Selection: Die Hoffnung

By sternengalaxie

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Mariella ist eine Vier. Mariella lebt alleine mit ihrer Mutter. Mariella muss sich durch jeden Tag ihres Lebe... More

Vorwort und Trailer
Kapitel 1
Kapitel 2 (+Trailer!)
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16

Kapitel 13

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By sternengalaxie

Mit einem tiefen Seufzer ließ ich mich rückwärts auf Ophelias weiches Bett fallen. Sie lächelte mich sachte an und setzte sich dann, um einiges eleganter, neben mich.

"Ich kann nicht glauben, dass er Olivia weggeschickt hat." gereizt starrte ich an die makellos weiß gestrichene Decke. "Er hat ihr nicht einmal eine richtige Chance gegeben."

"Du hast recht." Ophelia sprach etwas zögerlich, so als befürchte sie jemand außer mir könnte sie hören. "Wir haben echt Glück, immer noch hier zu sein."

Ich schnaubte. Wenn ich ehrlich war, wollte ich gar nicht mehr hier sein. Meine Mutter hatte genügend Geld um ihre Behandlung zu finanzieren und am liebsten wäre ich diesem Moment bei ihr, würde sie unterstützen. Ich fragte mich, warum ich eigentlich noch hier war? Warum ich nicht einfach alles hinschmiß und einem anderen Mädchen die Chance ließ, das Herz des Prinzen zu erobern? Die einzige Antwort die mir darauf einfiel, war das ganz leichte, kaum vernehmbare Kribbeln in meinem Bauch, das ich seit der Ankunft im Schloss verspürte.

"Ist es dir wirklich so wichtig?" fragte ich, versunken in meinen Gedanken, die völlig wir in meinem Kopf umher schwebten.

"Irgendwie - schon." jetzt ließ auch Ophelia sich in die federweichen Kissen fallen.

"Warum? Findest du Prinz Aramis wirklich so toll?"

Schweigen erfüllte den Raum. Plötzlich war es so leise, dass ich selbst unsere Atemzüge hören konnte, dass ich meinen ruhigen Herzschlag spüren konnte. Ophelia zog mehrmals die Luft scharf ein, hielt inne und ließ sie dann wieder los.

"Ich weiß es nicht." murmelte sie schließlich. "Es geht nicht um ihn."

Ich drehte mein Gesicht so, dass ich nun direkt in ihres schauen konnte. Ihre hellen Augen funkelten so wunderschön wie immer, aber ihr Lächeln war verschwunden.

"Worum dann?" einerseits wollte ich den Grund für Ophelias Teilnahme wissen, andererseits befürchtete ich ihr zu nahe getreten zu sein. Wir kannten uns gerade einmal zwei Tage. Und trotzdem, trotzdem hatte ich das Gefühl in ihr eine gute Freundin gefunden zu haben.

"Du darfst das keinem sagen." sie biss sich unsicher auf die Lippen. "Bitte."

Verwundert nickte ich. Ich wusste nicht was ich erwarten sollte.

"Ich-" sie stockte kurz, dachte nach und fuhr dann fort: "Ich gehöre der zweiten Kaste an. Meine Eltern sehen meine Zukunft in der Politik, das war schon immer so. Aber das ist nicht das, wovon ich träume. Politik ist das letzte, was ich machen will."

"Aber - was hat das mit alledem zu tun?" ich setzte mich wieder auf und begann die Plastikblümchen aus meiner Haarkrone zu entfernen, mein blieb dennoch an dem hübschen Mädchen hängen.

"Wenn ich die Gunst des Prinzen erlange, dann kann ich machen was ich möchte. Dann ist es egal was ich tue - für meine Eltern." in ihren Augen war ein regelrechtes Feuer entfacht. Ich konnte geradezu spüren, wie viel ihr die Freiheit von ihren Eltern bedeutet. Ich hatte geglaubt die Einzige zu sein, die nicht wegen dem Prinzen und seinem Reichtum hier war. Ich hatte geglaubt, ich wäre die einzige die nicht so oberflächlich wäre. Aber ich hatte mich getäuscht.

"Ich hoffe du gewinnst." flüsterte ich. "Wirklich."

"Aber -"

"Nichts 'aber'." fiel ich ihr ins Wort. "Ich hoffe der Prinz verliebt sich in dich, wie in einem Märchen. Und ich hoffe, du kannst endlich das tun, was du willst. Du hast es verdient." Bei den Worten spürte ich ein leichtes Stechen in meiner Herzregion. Ich versuchte es zu ignorieren und hoffte, das war kein Zeichen für eine anstehende Krankheit.

"Danke." endliche lächelte Ophelia wieder, dieses herzliche, offene Lächeln, das sie strahlen ließ wie alle Sterne des Universums zusammen. "Soll ich dir helfen?" Sie deute mit einem Nicken zu meinen Haaren.

"Gerne."

Während sie die weiteren Blumen aus meinem Haar entferne, erzählte sie mir von ihrem Gespräch mit dem Prinzen. Davon, wie er sie angelächelt hatte und ihr gesagt hatte, wie hübsch er sie fand. Und davon, wie er ihr beim Verabschieden zugezwinkert hatte.

Nachdem alle Blumen entfernt waren, löste ich das geflochtene Meisterwerk in meinen Haaren. Meine Haare fielen in sanften Wellen über meine Schultern. Es war wie eine Erleichterung, denn erst jetzt merkte ich wie sehr die Frisur eigentlich meine Kopfhaut strapaziert hatte.

