Eyes of Death [Naruto Fanfikt...

By xShiraXx

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Ein einziger Blick und deine Zeit ist abgelaufen, willst du es riskieren? [OC x Itachi] More

Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15 - Obito
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
KEIN KAPITEL
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
KEIN KAPITEL
Kapitel 54

Kapitel 48

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By xShiraXx

!TRIGGER WARNING!

______________

Eine Dunkelheit die weiter reichte als der Himmel.

Eine Tiefe die jeden Ozean erblassen ließ und das friedvolle Gefühl der Schwerelosigkeit.

Das war es, zu dem Kohana ihre Augen öffnete.

Sie blickte sich suchend um, drehte sich mehrere Male um sich selbst, aber die Dunkelheit veränderte sich nicht. Sie blieb beständig.

Eine Stille lag über der Weite, die nicht in Worte zu fassen war. Keine dieser statischen Stillen, die unangenehm in den Ohren lagen und das eigene Wesen regelrecht zu erdrücken schienen.

Viel eher war es eine angenehme Stille, eine, die sich wie eine Decke über ihre Ohren gelegt hatte und jegliche Geräusche schlicht und einfach...ausknipste. Die Stille hallte in ihrem Inneren wider, legte sich über ihre Gedanken, ihre Sinne. Und Kohana fragte sich ob sie nicht für immer hier bleiben konnte?

Es war so warm, wie die Umarmung ihrer Liebsten. So wundervoll still—keine Sorgen die ihr Herz erschwerten oder Gedanken die ihr zuschrien was sie machen musste um zu überleben. Keine Paranoia die an den Rändern ihrer Sinne lauerte und keine Herzschläge die ihr ständig in den Ohren pochten.

Dieser eine Gedanke war es, der sie zum Aufschrecken brachte.

Diese Stille; Kohana hatte...noch nie in ihrem Leben nicht gehört. Selbst in der Nacht schlugen die Herzen der Menschen weiter, egal ob sie es wollte oder nicht.

Doch hier, wo auch immer sie sich befand, war es ganz ruhig. Friedlich.

Ein aufgeregtes Kribbeln stieg ihren Magen hinauf bis in ihre Kehle, und schon bald spürte Kohana sanfte Tränen über ihre Wangen rollen. War das was alle anderen hörten, wenn sie schliefen? Dieses wundervolle Gefühl der Freiheit? Ohne Erinnerungen, die nicht ihnen gehörten und Gefühlen die so fremd für sie waren und doch so vertraut.

Kein Geräusch das ihre Lippen verließ hallte in dieser unendlichen Weite wider. Ihre Laute versanken in der Dunkelheit, dämpften ihre Sinne, ihr Leid, ihre Sorgen.

Wie aus dem Nichts, schwebte plötzlich ein einzelner weißer Punkt auf sie hinab. Er erinnerte die Fuyumi an eine Schneeflocke, so weich und hell. Und als er den Boden zu ihren Füßen berührte, der nichts und doch alles zu sein schien, breiteten sich plötzlich Wellen in alle Richtungen aus. Als hätte man einen Tropfen Wasser in einen riesigen See fallen lassen.

Wie ein Impuls strichen die Wellen durch die Dunkelheit, gaben dem körperlosen Raum eine Struktur, die ihr vertraut und doch fremd erschien—und schließlich, ohne jegliche Vorwarnung sprießten plötzlich tausende weißer Lilien aus dem Wasser hervor.

Kohana weitete die Augen, als sie ihre weichen Blütenblätter sanft an ihren Knien erspürte, wie das Nichts sich in Gras verwandelte und sachte leuchtende Pollen durch die Luft schwebten. Die Lilien leuchteten von innen heraus, als waren sie gemacht aus dem reinsten Chakra dieser Erde und erhellten das dunkle Nichts, in dem sie ziellos geschwebt hatte.

"Dein Geist ist ein wundervoller Ort, Kleines."

Falls Engel wirklich existieren sollten, so entschied Kohana, würden sie klingen wie diese Stimme. Klarer als das reinste Wasser, tiefer als der tiefste Ozean, heller als das hellste Licht und so rein, dass es sich wie Blasphemie anfühlte, ihr überhaupt zu lauschen.

Doch entgegen ihrem Schock drehte Kohana sich dennoch um, und wenn möglich weiteten sich ihre Augen weiter.

Der einzige Ort der nicht von Lilien bewachsen war, ein winziger Teich, nicht größer als fünf Meter im Durchmesser, mit Wasser so klar, dass es die Lilien wie ein Spiegelbild reflektierte und auf ihm—ein einziges Wesen, dass Kohana die Luft zum Atmen nahm.

Vor ihr schwamm ein majestätischer Schwan, mit einem Schnabel so tiefrot wie der Himmel bei einem Sonnenuntergang an den wolkenlosesten Tagen und Augen so schwarz, als trugen sie den Sternenhimmel in sich. Seine Augen wurden untermalt von einem schwarzen Höcker der mit dem Schnabel darunter wirkte wie der Einbruch der Nacht.

Sein Federkleid leuchtete so rein, dass die Wellen die sein Körper auf dem Wasser erzeugte, ebenfalls hell erleuchtet waren, bis sie sich wieder in Dunkelheit verloren.

"Mh, du scheinst überrascht." stellte die Stimme—ein er—erheitert fest.

"A-A-Ich—" Kohana blinzelte. Rieb sich die Augen. Blinzelte erneut.

Doch das Bild verschwand nicht, und der Schwan schien nur noch amüsierter.

"Es ist in Ordnung Kleines." bestand er, seine Stimme so weich wie Seide. Eine Träne tropfte aus seinen unendlich scheinenden Augen auf die Oberfläche des Sees; und Kohanas Herz krampfte sich bei dem Anblick in Horror zusammen, als wäre sein Leid ihr eigenes. Ein Stein nach dem nächsten sammelte sich ihrem Bauch, ein erstickter Laut ihre Kehle verschließend.

Wieso reagierte sie so sehr auf den Schwan? Teilten sie eine Verbindung? Sollte sie ihn kennen?

Ihre Fragen blieben unbeantwortet, als plötzlich Wellen die Wasseroberfläche bedeckten und jegliches Spiegelbild zerrissen. Doch sie sah dennoch wie sich etwas in der Wasserreflexion des Schwanes veränderte. Sein Bild zog sich länger, als würde er endlos in die Tiefen des Sees hineinreichen, und dann, als hätte sie nichts mehr als geblinzelt, stand vor ihr Anstelle des Schwanes ein hochgewachsener Mann—seine Reflexion im nun glasklaren Teich die des majestätischen Tieres.

Es ließ nur eine Erklärung offen. Und Kohana wusste es, doch es war so plötzlich geschehen, dass sie schlichtweg nicht anders konnte, als ihn mit offenem Mund anzustarren.

Der Mann war groß, größer als jede Person, die sie in Konoha jemals gesehen hatte. Aber es wirkte nicht seltsam, eher als würde es seine majestätische Aura nur unterstreichen.

Sein Haar war lang, reichte ihm ohne Probleme bis zur Hüfte, die in einen weißen Kimono gehüllt war. Unter dem Kimono lugte ein schwarzes Unterkleid heraus, sein Kragen mit den mysteriösesten Mustern verziert. Doch all das verblasste vor seinen Augen.

Augen so dunkel...so...dunkel...

"Mah, ich dachte wenn du eine vertraute Figur siehst würdest du dich beruhigen, aber es scheint, als würde meine menschliche Form dir noch mehr Probleme bereiten." stellte der Mann lachend fest und ließ sich ohne Zurückhaltung in das endlose Lilienfeld fallen. Mit Beinen unter sich im Schneidersitz verschränkt, stützte er einen seiner Ellenbogen auf seinem Knie ab und lehnte sein Kinn auf seine Handfläche.

Selbst im Sitzen war Kohana nur einige Zentimeter größer als er, doch jetzt, wo er nicht mehr über sie ragte wie ein wütender—wenn auch recht zahm erscheinender—Gott, fiel ihr das Atmen ein wenig leichter. Und die Tränen versiegten.

