Für den Ruf der Schule

Von HappyPotterPodcast

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Die zweite Aufgabe des Trimagischen Turniers steht an und Draco ahnt, dass "der Held der Zaubererwelt" keine... Mehr

Für den Ruf der Schule

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"Harry und Ron Weasley? Wirklich?" fragte Dumbledore mit funkelnden Augen.
"Eben im Rosengarten, Professor", erwiderte Snape gelangweilt. "Karkaroff kann es bezeugen."
Es fühlte sich plötzlich an, als läge ein Stein in Draco Magen.
"Wenn er es nicht einmal schafft, seinen Schabernack zu treiben, ohne sich erwischen zu lassen," raunte Snape angeekelt, "Wie soll der Junge es dann schaffen, eine Stunde im See zu überleben.?"
Eine Stunde im See überleben? Was?
"Ich habe vollstes Vertrauen in Harry. Er hat uns bisher noch jedes Mal überrascht. Bitte entschuldige mich nun, Severus, ich schulde Minerva wohl 5 Sickel..." sagte Dumbledore und machte sich auf die Suche nach der Verwandlungslehrerin.
"Gibt es ein Problem, Draco?"
Draco zuckte zusammen. Das Gefühl, ertappt worden zu sein, sorgte bei ihm immer für rosa Wangen.
"Äh nein, Sev- Professor. Alles in Ordnung."
"Es scheint aber nicht so, als wäre alles in Ordnung."
Draco warf einen Blick zu Pansy, die mit verschränkten Armen neben ihm an der Punsch-Schüssel stand und auf die Tanzfläche starrte. Draco hatte plötzlich das dringende Bedürfnis das Gespräch mit seinem Patenonkel zu beenden und die Flucht auf die Tanzfläche war wohl die günstigste Gelegenheit, Severus zu entkommen,
"Ich hätte lediglich geschmackvollere Musik bevorzugt," murmelte also, bevor er Pansy seinen Arm hinstreckte, um sie in die tanzende Menge zu begleiten.
Er hatte keine große Lust, die Feiertage umgeben von seinen Klassenkameraden zu verbringen, statt im Herrenhaus der Malfoys, zusammen mit seinen Eltern, doch sein Vater hatte ihm keine Wahl gelassen. Wenigstens musste er Potters Anblick auf der Tanzfläche nicht ertragen. Der wahr ja scheinbar im Rosengarten beschäftigt. Mit diesem widerlichen Wiesel... Was Potter an diesem langweiligen Wohltätigkeitsfall fand, würde Draco nie verstehen, aber der Idiot der überlebte war ja noch nie der Hellste gewesen.
Was hatte Severus bloß mit seinem Kommentar über die Stunde im See gemeint? Sicherlich konnte das nicht die nächste Aufgabe sein. Was sollten die Turnierteilnehmer denn im See tun? Runden schwimmen?
Mühelos ließ er Pansy über die Tanzfläche gleiten, sich in seinen Armen drehen, er wickelte sie ein, bemerkte die Blicke der Tänzer in nächster Nähe. Als Reinblüter war tanzen Teil seiner Erziehung gewesen, selbstverständlich waren diese Hinterwäldler von so viel Klasse beeindruckt.
Plötzlich spürte er ein Prickeln im Nacken, als würde er beobachtet. Er wandte seinen Blick zur Eingangstür, von der Potter ihn anstarrte, außer Atem und mit rosigen Wangen, wahrscheinlich Nachwirkungen seines Ausflugs mit Weasley, der neben ihm genau so zerzaust aussah in seinem fürchterlichen Bettelgewand. Der Gedanke von Potter und Weasley im Gebüsch zwang Draco, einen Würgereiz zu unterdrücken. Das einzige, das den Moment noch schlimmer machte, war, dass sein Fuß in Pansys Kleid hängen blieb und er, Draco Malfoy, stolperte. Nicht genug, um hinzufallen, doch genug um aus dem Rhythmus zu kommen. Dass jetzt noch seine eigenen Wangen heiß wurden, war die Krönung.
