Uralte Fassung (1): Twos - Di...

MaraPaulie द्वारा

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Achtung: Alte Fassung. Neue ebenfalls auf Account zu lesen. Nicht jedes Märchen beginnt mit »Es war einmal... अधिक

Vorwort
Prolog
Kapitel 1 - Ticket der Freiheit
Kapitel 2 - Home Sweet Home
Kapitel 3 - Die Tallos
Kapitel 4 - Die verrückte Tanja
Kapitel 5 - Tränen aus Eis
Kapitel 6 - Verräter und Bruder
Kapitel 7 - Das Wintermädchen
Kapitel 8 - Die Herrscher der Gezeiten
Kapitel 9 - Grosser, böser Wolf
Kapitel 10 - Vom Märchen in rot
Kapitel 11 - Von Schnee im Haus und Rosen aus Feuer
Kapitel 12 - Erbe der Toten
Kapitel 13 - Von Verrückten und dem Labyrinth
Kapitel 14 - Der Bruder mit dem Schuppenkleid
Kapitel 15 - Des Winters Blut
Kapitel 16 - Der Junge, der mit der Sonne tanzt
Kapitel 17 - Augen ohne Liebe
Kapitel 18 - Die Völker aus den Büchern
Kapitel 19 - Trauriger Mörder, lass mich gehen
Kapitel 20 - Feuerraben
Kapitel 21 - Der Löwe und der Wolf
Kapitel 22 - Der Traum von Familie
Kapitel 23 - Der Pirat und die Prinzessin
Kapitel 24 - Von Barbaren und Märchen aus der Besenkammer
Kapitel 25 - Von toten Jungen und Mädchen aus Licht
Kapitel 26 - Der Lichterlord und die Antwort zum Hass
Kapitel 27 - Rote Raben und Bücher voller Schicksal
Kapitel 28 - Wer lauert in der Dunkelheit?
Kapitel 29 - Von Schläfern und Schlüsseln
Kapitel 30 - Geheimnis ohne Zeit
Kapitel 31 - Namen von Macht
Kapitel 32 - Zum Lied des irren Geigers der Dämon mit dem Teufel tanzt
Kapitel 33 - Vom Meer zu den Wolken
Kapitel 34 - Geschichten, die ein Vöglein zwitschert
Kapitel 35 - Sturmgläser, tanzende Piraten und Jungen, die vom Himmel fallen
Kapitel 36 - Klyuss' Kinder
Kapitel 37 - Blau wie der Mohn, grün wie die Hoffnung und rot wie Blut
Kapitel 38 - Das Schicksal der Verfluchten
Kapitel 39 - Gejagte der Vergangenheit
Kapitel 40 - Blut fremder Brüder
Kapitel 41 - Spiel der Könige
Kapitel 42 - Es jagt und tanzt der Geistesblitzt
Kapitel 43 - Die Wahrheit wurde von einem Lügner erschaffen
Kapitel 44 - Vom Mörder, der die schwarze Orchidee fand
Kapitel 45 - Von Herrschern mit dem Flammenhass und Helden kleiner Klingen
Kapitel 46 - Wer wir sind und was wir tun
Kapitel 47 - Einmal Monster, immer Monster
Kapitel 48 - Das Versprechen von niemals und immer
Kapitel 49 - Das Wort 'böse'
Kapitel 50 - Der Herzkasper
Kapitel 51 - Freund oder Feind, alt oder neu, beide bleiben ewig treu
Kapitel 52 - Das Gedicht des Todes
Kapitel 53 - Die Reise der Wahrheit und des Sinns hinter allem
Kapitel 54 - Von Geschwisterbanden und letzten Zeilen
Kapitel 55 - Der Tempel der Orakel
Kapitel 56 - Mondkind
Kapitel 57 - Die erste aller Schöpfungen
Kapitel 58 - Vom Intrigieren, Dechiffrieren, Konferieren und fiesen Viren
Kapitel 59 - Glücksjagd und Königsmord
Kapitel 60 - Schattenlicht und Bernsteingold
Kapitel 61 - In der Schwebe
Kapitel 62 - Patron und Paladin
Kapitel 63 - Von Luftschlössern und Monstern unterm Bett
Kapitel 64 - Deine wunderschönen Lügen
Kapitel 65 - Von Namen und Masken
Kapitel 66 - Das blinde Recht
Kapitel 67 - Das blinde Herz
Kapitel 68 - Das blinde Glück
Kapitel 69 - Verfluchtes Kind mit Gold gekürt
Kapitel 71 - Der Gewissenlose
Kapitel 72 - Phönix
Kapitel 73 - Ein Goldstück für deine Gedanken
Kapitel 74 - Kriegsherr Regen
Kapitel 75 - Der Herrscher über alle Macht
Kapitel 76 - Alles ist gut
Kapitel 77 - Die Feinde des Schicksals
Kapitel 78 - Und wenn sie nicht gestorben sind...
Kapitel 79 - Lucky Strike
Kapitel 80 - ...dann leben sie noch heute
Epilog
Authornotes
Charakterverzeichnis
Illustrationen

Kapitel 70 - Als niemand schlief

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MaraPaulie द्वारा





Kapitel 70

Als niemand schlief


Denkt man an den Krieg, sind diese Gedanken voller Schwarzweissaufnahmen vergangener Zeiten, verschwendeter Leben, vergebener Tode.
Krieg ist immer sinnlos und der Grund, von dem der Glaube an das Kämpfen rührt, ist bei näherer Betrachtung nie Grund genug, denn kein Preis wiegt ein Leben auf.
Aber nicht immer tun wir Dinge, weil die Folge des Handelns den gleichen oder gar höheren Wert verspricht. Das ist so, weil wir denkende, fühlende Wesen sind. Wären wir das nicht, gäbe es zwar keine Kriege, aber genauso würde weder ein Wir noch ein Ich existieren.