"Dan...ke." murmelte sie schließlich sprachlos hervor, ehe sie energisch den Kopf schüttelte und sich auf ihre Wangen schlug. Es sandte einen Blitz durch ihren Körper, und endlich schien sich der Nebel in ihrem Kopf zu lichten.

Zufall oder nicht, die Dunkelheit, die sie umgab, schien ebenfalls einige Nuancen heller geworden zu sein.

"Hm, hm, schon besser. Also, wieso setzt du dich nicht zu mir und Onkel Kimizaro erklärt dir was hier vor sich geht." lächelte der Mann und Kohana fiel ohne ihr zutun auf die Knie. Sie blickte verwirrt an sich herunter und ignorierte das leise Kichern des Weißhaarigen, Kimizar—

"Kimizaro?! Wie Kimizaro Kaguya? Der Vorfahre des Fuyumi-clans?!" Das konnte nicht sein! Der Mann war schon vor hunderten von Generationen verstorben. Seine Geschichte lag weit in der Vergangenheit, es war unmöglich das der Mann vor ihr...Aber, die Ähnlichkeit die sie teilten war nicht abzustreiten.

Zu ihrem purem Verblüffen war sie dem Mann wie aus dem Gesicht geschnitten.

"Mou, wenn du alles vorwegnimmst, macht es garkeinen Spaß mehr die Geschichte zu erzählen." schmollte er und stupste ihr an die Stirn. Huh? Es war wirklich seltsam selbst abzubekommen, was sie sonst nur bei anderen tat.

Er räusperte sich, und augenblicklich hing Kohana an den Lippen des nun etwas weniger fremden Mannes. Auch wenn sie überwältigt war von seiner Präsenz, es zeigte nur was für ein starker Mensch er in seinen Lebzeiten gewesen sein musste. Das Chakra der heutigen Generationen war nichts gegen die Dichte seines Chakras. Oder die Menge. Es war als hätte er eine Ebene erreicht, von dessen Existenz niemand von ihnen überhaupt wusste.

Und doch...war er wirklich warm. Sein Herzschlag—wieso war er ihr vorher nicht aufgefallen?—war ruhig, friedlich. Wie das Lächeln eine Vaters, der zusah wie seine Kinder die Wunder der Welt entdeckten. Er war ein guter Mensch.

"Um deine Frage zu beantworten, ja, ich bin derselbe Kimizaro Kaguya den du kennst. Wenn auch, nicht ganz." Kohana runzelte fragend die Stirn, doch blieb still.

"Um zu erklären was ich derzeit bin, muss ich zurück zu dem der ich einmal war. Du kennst mich schon aus den Geschichten die dir dein Hokuro-oji-san übermittelt hat, nicht? Am Ort von Anfang und Ende."

Diesmal konnte Kohana sich nicht zurückhalten. "Moment, woher wisst ihr das?" fragte Kohana misstrauisch. Doch er winkte sie nur lächelnd ab.

"Kleines, dein Chakra hat mich vollkommen in sich aufgenommen, ich weiß alles über dich. Deine Erinnerungen, deine Gedanken, deine Gefühle. Dein Chakra war mit dir seit Anbeginn deiner Zeit, du kannst nichts vor ihm verstecken." klärte er auf, doch bevor er fortfahren konnte schnitt sie erneut ein.

"Aufgenommen? Also wart ihr versiegelt im Wald des Schreckens?" Ihre Stimme war von Ungläubigkeit geprägt, und wer konnte es ihr übel nehmen. Er hatte seine Erzählung nicht einmal begonnen, und doch klang es jetzt schon wie ein Luftschloss.

Doch er seufzte lediglich, violette Streifen über seinem Kopf erscheinend, als er mit einem Schmollen mit den Lilien um sich herum spielte. Ein Schock fuhr durch Kohanas Körper, den sie sich nicht recht erklären konnte, doch er war genug um sie verstummen zu lassen.

"Dahin wollte ich gerade kommen...also." Er erholte sich erstaunlich schnell, dachte Kohana, als er plötzlich enthusiastisch in die Hände klatschte.

"Die Geschichte ist erstaunlicherweise sehr präzise. Ich war dabei zu sterben, Mutter Natur schenkte mir das Leben und ich fand meine Liebe in der Schönheit einer Nara." Seine Stimme nahm einen recht traurigen Ton an, Augen in eine Ferne schweifend, die Kohana niemals erfassen könnte.

Vermisste er seine Geliebte?

"Es gibt nur eine winzige Fehlinformation, die alles verändert." fuhr er nach einer schweren Stille fest, und er konnte die Sehnsucht aus seiner Stimme nicht verbannen.

"Das Geschenk das mir Mutter Natur gab schien vielleicht wie ein Segen, doch wie du zuvor passend sagtest, war es eher ein Fluch." Er seufzte und hielt ihr eine Hand entgegen, die Kohana bewegungslos musterte.

"Meine Haut alterte nicht, meine Sicht blieb unversehrt, mein Körper jung. Zuerst dachte ich, es wäre wundervoll, so konnte ich noch viele Jahre mit meiner geliebten Shikamari verbringen. Doch als die Jahre ins Land zogen, erkannten wir beide, dass etwas nicht stimmte. Ihre Haare wurden irgendwann grau, ihr Kopf benebelter, bis sie mich nicht einmal vor ihren Augen erkennen konnte. Es dauerte nicht lange bis sie verstarb." begann er, sein Herz in solch starke Emotionen getaucht, dass Kohana sie vor ihren Augen erkennen konnte.

Braunes Haar so glänzend und weich wie Seide, Haut so rein wie der Schnee und Augen—Augen die von Stärke sprachen und dennoch unendlicher Liebe.

"Ich trauerte auf ihrem Grab, in demselben Körper, der einst den Segen der Natur erhalten hatte. Irgendwann wurden unsere Kinder älter, und deren Kinder und ihres Kindeskinder. Ich konnte mit bloßem Auge erkennen, wie ein gesamter Clan sich bildete, es fühlte sich an wie ein einziger Augenblick, und plötzlich waren Jahrhunderte ins Land gezogen." Er seufzte und sein Blick klärte sich, als er den ihren auffing.

Ihre Iriden leuchteten in dem reinen Weiß ihrer Kindheit, nur durchbrochen von dem wundervollen Blütenornament in ihrer Mitte.

"Ich flehte Mutter Natur an ihren Fluch von mir zu nehmen, mich endlich an die Seite meiner Geliebten zu lassen. Doch ich bekam nie eine Antwort. Ich suchte nach einer Lösung, Jahrzehntelang, streifte durch das Land, so lange bis es keinen Fleck auf Erden gab, den ich nicht mit meinen Augen erblickt hätte. Und es war dann, dass ich endlich eine Antwort fand." Er lehnte sich nostalgisch in sein Haar hinein, seine Wange daran schmiegend, als wäre es das Einzige, dass ihm Trost spendete.

"Ich experimentierte lange herum, bis ich es schließlich schaffte. Naturchakra war das Einzige, dass uns Fuyumi wirklich ergänzte. Und ich liebte die Natur seitdem ich ein kleiner Junge war. Wie sich Raupen in atemberaubende Schmetterlinge verwandelten, Blumen die in Farben blühten, von denen man nicht glauben konnte, dass sie wirklich existierten. Wenn ich nicht zu meiner Geliebten durfte, dann wollte ich wenigstens mit dem Enden, mit dem alles angefangen hatte."

Kohana kam nicht umhin zu denken, dass er bedauernswert aussah, wie er so dasaß. Als würde die Welt auf seinen Schultern lasten und er konnte ihr niemals entkommen.

"Die Welt hatte mir nichts mehr zu bieten, ich hatte alles gesehen, jedes Essen probiert, jeden Geruch gerochen, jedes Meer geschmeckt. Es war Zeit mich zur Ruhe zu legen. Also versiegelte ich mich selbst in einem abgelegenen Wald, wo ich hoffte, dass mich niemand in alle Ewigkeit finden würde." Er runzelte die Stirn.

"Doch es geschah etwas, dass ich nicht einkalkuliert hatte. Das Chakra, das mich versiegelt hielt, war so potent, dass es meine Umgebung auf eine Art und Weise nährte, die nach nur wenigen Jahrzehnten zu extremen Mutationen führte."