Er wäre am liebsten im Boden versunken. In einem verzweifelten Versuch, den Fehler auf Pansy zu schieben, rollte er mit den Augen und hielt an, als müsste sie sich erst wieder fangen. Bevor sie protestieren konnte, walzte er sie wieder umher, als wäre nie etwas geschehen. Bei seinem nächsten Blick zur Tür war Potter verschwunden.
Der restliche Abend zog an Draco vorbei, als würde er die Feier aus der Ferne betrachten. Seine Gedanken kreisten um das Gespräch zwischen Severus und Dumbledore und als er das Gefühl hatte, seine Anwesenheitspflicht erfüllt zu haben, täuschte er vor Pansy, Crabbe und Doyle Müdigkeit vor und entschuldigte sich. Potter hatte er auch schon eine Weile nicht mehr gesehen. Nicht, dass er darauf großen Wert legte.
Auf dem Weg zum Gemeinschaftsraum der Slytherins, passierte er die Eingangshalle, wo Diggory, der Hufflepuff Schönling, gerade das mittelmäßig hübsche Ravenclaw-Mädchen, das Potter immer anstarrte als wäre sie eine Naschtüte aus dem Honigtopf, bat, kurz zu warten und als Draco plötzlich das Wort "Harry" aufschnappte, horchte er auf. Was hatten die zwei Rivalen denn miteinander zu besprechen? Oder wollte Cedric vielleicht versuchen, Potter zu manipulieren? Sein Interesse geweckt, machte Draco auf dem Weg zur Treppe einen Bogen, um möglichst nah an den beiden vorbeizuschleichen. Dass dort eine riesige Ritterrüstung stand, hinter der er unbemerkt verschwinden konnte, war eine glückliche Überraschung.
Diggory bemühte sich, leise zu sprechen, doch seine Stimme hallte laut genug, dass Draco "schulde dir 'nen Gefallen für die Drachengeschichte" aufschnappen konnte. Hatte Potter etwa Diggoryric bei der ersten Aufgabe geholfen? Gryffindors...
Diggory faselte etwas von dem Ei, das scheinbar jammerte, wenn man es öffnete. Interessant.
Und dann riet Diggory Potter, mit dem Ei ein Bad zu nehmen. Das war zwar ein sehr eindeutiger Rat, aber aus Harrys Reaktion war herauszulesen, dass der Held der Zaubererwelt keine Ahnung hatte, wovon Diggory redete. Wie hatte Potter es bloß bis in die vierte Klasse geschafft?
Und jetzt verriet ihm Diggory auch noch das Passwort von dem begehrten Vertrauensschüler-Badezimmer! Unfassbar. Hufflepuffs.
Also hatte Potter das Rätsel aus dem Ei bisher noch nicht gelöst. Dass Diggory dem Ei scheinbar erst nach einem ausgiebigen Bad sein Geheimnis entlockt hatte, ließ Malfoy daraus schließen, dass die darin enthaltene Nachricht nur unter Wasser Sinn machte. Mussten die Teilnehmer die gesamte zweite Aufgabe unter Wasser lösen? Wie sollten sie denn so lange den Atem anhalten können? Gerade fiel Draco keine Lösung für das Problem ein, doch wenn das die Aufgabe war, musste es zu schaffen sein. Immerhin war noch reichlich Zeit, bevor die zweite Aufgabe stattfand, Potter würde genügend Gelegenheit haben, herauszufinden, wie er sie überleben konnte. Leider.