~Mile~

Das weisse Meer leckte an den Baumstämmen, badete im Mondlicht und verschluckte den Laubboden, deckte ihn zu, versteckte ihn. Dass er überhaupt noch da war, liess sich nur durch das Rascheln der Blätter und Knacken der Zweige erraten, das jeden seiner Schritte begleitete.
Dieses Rascheln und Knacken war das einzige Geräusch, das die Nacht erfüllte. Jedenfalls hoffte er, der alleinige Lauscher seines Atems und des Bluts, das ihm durch die Ohren schoss, zu sein. Sein Herz schlug so laut, er befürchtete, es wäre durch den ganzen Wald bis zum Zeitpalast zu hören sein.
Die Silhouetten der Bäume zogen an ihnen vorbei. Das Licht der Mode malte rotblaue Schattenspiele auf ihre Gesichter.
Die Rebellen hatten ihnen einen neuen Namen gegeben. Warum, wusste er nicht genau. Vermutlich, weil Eliteeinheit ein viel zu langes Wort war, vielleicht war es auch einfach zu unpersönlich. Xilsar war Feléen und hatte – wie so viele Worte der ältesten Sprache Twos' – eine doppelte Bedeutung. Retter und Rächer.
»Xilsar«, flüsterte er und das Wort schmeckte schwer wie Blei.
Vor ihm färbte sich der Nebel dunkel. Die Rabenbrüder über ihm bestätigten krächzend seine Vermutung.
Die Jolly Roger wirkte wie ein Geisterschiff. Gross und schwarz lag es im Nebelmeer. Weder auf dem Deck noch aus den offenstehenden Stückpforten, aus denen die Mündungen der Kanonen ragten, brannte Licht.
Red trat vor, steckte sich ihre beiden kleinen Finger in den Mund und stiess einen Pfiff aus.
Eine Strickleiter fiel die Bordwand herab. Rosanna bekam das schaukelnde Gerät an einer Sprosse zu fassen und machte sich sogleich an den Aufstieg. Der Rest der Xilsar stellte sich rund um das Schiff auf, um es gegen mögliche Angreifer zu verteidigen. Es hätte sie schliesslich jemand verfolgen können...
Schliesslich kam auch Mile an die Reihe. Sprosse um Sprosse zog er sich hoch. Es war gar nicht so einfach, das Gleichgewicht zu halten.
»Willkommen auf meinem Schiff«, knurrte es über ihm, kurz bevor er das Ende der Strickleiter erklommen hatte. Er hob den Kopf und erkannte die Silhouette des Piraten, der ihm seine Hand als Hilfe anbot, während er sich mit seinem Haken an der Takelage festhielt. »Danke«, antwortete Mile mit gedämpfter Stimme und liess sich über die Reling helfen. Als er endlich mit beiden Beinen auf dem Deck stand, kam ihm sogleich seine Schwester entgegen.
»Hey du, neue Rüstung?«, begrüsste er sie und musterte sie von oben bis unten.
Die Rüstung sass perfekt. Über ihrer dunkelblauen, ledernen Brigantine, die mit silbern glänzenden Nieten bespickt war, schützte ein stählerner Plattenkragen, der über dem Brustbein spitz zulief und mit dem Motiv eines Hirschkopfs geprägt war, ihre Brust. Das, der innere Teil der Brigantine und die Panzerung der linken Schulter und des Arms waren die einzigen Teile der Rüstung, die aus Metall bestanden. Dafür waren sie ohne Zweifel von Zwergenhandwerk, das erkannte man an der detail-und zierreichen Schmiedekunst. Der Rest bestand aus schwarzem Leder, das hier und da mit Verzierungen bestickt war. An ihrer rechten Hand, mit der sie die Sehne des Bogens zurückzog, trug sie einen Schutz, der mit einem Band um ihr Handgelenk angebracht war und ihren Zeige, Mittel-und Ringfinger in Leder hüllte. Anstelle eines Helms hatte ihre Brigantine eine weite Kapuze, die sie sich über den Kopf gezogen hatte. Das dunkelblonde Haar war ihr zu einem strengen Mozartzopf zurückgebunden, der unter der Kapuze verschwand und auf ihrer linken Schulter wieder auftauchte. Natürlich fehlte auch Ellon'da nicht, der Bogen hing ihr samt Köcher auf dem Rücken, wo auch der grüne Schild aus Arseels Schuppe seinen Platz gefunden hatte. Weitere Waffen fanden sich an ihrem Gürtel in Form von zwei Dolchen.
Ihr Erscheinungsbild war einer Königin würdig. Daran sollte es nicht scheitern.
Die Eisprinzessin nickte. »Weisst du noch damals in Aramesia? Drosselbart hat sie für mich in Auftrag gegeben. Er wollte mich nicht ohne anständige Rüstung in den Krieg schicken...«
Er schluckte schwer und nickte. »Wenn er den Tod auf Zeit überwunden hat, wird er in ein neues Zeitalter erwachen.«
»Sei nicht so optimistisch«, murmelte sie. »Du machst mir Angst.« Einen Moment hielt sie Inne, legte den Kopf in den Nacken und betrachtete die fünf um die Segel kreisenden Raben, die sich den Xilsar angeschlossen hatten. Es waren die fünf jüngsten Brüder, Nebelfinger, Federreiter, Aschenauge, Regenjäger und Lichterfänger. Nimmertiger hatte sich entschlossen, seiner neuen Königspflicht nachzugehen und das junge Volk der Verlorenen in die Schlacht zu führen. Damit Nimmertiger nicht ganz auf sich allein gestellt war, hatte Schwalbentänzer, der Zweitälteste, sich ihm angeschlossen. »Manchmal wusste ich nicht, was mir mehr Angst machen sollte. Die Schlacht oder das, was auf sie folgen wird. Jetzt ist es die Schlacht. Definitiv die Schlacht...«
Mile runzelte die Stirn. »Was kommt denn nach der Schlacht?«
Sie lachte zynisch und brummte: »Entweder wir sind tot oder... wir müssen diese Welt regieren. Wie sollen wir das anstellen? Wir sind Kinder!«
Mile lächelte. »Eins nach dem anderen. Hab erstmal einfach nur Angst vor der Schlacht.«
Sie zog die Nase kraus. »Hey, wie sieht es eigentlich aus mit den Truppen?«
»Als wir los sind, ist gerade die Zwölfte von der Basis aufgebrochen.«
»Dann wird es nicht mehr lange dauern...«, stellte sie fest und rieb sich übers Gesicht.
Er legte ihr einen Arm über die Schultern. »Wird schon«, brummte er. »Du passt auf mich auf...«
»Und du auf mich«, ergänzte sie ihn und lächelte.