Ja, Kohana erinnerte sich gut an die riesigen Tiere, die sie in ihren ersten Tagen beinahe zerquetscht hätten.

"Mit der Zeit spürte ich Zivilisation, Clans gründeten sich und erforschten meinen Wald. Und ich hoffte inständig sie würden mich nicht finden. Wenigstens diesmal wurden meine Gebete erhört, dachte ich. Mit der Zeit einten sich die Zivilisationen, starke Präsenzen kamen und gingen. Alle paar Jahre würden Kinder mit den verschiedensten Talenten durch meinen Wald sausen. Manchmal kämpften sie gegeneinander, meistens miteinander. Und dann verschwanden sie."

Die Chunin-Auswahlprüfungen?

"Ab und zu kamen auch vereinzelte Individuen, erforschten den Wald oder trainierten an den riesigen Tieren, bis sie wieder verschwanden. Als wieder drei Präsenzen den Wald betraten, dachte ich es würde nicht recht viel anders sein. Das war, bis du plötzlich in meine direkte Reichweite kamst. Meine Impulse sollten jeden, der die Fähigkeiten dazu hatte das Siegel zu lösen von mir fernhalten. Doch entgegen all meiner Erwartungen hast du es innerhalb nur weniger Tage geschafft dir deinen Weg zu bahnen."

Ah...jetzt fühlte sich Kohana beinahe ein wenig schlecht. Sie hatte nicht gewollt ihn aus einem Schlaf zu erwecken, aus dem er nie aufwachen wollte. Doch eine Frage die ungezwungen, aber mit einem bitteren Geschmack in ihr aufblühte, ließ sie stoppen.

"Aber...wo ist euer Körper? Ich habe nichts gesehen..." stellte die Fuyumi verwirrt in Frage, und diese Verwirrung sank nur noch tiefer, als er Tränen der Freude vergoss.

"Dein Chakra hat ihn zerstört. Es hat alles in sich aufgesaugt wie ein gieriger Schwamm." Doch entgegen ihrer Initialreaktion—blanker Horror—realisierte sie recht schnell, dass er alles andere als traurig über den Verlust war. Denn das Lächeln wich niemals von seinen Lippen.

"Dein Großvater hatte recht, eigentlich können Fuyumis sich nicht gegenseitig das Leben nehmen, immerhin bestehen wir nicht aus dem üblichen Chakra. Allerdings hat sich mein Körper über die Jahrhunderte mit dem Siegel vereint, ich bestand mehr aus Naturchakra, als alles andere. So sehr, dass ich schon lange die Grenzen dieser Welt gesprengt habe." erklärte er mit einem nonchalanten Schulterzucken und tätschelte ihren Kopf, als sie aussah als würde sie wieder weinen.

Die Fuyumi allerdings schallte sich innerlich selbst—sie hatte im vergangenen Monat mehr geweint, als die Jahre davor zusammen. Ausgenommen dem Vorfall mit ihren Erinnerungen vielleicht.

"Ich bin dir zu Dank verpflichtet, durch dich bin ich endlich frei. Sobald dein Chakra schwindet, dein Leben vergeht und du deine Liebsten im Nachleben suchst, werde auch ich endlich nach so langer Zeit zu meiner Geliebten aufsteigen." Sein Lächeln war echt, ehrlicher alles was Kohana jemals in ihrem Leben gesehen hatte.

Sie konnte den Schmerz in seinem Herzen spüren, die Sehnsucht die ihn beinahe aufzufressen schien, und das Glück, endlich erlöst zu sein.

Nach all der Zeit war sein Herz noch immer so rein, und frei von Dunkelheit. Die junge Fuyumi konnte ihn nur bewundern.

Und ohne es überhaupt zu realisieren, schloss sie beschützend ihre Arme um seine Schultern. Sie wusste nicht wieso; er hatte sehr viel mehr Lebenserfahrung als sie selbst, war ein Wesen, dass die Schwelle des Menschseins lange hinter sich gelassen hatte—und doch fühlte es sich einfach richtig an.

Als müsste sie diese Reinheit noch ein wenig länger wahren.

"Ich habe nicht vor so bald zu sterben." gab sie dennoch mit einem schiefen Lächeln preis, dass er durch seine Überraschung hindurch mit einem Lachen quittierte.

"Keine Sorge, nach fast einem ganzen Jahrtausend auf dieser Erde, werden einige Jahre mehr auch nichts mehr ausmachen." beruhigte er sie und legte ebenfalls seine langen Arme um ihren schmalen Körper.

Er traute kaum sie zu berühren, kam es ihm vor als könne sie mit nur einer falschen Bewegung zerbrechen. Doch sein Blick strahlte stets genug Wärme aus, um selbst die dunkelsten Herzen zu erhellen.


.


"Aber...was genau bedeutet das jetzt?" fragte Kohana schließlich nach einer Weile. Sie lagen still miteinander, sein Kopf auf ihrem Bauch, während sie beruhigend durch seine Haare fuhr. Es erinnerte sie zurück an ihre Zeit mit Itachi, und wie wundervoll es gewesen war ihre Stille mit ihm zu teilen—und er seine mit ihr.

"Mhh..." Sein Brummen vibrierte dumpf in ihrem Bauch. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir außerhalb deines Unterbewusstseins miteinander kommunizieren können." stellte er fest und deutete auf ihre Umgebung, die inzwischen fast vollkommen weiß geworden war.

"Unsere Zeit ist außerdem fast um. Aber keine Sorge, ich sehe alles was du siehst, fühle alles was du fühlst. Ich bin ab heute Teil deines Chakras und damit Teil von dir. Also kümmere dich erst einmal um das was getan werden muss, ich werde geduldig hier warten." versicherte Kimizaro und erhob sich anmutig wie ein Schwan aus dem Feld.

Sein Weichen hinterließ ein kaltes Gefühl, doch Kohana schüttelte es ab und folgte seinem Beispiel.

Sie blieb einige Momente still, offensichtlich in Gedanken versunken, ehe sie entschlossen ihren Blick hob. "Ich werde eine Möglichkeit finden. Ich verspreche es. Ihr solltet eure letzten Jahre nicht alleine verbringen müssen." behauptete sie, ihre hellen Augen resolut glänzend.

Kimizaro wollte etwas sagen, doch schließlich lächelte er nur und ließ sich neben den Teich fallen.

"Danke, Kohana. Nenn mich einfach Onkel Zaro, immerhin stehe ich in deiner Schuld." zwinkerte er ihr verschmitzt zu.

Sie rollte gekonnt die Augen, ehe eine seltsame Art der Dringlichkeit in sie trat. Ihre Zeit war bald um? Aber sie hatte noch so viele Fragen!

"Zaro-san...darf ich dich etwas fragen?" fragte sie, unsicher um sich blickend. Die Wände wurden stetig heller.

"Alles. Außer vielleicht die Farbe meiner Unterwäsche, das bleibt ein ewiges Geheimnis."

Ihr Blick schnappte verwirrt von den Wänden auf seine kichernde Figur, ehe sie beschloss, es garnicht erst zu hinterfragen. Jeder hatte schließlich seine Eigenarten. "Dann...du hast die Natur geliebt, oder?" Zaro blinzelte ihr verwirrt entgegen. "Mindestens so sehr wie du, wieso?"

Sie zögerte, ehe ihr Blick zwiegespalten auf ihre Hände fiel und er endlich verstand. "Du weißt nicht wie du deine Moral mit deinen Fähigkeiten vereinen sollst, hm?" fragte er verständnisvoll. Sie hörte Erfahrung aus ihm Sprechen, als wäre er durch denselben Konflikt gegangen.

Und wenn sie es genauer bedachte, dann war er das wohl auch. Immerhin liebte er die Natur vermutlich noch mehr als sie selbst.

"Für eine lange Zeit stand ich genauso wie du in einem riesigen Zweispalt. Einerseits liebte ich die Natur und andererseits bestand mein Wesen aus dem Chakra, dass die Natur vollkommen zu zerstören schien. Aber weißt du..." Er lächelte. "Die Natur besteht nicht nur aus schwarz oder weiß. Jeder sieht Yin und Yang, Wasser und Feuer, Gut und Böse immer nur als diese zwei Gegensätze." begann er.