Mein lieber Draco,
Ich habe mich sehr über deinen Brief gefreut! Wie schade, dass der Ball nicht das schöne Ereignis war, das ich dir gewünscht hätte. Weihnachten hier zu Hause ohne dich war einfach nicht das selbe.
Was du mir über Harry und den Weasley-Jungen geschrieben hast, hat mich sehr überrascht. Wie fühlst du dich damit?

Draco faltete den Brief von seiner Mutter schnell wieder zusammen und vergewisserte sich, das niemand über seine Schulter mitlas, doch Crabbe und Goyle waren zu leidenschaftlich mit dem Frühstück beschäftigt, um seinem Brief viel Beachtung zu schenken.
Warum fragte seine Mutter, wie er sich damit fühlte? Wie sollte er sich schon fühlen außer angeekelt? Er hatte diese Information nur an seine Mutter weitergeleitet, weil sie sich immer freute, über die Hogwarts-Gerüchte auf dem Laufenden gehalten zu werden. Warum auch sonst?
Er stahl einen Blick zum Gryffindor-Tisch, wo Potter, wie immer, fast auf Weasleys Schoß saß.
Er las weiter.

Dass die zweite Aufgabe im See stattfinden soll, hätte Severus nicht vor dir ausplaudern sollen. Aber dass sich die zwei Hogwarts-Champions gegenseitig helfen, ist bei den vertretenen Häusern ja kein Wunder. Ob Harry wohl auf die Idee kommt, Dianthus-Kraut zu benutzen? Die Älteren werden sicher auf Blasenkopfzauber oder teilweise Verwandlung zurückgreifen. Ich freue mich schon auf deinen Brief nach der Aufgabe.
Anbei habe ich dir ein paar von den Hauselfen gebackene Weihnachtsplätzchen geschickt, die Armen haben dich über die Feiertage sehr vermisst.
Pass schön auf dich auf, mein Schatz, und schreib bald wieder.
Mutter

Dianthus-Kraut? Davon hatte Draco noch nie etwas gehört. Während dieses Wissen für ihn zwar nicht von Bedeutung war, konnte es ja aber nie schaden, etwas zu lernen und früher oder später könnte es ja vielleicht doch noch nützlich werden.

Es hatte nicht lange gedauert bis Draco herausgefunden hatte, was Dianthus-Kraut war und wie es wirkte (und bis die köstlichen Plätzchen aufgegessen waren). Ein kurzes Gespräch mit Madame Pince, die sich immer freute, charmanten und neugierigen Slytherins zu helfen, hatte ergeben, dass es sich um eine Kreuzung aus Wasserrattengras und Kiemenzwiebel handelte, das auch im Heiltrank gegen Blubberschluckauf enthalten war, von dem Draco wusste, dass Professor Snape ihn hin und wieder für Madame Pomfrey braute, da es immer wieder Schüler gab, die im Vertrauensschülerbad zu viel Schaum geschluckt hatten. (Überhaupt war dieses Bad verdächtig oft besetzt, wenn Draco mal Lust auf eine kleine Auszeit hatte...)
Folgedessen musste Dianthuskraut in der Vorratskammer des Zaubertränkemeisters zu finden sein. Und wenn Draco nur einen Besuch in der Bücherei benötigt hatte, um darauf zu kommen, konnte Potter ja nicht so viel länger brauchen, oder? Oder???