~Sabrina~

»Es ist so weit«, meinte Falk und deutete auf die Spitze des Hauptmasts, wo die Jolly Roger – die Piratenflagge, nach der das Schiff benannt war – träge flatterte. Einst hatte auf ihr ein klassischer Schädel mit gekreuzten Knochen geprangt, von denen einer in einem Haken geendet hatte. Doch heute war Falk kein gewöhnlicher Pirat mehr. Heute war er der Pirat der Herrscher und so ersetzte ein Rabenschädel den des Menschen.
Das erste Licht der Morgensonne färbte das schwarz milchig golden. Das war ihr Zeichen...
Mit ein paar langen Schritten stand Falk auch schon auf dem Poopdeck und schlug mit dem Haken gegen die dort angebrachte Glocke. Das grelle Leuten liess alle an Deck erscheinen. Keiner von ihnen, weder die Matrosen noch die Xilsar selbst, sahen aus, als hätten sie ein Auge zu gemacht.
Niemand schlief.
Jeder der Xilsar trug eine Rüstung, die extra für diese Schlacht im Namen Drosselbarts in Auftrag gegeben worden war. Man hatte dabei selbst Wünsche und Vorschläge anbringen können.
Jeremy Toppers Mantel war durch eine extravagante Brigantine ersetzt worden. Extravagant, denn sie war mit Schärpen, Lederriemen, Knöpfen, Stickereien und Bändern verziert - die musste er nachträglich selbst angebracht haben. Natürlich durfte auch seine Fliege nicht fehlen, die er am Hemdkragen, der über den Kragen der Brigantine ragte, gebunden hatte. Und auch jetzt liess es sich der Hutmacher nicht nehmen, seinen Zylinder zu tragen, den er jedoch, um ihn nicht zu verlieren, mit einem Lederband samt Schnalle um sein Kinn befestigt hatte. Besonders war auch, dass er Gladito und Clytia, das Schwert und den Schild der Hüter, die er sonst immer als Nadeln getarnt an seinen Hut steckte, als Waffen führte.
Peter Pan schwebte in einem dunkelgrünen Gambeson, das ihm um etwa drei Grössen zu weit war, über dem Deck. Seine Waffe war wie immer sein Dolch, doch Sabrina entdeckte an seinem Gürtel eine Schleuder und einen Entenfuss stecken. Letzteres musste Peter aus dem Arsenal seines Bruders geklaut haben.
Sogar Faritales hatte eine Rüstung, die er aber nicht von Drosselbart, sondern von Sabrina geschenkt bekommen hatte. Der Dämon hatte ihr diesen Morgen seine Unterstützung im in der Schlacht angeboten und sie hatte dankend angenommen. Eigentlich wollte sie ihn nicht gefährden, aber einen guten Freund an seiner Seite zu haben, konnte nie schaden. Ausserdem hätte er sich sowieso nicht von seinem Vorhaben abbringen lassen. Nun steckte er in einer kleinen Lederrüstung, die seinen Rumpf und die Extremitäten schützten. Stolz führte er ein Messer, das bei seiner Grösse zur Machete wurde.
Sogar die Rabenbrüder trugen ausnahmsweise mehr, als eine Hose. Für die Schlacht hatten sie sich alle Kettenhemden und Lederrüstungen fertigen lassen. Stolz führten sie ihre Streitäxte, Pistolen, Schwerter und Armbrüste. Nur Nebelfinger hatte sich - bescheiden wie immer - für eine Kriegssense und einen Schild entschieden. Nicht die Waffen eines grossen Heroen, eher die eines Bauern, doch es war eine weise Wahl. Nebelfinger war nicht sonderlich gross oder stark, mit der Kriegssense konnte er seinen Feind auf Abstand halten.
Ausnahmsweise war Red nicht in ihren Umhang gehüllt. Stattdessen steckte sie in einem bordeauxroten Gambeson, einer schwarzen Lederhose, links steckte ihre Schulter samt Arm in einer Metallrüstung. Auch Oberschenkel und Schienbeine waren gerüstet. Ihre rechte Seite wurde mit einem Rundschild geschützt.
Falk hatte sich nicht von ihr überreden lassen, auch eine Rüstung zu tragen. Er hatte auf seine gewohnte Montur bestanden, er habe schliesslich schon tausend Seeschlachten geschlagen und alle überlebt. Der Kapitän der Jolly Roger würde also in gewohnter Piratenausrüstung in die Schlacht ziehen.
Wenigstens war Mile schlau genug gewesen, an seiner Rüstung herumschrauben zu lassen. Er hatte die Rüstung ihres Vaters geerbt, die vielleicht in Turnieren, aber nicht für die Schlacht zu gebrauchen war. Viel zu schwer und klobig war sie gewesen. Nun hatte er sie komplett auseinander genommen. Ein massgeschmiedetes Kettenhemd mit Lederverstärkung hatte die Plätze von Harnisch und Rückenpanzer eingenommen. Nur der Plattenkragen und die Schulterpanzer hatte er behalten. Der Harnisch war hinten und vorne zu einer Brust-und Rückenplatte gekürzt worden. Die Beintaschen, die zuvor aus sperrigen Platten zum Schutz seiner Oberschenkel bestanden hatten, waren nun zu mehreren kleineren Plättchen verarbeitet und dann mit Metallringchen aneinandergehängt worden. An den Schienbeinen trug er ebenfalls Schienen. Der Rest bestand aus Leder und Stoff. Wie immer trug er Kayat an seiner Seite. Einen Schild oder eine weitere Waffe entdeckte sie an ihm nicht.
Falk musste keine Ansprache halten, keine Befehle erteilen – die Mannschaft wusste genau, was zu tun war. Die Segel wurden gesetzt, der Anker eingeholt, Männer schwangen sich in die Takelage, viele rannten unter Deck, um die Kanonen zu laden, alles jagte über das Deck und trotz des Trubels war da kein Laut zu hören. Die sonst so lebhaften Seeleute schwiegen, man hörte einzig ihre Schritte über die Planken jagen und die Dielen knarren.
Es knirschte, knarrte, das Schiff hob sich vom Grund, immer höher, über die Wipfel der Bäume, bis der Wald zu einer weiten, grünen Fläche wurde und das Tal der Ewigkeit sich vor ihnen ausbreitete und immer mehr schrumpfte, bis es die Grösse einer Goldmünze hatte. Es wurde kälter und kälter und die Luft wurde so dünn, dass Sabrina merkte, wie sie tiefer Luft holen musste, um ihren Sauerstoffbedarf zu decken. Doch das störte sie gar nicht, denn etwas anderes zog all ihre Aufmerksamkeit auf sich: Twos konnte so wunderschön sein...
Die Bäume schwammen im Nebelmeer, das der Morgen golden färbte. Wo das Tal der Ewigkeit begann, rollte der Nebel wie ein Wasserfall in die Tiefe. Gerademal die Spitzen der Wachtürme und natürlich des Zeitpalasts ragten heraus. Ein einzelner Drache schwang sich gerade aus dem Nebel und setzte sich auf eines der Dächer, um seine Flügel zu putzen. Alles andere versank im Nebelmeer.
»Die dürfen wir nicht vergessen«, brummte es hinter ihr und sie drehte sich um. Jeremy stand vor ihr, machte ein ernstes Gesicht und hielt ihr die Faust hin, wie um ihr etwas zu geben. Sie hielt ihm die hohle Hand hin, in die er sein Gut fallen liess.
»Der Mohn«, hauchte sie, und betrachtete die zierliche Blüte in ihrer Hand. Sie war noch genauso schön, wie an dem Tag, als Medusa sie gepflückt hatte. »Haben die Elfen sie verzaubert? Sie ist nicht welk...«
Der Hutmacher lächelte, wenn auch etwas angespannt. »Diese Pflanze hat die Gabe, Magie abzuschirmen, sie zu verstecken. Sie kann nicht verzaubert werden.«
»Wie kann sie dann noch so schön sein?«, fragte Sabrina und fühlte vorsichtig eines der blauen Blütenblätter zwischen ihren Fingern.
»Sie braucht keine Magie, die sie erhält, das macht sie ganz von alleine.« Er hielt inne und widmete sich einen Moment der Betrachtung des blauen Mohns. »Ich liebe Mohn«, erklärte er auf einmal. »Diese Blume ist so zart, so leicht zu zerstören und doch leuchten ihre Farben intensiver, als die alle anderen Blumen. Egal ob rot oder blau.« Er hob den Blick. »Trage sie nah an der Haut, in der Nähe des Herzens wenn wir durch die Barriere fliegen.«
»Okay. Danke, Hutmacher.«
Jeremy Topper nickte, lächelte wohlwollend und machte sich zum nächsten magiebehafteten Wesen auf.
Ohne lange nachzudenken, verstaute Sabrina die Blume in ihrem Dekolleté. Nahe an Haut und Herz. Dabei streiften ihre Finger den Mondsteinschlüssel, den sie sich mit einem Lederband um den Hals gebunden hatte. Automatisch wanderte ihr Blick zu Falk, ihrem zweiten Schlüssel. Als hätte er ihre Augen auf sich ruhen gespürt, drehte er den Kopf, sah zu ihr herab und winkte ihr zu. Er wirkte so entspannt, es war zum verrückt werden. Sie wünschte sich seine Gelassenheit, doch daraus würde nichts werden. Sie war schrecklich aufgeregt. Wann immer sie an die Schlacht dachte – das bedeutete die ganze Zeit – begann ihr Bauch Harakiri. Sie wartete nur darauf, dass es schlimmer werden und sie sich über die Reling erbrechen musste.
»Beruhig dich, beruhig dich«, ermahnte sie sich selbst und versuchte, tief einzuatmen, sich zu entspannen und an gar nichts zu denken.
Unter ihnen knackte es. Sofort das schlimmste erwartend, beugte sie sich über die Reling und sah, wie ein riesiges Wesen die Bäume um sich herum knickte, als wären es Grashalme, und sich in die Luft schwang. Das Ungetüm war so weiss wie der Nebel um es herum und nicht weniger schön. Es handelte sich um den Drachen Hydra, die Drachendame Ikarus'. Mit wenigen Flügelschlägen hatte der Drache sich in die Höhe gehoben und stieg zu ihnen auf, bis sein riesiger Kopf neben dem Schiff schwebte. Auf seinem Hals hatten sich mehrere Wolkenvölkler niedergelassen, die ihr zuwinkten, sobald sie sie erkannten. Sabrina winkte zurück.
Ikarus, der auf der Stirn Hydras sass, erhob sich, breitete die Schwingen aus und segelte zu Falk auf das Poopdeck.
Sabrina, die das nicht verpassen wollte, gesellte sich eilig zu ihnen. Mile tat es ihr gleich.
»... wie geplant. Wir warten, bis sie die ersten Katapulte abgeschossen haben, dann warten wir eine Weile und dann fliegen wir los.«, erklärte der Prinz des Wolkenvolks gerade, als sie das Deck erreichten.
Falk nickte. »Okay. Wie soll ich das Schiff fliegen. Werdet Ihr euch neben, über oder unter uns befinden?«
Ikarus streckte sich und brummte: »Hmm, ich würde sagen über uns. Das ist im Falle eines Angriffs eines gegnerischen Drachens zwar gefährlicher, dafür wird das Schiff nicht auf den ersten Blick erkennbar sein.«
»Aye! Wie lange wird es dauern, bis...«
Ein Krachen hallte durch den Morgen. Alle eilten zur Reling, um zu sehen, was passiert war. Rauch stieg von Tempus auf. Schon flog das nächste brennende Wurfgeschoss, von hier oben so klein wie eine Fruchtfliege, auf die Hauptstadt des Landes zu.
»Das erklärt wohl, was...«
Auf einmal flogen sie aus allen Richtungen. Feuerbälle, Steingeschosse. Wo sie einschlugen, verbarg der Nebel, doch hören konnten sie es alle. Das Krachen, die Explosionen, die Löcher in die Stadt rissen.
Tempus war keine Stadt, die dafür gebaut war, Belagerungen, Kriege und Schlachten zu überstehen. Das war nicht der Sinn ihrer Erbauung gewesen. Hier hatte Frieden herrschen sollen.
Natürlich hiess das nicht, dass Tempus sich nicht verteidigen konnte. Schon fogen die ersten Geschosse zurück.
»Also, dann macht es gut, meine Freunde«, verkündete Ikarus und nickte ihnen zu. Sein Übermut war gedämpft. »Bellumbra moéasur, marsia kas zanoyè.«
Mile nickte. »Ihr auch!«
Der Engel breitete die Schwingen aus und sprang mit einem Satz über die Reling.