"Dabei sind sie nichts weiter als Extreme auf einer Skala die kaum bemessen werden kann. In jedem Gut ist auch Böse, YinYang ist nur in Balance solange es im Einklang existiert, die Balance ist das was es ausmacht. Und bist du nicht auch, genauso wie die Blume die am Wegesrand, nur ein Mensch der eines Tages verwelkt? Bist du—sind wir nicht alle auch Teil der Natur? Für Menschen mag der Tod etwas Grausames sein, aber ist er nicht viel mehr nur ein wichtiger Teil des riesigen Kreislaufs?"

Kohana blieb stumm, ihre Augen an seinen Lippen hängend, als würde sie jedes seiner Worte in ihr Gehirn einritzen.

"Vergeht eine Blume nährt sie mit ihrem Dünger die nächste. Vergeht ein Leben, wird ein Neues geboren. Der Tod ist nichts vor dem man Angst haben müsste; das ist nur das was sie gierigen Menschen mit der Zeit aus ihm gemacht haben. Doch ohne Tod würde es auch kein Leben geben, und ohne das Leben keinen Tod. Wir sind alle Teil eines einzigen riesigen Organismus, alles was genommen wird verschwindet nie vollends, es wird nur weitergegeben." lächelte er.

"Es ist wundervoll, dass du selbst über eine verwelkte Blume trauerst, aber lass dich nicht von dem einfältigen Denken der Menschen täuschen. Das Leben, dass du nimmst, lässt Neues in dir sprießen. Und ist das nicht ein wundervoller Gedanke?"

Er hatte nicht Unrecht. Sie hatte von sich selbst nie wirklich als...ein Teil des großen Ganzen gedacht. Alles was sie je war, war die Rolle in die sie schlüpfen musste. Die Maske die sie trug um sich zu beschützen, der Gefahrenpunkt der ihre Liebsten gefährdete, ein Mädchen, dass mit einer falschen Bewegung ein Leben nehmen konnte.

Doch hatte sie jemals zuvor wirklich als Kohana Fuyumi...gelebt?

Hatte sie jemals für sich selbst trainiert? Das gegessen, was sie am liebsten mochte. Sich mit den Menschen getroffen die sie von ganzem Herzen liebte—einfach nur aus diesem Grund? Nicht, weil es ihre Verpflichtung war, oder sie es musste, sondern...Gott.

Sie war blind gewesen.

Die Schatten die sie verfolgten hatten ihr solche Angst gemacht, selbst sie hatte von sich selbst niemals als ein Teil dieser Welt gedacht—lediglich als eine weitere Existenz, die eine Bedrohung für alle anderen darstellte.

Doch wer war sie dann?

Wer war Kohana Fuyumi?

Wer ist sie als Kind gewesen, bevor die Welt sie in einen dunklen Abgrund gerissen hatte?

Ihre Gedanken wurden jäh unterbrochen, als ihr Körper plötzlich begann zu verblassen, das Bild vor ihren Augen wurde immer schwächer—es war, als würde sich ein Nebel um ihre Sinne legen.

Sie streckte erschrocken ihre Hände nach ihrem Vorfahren aus, und noch ehe sie sich versah, war sie wieder gefangen in einer endlosen Dunkelheit.

Ohne Antworten.

Und doch, einen kleinen Schritt weiter auf dem Weg ins Licht.


...


Ihr Körper war blass.

Besorgniserregend blass—beinahe als wäre das Leben vollends aus ihr gewichen.

Tsume Inuzuka und Izumo Kamizuki saßen nun schon seit Stunden am Rande der Lichtung. Sie trauten sich nicht auch nur einen Schritt über das Band der Zerstörung zu schreiten, dass das karge Land vom Rest des Waldes abgrenzte.

Nun, wenigstens hatte sie genug Zeit gehabt ihren Schüler über die Situation seines anderen Teamkameraden aufzuklären. Das war wenigstens...etwas. Auch wenn er alles andere als glücklich über die Neuigkeiten war. Er war drauf und dran gewesen los zu sprinten, hätte sie ihn nicht zurückgehalten.

Allerdings musste sie ebenso zugeben, dass sie nicht damit gerechnet hatte, dass ihre einzige Schülerin stundenlang ohnmächtig in einem Feld der Vernichtung liegen würde.

"Meinen sie es geht ihr gut, Sensei?" fragte der Kamizuki neben ihr besorgt, seine Augenbrauen eine tiefe Falter zwischen ihnen reißend. Er hatte sich mehr verändert, als sich die Inuzuka jemals erhofft hatte. Sein Haar war locker an seinem Hinterkopf zusammengebunden, die Schultern die unter seiner zerrissenen Kleidung hervorlugten durchtrainiert, wie noch nie zuvor. Sie konnte es beurteilen, schließlich hatte sie sie einen ganzen Monat lang trainiert.

Seine Haltung war angespannter, nicht im negativen Sinne. Sondern schlicht und einfach bereit auf jegliche Situation zu reagieren, die sich ergeben könnte. So war das Shinobi-Leben, und sie war froh, dass zumindest einer ihrer Schüler bereit wäre ihr Team in einer Gefahrensituation zu beschützen.

Andererseits, je mehr sie darüber nachdachte war Kohana nicht anders gewesen. Auch wenn sie bemerkte, dass es ihr dennoch an einer gewissen Dringlichkeit mangelte. Vielleicht war der Fakt, dass die Schatten sie jahrelang nicht angegriffen hatten ein Grund dafür—eine andere Möglichkeit wäre, dass sie es so gut verstecken gelernt hatte, dass ihre Mitmenschen nicht einmal wussten, dass sie erwartete jederzeit einen Dolch von ihnen in den Rücken gestoßen zu bekommen.

Die Inuzuka hoffte auf Ersteres.

Was Kotetsu anbelangte...er schien sich auch verändert zu haben. Er war noch immer nicht aufgewacht, doch seine Haare waren deutlich kürzer als zuvor—vielleicht war ihm während des aktiven Kämpfens endlich aufgefallen was für eine erhöhte Gefahr langes Haar im Kampf darstellte. Und wenn sie sich der letzten Fuyumi so besah fehlten ihr auch einige Zentimeter.

[Kotetsu, ohne Tats obviously]

[Kohana]

Hatten ihre Schüler alle ein Faible für spontanes Umstyling, oder kam es ihr nur so vor?

"Ich weiß es nicht, Izumo-kun." seufzte die Inuzuka endlich und schüttelte seicht ihren Kopf. Worüber dachte sie in einer solchen Situation bitte nach? "Aber ich bin mir sicher ihr geht es—"

Plötzlich explodierte ein gewaltiges Chakra vor ihnen und die Druckwelle schleuderte sie beide gegen die umliegenden Bäume. Sie fingen sich noch gerade so in der Luft ab, um ungefährlich mit den Füßen voran an ihnen kleben zu bleiben.

Izumos Chakrakontrolle erzitterte unter dem potenten Chakra, dass er nur zu gut kannte.

Es kroch in die hintersten Ecken seines Bewusstseins, rief eine Angst hervor, die er niemals mit bloßen Worten zu umschreiben vermochte. Doch er glaubte, dieses Unheil würde er auch niemals an andere weitergeben wollen.

Vor allem nicht jetzt, wo es noch stärker zu sein schien, als das letzte Mal, als er es verspürt hatte.

Was hatte Kohana bitte getan, um so schnell, so viel stärker zu werden?

Izumo war sich sicher, er hatte sich extrem weiterentwickelt in diesen kurzen zwei Wochen die sich wie eine Ewigkeit anfühlten. Seine Erfolge lagen vielleicht nicht in einer Kategorie die sofort auffallen würde, wenn man nicht genau hinsah, doch sie waren definitiv vorhanden.

Also wieso fühlte es sich so an als würde sich Kohana immer weiter entfernen, je mehr er versuchte aufzuschließen. Es war wie in einem Albtraum—in dem man verfolgt wurde von dem Unausweichlichen und sich doch nicht von der Stelle rührte, egal wie schnell man auch rannte. Es war frustrierend.

