürfen, bevor wir die Tür öffnen.

Nic öffnet die Tür, doch wir haben zu lange gewartet. Ein großer Mann steht bereits vor uns und grinst uns an. Durch die Eberesche auf den Türschwellen kann er nicht eintreten, aber das hindert ihn nicht daran, uns wehzutun. Bevor er mit seiner Waffe auf uns schießt, springen wir schnell zur Seite, sodass die Schüsse die Balkontür zerschmettern. Nic und ich nicken uns zu. Wir brauchen die Waffen aus der Kommode. Da ich auf dieser Seite bin, renne ich schnell zu ihr und hole die beiden Waffen heraus, eine werfe ich Nic zu. Im Augenwinkel sehe ich,wie der Mann ein Funkgerät aus seiner Tasche holt. Verdammte Scheiße, das darf er nicht machen!

Ich schieße dem Mann in die Hand, sodass er das Funkgerät fallen lässt und somit niemandem Bescheid sagen kann, dass wir hier sind. Rasch schieße ich auch auf das Funkgerät.

Der Mann schreit kurz auf, reißt sich aber sofort wieder zusammen und zielt auf mich. Nicholas kommt ihm jedoch zuvor und schießt ihm in den Bauch, woraufhin er schreiend zu Boden fällt. Der Boden wird von Blut übersät.

„Schnell, wir müssen uns beeilen", sagt Nicholas mit einem geschockten Blick auf den Mann, der gerade um sein Leben kämpft.

Er nimmt meine Hand, gemeinsam rennen wir an dem Mann vorbei. Wir rennen den Gang entlang, bis uns mehrere bewaffnete Menschen entgegen kommen. Verdammt, wie sollen wir hier bloß herauskommen? Nic drückt einen Knopf am Funkgerät, sodass innerhalb von wenigen Millisekunden ein Kraftfeld erscheint, das die Schüsse abfängt.

„Es wird nicht lange halten, los", schreie ich über den noch lauten Alarm hinweg und ziehe ihn in die andere Richtung. Obwohl wir so viele Sicherheitsvorkehrungen getroffen haben, haben es Valoracs Gefolgsleute geschafft, einzudringen. Ich möchte nicht wissen, wie viele sie auf diesem Weg umgebracht haben. Wir rennen um unser Leben, bis wir inne halten müssen, weil wir erneut aufgehalten werden. An dieser Stelle wurde kein Kraftfeld eingebaut.

„Scheiße, wir müssen wieder ins Zimmer!", ruft Nic. In Windeseile drehen wir uns um und rennen zurück, in der Hoffnung, dass das Kraftfeld noch lange genug durchhält und uns die Leute von hinten nicht treffen. Ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen, während wir im Zick Zack laufen, sodass es für die Bewaffneten hinter uns schwerer ist, uns zu erwischen. Ich spüre, wie die Kugeln mich haarscharf verfehlen. Nicholas schießt zwischendurch nach hinten, aber das hält niemanden auf.

Im Zimmer angekommen knalle ich die Tür zu, die den Schüssen wohl kaum stand halten wird. Wir haben unabsichtlich die Eberesche verwischt, das heißt, sie können jetzt eintreten. Oh Gott. Oh Gott. Oh Gott.

Keuchend sehe ich mich um. Gleich werden sie an unserer Tür sein, wir brauchen eine Lösung!

„Verdammt, wo sollen wir raus?", frage ich panisch. Nicholas folgt meinem Blick durchs Zimmer.

„Wir müssen den Balkon runter, uns bleibt keine andere Wahl."

Ich schaue aus der Balkontür, während er irgendetwas in seinem Schrank sucht. Ist das sein verfluchter Ernst?

„Was zur Hölle machst du da?"

„Schau mal raus, wir wollen ganz sicher nicht erkannt werden", klärt er mich auf und wirft mir eine Kapuzenjacke zu, die ich sofort anziehe. Die Kapuze ziehe ich mir tief ins Gesicht, er macht das Gleiche. Zusammen betreten wir den Balkon und hieven uns ungeschickt über das Geländer. Hinter mir höre ich, wie die Tür gewaltsam aufgestoßen wird. Sie haben uns gleich. Es ist vorbei.