Unfassbar. Drei Tage vor der zweiten Aufgabe konnte Draco vom Slytherin-Tisch aus erkennen, dass Potter und seine kleine Bande beim Frühstück kaum in der Lage waren die Augen offen zu halten. Dabei hatte er Besserwisser Granger! Sie müssten das Rätsel doch schon längst gelöst haben. Draco war es ja egal, ob Potter die Aufgabe überlebte oder nicht, aber dass jemand, der Hogwarts vertrat, seine Schule, sich vor den anderen Schulen so bloßstellte? Das konnte Draco nicht zulassen. Schließlich war der Ruf seiner Schule von Interesse für alle Schüler. Was wollte Potter machen, sich mit seiner Badehose in den See werfen und schauen, wie weit er mit Brustschwimmen kam? Wobei Draco das ja schon gerne sehen würde. Nur um sich darüber zu amüsieren, natürlich. Nicht wegen der Badehose.
Doch der Ruf einer der besten Zauberschulen der Welt war zu kostbar, um ihn Harry Narbenkopf Potter anzuvertrauen. Draco musste sich etwas einfallen lassen.
Und so fand er sich am nächsten Nachmittag in der Küche wieder, umringt von unzähligen Hauselfen, die sich freuten, ihn zu sehen und ihm Süßspeisen aller Art anboten.
Der Elf, den Draco eigentlich suchte, war mittlerweile sehr leicht zu erkennen. Nach und nach hatte sich der Stapel an Teewärmern, den er auf dem Kopf trug, zu einer Art bunten, flauschigen Antenne entwickelt, die man aus der Ferne sehen konnte. Doch Dobby stand an einem der Kühlschränke, seinen Kopf zur Seite geneigt, sodass sich sein riesiger Turban gefährlich unter der eigenen Last bog.
"Möchte Mister Malfoy vielleicht ein Schoko-Eclair?" fiepte einer der Hauselfen aus der Traube um Draco.
"Oder eine Sahnetorte," rief eine andere.
"Zitronenschnittchen?"
"Danke, nein, ich hatte bloß Lust auf einen kleinen Pudding und ich wollte euch einen Besuch abstatten."
Begeistertes Geschnatter machte sich unter den Hauselfen breit und sie hasteten allesamt davon, um Dracos Wunsch zu erfüllen.
Nun spazierte Draco betont uninteressiert in Dobbys Richtung. Der hatte ihn mittlerweile bemerkt und ein leises Quieken von sich gegeben. Auch wenn er dem Elfen nie etwas getan hatte, war er sich mittlerweile schmerzhaft bewusst darüber, wie schlecht er ihn trotzdem behandelt hatte. Draco errötete leicht und versuchte, das drückende Gefühl, das er auf einmal in der Brust hatte, mit einem Räuspern abzuschütteln.
"Dobby, wie geht es dir?"
Dobby holte tief Luft und mit trotzig in die Hüfte gestemmten Händen, nahm er eine Pose ein, die ihn ein halbes Zoll größer erscheinen ließ.
"Meister - Mister Draco. Dobby kann sich nicht beklagen, Sir. Dobby ist so glücklich wie nie zuvor in seinem Leben, Sir."
Beschämt schaute Draco zu Boden.
"Das freut mich für dich, Dobby," sagte er leise zu seinen Füßen.
Dobby antwortete nicht, doch seine aufgeplusterte Brust schwoll ein wenig ab und die trotzig erhobene Nase sank um ein Haar.
"Was macht Mister Draco in der Küche, Sir?"
Draco musste jetzt mit Bedacht vorgehen.
"Mir... war nach etwas Süßem. Und etwas Ruhe... Es herrscht zu viel Aufregung um die zweite Aufgabe."
"Ist Mister Draco denn nicht aufgeregt? Freut er sich nicht für seinen Klassenkameraden Harry Potter?"
"Mich für ihn freuen," höhnte Draco. "Ich freue mich eher auf seinen Untergang."
Der kleine Hauself riss wütend die Tennisball-großen Augen auf.
"Harry Potter wird niemals untergehen, Mister Draco irrt sich," fiepte er aufgeregt. "Harry Potter ist der größte Zauberer aller Zeiten und wird dieses Turnier gewinnen, wird er!"
Das Augenrollen konnte Draco sich nicht verkneifen. Dieser bebrillte Wicht, der größte Zauberer aller Zeiten? Doch das war seine Gelegenheit.
"Potter hat Glück, wenn er die Aufgabe überlebt! Die Champions müssen eine Stunde unter Wasser atmen! Potter würde nie auf die Idee kommen, Dianthus-Kraut zu benutzen."
"Dianthus-Kraut?" Dobbys Blick verengte sich, doch Draco ließ sich nichts anmerken.
"Ja, damit wäre es ganz einfach," antwortete er mit einem Schulterzucken. "Aber selbst wenn er auf die Idee käme," hier legte er eine Pause für dramatischen Effekt ein, "Professor Snape würde ihm nie freiwillig etwas aus seinem Vorrat geben..."
Er konnte förmlich dabei zusehen, wie die Zahnräder in Dobbys Kopf in Gang kamen und gab dem Elfen einen Moment, die Puzzleteile zusammenzusetzen.
"Mister Malfoy, wir haben Pudding gemacht," flötete eine kleine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah ein Dutzend Elfen mit Schüsseln voll verschiedenster Puddingsorten.
"Dipsy hat gehört, Mister Malfoy mag Schokolade!"
"Bonkers erinnert sich an Vanille!"
"Schmenki ist sich sicher, Sahne-Karamell ist Mister Malfoys Lieblingspudding!"
Während die Elfen um Draco Aufmerksamkeit wetteiferten, sah er wie eine kleine Gestalt mit einem sehr hohen, wankenden Hut, Richtung Ausgang schlich.
Eigentlich war der Wunsch nach Pudding nur ein Vorwand, aber wenn er den Stein nun ins Rollen gebracht hatte, konnte er nichts mehr tun, als hoffen, das Dobby Erfolg hatte. Und er wollte ja den Hauselfen gegenüber nicht unfreundlich sein...
"Könnte ich vielleicht von allem etwas probieren?"