Bevor er weiter darüber nachdenken konnte, verschwand der Druck auf seinem Wesen mit einem Mal, und er nahm reflexartig einen tiefen Atemzug. Seit wann hatte er die Luft angehalten?

Sobald die tödliche Aura um sie herum abgestorben war, hinterließ sie nichts als eine gähnende Leere—wenn er seine Teamkameradin nicht mit eigenen Augen sehen würde, wäre sie seinen Sinnen vollkommen entflohen. Und wenn er sich so dem Gesichtsausdruck seines Senseis besah, ging es ihr nicht anders.

Es schien, als hätte er kaum Zeit auf seinen Erfolgen sitzen zu bleiben, wenn er keine Last für sie werden wollte. Izumo kam nicht umhin zu seufzen.

Doch dann schüttelte er den Kopf und stieß sich mit Nachdruck von dem Baumstamm ab, seine Gedanken in die hintersten Ecken seines Geistes wandernd.

Einige hundert Meter vor ihnen runzelte Kohana desorientiert die Stirn. Ihr Körper war mit einer Schwere gefüllt, die ihr fremd und vertraut zugleich vorkam; doch die wohl auffälligste Veränderung die sie erspürte, war die tiefe Verbundenheit, die sie nicht nur zu ihrem Chakra, sondern auch zu ihrer Umgebung fühlte.

Mhhh, es schien als hätte ihr Gespräch mit Zaro-san sie auf eine völlig neue Ebene befördert.

Nicht, dass sie es nicht schätzte.

"Kohana-kun! Alles in Ordnung?!" Sie drehte sich überrascht um, als ihr Sensei mit einem panischen Blick am Rande der Lichtung stehen blieb. Ah richtig, sie hatte sie ja gewarnt ihr nicht zu nahe zu kommen, solange sie bewusstlos war. Gott sei Dank waren sie ihrem Rat gefolgt.

"Hai, Sensei. Noch besser und ich platze vor Tatendrang." grinste Kohana und erhob sich leichtfüßig vom Boden.

'Wow.' Die Fuyumi konnte nicht anders als zu bewundern wie leicht sich ihr Körper anfühlte. Das ganze Naturchakra, dass sie aufgesaugt hatte, musste ihren Körper extrem gestärkt haben. Sollte sie es...austesten?

Mit einem neugierigen Ausdruck ging sie einen Schritt vorwärts, nur um beinahe aus ihrer Haut zu fahren, als sie fast mit ihrem Kopf zuerst in einem der umliegenden Bäume krachte. Ihr Sensei gab einen erstickten Laut von sich, sie meinte sogar Izumo ungläubig Lachen zu hören.

Ihre Schnelligkeit war vollkommen absurd! Hatten ihre Zellen selbst etwa das Naturchakra aufgenommen und getempert? Normalerweise würde selbst die kleinste Menge Naturchakra im Körper genügen, um die Grenzen eines Menschen zu sprengen.

Ganz zu schweigen davon, wenn ihre Zellen selbst das Naturchakra nicht nur verspeist, sondern absorbierten! Hatte sie deshalb so unendliche Schmerzen erlitten? War es ihr Körper der mit dem Naturchakra verschmolz?! War es, weil das Siegel spezielle Eigenschaften hatte? Oder weil die Menge des Naturchakras so enorm war, dass ihr Körper dazu gezwungen war etwas zu unternehmen, bevor er der extremen Überlastung erlag?

"Heilige Scheiße." sagte sie ungläubig und ballte ihre Faust. Auf, zu, auf und zu.

Was für ein unglaubliches Gefühl.

Sie hatte nur einen winzigen Stoß gebraucht um sich quasi zu teleportieren, wie stark würde dann ein Schlag sein?

Ihr Blick fiel grinsend auf den Baum vor sich—und sie könnte schwören seine Rinde stieß plötzlich mehr Harz aus als zuvor. "Nervös?" fragte sie sarkastisch und zog ihre Hand schlagbereit zurück.

"Tut mir leid, bitte halt durch." flüsterte sie, und schoss ihr Faust nach vorne.

Der Aufprall explodierte mit einem lauten Knall, sie spürte wie die Rinde unter ihrer Hand nachgab wie Butter, ehe ihre Gegenwehr vollkommen verschwand. Ein lautes Krachen nach dem nächsten ertönte; und erst als sich der Lärm legte traute sie sich ihre Augen, die sie reflexartig geschlossen hatte, zu öffnen.

Eine Rauchwolke umgab sie und erschwerte ihr die Sicht, doch Kohana brauchte keine Augen um zu sehen. Sie konnte die Chakra-Umrisse deutlich vor ihren Augen erkennen, wie sie mit ihrer Sicht verschmolzen und ihr ein farbiges 3D-Gebilde dessen gab, was vor ihr geschehen war.

"Heilige Scheiße."

Die Bäume dieses Waldes waren ebenso monströs wie ihre Einwohner. Ein Stamm so breit wie ganze Gebäude und höher als der Hokageturm selbst.

Also konnte ihr jemand erklären, in welchem Universum es fair sein sollte, dass sie mit nur einem Schlag—ohne Chakrazufuhr—drei dieser Riesen aus ihren Wurzeln riss? Nein?

Gut.

Sie wusste es auch nicht. Was sie allerdings wusste, war dass sie dringend Gais Hilfe bräuchte, um diese Kraft kontrollieren zu lernen.


...


Eine halbe Stunde später stand Team 7 im Krankenzimmer ihres letzten Teammitglieds. Viele der Bandagen die seinen Körper bedeckten, wurden von den Krankenschwester bereits entfernt. Die Ärzte hatten gute Arbeit geleistet ihn mit Heilchakra aufzupeppen. Doch so sehr seine physischen Wunden auch verheilt waren, schien er einfach nicht aufzuwachen.

Kohana seufzte, als Izumo vehement darauf bestand, an seiner Seite zu bleiben. Kein Argument, dass er auch seine Ruhe brauchte—und eine dringende Dusche mit Seife—drang zu dem Braunhaarigen durch. Also stimmte auch ihr Sensei nach einer Weile, wenn auch unwillig, zu und verließ zusammen mit Kohana das Krankenhaus. Aufgrund der aktuellen Ereignisse nahm ein ANBU quartier, sollte einer der beiden erneut angegriffen werden.

Die Stille zwischen den letzten beiden Komponenten Team 7s war angespannt.

Die Inuzuka hatte deutlich Fragen, die Kohana schlichtweg nicht beantworten konnte. Sie konnte immerhin kaum sagen, dass sie durch Zufall ihren Vorfahren gefunden hatte, der sich selbst im Wald des Schreckens versiegelt und ihn erst zustande gebracht hatte, und dann mit ihm verschmolzen ist—oder eher dem Chakra, dass die Natur aufgrund seiner Anwesenheit produzierte—und deshalb jetzt körperliche Kräfte besaß, die selbst Chunin das doppelte ihres Alters übertrumpfte.

Wenn sie so darüber nachdachte...vermutlich hätten selbst Jonin nicht dieselbe zerstörerische Kraft wie sie, nicht solange sie nicht eine gewisse Menge an Chakra verwendeten. Taijutsu-Experten ausgenommen.

Nach einigen unangenehmen Minuten schien die Inuzuka endlich ihre Worte zurechtgelegt zu haben.

"Du wirkst gefasster als gedacht. Ich hätte erwartet, du würdest jeden Schatten einzeln jagen, nach dem was sie mit Kotetsu-kun angestellt haben." Kohanas nun wieder schwarze Iriden richteten sich durchdringend auf ihren Sensei.

"Gefasst? Bei dem Gedanken alleine brodelt es in mir." Die Inuzuka spürte ihre Nackenhaare versteifen, bei der unterdrückten Wut in ihren einzigartigen Augen. "Allerdings wird irrationale Wut nichts an meinem Problem lösen. Ich habe sie bis jetzt mit Köpfchen bekämpft, und das werde ich auch weiterhin tun." erklärte Kohana und sah melancholisch in den Himmel.

Wie lange war es her, dass sie so normal durch die Straßen Konohas gelaufen war? Die Welt war so farbenfroh, etwas, dass ihr stets in ihrer Chakra-Sicht gefehlt hatte. Doch nun, wo beides irgendwie miteinander verschmolzen war, schien die Welt noch heller als zuvor. Es war ein wenig seltsam, das gab sie zu.