~Mile~

Trommeln donnerten, irgendwo explodierte etwas, Flammen stoben, Nebel und Rauch mischten sich, überall klirrte Metall und gellten Schreie.
Sie flogen über Tempus, hatten die Nebelgrenze überschritten und nun steckten sie mitten in der Suppe aus Dunst und Asche. Hier war alles grau, das Gold der Morgensonne war weg.
Seine Finger bohrten sich in die Reling.
Was vom Nebel nicht verschluckt wurde, brannte oder lag in Trümmern. Auf den Strassen sah er Körper liegen, übereinandersteigen, sich aufeinander stürzen, kämpfen, töten, sterben. Von hier oben konnte er nicht erkennen, wer Rebell und wer Soldat der Dunklen war. Er schmeckte Blut auf der Zunge, dachte erst, der Geschmack läge in der Luft, bis er bemerkte, dass er sich auf die Lippe gebissen hatte.
Wieder langte er nach Kayats Griff. Das Schwert hatte irgendwie eine beruhigende Wirkung auf ihn. Er legte den Kopf in den Nacken, späte in den Himmel, wartete darauf, dass eines der Geschosse das Schiff treffen würde.
»Da unten fallen sie wie die Fliegen«, murmelte Red neben ihm und zog das Band an, mit dem sie das wilde, goldbraune Haar zu bändigen versucht hatte. Vergeblich, es hatten sich bereits einige Strähnen gelöst, darunter auch eine der weissen. »Manchmal wünschte ich, ich hätte tatsächlich an das Enigmanum geglaubt. Dann wäre ich heute eine Ramos und könnte mir einreden, sie alle, die Toten, würden in die nächste Welt ziehen oder mit den Göttern feiern. Aber so... Die meisten da unten sind nicht wie wir. Sie sind sterblich. Sie kommen nicht wieder.«
»Vielleicht gibt es ja tatsächlich ein Leben nach dem Tod. Eine Welt, ohne Krieg«, versuchte er, das Gespräch am Laufen zu halten.
»Ich hasse Schlachten«, zischte sie. »Ich hasse Krieg und Gewalt. Sie löst nichts. Selbst wenn es Gewinner und Verlierer gibt, der Hass bleibt bestehen.«
»Ja, das stimmt schon, aber Reden wird bei den Dunklen nichts nützen«, meinte er und war froh, dass sie sich mit ihm unterhielt. Es lenkte ihn ab und brach die schreckliche Stille, die auf dem Piratenschiff herrschte.
»Ich weiss«, seufzte sie. »Es ist trotzdem wahr.«
»Fanjo!«, brüllte jemand über ihnen. »Fanjo!« Der Mann im Krähennest blies sein Horn. Hydra unter ihnen fauchte.
»Scheisse!«, rief Mile und fuhr herum, um zu erkennen, von wo aus die nahende Bedrohung kam. »Wo?!«
Hydra preschte unter dem Schiff durch und schwang sich in die Höhe.
»Mile!«, brüllte Falk. Der Pirat stand am Steuer, den Haken am Rad, in der Hand sein Sturmglas umfassend. »Unter Deck! Ich brauche dich bei den Kanonen!«
Mile nickte und raste über die Planken, um die Treppe zu nehmen, da flog ihm auf einmal der Boden unter den Füssen weg. Dumpf landete er auf dem Rücken.
Ein Schatten legte sich über sie...

Mile hatte noch nie einen Fanjo gesehen, hatte bisher nur Geschichten von der bösartigen Drachenrasse gehört. Nun wusste er, woher sie kamen, diese Schauergeschichten.
Das Ungetüm war ein wenig kleiner als Hydra, war regelrecht drahtig. Sein Körperbau erinnerte an eine Schlange, dünn, lang und schmal. Der Kopf und der lange Hals war der einer Kobra samt des Halsschilds. Aus Stirn und Kiefer wuchsen dem Wesen tentakelartige Auswüchse. Vom Nacken bis zur Schwanzspitze war der Drache mit einem Schuppenkamm überzogen. Vorderbeine hatte das Wesen keine, dafür jedoch riesige Flügel. Die Hinterbeine waren dafür besonders muskulös und die Krallen länger und spitzer, als er es je an einem anderen Drachen gesehen hatte.
Der Fanjo stürzte sich auf Hydra, die mit hektischen Flügelschlägen versuchte, möglichst viel Distanz zwischen sich und das fliegende Schiff zu bringen, bevor das gegnerische Ungetüm sie erreicht hatte. Und einen Wimpernschlag später war es auch schon soweit - die gebogenen Krallen des Fanjos gruben sich zwischen die weissen Schuppen.
»Festhalten!«, warnte Mile so laut er konnte, doch natürlich hatte er keine Chance gegen das Brüllen der Drachen.
Die Schwinge des Fanjos löste einen regelrechten Sturmwind aus und schleuderte die Jolly Roger durch die Höhen. Die Segel spannten sich, hier und da peitschten gerissene Taue umher wie um sich schnappende Schlangen. Das Schiff kippte zur Seite und die Welt drehte sich. Mile rutschte über die Planken und bekam gerade so das Geländer einer der Treppen zu fassen, die vom Oberdeck auf das Zwischendeck führten. Eine Seilwinde knallte einen halben Meter von ihm vom Himmel und schlug ein Loch in die Planken.
Um ihn herum ging alles drunter und drüber.
Wie eine Lichterkette hingen die Xilsar an dem Schiff, klammerten sich mit Händen und Füssen an Planken, Masten, Tauen und der Reling fest und starrten entsetzt in die Tiefe, wo Tempus brannte und der Rauch sich nach ihnen ausstreckte, wie um sie zu locken, sich in ihn fallen zu lassen, denn er würde sie mit seinen grauen Schwaden auffangen. Doch natürlich log der Rauch und zu fallen wäre ein Sturz in den sicheren Tod.
»Dreh den Wind! Dreh den Wind!«, hörte er seine Schwester schreien. Er wandte den Kopf in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war und entdeckte sie unter sich an der Reling hängen. Ihre Worte galten Falk, der, mit den Beinen den Mast umschlingend und seinen Haken in das Holz gebohrt, fahrig an seinem Sturmglas herumschraubte. »Nicht so einfach mit nur einer Hand«, las ihm Mile von den Lippen ab, da der Pirat von einem Brüllen des weissen Drachens übertönt wurde.
Ein Schrei zog Miles Aufmerksamkeit auf sich. Einer der Seemänner hatte den Halt verloren. Er fiel wie ein Stein und der Rauch wurde seiner Lüge überführt.
»Aye!«, rief Falk und im nächsten Moment spürte Mile auch schon, wie ein kräftiger Wind das Schiff erfasste und es kehrte.
Mile segelte durch die Luft, knallte erneut auf die Planken, rutschte weiter und polterte die Treppe zum Zwischendeck hinab.
Einen Moment sah er nur Sterne.
Noch immer lag die Galeone nicht stabil in der Luft, kippte immer wieder nach links und rechts. Eine Kiste, die scheinbar nicht richtig befestigt worden war, knallte gegen Miles Seite und liess ihn den Gang entlangrollen. Mit schmerzverzerrtem Gesicht, kämpfte er sich auf die Beine. Wieder schwankte das Schiff und er verlor das Gleichgewicht, stürzte eine weitere Treppe hinab, fiel hin, schrammte über den Boden, rutschte durch eine Falltür, schlug sich die Arme beim Versuch, sich an einer Leiter festzuhalten, auf und landete unsanft auf einem zusammengerollten Tau.
Er stöhnte, alles tat weh. Er spürte heisses Blut seine Stirn hinabrinnen. Vermutlich musste er sich jetzt schon einen Hellelf suchen, dabei hatte er noch nicht mal gekämpft.
Der Raum, in dem er gelandet war, musste ein Lager sein, denn er war ziemlich lang und voll von Kisten, die vermutlich mit Munition und Schiesspulver befüllt waren.
»Ich sollte also nicht mit dem Feuer spielen«, mahnte er sich selbst und liess ein kleines Flämmchen auf seinem Zeigefinger tanzen, um mehr Licht zu haben.
Draussen donnerte es. Ein tiefes, bedrohliches Grollen drang dumpf durch die Bordwand zu ihm durch. Die Drachen kämpften also noch immer. Über sich hörte er Kanonenschüsse. Er musste nach oben!
Hektisch drehte er sich um sich selbst, suchte nach einer Möglichkeit, aus dem Raum zu kommen. Auf die Leiter wollte er nicht, er fürchtete, bei Flugturbulenzen erneut in die Tiefe zu stürzen.
Erleichtert entdeckte er am Ende des Raums eine Tür. Ohne viel Zeit zu verschwenden, eilte er darauf zu. Gerade legte er die Hand auf die Klinke, da hörte er hinter sich eine Diele knarren. Eine Ratte? Es knarrte erneut und Mile drehte sich um.
Das Letzte, was er sah, war das bösartige Grinsen Henry Morgans.