„Wir schaffen das, okay? Es ist besser, als abgeknallt zu werden", versucht Nic mich noch in den letzten Sekunden zu beruhigen.

„Bereit, Baby?"

Ich nicke.

Zwar ist der Balkon nicht all zu hoch gelegen, dennoch hoch genug, um sich lebensgefährlich zu verletzen, falls man unglücklich fällt. Mir gefriert das Blut in den Adern, aber wir haben keine andere Wahl. Eins ... zwei ... drei.

Wir springen, in der einen Hand die Waffe.

Für einen Moment fühle ich mich hilflos, ohne Halt, und dann fühle ich einen dumpfen Schmerz, Dornen aus dem Gebüsch, die mir in die Arme schneiden, und mein Oberkörper, der unsanft auf dem Boden landet. Einen Augenblick lang bleibt mir die Luft weg, sodass ich keuchen muss.

Der Schmerz breitet sich in meinem gesamten Körper aus, deshalb kann ich mich nur mit Mühe schwer aufrichten.

„Alles okay?", keucht Nicholas ebenfalls hervor und hilft mir auf die Beine. Atemlos stützen wir uns gegenseitig. Ein Blick nach oben verrät jedoch, dass uns keine Zeit bleibt, die Wunden zu lecken. Mit einem brennenden Brustkorb renne ich um die Ecke, dicht gefolgt von Nic. Das Rennen macht die Schmerzen noch unerträglicher, doch wir haben schon so viel Schlimmeres überlebt. Zwar habe ich mit dem Atmen zu kämpfen, aber ein Sprung aus dem ungefähr zweiten Stock wird uns nicht aufhalten.

Während wir einen Eingang suchen, lasse ich meinen Blick hin und wieder umherschweifen. Das lodernde Feuer brennt alles nieder, was es erfassen kann. Ich sehe, wie Menschen mit Waffen bedroht werden, sogar Kinder, nur damit sie verraten, wo wir sind. Abrupt bleibe ich stehen, weil vor mir eine bewaffnete Frau auftaucht. So schnell wie möglich drängen wir uns in eine Nische.

Kläglich versuche ich, meinen Atem und mein unglaublich schnell schlagendes Herz unter Kontrolle zu bekommen. Oh Gott. Wir werden niemals rechtzeitig ankommen.

Für einen kurzen Moment wage ich einen Blick um die Ecke, was ich keine Sekunde später bereue.

„Sie ist gerade kurz davor, ein Kind umzubringen", flüstere ich Nic zu, der unsere Rückendeckung sicherstellt.

„Was?"

„Das können wir nicht zulassen!"

„Wenn wir etwas unternehmen, entdecken sie uns. Dann retten wir weder das Kind noch uns selbst."

„Willst du etwa tatenlos zusehen?"

„Wir können nicht jeden einzelnen retten, Nora."

„Ich weiß", seufze ich panisch und drehe mich zu ihm um. „Aber gerade haben wir die Chance, etwas zu unternehmen."

Nicholas schaut skeptisch über meine Schulter, dann atmet er tief ein und aus und reibt sich über das Gesicht.

„Okay. Aber wir können nicht schießen, sonst hören das die anderen Psychopathen und wir sind geliefert. Außer wenn sie schießt, dann sind wir ohnehin aufgeflogen."

Zustimmend nicke ich.

Vorsichtig bewege ich mich nach rechts, er wird sich von der linken Seite nähern. Während ich auf die Frau zulaufe, die hoffentlich mit dem Rücken zu uns stehen bleiben wird, stecke ich die Waffe in meine Hose. Zum Glück ist der Bund der Hose ziemlich eng, denn ich trage immer noch meine Schlafkleidung. Das Feuer oder Wasser können wir ebenfalls nicht einsetzen, das würde uns ebenso verraten. Wir sind also voll und ganz auf unsere körperlichen Fähigkeiten angewiesen.

Plötzlich entdeckt mich die tränenüberströmte Mutter des Kindes und sieht mich mit großen Augen an, woraufhin ich den Finger an meine Lippen lege. Mach jetzt bloß nichts Falsches, sonst merkt sie es.