Die Rückseite von Gebäuden zu sehen, obwohl eine Wand davor lag. Menschen durch Wände hindurch zu erkennen, obwohl sie mehrere Straßen entfernt waren. Die Verkäufer hinter sich zu erkennen, obwohl sie nach vorne sah. Es war wie ein wirres Zusammenspiel von tausenden Farben die sie ewig nicht gesehen hatte...

Doch es war ihr lieber so.

Nach ihrem Gespräch mit Kimizaro hatte sie eine Sache fest beschlossen.

Sie würde ihre Augen nicht mehr verstecken.

Ständig hatte sie in der Angst gelebt, die Schatten würden jegliche Information gegen sie nutzen. Und dass sie zum Schutz ihrer Umwelt ihre Augen verschleiern sollte.

Doch je mehr sie darüber nachdachte, war nicht der Grundsatz des Gedanken schon der falsche? Sie sollte keine Angst haben.

Kohana war die Angst. Sie hatte das in der Hand, dass jeder Mensch fürchtete—den Tod.

Also wieso versteckte sie sich hinter einer Augenbinde? Wäre sie nicht eine viel größere Gefahr für ihre Gegner, wenn sie ganz genau wussten, dass sie ihrer Fähigkeiten mächtig war? Würde es sie nicht viel eher unter Druck setzen—zu Fehlern verleiten—wenn sie offen in die Welt hinausschrie, dass sie keine Angst mehr vor ihnen hatte?

Nach dem was mit Kotetsu passiert war, waren ihr einige Dinge bewusst geworden.

Die Schatten wurden nervös.

Und ihre Kameraden waren sicher, solange ihre vertrauten Geister über sie wachten. Es war egal, ob die Schatten die Eulen mit ihr in Verbindung brachten oder nicht—solange sie wussten, dass sie gegen sie standen, konnten sie es sich nicht erlauben einen falschen Schritt zu tun.

Vor allem nicht jetzt, wo sich die Situation so unvorbereitet gegen sie gewendet hatte.

Sie musste Sumari für seine Hilfe definitiv einige Dango-Spieße ausgeben...oder sollte sie ein ganzes Siegel voll kaufen und ins Eulenreich schicken? Immerhin war er nicht der Einzige der geholfen hatte.

Und es würde auch nicht der letzte Schritt ihres Planes gewesen sein.

Jetzt da einer ihrer Ausgänge blockiert war, musste sie nur darauf warten, dass die Eulen den nächsten fanden. Den würde sie wieder blockieren; und solange der Hokage wusste, dass dort unten ihr Versteck lauerte, würde er ohne Frage seine ANBU an den Ein- und Ausgängen platzieren. Was wiederum hieß, dass sie nicht zurückgehen konnten.

Irgendwann waren sie entweder dazu gezwungen aus ihren Löchern zu kriechen, oder sie würden solange bis die Teams des Hokage die Verstecke von oben bis unten abgesucht hatten in ihren Quartieren verrotten. Es war ihre eigene Entscheidung.

So oder so, es würde positiv für Kohana ausgehen.

Zumindest noch. Ihr Blick verdunkelte sich kaum merklich, als er auf den Hokagefelsen landete.

Sobald der Hokage herausfand, dass sie hinter den Eulen steckte, war sie dran. Doch dieses Risiko musste sie eingehen, um ihnen klarzumachen, dass der Verbündete den sie in ihr fanden kein Feind war, den sie sich machen wollten.

So mussten sie sich davor hüten ihre Eulen anzugreifen, immerhin hatte ihr Anführer vermeidliche Informationen die sich als fatal herausstellen könnten.

Natürlich hatte sie die nicht. Sie gab denen, die ihre nächsten Verbündeten bewachten deutlich den Auftrag ihr nur Informationen bezüglich der Schatten zu besorgen. All die anderen Informationen gingen sie nichts an; und wenn sie ehrlich sein sollte brauchte sie die Hilfe der oberen dieses Dorfes nicht mehr um sich Informationen zu beschaffen.

Ihr Netzwerk war so weit über die Welt gespannt, dass jeder Konflikt, der im Hokage-Büro stattfinden könnte, noch vorher ihre Ohren erreichen würde.

Allerdings glaubte sie kaum, dass sie ihr einfach so glauben würden. Und sie konnten es ebenso nicht bestätigen, indem sie ihre Gedanken lasen, da jegliches Chakra, dass in ihren Körper eindrang dazu verdammt war, ihr eigenes zu werden.

Dumm gelaufen, sagte sie dazu.

Für sowohl den Hokagen, als auch sie selbst.

"Manchmal ist es besser seine Fänge einzuziehen, bis sich der richtige Moment bietet." riss die Inuzuka sie aus ihren Gedanken und rubbelte ihr mit einem breiten Grinsen durchs Haar—ihre Zweifel wie weggeblasen. "Und es ist in Ordnung, wenn du mir nicht darüber erzählen willst, Nummer 1. Ein guter Shinobi sollte Geheimnisse haben." erläuterte sie.

Kohanas Augen funkelten in Schalk. Ja, es war gut, dass die Inuzuka ihr Sensei war. "Danke für ihr Verständnis, Sensei."

"Kein Problem, Missy. Ah, und deine Augen stehen dir gut. Hast du beschlossen dich nicht mehr zu verstecken?" Ihre Aussage sandte einen Blitz durch die junge Fuyumi, deren Schultern sich unweigerlich aufrichteten. Was für ein Zufall war es bitte, dass sie genau das sagte, worüber die Fuyumi nur wenige Momente zuvor noch nachgedacht hatte? Aber sie hatte ein scharfes Auge, dass musste sie ihr lassen.

"Darauf können sie wetten." bestätigte sie entschlossen und hielt mitten im Schritt an, als ihr Blick auf ein altvertrautes Schild fiel. "Ah, gehen sie ruhig schonmal nach Hause, Sensei. Ich muss noch ein paar Erledigungen machen."

Die Inuzuka warf ihr einen fragenden Blick zu, doch als sie das Schreibgeschäft erkannte schüttelte sie nur schnaubend den Kopf und verschwand in den Massen mit einem Winken und einem gehauchten "Bücherwurm.".

Kohana wartete geduldig bis ihr Sensei verschwunden war, ehe sie in die Gasse neben dem Geschäft eintrat. Sie klopfte an eine spezielle Tür mit einem vorbestimmten Klopfmuster und wartete erneut einige Sekunden, ehe sich das Holz einige Zentimeter zur Seite schob.

"Wer stört?—Oh, Kohana-chan, bist du das wirklich? Du warst ewig nicht hier! Deine Bestellungen haben sich schon angehäuft." Eine alte Dame, nur ein paar Jahre älter als der Hokage selbst stand in dem nun offenen Türrahmen und deutete ihr mit einem freundlichen Lächeln einzutreten. Ihr schwarzes Haar war mit einer Haarnadel locker an ihrem Hinterkopf zusammengebunden und ihre Augen funkelten in einem tiefdunklen Blauton.

Kohana war schon an ihre seltsamen Gemütswechsel gewohnt, also überspielte sie die Situation mit einem gut platzierten Lächeln und folgte ihr.

Das Innere war ein kleines gemütliches Hinterzimmer mit einer großen Lagerhalle im Anhang. Der Raum war in warmes Licht getaucht, Bücherregale zierten die Wände. In der einen Ecke fand ein kleiner roter Sessel seinen Platz, gegenüber ein einladender Ecktisch. Die hölzernen Eckbänke waren mit einem roten Polster überzogen, dass über die Jahre einige Tintenflecke angesammelt hatte—doch es wirkte nicht abstoßend. Eher zeugte es von den unendlichen Siegeln die an diesem Ort verarbeitet und fabriziert wurden.

Richtig. Die Frau war eine der wenigen Personen an die Kohana ihre Siegel verkauft hatte—und die einen direkten Handel mit dem Kind begrüßte. Die anderen schienen der Idee recht abgeneigt, weshalb sie dazu gezwungen war Genma um Hilfe zu bitten, doch die Frau vor ihr war anders.