Als der Tag der zweiten Aufgabe anbrach, fühlte sich Draco, als hätte er drei Nächte nicht geschlafen. Was wahrscheinlich daran lag, dass er drei Nächte nicht geschlafen hatte.
Jedes Mal, wenn er die Augen schloss und in den ersehnten Schlaf zu gleiten schien, schreckte er, von Bildern des Grauens heimgesucht, gleich wieder auf.
Potter von Haien zerfleischt am Rande des Sees.
Potter von Grindelohs gefangen, unfähig sich zu befreien, bis er schließlich in die Tiefe sank.
Potter, die Aufgabe erfolgreich bestanden, in den Armen von Ron Weasley.
Potter, in Badehose, in den Armen von Draco-
Zum Glück war es endlich Zeit, aufzustehen. Die zweite Aufgabe stand bevor und wenn Potter, der am Vorabend immer noch verzweifelt in der Bibliothek gesessen hatte, sie nicht überlebte, war das eben natürliche Selektion. Dann würde eben der Ruf der Schule leiden. Wenigstens war Draco dann von Potters Anblick erlöst. Von der Wut, die heiß in ihm aufstieg, wenn er sein zerzaustes Haar sah. Von dem Zorn, der seinen Herzschlag beschleunigte, wenn Potters Hemd am Ende des Schultags ein paar Knöpfe offenstand... Stand der Auserwählte denn etwa auch über der Kleiderordnung?!
Egal wie viel Zucker Draco sich in den Haferbrei schüttete, er konnte ihn kaum runterwürgen und gab nach ein paar Löffeln auf. Der Weg zum See war um einiges länger als Draco ihn in Erinnerung hatte. Seine Beine waren schwer wie Blei und als sie endlich unten ankamen, war von diesem verdammten Potter immer noch keine Spur.
Als der Hochwohlgeborene sich endlich dazu herabließ, eine Viertelstunde nach angekündigtem Beginn doch noch aufzutauchen und dieser schleimige Ludo Bagman ankündigte, die Champions müssten eine Stunde unter Wasser nach einem Schatz suchen, drohte Draco Herz aus seiner Brust zu springen. Erst als Potter, der im Gegensatz zu den anderen Champions keine Badehose trug, sondern in der Kleidung, in der er scheinbar geschlafen hatte, in den See watete, eine schleimige grüne Kugel aus seiner Tasche zog und sie widerwillig in den Mund steckte, konnte Draco aufatmen. Bis ihm auffiel, dass Bagman nicht gesagt hatte, sie sollten einen Schatz suchen, sondern jeder Teilnehmer sollte seinen Schatz suchen. Und wo war Ron Weasley???