„Ich frage Sie noch ein letztes Mal", droht die Frau, die die Waffe an den Kopf des Kindes hält. Das Schreien und Weinen des Kindes lässt mein Herz schmerzen. Ich muss einfach helfen, es geht nicht anders. Es könnte genauso Al sein, dem eine Waffe an den Kopf gehalten wird.

„Entweder Sie sagen mir wo sie sind oder ich schieße in den Kopf Ihres Kindes. Wollen Sie das wirklich riskieren?"

Gerade will ich der Frau von der Seite die Waffe aus der Hand schlagen, da hebt die Mutter des Kindes den Finger und zeigt auf mich. Nein!

Valoracs Beauftragte dreht sich abrupt zu mir. Ich habe keine Ahnung, wie viele Millisekunden vergehen, in denen ich nicht weiß, was ich machen soll. Mein erster Instinkt wäre gewesen, mich auf sie zu werfen, aber sie hat immer noch das Kind in ihrer Gewalt. Gott sei Dank kommt Nicholas rechtzeitig, um ihr die Waffe von hinten wegzunehmen. Ich zucke kurz zusammen, nur um dann zu realisieren, dass ich viel zu schnell geatmet habe. Eine Sekunde später und sie hätte mich erschossen. Ich frage mich, ob sie überhaupt den Auftrag haben, uns zu töten. Doch Valorac will nur Nicholas, also können sie uns theoretisch umbringen. Nur Nicholas darf nichts geschehen.

Während Nic mit der Frau kämpft und versucht, sie am Boden zuhalten, nehme ich das Kind an die Hand.

„Hey Kleiner, du bist jetzt sicher", sage ich und streiche ihm seine Tränen weg. „Die Frau wird dir nichts mehr tun, okay? Komm, zu deiner Mutter."

Rasch führe ich ihn zu der Mutter, die ihn sofort in die Arme nimmt und nicht mehr loslassen will.

„Ich danke dir, ich danke dir", wiederholt sie tausendmal schluchzend, das Gesicht an der Schulter ihres Sohnes vergraben. Sie krallt die Hände in sein T-Shirt.

„Mommy, ich hatte solche Angst!" Die Mutter streicht ihm die Tränen aus dem Gesicht, so wie ich gerade. „Lass uns gehen, ich möchte nachhause! Es ist alles so dunkel und ..."

„Es tut mir leid, dass ich auf dich gezeigt habe. "

„Ist schon okay", entgegne ich. „Für Kinder tut man alles. Und jetzt hauen Sie schnell ab."

Sie nickt hastig und verschwindet schnell mit ihrem Sohn um die Ecke. Nicholas taucht neben mir auf, weshalb ich einen Blick über die Schulter werfe. Die Frau liegt in einer Blutlache am Boden.

„Ist sie ... ?"

„Nein, sie ist nur ohnmächtig. Aber der Mann am Zimmer ist es offenbar."

Für einen Moment sieht es so aus, als würde ein Hauch von Reue und Trauer über Nics Gesicht huschen.

„Wir haben keine Zeit, darüber nachzudenken. Komm", ordne ich an und ziehe ihn am Arm mit.

Wir rennen weiter, um einen verdammten Eingang zu finden. Der Haupteingang wäre viel zu auffällig. Währenddessen müssen wir Schüssen ausweichen, die mal wieder im Sekundentakt fallen. Vor meinem geistigen Auge laufen verschiedene Szenarien ab: Die Flucht aus dem Ballsaal und die Flucht aus Valoracs Hauptquartier. In beiden Fällen waren wir auch immer nur eine Haaresbreite von einem tödlichen Schuss entfernt, und ich hoffe, dass dies in der heutigen Nacht das letzte Mal sein wird. Der Alarm betäubt immer noch meine Ohren.

Wir bleiben stehen, als jemand unerwartet um die Ecke kommt und in uns hinein rennt. Aus Reflex hebe ich sofort meine Waffe und lege die Finger auf den Abzug, doch die Person hält die Waffe fest und zieht die Kapuze ab, mit der sie sich offensichtlich auch verstecken wollte.

„Corin!", stoße ich erleichtert hervor und drücke ihn, nachdem er uns in die Richtung gedrückt hat, aus der wir gekommen sind. Dem Himmel sei Dank.

„Gott sei Dank hab ich euch gefunden", sagt er. „Hört zu, dahinten wimmelt es nur so von Valoracs Anhängern, da gibt es absolut keinen Durchgang."