~Sabrina~

»Schuss!«
Funken stoben, die Lunte brannte. Sie warf sich zur Seite, suchte Deckung, kauerte sich zusammen, hielt sich die Ohren zu und den Atem an. Es knallte und die Kanone wurde vom Rückstoss zurückgeschleudert, und vom Brooktau davon abgehalten, über das halbe Deck zu rollen.
Ohne auf das Klingeln in ihren Ohren zu achten, hob sie ihren Schild über den Kopf und äugte über das Schanzkleid.
Die Drachen kämpften noch immer. Immer wieder schwangen sie sich in die Höhe, fielen einander an, verkeilten sich und fielen, nur um sich wieder voneinander loszureissen und erneut anzugreifen. Sie schnappten nach dem Hals des anderen, rissen sich mit ihren Krallen die Schuppen aus der Haut, spien Feuer, um sich gegenseitig die Weichteile zu verbrennen.
Vermutlich wäre es klüger gewesen, die Drachen einfach für sich kämpfen zu lassen und möglichst schnell ausser Reichweite zu fliegen, doch der Fanjo hatte die Oberhand. Er hatte Hydra gleich zu Beginn des Kampfes eine schwere Wunde an der Brust zugefügt und der Drache verlor noch immer Blut. Mit jeder Minute schien er schwächer zu werden.
»Nachladen! Nachladen! Zielt auf die Augen und auf das Maul!«, kommandierte Falk.
Sabrina leckte sich über die aufgesprungenen Lippen und schmeckte Schwarzpulver. Gebückt eilte sie zum Munitionslager, hob eine der Kugeln und schleppte sie zurück zu ihrer Kanone. Faritales war bereits dabei, Schwarzpulver in das Rohr zu stopfen.
»Kannst du Ikarus sehen?«, rief sie dem Kapitän zu, der mit seinem Fernglas auf dem Poopdeck stand.
»Nein, jetzt nicht mehr, er... Heiliger Klabautermann!«
Sie wischte sich den kalten Schweiss von der Stirn und hob die Kugel ächzend in das Rohr. »Was?«
»Die Bestie hat noch einen gefressen!«
»Ikarus?!«
»Weiss ich nicht...« Falk verharrte, wartete. »Versuchen wir etwas anderes«, rief er. »Zielt dieses Mal so gut es geht auf die Flügel!« Wieder harrte er aus.
Sabrina lugte durch das Visier. Ihr Vorteil war, dass sie keine gewöhnliche Kanone bediente. Einige der Waffen des Oberdecks waren dafür konzipiert, in Seeschlachten die Segel und Masten gegnerischer Schiffe zu zerschlagen, weshalb sie beweglicher waren und ein kleines Visier an der Mündung hatten.
»Schuss!«
Sabrina fixierte den Lauf, schlug die Zündsteine aufeinander, warf sich zur Seite, schützte ihre Ohren und wartete den Schuss ab. Es knallte, auch unter Deck schossen die Kanonen und dieses Mal schienen sie tatsächlich getroffen zu haben, denn der Fanjo kreischte auf.
»Haben wir ihn?«, rief sie und richtete sich etwas auf.
Der Fanjo brüllte vor Schmerz. Sein linker Flügel schien an der Elle verletzt und das Wesen hatte Schwierigkeiten, sich in der Luft zu halten.
Hydra erkannte ihre Chance und warf sich ohne zu zögern auf ihren Artgenossen. Mit einem Hieb ihrer Krallen schmetterte sie den Kopf ihres Feindes aus dem Weg, um ihre Zähne in seinen Hals zu graben. Der Fanjo erschlaffte.
Jubel brach auf dem Schiff auf. Der Drache war tot!
Etwas gedämpft durch den Fanjo in ihrem Maul stiess die Drachendame ein grollen aus und drehte in Richtung Ezelwald ab, vermutlich um den Fanjo dort abzuladen.
Falk nahm die letzten drei Stufen der Treppe, die auf das Poopdeck führten, auf einmal. »Ich bin jetzt der einzige Pirat, der von sich behaupten kann, mit seinem fliegenden Schiff einen Drachen erlegt zu haben.«
Sie lachte und wollte etwas erwidern, als sich sein Gesichtsausdruck auf einmal veränderte. »Oh nein, bei Klyuss, nur das nicht«, zischte Falk und legte eine Hand auf den Knauf seiner Pistole.
Alarmiert folgte sie seinem Blick und erstarrte.