Anders auf eine Art und Weise die man so wohl nicht erwarten würde.

"Ich hatte viel zu tun Uzumaki-san. Ich entschuldige mich für die Umstände. Wie stehen die Verkaufszahlen, wenn ich fragen darf?"

"Ach gut gut, wie immer Kohana-chan! Die Lichtsiegel die du mir vor einiger Zeit verkauft hast sind der absolute Verkaufshit! Es ist nicht unbedingt eine neue Kreation, aber die Grundebene die du erschaffen hast ist so viel stabiler, als alles was ich je gesehen habe! Und deine Herangehensweise—man könnte fast denken du wärst die Uzumaki und nicht ich, haha!" Kohana schüttelte abwinkend den Kopf.

"Nein, nein, Uzumaki-san. Sie sind diejenige die die Ware so erfolgreich anpreist. Ohne sie wären sie niemals so beliebt geworden."

Eine der letzten überlebenden Uzumaki. Es war reiner Zufall, dass sie sie kennengelernt hatte, und durch ihr schwarzes Haar, würde niemand ihre Identität entschlüsseln können. Es war nur nachdem sie einige Zeit zusammenarbeiteten, dass die Uzumaki ihr ihre Herkunft anvertraute.

Sie war eine Flüchtige aus Kriegszeiten, hatte den Untergang Uzushiogakures nur durch das Opfer ihrer Eltern überlebt. Danach war sie viele Jahre durch die Welt gereist, doch als schließlich der dritte Ninjaweltkrieg ausbrach, schlich sie sich unter falschem Namen nach Konoha und baute sich ein neues Leben auf.

Auch wenn sie nicht die roten Haare ihres Clans geerbt hatte—Kohana schätzte es war sehr viel besser um sich unter die Masse zu mischen—besaß sie ohne Zweifel ihre Beharrlichkeit. Selbst im Alter von siebzig Jahren leitete die Frau ihr eigenes Geschäft und verkaufte Siegel in alle Welt. Und dabei sah sie immer noch so frisch aus, als wäre sie in ihren Dreißigern. Uzumakis brachen wirklich sämtliche Naturgesetze.

Dennoch, sie war wahrlich eine beeindruckende Frau.

Kohana konnte sie nur für ihren Kampfgeist bewundern.

Sie war der Grund, dass ihre Arbeit enormen Anklang fand und sie sich zumindest über die finanzielle Seite ihrer Probleme keine größeren Sorgen machen musste—und das war die untertriebene Fassung.

"So eine bescheidene, junge Kunoichi! Sag Kindchen, willst du nicht auf einen Tee bleiben?" Normalerweise würde sie ihre Einladung nicht ablehnen. Sie war, neben ihrer ständigen Honigschmiererei, eine wirklich nette Frau. Und eine gute Diskussionspartnerin wenn es um Siegel ging. Doch Kohana hatte ihren kleinen Bruder zwei Wochen lang nicht gesehen; und wenn sie bedachte das es schon später Nachmittag war, musste er sie schon sehnlichst Zuhause erwarten.

Also schüttelte sie entschuldigend den Kopf. "Tut mir wirklich leid, Uzumaki-san. Mein Bruder wartet auf mich." Kohana verbeugte sich mit einem Lächeln, ehe sie ihre Bestellungen in einem ihrer Siegel verschwinden ließ.

"Hach wie schade...naja, dann nächstes Mal! Pass auf dich auf, Kleines. Achja, dein Anteil sollte in den nächsten Tagen unter deinem Pseudonym eingetragen werden." Die alte Frau geleitete sie noch vor die Tür, ehe sie sie—mit einem letzten neugierigen Blick auf ihre enthüllten Augen—schloss.

Das war der andere Grund warum Kohana sie mochte. Sie stellte keine unnötigen Fragen. Kein Herumschnüffeln, kein Argwohn oder Misstrauen. Schlichtweg ein positives Arbeitsverhältnis—und vor allem wurde sie ernst genommen.

Kohana hatte nicht nur einmal überlegt, ob sie Naruto der alten Dame vorstellen sollte. Immerhin war sie quasi...eine der wenigen die man noch als seine Blutsverwandte bezeichnen konnte. Doch sie wusste, dass die Uzumaki in diesem Dorf unter dem Namen Amida Higasa bekannt war, und die Fuyumi konnte es unter keinen Umständen verantworten, dass das Leben welches sich die Uzumaki hier durch harte Arbeit aufbaute einfach zu Bruch ging.

So sehr sie ihren kleinen Bruder auch liebte.

Doch wer weiß, vielleicht würde er selbst irgendwann auf sie treffen—und dann konnte die alte Dame selbst entscheiden, ob sie das Risiko einging oder nicht.

Kohanas Blick stieg gedankenversunken in den Himmel, der an seinen Rändern in Rot getränkt wurde. Die vereinzelten Wolken, die zeitlos an Ort und Stelle eingefroren schienen, wirkten als würden sie im Licht der untergehenden Sonne brennen und in ihrem Hintergrund konnte sie schon jetzt winzige, helle Punkte erkennen.

...Wie lang hatte sie schon keinen Sonnenuntergang mehr beobachtet?

Es musste bei Hokuro-oji gewesen sein. Wie es ihm wohl ging? War er in Ordnung?

Sie würde ja seinen engsten Vertrauten Kazuro ausfragen, doch ihn im Reich der Eulen anzutreffen war genauso unwahrscheinlich wie in der Shinobi-Lotterie zu gewinnen—also quasi unmöglich.

Sie hatte selbst Kazuha auf sein exzessives Fehlen angesprochen, doch sie konnte ihr keine Antwort geben—schien sie doch selbst mindestens genauso verwirrt über seine Abwesenheit.

Es ging sogar so weit, dass Kohana sich die Frage stellte, ob ihm nicht etwas geschehen sei—ihnen beiden. Der Gedanke löste ein finsteres Loch in ihr aus, dass ihr unangenehm auf den Schultern lastete; und sie entschied das sie ihren Plan mit dem Nara-Wald baldmöglich in Gang setzen wollte.

Das schlechte Gefühl nagte an ihr, selbst in diesem Moment, als ihre Schritte lautlos auf ihrem Heimweg verwehten.

Die Wochen im Wald des Schreckens hatten sie ein wenig abgelenkt, doch mit der Zeit wurde es immer präsenter, und das war definitiv kein gutes Zeichen für eine Person wie sie—eine Person deren schlechte Vorahnung meist Realität wurden.

Als Team Minato sich zu der Mission auf die Kannabi-Brücke verabschiedete.

Rins Tod.

Der Angriff auf Konoha.

Itachis Leiden.

Vielleicht war es ein Teil ihres Kekkei Genkais; dass sie den Tod zu einem gewissen Grad fühlen konnte bevor er überhaupt eintraf. Oder vielleicht war sie schlichtweg anfälliger für negative Schwingungen in der Luft, weil sie konstant von Emotionen umgeben war, die nicht ihr gehörten. Sie meinte auch, dass Hokuro-oji ihr einmal davon erzählt hatte, dass die Fuyumi ab einem gewissen Grad der Sorge um eine Person eine Bindung zu ihnen herstellten, die sie mit ihnen verband—wie das rote Band des Schicksals. Es wäre eine plausible Erklärung.

Doch eines wusste sie genau—ein ungutes Gefühl im Magen war ein schlechtes Omen. Besonders, wenn sie nicht differenzieren konnte von wem es ausging.

Und es war der Grund weshalb Kohana plötzlich rastlos ihre Schritte beschleunigte. Eine Kälte, die nicht von der frischen Frühlingsnacht herrührte, sickerte durch ihre mitgenommene Kleidung, legte sich um ihren Hals als wolle sie sie an Ort und Stelle ersticken.

Kohana wusste es war irrational. Naruto sollte es gut gehen, solange Mao und Amari an seiner Seite waren aber—ihre Augen weiteten sich.

Mao und Amari...waren nicht bei Naruto. Der Angriff auf Kotetsu und die derzeitigen Entwicklungen hatten für Aufruhr im Eulenreich gesorgt, und als die Anführer ihrer Rassen mussten sie an einem wichtigen Meeting teilnehmen. Das war das, was sie ihr kurz vor ihrem Eintreffen an Kimizaros Siegel übermittelt hatten—weil es ein Notfall war.