Die kalte Nachtluft füllte Dracos Brust. Es waren keine Wolken an Himmel und so hatte Draco freie Sicht auf die Sterne. Die Aufregung der zweiten Aufgabe strömte noch immer durch seine Adern und er sah ständig die Bilder vor sich.
Er sollte froh sein. Potter hatte es geschafft, sich vor den anderen Schulen nicht zu blamieren. Hogwarts behielt ihren guten Ruf, hatte durch Potters als Edelmut fehlinterpretierte Dummheit vielleicht sogar noch dazugewonnen. Warum fühlte Draco sich nicht erleichtert?
Wieder stieß Potter in Dracos Gedächtnis durch die Wasseroberfläche, mit Weasley in seinen Armen. Die beiden hatten sich angesehen, Erleichterung in ihren Gesichtern und sie hatten sich umarmt und warum fühlte sich Dracos Brust auf einmal so eng an?
Ein schleifendes Geräusch ließ ihn herumfahren. Die Tür stand offen und wer anderes stand darin als Harry Potter, der Junge, der schon wieder überlebt hatte, mit seinen ewig ärgerlich ungekämmten Haaren?
"Potter," sagte Draco, weil ihm nichts besseres einfiel.
"Malfoy," antwortete Potter, doch der übliche Biss dahinter fehlte. Draco stutzte.
"Ich wollte nicht stören," sagte Potter, und setzt an, wieder zurückzugehen, wartete jedoch, als würde er darauf hoffen, von Draco zum Bleiben eingeladen zu werden.
"Ist schon in Ordnung," seufzte Draco. "Ich wollte sowieso gerade gehen." Das war eine Lüge. Draco hatte heimlich gehofft, dich ganze Nacht hier oben verbringen zu können. Es war besser, als die Alternative - der stickige Schlafsaal, in dem er bei Crabbe und Goyles Schnarchen niemals würde schlafen können. Doch er konnte ja schlecht mit Potter auf dem Astronomieturm die Sterne betrachten.
"Bleib," antwortete Potter, und auf Dracos hochgezogene Augenbrauen fügte er schnell hinzu, "Du störst mich nicht."
Errötete Potter etwa? In der Dunkelheit war es schwer zu erkennen. Das hatte Draco sich wahrscheinlich eingebildet.
"Tatsächlich wollte ich mit dir sprechen," fügte Potter hinzu. Das Erröten schien keine Einbildung gewesen zu sein.
"Woher wusstest du, dass ich hier bin?"
"Äh, ich - wusste ich nicht," stammelte Potter und steckte ein verdächtig blankes Stück Pergament schnell in seine Hosentasche. "Ist ja auch egal."
Er trat aus dem Lichtkegel der Tür und zu Draco an die Balustrade.
So nah war Draco Potter noch nie gewesen, ohne dass jemand unverletzt oder -beleidigt davongekommen war. Er war sich auf einmal seiner Hände unangenehm bewusst. Was sollte er mit ihnen tun? Wo waren sie eben noch gewesen? Hatten sie auf der Balustrade gelegen? Bestimmt. Er legte sie also wieder auf die Balustrade, die er nicht so kalt in er Innerung hatte, wie sie jetzt unter seinen Fingern war.
"Dobby hatte den Tipp von dir," sagte Potter plötzlich.
"Tipp?" biss Malfoy schnell. "Ich habe nur gesagt, du würdest nie auf die Idee kommen -"
"Wäre ich auch nicht. Danke."
Draco wusste nicht, was er sagen sollte. Also sagte er einfach das Dümmste, das je aus seinem Mund gekommen war.
"Jetzt hast du deinen Weasley ja endlich wieder." Und warum musste er dabei nur so verbissen klingen?
Potters Augenbrauen zogen sich zusammen, doch dann grinste er.
"Meinen Weasley? Du klingst ja fast wie Dobby."
"Wie bitte?"
"Ich habe auch Gabrielle mitgenommen."
"Natürlich, die Reinkarnation von Godric Gryffindor, rettet alle," spöttelte Draco.
"Nicht alle," entgegnete Potter überraschend. "Es gibt da jemanden, den ich definitiv nicht gerettet hätte."
Dracos Herz sank.
"Natürlich. Mich."
Potter wagte es mit den Augen zu rollen.
"Ich meinte Voldemort."
"Oh." Draco bekleckerte sich in dieser Unterhaltung nicht gerade mit Ruhm.
Doch Potter lachte gutmütig. "Ja, oh."
Einen Moment schwiegen beide Jungen und schauten zu den Sternen.
"Ich hätte versucht dich zu retten."
Potters Worte waren so leise, dass es einen Moment dauerte, bis ihre Bedeutung bei Draco ankamen. Einen Augenblick lang starrte Draco Potter einfach nur an. Und dann wanderte sein Blick zu Potters Mund. Und bevor Draco wusste, was er tat, hatte er sich vorgelehnt und seine Lippen einfach auf die des verdammten Auserwählten gedrückt. Viel zu fest. Es hatte fast wehgetan. Was hatte Draco sich dabei gedacht? Und wo waren seine Hände gewesen? Wo waren seine Hände jetzt?Panik stieg in ihm auf. Hatte er gerade Harry Potter geküsst?
Entsetzt schaute er endlich Harry an. Der starrte mit großen Augen zurück. Würde er Draco eine Ohrfeige geben? Ihn verhexen? Draco zuckte zusammen, als Harrys Hand sich hob. Als würde er einem verschreckten Tier beweisen, dass er nichts in den Händen hatte, hielt Harry wie entwaffnet seine offenen Handflächen hoch. Als Draco sich von dem Schrecken erholte, kamen Harrys Hände Dracos Gesicht immer näher, bis sie seine Wangen berührten, sein Gesicht hielten. Fragend blickte Harry Draco von den Augen zum Mund und Draco konnte nur schlucken.
Er beobachtete wie Harrys Augen sich schlossen und dann war es plötzlich ganz warm. Weiche Lippen trafen auf seine und die Wärme breitete sich von seinem Gesicht in seinem ganzen Körper aus. Seine Augen schlossen sich, ohne dass er ihnen den Befehl dazu gegeben hätte und dann hatte Draco, das Gefühl zu schmelzen. Seine Hände wanderten in Harrys wunderbar weiches Haar und viel zu schnell war es wieder vorbei. Völlig außer Atem schauten die beiden sich an.
Und dann stellte Draco eine Frage, auf die er selbst beim Barte des Merlin keine Antwort wusste.
"Was jetzt?"


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