„Aber hinter uns ebenso", erwidert Nic.

„Warum seid ihr überhaupt hier draußen? Ihr solltet den Weg durch das Gebäude nehmen."

„Wir mussten vom verdammten Balkon springen, weil wir im Zimmer eingekesselt waren."

Seufzend wischt sich Corin über das Gesicht.

„Verdammt", flüstert er vor sich hin. „Na schön, dann bleibt uns keine andere Wahl. Haltet eure Waffen bereit, euer Feuer und Wasser wären zu auffällig."

„So weit können wir auch denken."

Mit hochgezogenen Augenbrauen erwidert Corin meine Aussage. Ich zucke grinsend mit den Schultern.

„Macht euch bereit."

Doch wir kommen gar nicht dazu, um die Ecke zu gelangen.

Denn dann geschieht das, wovor ich mich die ganze Zeit gefürchtet habe.

Ein Schuss trifft einen von uns. Noch einer. Es fallen gefühlt tausende Schüsse, und ich habe keine Chance, meine Waffe zu ziehen, denn er hält mich fest, damit er die Schüsse abfängt, nicht ich. Der unerwartete Schock hindert mich daran, zu reagieren. Nein ....Nein .... Nein!

Nachdem er wie ein nasser Sack auf die Knie fällt, habe ich freie Sicht und kann meine Waffe ziehen. Blitzartig erschieße ich den Angreifer.

„Nein", sage ich und knie mich hin, um ihn einigermaßen auffangen zu können. „Nein, nein, nein. Oh nein, Corin, bitte nicht."

Ich habe keine Ahnung, wie viele Schüsse gefallen sind, aber eines ist sicher – das wird er nicht überleben. Oh Gott, bitte nicht ,nein. Das darf nicht passieren. Nicht Corin.

Nicholas kniet sich ebenfalls neben ihn, hält allerdings Ausschau, falls noch jemand angreifen sollte.

„Corin, nein, du musst wach bleiben", schluchze ich und halte ihn mit einer Hand hinter dem Rücken, mit der anderen seine Hand. „Du darfst nicht sterben, okay?"

Meine Hand ist voller Blut und zittert, weil ich den Anblick nicht ertragen kann. So darf es nicht mit ihm zu Ende gehen, nein. Wir werden ihn retten. Das hat er nicht verdient, er hat alles für uns getan!

„Ihr ... müsst ... weitergehen", krächzt er in seinen letzten Atemzügen hervor.

„Nein, wir bleiben bei dir."

„Geht, Nora. Und versprich mir, dass ... dass du nachhause kommst. Dass ihr nachhause kommt."

Die Tränen nehmen mir die Sicht. Allerdings habe ich keine Zeit, mich vollständig zu verabschieden, denn Nicholas muss mich am Arm mitziehen, bevor uns die Angreifer, die auf uns zu rennen, auch noch erschießen. Unsicher auf den Beinen und mit einem tränenverschmierten Gesicht folge ich Nic. Alles, was ich jetzt tun kann, ist mich darauf zu konzentrieren, nicht zu stolpern und weiter zu rennen. Ich darf nicht daran denken. Ich darf nicht. Denn dann würde ich nicht mehr weiter rennen können. Vorwärts, Nora. Du musst vorwärts laufen.


Ich werde nachhause kommen, Corin. Ich verspreche es dir.

______________________________________

Naaaa Leute :)

Ihr glaubt gar nicht, wie aufgeregt ich bin. Einerseits freue ich mich unendlich darauf, bald fertig zu sein (es wird wahrscheinlich trotzdem noch etwas länger dauern), andererseits will ich meine Babys nicht verlassen :( Aber wie gesagt, wir haben noch Zeit!

Ich hoffe, ihr hattet Spaß mit dem Kapitel!

Und das Ende ... es tut mir leid, Leute. Mein Herz ist auch zertrümmert. Und natürlich wird Corins Tod noch thematisiert, aber da sie schnell flüchten mussten, kann sich Nora gerade nicht so richtig damit auseinandersetzen.

Vielen Dank fürs Lesen (und evtl. voten/ kommentieren :P).

Eure Jacqueline <3

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