Seine Augen waren geschlossen, sein Mund stand leicht offen, eine Prellung an seinem Kinn begann sich bereits zu färben, Blut lief aus seiner Nase und einer Wunde an seiner Stirn. Sein Kopf kippte zur Seite, als Morgan seinen Fuss auf Miles Brust setzte, als wäre er ein erlegtes Tier.
»Damit habt ihr nicht gerechnet, nicht wahr?«, knurrte Henry Morgan und stiess ein kehliges Lachen aus.
»Warum seid Ihr hier, Morgan?«, fragte sie kalt. Sie wagte nicht, den Blick von der Pistole des Freibeuters zu wenden, deren Mündung auf Miles Kopf zielte.
»Aus demselben Grund wie immer«, erklärte er widerlich fröhlich. »Ich bin hier, um Gerechtigkeit zu üben!«
»Gerechtigkeit für was?«, rief Red, und trat an Sabrina vorbei. »Indem Ihr Mile verletzt und droht, ihn umzubringen?«
»Keinen Schritt weiter!«, fauchte Morgan und lud die Pistole. Ihr Klicken ging Sabrina durch Mark und Bein. »Dem Herrscher wird nichts geschehen.« Er kratzte sich den buschigen Bart und lächelte süffisant. »Vorausgesetzt natürlich, dass hier alle mitspielen...«
»Du willst mich, nicht wahr?«, rief Falk. »Wir können das ein für alle Mal beenden. Hier und jetzt!« Der Pirat zog seinen Degen. »Mann gegen Mann!«
Morgan lachte und entblösste dabei seine Goldzähne. »Ich bin hier auf deinem Schiff, Pirat. Du glaubst doch nicht, dass ich so dumm bin und auf diesen miesen Trick reinfalle? Sobald ich die Waffe wegstecke und meinen Säbel ziehe, bin ich doch Geschichte. Nein, nein, wir werden das ganz anders handhaben, mein Freund.«
»Was wollt Ihr damit erreichen, Morgan?«, fragte Sabrina verzweifelt. »Seht Ihr nicht, wo wir hier sind? Wir fliegen über Tempus! Wir befinden uns mitten in einer Schlacht! Dies ist wohl der schlechteste Zeitpunkt, um eure Fehde voranzutreiben!«
»Eine Fehde nennt Ihr das? Nichts davon ist persönlich«, widersprach Morgan. »Ich bin nur hier, um meine Pflicht zu tun. Wenn dieser Pirat nicht stirbt, wird schreckliches passieren!«
»Unsinn!«, mischte sich nun auch Nebelfinger ein. Der jüngste der Rabenbrüder baute sich mutig vor dem Piratenjäger auf. »Ich glaube, Ihr tut das Falsche aus den richtigen Gründen. Ihr wollt die Unschuldigen beschützen und die Schuldigen strafen, aber die Welt ist nicht nur schwarz und weiss.«
»Aus dem Weg, Junge«, knurrte Morgan. »Oder willst du das Hirn deines Herrschers vom Boden aufwischen?«
Nebelfinger schluckte. »Verzeiht, Morgan. Aber denkt an meine Worte...«
»Nebelfinger hat Recht. Wir müssen nur herausfinden, was Euch antreibt«, murmelte sie und schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Vorsichtig tastete sich ihr Geist nach Morgans vor, folgte seinen Gefühlen, die voller Hass, Schmerz und Angst waren...
»Was soll das? Was tut sie da?«, hörte sie den Piratenjäger fragen.
Bilder flogen an ihr vorbei. Ein Mann mit entstelltem Gesicht, der eine Frau schlug. Eine schäbige Hütte. Ein Tisch, auf dem sieben Teller standen und nur einer gefüllt war. Wieder der Mann mit dem Narbengesicht, doch nun war er älter, sein Haar hatte weisse Strähnen. Er schrie, holte aus und schlug Morgan ins Gesicht. Eine Flasche, deren Inhalt widerlich süsslich stank. Der Mann, der sich neben dem Tisch erbrach.
»Was tut sie da?«, brüllte Morgan uns seine Stimme bebte.
Mehr Bilder. Gesichter kleiner Mädchen. Alle hatten sie Schrammen und blutige Nasen. Die Frau, die anfangs geschlagen worden war. Sie schrie, jagte den Mann mit einer Mistgabel aus dem Haus. Wasser, vielleicht das Meer? Morgan steckte einen Wurm auf einen Angelhaken. Ein dampfender Kessel. Gegrillter Fisch auf Tellern. Lachende Kinder. Die Frau sass strickend am Kaminfeuer.
»Aufhören!«, verlangte Morgan. »Aufhören!«
Doch Sabrina war nicht zu bremsen. Der Mann stand in der Tür. Er war wieder älter, hatte weitere Narben und eines seiner Augen war von einer Augenklappe verdeckt. Der Geruch nach Alkohol. Schreie. Die Frau lag am Bode, ein Messer steckte ihr in der Brust. Weinen, Angst, Schmerz... Zwei Mädchen, als wären sie aus ihren Betten gefallen, die Augen weit aufgerissen, Male am Hals. Wut, Schmerz, Hass. Das tränenüberströmte Gesicht des Mannes. Eine Flasche Rum. Der Mann lag am Boden. Ein Messer bohrte sich ihm in den Rücken.
»Hör auf oder ich bringe dich um!«
Sabrina zog sich zurück, öffnete die Augen und starrte in den Lauf der Pistole.
»Was hast du getan?«, fragte Morgan und als sie zu ihm aufblickte, sah sie sein tränenüberströmtes Gesicht.
»Euer Vater war es«, entfuhr es ihr. »Euer Vater hat sie getötet, Eure Mutter und die Kinder, er war Pirat, hat...«
»Ruhig! Seid Ruhig, ich erschiesse Euch!«, heulte Morgan und drückte ihr die Waffenmündung gegen die Stirn. Er blinzelte und heulte, schniefte und schluckte. Keuchend stand er da, starrte sie mit den gleichen Augen an, wie der Mann in seinen Erinnerungen. »Ich weiss es«, zischte er. »Ich weiss es, dass er schlecht ist. Das sind Piraten, sie sind böse. Und sie bleiben böse. Bei meinem Vater habe ich zu lange gewartet, ihn habe ich davonkommen lassen. Und als er wiederkam, da hat er alle umgebracht. Und darum habe ich ihn getötet.« Er lachte. »Und Hook, der ist auch nicht anders. Und bei ihm werde ich nicht warten, dass er zurückkommt. Nein, ich werde nicht den gleichen Fehler machen...«
Er schnellte vor und packte sie an der Kapuze. Die Pistole drückte gegen ihre Schläfe.
»Wirf die Waffen weg, Pirat«, forderte der Vatermörder. »Oder die Prinzessin verliert ihr Leben.«
Falks Ozeanaugen starrten die Waffe an ihrem Kopf an, als könnte er sie so verschwinden lassen. Dann hüpfte sein Blick auf sie, kreuzte den ihren und hielt sie fest. Ohne sie aus den Augen zu lassen, warf er seinen Degen zu Boden und langte nach seinen Pistolen.
»Halt!«, rief Morgan und nickte in Brees Richtung. »Du da! Nimm sie ihm ab!«
Die Elfe nickte und zog Falk der Reihe nach seine Pistolen, Dolche und Messer aus dem Gürtel.
»Sieh in den Schuhen nach. Und an den Waden.«
Tatsächlich landeten noch zwei weitere Dolche auf Falks Waffenhaufen.
»Komm her, Hook. Aber langsam. Hände hinter den Kopf!«
Falk verschränkte die Arme am Hinterkopf. Noch immer hatte er den Blick nicht abgewandt. Sabrinas Blick trübte sich. Es klackte leise, als die Eisperlen auf die Planken prallten.
»Schon gut«, murmelte Falk, »schon gut, schon gut...«
»Das ist keine Gerechtigkeit, Henry«, flüsterte Sabrina flehend. »Falk ist nicht dein Vater. Er ist gut.«
Die Waffe löste sich von ihrer Schläfe. Etwas prallte gegen ihren Rücken und sie knallte auf die Planken. Sofort wich sie zurück, rappelte sich hoch drehte sich um.
»Na bitte, Pirat, es geht doch«, brummte Morgan. Nun zielte die Pistole auf Falk.
»Morgan, wenn du glaubst, du wirst mich damit umbringen, hast du dich geschnitten. Ich habe den Tod schon einmal überwunden. Glaubst du, der Teufel kriegt mich dieses Mal?«
Der Piratenjäger lachte. »Aye, ich habe davon gehört. Darum werde ich dieses Mal auch dafür sorgen, dass du tot bleibst.« Mit diesen Worten schlug er Falk ins Gesicht, packte ihn am Kragen, zerrte ihn zur Bordwand und drückte seinen Oberkörper über die Reling. »Wie in alten Zeiten. Über die Planke!«
Falk sträubte sich, versuchte, sich festzuhalten, sein Haken bohrte sich in das Holz.
»Nein!«
Etwas stiess sie zur Seite und sie stürzte. Ihr Kopf wurde nach hinten gerissen, knallte hart auf das raue Holz. Der Schlag war heftig. Sie schrammte über den Boden, schmeckte Blut auf der Zunge.