"Ich glaube, ich gehe mal wieder auf mein Zimmer. Ich wollte vielleicht noch ein Buch lesen." mit meiner Hand strich ich mir die Haare aus dem Gesicht. Ophelia nickte. "Wir sehen uns beim Abendessen?"

"Na klar, ich halt dir einen Platz frei!" sie schloss ihre Arme um mich und hauchte ein "Danke" in mein Ohr. Ich konnte nur lächeln.

Dieses Mal war es keine große Kunst mein Zimmer zu finden, langsam schien ich den Dreh heraus zu bekommen. Schade nur, dass die Orientierung im Schloss mir nichts mehr bringen würde, wenn ich erst einmal raus war.

Als ich die Zimmertür öffnete, war das erste, was ich bemerkte, die rötliche Verfärbung meines Zimmers, die durch die zauberhafte Dämmerung entstand. Das Zweite war ein Päckchen auf meinem frisch gemachten Bett.

Überrascht nahm ich es in die Hände. Es war in wunderschönes, goldenes Papier gewickelt, das sich samten in der Hand anfühlte.

Sofort kam mir der Gedanke, dass es von Prinz Aramis sein könnte. Aber warum sollte es?

Es fiel mir schwer das Papier abzureissen, es war zu schön und meine Hände zitterten zu sehr. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, dass es vielleicht von den Rebellen kommen könnte. Eine versteckte Bombe vielleicht. Ich hatte von einigen erschreckenden Angriffen gehört. Schnell verdrängte ich den Gedanken und riss das Papier endgültig ab. Zum Vorschein kam eine Menge an zartblauem Stoff und ein Zettel.

Treff mich heute um 18 Uhr bei unserer Fensterbank. Und trag' das Kleid, ich denke es wird dir stehen.
A.S.

Ich schnappte nach Luft, fühlte mich als würde mir der Boden unter den Füßen weggerissen. Irgendetwas in mir, ein kleiner Teil, freute sich über diese Überraschung. Zu sehr für meinen Geschmack. Ein anderer Teil, und dieser überwog, fragte sich, was das sollte. Es war erst der zweite Abend im Schloss und er beschloss ihn mit mir verbringen? Warum? Hätte ich nicht eigentlich schon längst wieder zu Hause sein müssen - gerade nach meinem Verhalten in der Bibliothek?

Erst jetzt als ich mich endlich entschloss, das Kleid anzuziehen und Prinz Aramis zu treffen, fiel mir auf, dass keine meiner Zofen da war. Also zog ich mich - zum ersten Mal seit zwei Tagen - ganz alleine um. Die zarten Chiffonärmel streiften meine Arme nur leicht und jagten für einen Moment eine kühle Gänsehaut über meinen Rücken.

Ein Blick in den großen Spiegel verriet mir, dass Aramis Recht hatte. Das Kleid sah wirklich nicht schlecht an mir aus.

Nervös pustete ich einen Schwall Luft aus meiner Lunge, schloss die Augen und flüsterte "Was kann schon passieren?". Dann wand ich mich der Tür zu und machte mich auf den Weg zu Bibliothek, wohl wissend zu welcher Bank wollte.

Es war ein komisches Gefühl in einem wunderschönen Kleid durch die einsamen Gänge des Palastes zu laufen. Jede Sekunde erwartete ich von einem Wachen gefunden zu und wieder auf mein Zimmer geschickt zu werden. Ein wenig wünschte ich es mir auch. Aber nichts dergleichen geschah, nicht eine Menschenseele begegnete mir. Wo waren denn alle - die Königsfamilie, die Wachen, die Bediensteten?

Schwer schluckend öffnete ich die gewaltige Tür zu Bibliothek und setzte meinen Weg fort. Doch bei der Bank, die ich liebevoll meine Lesebank taufte, ankam, war weit und breit keine Spur von Aramis. Vielleicht war ich etwas zu früh - oder zu spät? Ich wünschte mir, ich hätte eine Armbanduhr, aber das würde vermutlich mein komplettes Outfit ruinieren. Und was wäre ich für eine potentielle Prinzessin, wenn ich ruinierte Outfits tragen würde?

Gedankenverloren begann ich den Gang auf und ab zu laufen, die Buchrücken mit meinen Fingerspitzen zu streichen. Die Bewegung meiner Finger hinterließ Spuren in der dünnen Staubschicht, die sich vermutlich seit Monaten, wenn nicht Jahren angesammelt hatten.

"Die Locken stehen dir."

Erschrocken fuhr ich herum und blickte in ein leuchtendes Paar blauer Augen. Wie konnten sie in der Dämmerung immer noch so funkeln?

"Hey." gab ich knapp zurück.

"Hey." er nickte mir zu. "Wollen wir uns setzen?"

Am liebsten hätte ich abgelehnt und ihn direkt gefragt, was ich hier machte, warum er mich treffen wollte - aber ich erinnerte mich daran, dass ich dem Prinzen keinen Gefallen ausschlagen sollte.

"Klar." meine Beine fühlten sich lahm an, als gehorchten sie nicht mehr mir selbst. Als Aramis sich neben mir auf der Bank niederließ, wollte ich weglaufen. Er saß viel zu nah an mir, sein Knie streifte meines und löste ein unerklärliches Kribbeln aus. Es fühlte sich auf eine paradoxe Art und Weise angenehm und zugleich schrecklich an. Was war bloß mit mir los?

"Also?" fragend zog ich eine Augenbraue hoch, ich wollte das hier so schnell wie möglich beenden. "Was willst du von mir?"

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