Was sie getroffen hatte, fegte über sie hinweg. Zu schnell, zu unerwartet, zu flüchtig für den Moment. Beinahe wie ein Schatten...
Ihr Kopf dröhnte, sie hörte Schreie. Ihr Herz krampfte, denn sie erkannte eine der Stimmen ganz klar. Bitte, bitte, er musste noch da sein...
»Falk.« Sie wusste nicht, ob sie seinen Namen geschrien oder nur geflüstert hatte. Es spielte auch keine Rolle. Sie rappelte sich auf, achtete nicht auf das Wummern in ihrem Schädel.
Falk!
Sie brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, drehte sich um sich selbst, suchte...
Ihr Herz blieb vor Erleichterung beinahe stehen, als sie ihn entdeckte. Er lag zwei Schritte vor ihr auf den Planken. Gerade rappelte er sich wieder hoch und stürzte, wohin auch die meisten anderen sich versammelt hatten. Sie machten ihm Platz, tuschelten miteinander. Keiner schien recht zu wissen, was vor sich ging.
»Nein!«, schrie der Pirat. »Du Wahnsinniger! Nein!« Immer und immer wieder...
Sabrina verstand nicht. »Was ist denn los?« Sie wartete nicht darauf, dass jemand ihr eine Antwort gab und schob sich durch die Leute an Falks Seite. Er achtete nicht auf sie, streckte sich über die Reling hinab, als würde er gerade im Begriff sein, sich in die Tiefe stürzen zu wollen.
»Zieh dich zu mir!«, brüllte er gegen den tobenden Lärm von Wind und Krieg.
Nun beugte sich auch Sabrina vor und was sie sah, liess ihren Atem stocken.
Dort unten, festgeklammert an ein loses Tau, hing ein Junge. Ein Junge in einem viel zu grossen Gambeson.
Peter Pan.
Entsetzt starrte Sabrina auf Falks Bruder hinab. Wie ein hilfloses Insekt peitschte der Wind ihn umher. Ihn und den Schmarotzer, der sich an sein Bein klammerte.
»Lass ihn los, du reisst ihn mit dir!«, schrie Falk und versuchte, das herumpeitschende Tau, an das Peter sich klammerte, zu fassen zu kriegen, doch es wollte ihn nicht gelingen.
»Falk! Bruder, hör mir zu!«, schrie Peter. »Hör mir zu! Ich kann mich nicht mehr lange halten! Also pass gefälligst auf!«
Warum lässt er nicht los?, dachte sie immer wieder. Warum lässt er nicht einfach los und fliegt? Wegen Morgan? Ist er zu schwer? Hat er keinen Feenstaub mehr übrig? Warum lässt er nicht los?
Doch Falk dachte nicht daran, einfach nur den womöglich letzten Worten seines Bruders zu lauschen. Niemals würde der Pirat Worten wie diesen Gehör schenken, sollte es sich um jene eines Menschen handeln, den er liebte, solange er irgendeine Möglichkeit für dessen Rettung sah. Er kämpfte weiter gegen den Wind und das Tau.
So blieb Peter nichts anderes übrig, als trotzdem zu sprechen: »Bruder, du hast mich gerettet, damals in Aramesia. Vor Morgan. Das hatte ich noch gut zu machen!«
»Nein!«, schrie Falk, ohne seinen Bruder anzusehen. »Ich habe gesagt, du bist mir nichts schuldig! Du bist mein Bruder!«
»Falk, ich bin des Kämpfens müde. Arielle ist schon lange tot, Wendy braucht mich nicht und du... Bruder, du warst, was mich die letzten Jahre am Leben gehalten hat. Dich zu hassen war alles, was meinem Leben einen Sinn gegeben hat, aber... ich kann dich nicht mehr hassen. Ich kann es einfach nicht mehr, obwohl ich es mir wünsche. Aber es geht nicht. Du bist nicht, wer du einmal warst, du hast dich verändert.«
»Halt die Klappe, Junge!«, donnerte Morgan, der sich langsam an Peters Bein hochzog. »Ich werde nicht draufgehen! Halt dich fest, oder ich werde dir, während wir fallen, ein letztes Mal zeigen, was Höllenqualen sind!«
»Niemand lässt hier irgendwas los!«, rief Hänsel, der sich neben sie gestellt hatte und Falk zu helfen versuchte.
Peter lachte und fuhr fort: »Falk, du hast jetzt ein Leben. Du bist ein guter Mann geworden, so wie es dein Vater gewesen ist. Ich habe in der letzten Zeit so krampfhaft versucht, mir einzureden, du wärst noch immer das gleiche Monster wie früher, ich wünschte mir so sehr einen Grund, dich zu hassen, aber ich kann nicht mehr. Du hast Medusa, die Mörderin unserer Schwester getötet und somit wurde auch Arielles wahrer Mörder zur Strecke gebracht. Darum war ich so wütend auf dich, als du mir ihren Kopf gezeigt hast. Du hast mir damit nur einen weiteren Lebenssinn genommen. Für mich gibt es keinen Grund mehr, weiter gegen dich zu kämpfen. Ich habe jedoch auch keinen Grund mehr, zu leben. Ich bin so alt, so unglaublich alt. Und ich habe niemanden mehr...«
Da erkannte Sabrina, warum Peter nicht einfach wegflog. Nicht, weil Morgan zu schwer war oder es an Feenstaub mangelte. Er wollte nicht...
»Unsinn! Ich bin beinahe genauso alt wie du, und ich fühle mich lebendiger als jemals zuvor!«, widersprach der Pirat und stiess einen Wutschrei aus, als er das Tau erneut knapp verfehlte. Auch Hänsel kämpfte vergeblich.
»Ja, natürlich fühlst du das, Bruder. Dein Leben hat einen Sinn! Du hast jetzt Freunde, du wirst gebraucht und geliebt und das so sehr, dass für dich der Tod überwunden wird. Aber ich... Arielle ist weg. Wendy hat Tatze. Und Tinker ist meiner doch ohnehin schon längst überdrüssig. Und du... du hast dir das verdient, geliebt zu werden. Ich nicht, denn ich habe es versäumt, etwas aus mir zu machen, ich konnte nicht drüber hinwegkommen, was geschehen ist. Ich bin stehen geblieben, kann mich von der Vergangenheit nicht befreien. Falk, ich bin in meiner eigenen Geschichte gefangen. Es gibt für mich nichts mehr hier. Nur du bist noch da, du bist, an was ich mich versucht habe, festzuklammern. Du und die Schuld, die ich dir an Arielles Tod gab. Darum vergebe ich dir, mein Bruder. Du bist frei.«
»Hör auf!«, schrie Hook.
»Du bist frei!«, lachte Peter und dieses Lachen... Es war ein freudiges, beinahe schönes, erlöstes Kinderlachen...
»Wage es nicht!«, brüllte Morgan.
Aber Peter war noch nicht fertig: »Es ist alles so klar!«, rief er. »Erkennst du es nicht? Nun habe auch ich dir dein Leben gerettet, Falk. Ich habe dich gerade vor diesem Mann gerettet, der nun versucht, wieder an Bord zu gelangen, um dir die Kehle aufzuschlitzen, aber das werde ich nicht zulassen. Verstehst du, Bruder? Das ist perfekt. Dies ist mein Schicksal und es ist perfekt. Ich werde meine Ruhe finden, dir deine Schuld nehmen und die meine begleichen, ist das nicht perfekt?«
In diesem Moment sprang Falk und griff das peitschende Tau aus der Luft. Nun lachte er, der Pirat, und begann sofort, an dem Tau zu ziehen. »Nein, Peter. Heute ist nichts perfekt. Ganz und gar nicht. Heute hat die Schlacht begonnen und du wirst es nicht wagen, an diesem grausamen Tag auch nur eine perfekte Tat zu vollbringen! Das wagst du nicht, kapiert?!«, brüllte er.
Sabrina griff ebenfalls nach dem Tau, Hänsel tat es ihr gleich und all die anderen Umherstehenden folgten ihrem Beispiel.
Sabrina konnte ein triumphierendes Lächeln auf Morgans Gesicht erkennen. Das bereitete ihr Ekel und so wandte sie sich nach Peter. Der Junge zeigte keine Furcht. Seine Augen, in denen sonst immer ein viel zu alter und verbitterter Ausdruck gelegen hatte, waren auf einmal voller Ruhe. Beinahe schon selig...
»Oh doch, Captain Falk James Jones Hook, Himmelspirat, Mann, der dem Tod entkam. Heute ist perfekt. Und endlich sind wir beide frei.«
»Oh nein, ich habe dich gleich! Gleich habe ich dich!«, widersprach Falk.
Doch Peter schüttelte den Kopf. »Nein, Bruder. Weisst du es nicht mehr? Hast du es etwa schonwieder vergessen? Ich war schon immer schneller als du!«
Und dann liess Peter los...


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Seid gegrüsst, liebe Nachteulen.
Schönen Tag, früher Vogel.
Guten Tag, verehrter Mittagsleser.

Drama, Drama, Drama. Willkommen in der literarischen Parität zu Downton Abby.

Und so schliesst sich der Kreis. Falk ist vergeben, Peter hat sich geopfert. Der Junge, der nie erwachsen wurde, wird es jetzt auch nie mehr werden.

Mit diesem Kapitel hat sie begonnen, die Schlacht um Tempus, um Twos. Bisher nur von der Jolly Roger aus, aber wer sich fette Battle of the Bastards-Szenen erhofft hat, soll nicht enttäuscht sein. Da kommt noch was, versprochen!

An den Rest: Was wollt ihr lesen? Welche Aspekte der Schlacht soll ich beschreiben? Wollt ihr was mit Katapulten? Wollt ihr verschandelte Leichen? Wollt ihr Hinrichtungen? Wessen Köpfe wollt ihr rollen sehen? Welche wollt Ihr vor dem Tod bewahren? Kommentiert fleissig! :D

So, liebe Leute. Kapitel 70! Mit 14 war ich ja schon stolz, zehn geschrieben zu haben (die im Nachhinein betrachtet totale Grütze sind, aber mit der Überarbeitung wird das noch. Aber erst will ich dieses Buch abschliessen. Will euch ja nicht warten lassen.)
Ich freue mich, wenn ihr mir ein paar Kommentare und Votes dalasst :)

War dieses Mal übrigens besonders viel Recherchearbeit. Wisst ihr, wie viele verschiedene Taue so ein Schiff hat? Und fast jedes hat einen Namen. Irgendwo hatte ich gelesen, dass dieses Tau, das die Kanone an die Bordwand bindet, auch einen eigenen Namen hat und dann hab ich halb Wikipedia auf den Kopf gestellt, um es zu finden. Ich will ab und zu so ein paar "Fachbegriffe" drinhaben. Das finde ich cool und ich mag gut recherchierte Bücher. Klappt vielleicht nicht immer so, aber ich gebe mein Bestes.
Und dann musste ich rausfinden, wie diese Rüstungsteile heissen! Alter Falter... Danke, Wikipedia, dass es dich gibt. Und danke, Mittelalterfreaks des Internets, dass ihr diese Rüstung-Verkaufs-Seiten habt...
Recherche: Müesahm, wie der Schweizer sagen würde...

Wie immer habe ich ein Lied für euch. Dieses Mal ist es sogar ein ganz besonderes, denn No one's here to sleep hat mich, seit ich es das erste Mal gehört habe, nicht mehr losgelassen und mich massgeblich zu diesem Kapitel inspiriert. Ich kenne es schon eeeeewig und genauso lange, geisterten mir Peters letzte Worte im Kopf herum. Ist von der grossartigen Band Bastille gesungen und Naugthy Boy hat das Teil gemixt oder was auch immer er macht...

So und dann ist da noch eine Kleinigkeit, weil ich blöd bin:
Ich weiss, ich weiss, das nervt und ist doof, wenn ich Dinge nachträglich ändere.
So ist das halt mit Wattpad. Man schreibt und lädt hoch und dann ist das Ding im Netz. "Richtige" Autoren können einfach ihr Skript abändern und keine Sau merkt das.

Twos ist eine extrem umfangreiche und komplizierte Geschichte, da passiert es selbst mir, dass ich Dinge vergesse. Tut mir leid :/ Seid bitte Nachsichtig mit mir, nicht böse sein.

Ich habe bei Kapitel 69 was Wichtiges vergessen. Ich habe das jetzt nachträglich verbessert. Damit ihr nicht suchen müsst, poste ich das hier.

Das passiert nachdem Sabrina Nimmertiger in die Kajüte gelassen hat:

~Mile~

Seit dem Prozess hatte er weder Pinocchio noch Geppetto zu Gesicht bekommen. Jetzt sah er sie seither zum ersten Mal. Beide schienen nicht, als hätten sie sich von dieser Tortur erholt, waren blass und ihre gebrochene Körperhaltung liess sie filigran wie eine Glasfigur wirken. Vor allem Geppetto wirkte rund dreissig Jahre älter. Vielleicht lag das aber auch nur am fahlen Licht im Zelt der Rebellenführer.
Spät abends war ein Bote bei ihm aufgetaucht und hatte ihn in Kenntnis gesetzt, dass jemand eine Audienz mit ihm ersuchte. Erst hatte Mile befürchtet, es könnte sich bei diesem jemand um Rumpelstilzchen handeln, doch als er in das Zelt der Rebellenführer getreten war, wo die Audienz abgehalten wurde, hatten da die beiden ehemals wegen Königsmord Angeklagten auf ihn gewartet.
»Verzeiht die späte Störung, Mylord«, begrüsste ihn der Schnitzer und verbeugte sich sofort einige dutzend Male.
Pinocchio tat keinen Wank. Der Junge sass mit verschränkten Armen auf dem Stuhl, den gewöhnlich Azzarros breiter Hintern beanspruchte und blinzelte Mile aus einer Mischung aus Müdigkeit und Trotz entgegen.
»Schon gut, kein Problem«, antwortete Mile, dem Geppettos Unterwürfigkeit extrem unwohl war. Er drückte Geppetto auf den Stuhl neben seinem Sohn und setzte sich ebenfalls.
»Was ist los bei euch beiden«, fragte er und gab sich Mühe, möglichst freundlich und aufgestellt zu wirken. »Kann ich euch bei irgendwas helfen?«
Der Schnitzer lächelte gequält und brummte: »Nein, Mylord, es ist nur...«
»Wir gehen!«, unterbrach ihn Pinocchio. »Wir können hier nicht bleiben!«
Mile schluckte. »Der Prozess wurde abgebrochen. Euer Ruf wurde rehabilitiert. Ihr werdet nicht mehr für...«
»Manche Dinge sind zu kaputt, um sie wieder reparieren zu können«, erklärte Geppetto sanft aber bestimmt.
Er nickte. Er verstand. »Falls ihr um Erlaubnis bittet, dann habt ihr die von mir auf jeden Fall. Aber wo wollt ihr hin?«
»Nach Osten. Zurück nach Virid'agru.« Geppetto rieb sich die Schläfen. »Ich habe zuvor bei den Elfen gelebt. Ich habe dort Freunde. Sie werden uns aufnehmen.«
Mile nickte. »Ich werde um Geleitschutz für euch beten. Die Wälder sind nicht sicher.« Er stand auf, beugte sich vor und schnappte sich Pergament, Feder und Tinte, die zu genüge auf dem grossen Ratstisch verteilt lagen. »Ich schreibe das gleich hier auf. Geht zu den Elfen und zeigt ihnen dieses Schreiben, dann wird euch ein Geleit bereitgestellt.«
Nach ein paar Minuten war Miles Befehlsschreiben fertig und mit seiner Unterschrift offiziell. Geppetto nahm es entgegen, bedankte sich überschwänglich und wünschte ihm Lebewohl.
Als sich Mile dem rothaarigen Jungen zuwandte, um ihm eine gute Reise zu wünschen, bat ihn der Kleine mit einer Handbewegung, sich zu ihm herabzubeugen. Dieser Bitte kam Mile zögerlich nach, kniete sich hin und hielt dem Jungen sein Ohr hin. Hinter hervorgehaltener Hand flüsterte der Kleine: »Die Quelle der Macht der Dunklen findet ihr im Ballsaal des Zeitpalasts.«
Miles Augen weiteten sich. »Die Büchse der Pandora!«, zischte er.
Pinocchio nickte und lächelte traurig. »Wiedersehen, Lichterlord.« Er nahm Geppettos Hand. Die beiden verliessen das Zelt und liessen den völlig fassungslosen Lichterlord auf dem Boden kniend zurück.

Anschliessend erwacht Sabrina.

Nur, damit später niemand verwirrt ist :3

So und jetzt ist genug gelabert. Ich wünsche euch noch eine gute Nacht, 'nen guten Morgen oder einen guten Appetit und alles dazwischen.

Gehabt euch wohl,
Eure Dreamy

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