Und Kohana hatte sie abgewinkt, weil...sie damit gerechnet hatte spätestens am Mittag wieder daheim zu sein. Schließlich konnte sie nicht ahnen, dass sie stundenlang bewusstlos sein würde.

Sie hatte—Sie hatte es vergessen. Sie, Kohana Fuyumi, hatte es vergessen.

Und plötzlich vervielfachte sich das schreckliche Gefühl in ihrem Magen, zerrte an ihren Organen als sie mit geweiteten Augen den Weg über die Dächer einschlug.

Der vorher noch unschuldig scheinende Sonnenuntergang wirkte im Licht ihrer Paranoia wie der Beginn eines grauenhaften Albtraums.

Naruto.

Sie drückte sich mit aller Kraft vom Dach ab, das klaffende Loch ignorierend, dass sie auf dem ohnehin schon heruntergekommenen Gebäude hinterließ.

Naruto

Ihr Körper schoss wie eine Rakete durch die Luft, ihre Silhouette nichts als ein Schatten, den man leichtfertig als Lichtspiel abtun konnte.

Doch das Gefühl in ihrem Magen, es war kein Irrtum. Es konnte kein Irrtum sein. Was wenn Naruto in Gefahr war? Nie war etwas geschehen, doch was wenn an diesem einen Tag, an diesem einen Tag an dem alles wie sonst auch sein sollte, plötzlich alles schrecklich schief ging? So wie immer?

Was wenn--Was wenn--Wieso hatte der Himmel die Farbe seines Blutes—Wieso brannte die Welt—Wieso konnte sie nicht atmen—Wo war ihr Sauerstoff hin—

???????????—

Wo war Naruto?!

Sie stoppte so plötzlich in ihrem Lauf, dass eine kleine Schallwelle ausgelöst wurde, als sie aus dem Nichts zum Stehen kam.

Ihre Sinne strichen panisch über das blonde Haar, an dem kein Blut klebte und blaue Augen die nicht glanzlos in den Himmel starrten; und er war so schnell in ihren Armen, dass er ein überraschtes Keuchen von sich gab.

Sie sog gehetzt den unverkennbaren Geruch von Ramen und einem Hauch von Erde ein—Erde die ihr Herz auf eine Art und Weise beruhigte, die sie niemals in Worte fassen könnte, selbst wenn sie es wollte. Ihr Atem ging in Stößen, und sie hörte seine Angst in ihren Ohren schlagen wie die Trommeln die den Krieg in ihr stetig entfachten. "O-Onee-san?"

Sie musste schrecklich aussehen, ihre Kleidung blutig von ihren Kämpfen mit den bestialischen Monstern, auch wenn sie schwarz war, wies sie dennoch deutliche Gebrauchsspuren auf—Flecken die den Stoff dunkler wirken ließen als die tiefste Schlucht.

Ihr Haar war kurz, ihre Augenbinde nirgends zu sehen, er konnte die volle Ladung ihrer puren, unverschleierten Sorge erkennen. Und wenn ein Schatten auf ihren Fersen wäre hätte sie sich vielleicht geschallt, dass sie Schwäche zeigte, doch sie schienen nach den letzten Ereignissen anderweitig beschäftigt. Ein Grund mehr ihrer fesselnden Angst, wenn auch nur für einen Moment, nachzugeben.

Auf ihr Schweigen hin, legte Naruto wortlos seine Arme um seine große Schwester, sein Blick hilfesuchend zu dem jungen Uchiha wandernd, mit dem er vor einer Minute noch aufgeregt geredet hatte. Und der die Fuyumi mindestens genauso besorgt betrachtete, wie er. Sie hatten sie noch nie so...aus ihrem Element gesehen.

"Dir geht es gut, dir geht es gut." flüsterte sie wie in Trance, fuhr mit geweiteten Augen durch sein Haar, tastete sein Gesicht ab, als wäre sie blind und müsste sich ein mentales Bild seines gesamten Knochenbaus machen; weil sie ihren Augen nicht traute, denn was wenn sie ihr etwas vorspielten und er lag in seinem eigenen Blut am Boden und war hilflos seinem Schicksal und dem ihren ausgeliefert?

Die Fuyumi fuhr über seine Kleidung, das gute T-Shirt, dass er heimlich haben wollte, aber es nie aussprach, und sie es später doch kaufte, weil er niemals seine kindlichen Sehnsüchte vor ihr verstecken könnte. Die dunkelorangene Hose die sie ihm kaufte kurz nachdem sie zurück nach Konoha kam. Die Fliegerbrille die Kakashi ihm schenkte, und Kitsu-chan der zwischen ihr und seiner Brust hilflos eingequetscht war.

Dann kam sie wieder zurück zu seinem Gesicht, blickte in seine sonst unschuldigen Augen, die einen Hauch der Angst vermitteln, und erst das riss sie kurzzeitig aus ihrem Delirium.

Sie nahm einen unvermittelten, schnapphaften Atemzug der lautstark durch die Stille der Gasse hallte in der sie sich befanden; blinzelte das ausgetrocknete Gefühl aus ihren Augen von den Minuten in denen sie nichts getan hatte als zu starren. Und erst dann ließ sie von ihrem kleinen Bruder ab und stolperte rückwärts gegen die nächste Hauswand, an der sie kraftlos zu Boden sank.

"Dir geht es gut." wiederholte sie immerzu mit einem müden Lächeln. Kohanas Blick ruhte humorlos auf der gegenüberliegenden Ziegelwand, die in einem grässlichen Gelbton angestrichen war. Die Farbe blätterte bereits ab und brachte den warmen Ton des Lehms zum Vorschein, der selbst unter der Farbschicht deutlich an Helligkeit verloren hatte—für einen Moment fragte sie sich ob es nicht ihr Verstand war, der langsam zu bröckeln begann.

Naruto ging es gut.

Er stand vor ihr—hinter ihm Itachi wie sie überrascht bemerkte. Sie schienen eine stille Unterhaltung mit ihren Augen zu führen, ihre Blicke von Sorge getränkt und ungestellten Fragen. Fragen die sie nicht zu beantworten wusste.

Denn wie sollte sie jemals die herzerschütternde Paranoia in Worte fassen, die ihr jedes Mal aufs Neue den Atem raubte? Oder die unbändige Wut die ihr Blut zum Kochen brachte, wenn sie sich vorstellte, dass noch eine Person verletzt wurde, die ihr so viel bedeutete?

Doch das schlimmste war wohl diese Angst.

Die unbeschreibliche Angst, dass sie wieder diejenige war die vor einem kalten Grabstein stand, der die Namen derer trug die sie nicht beschützen konnte. Menschen denen ihre liebevolle Stimme geraubt wurde, ihre Wünsche und Träume und alles was sie hätten sein können, wenn sie nur ein wenig stärker gewesen wäre.

"Kohana." Itachis Stimme war wie das Auge des Sturmes. Die Welt um sie herum drehte sich schneller, als sie überhaupt realisieren konnte, nicht physisch—nur ihr Kopf, der Part an ihr auf den sie so stolz war, kam einfach nicht hinter den unzähligen Gefühlen und Gedanken und Befürchtungen und 'Was wenns' hinterher. Doch er, er war ruhig. Auch wenn die Welt an den Rändern ihrer Sicht in Flammen aufging wusste er sie zu ersticken.

Er benutzte nicht oft ihren vollen Namen, eigentlich nie. Doch wenn er es tat, dann—

"Atme. Du musst atmen, Kohana."

Ihre Augen weiteten sich paralysiert als sie es realisiert: Dass ihre Lungen verzweifelt nach Sauerstoff schrien und sie es nicht einmal mitbekommen hatte. Dass schwarze Punkte ihre Sicht bedeckten, die den Uchiha der mit Vorsicht in seinen dunklen Iriden vor sie getreten war, wie einen Traum wirken ließen.

Sie spürte warme Hände an ihren Wangen. Schwarze Augen schmolzen in ein sattes Rot. Er versuchte sie in ein Genjutsu zu versetzen, sie vor ihren eigenen Gedanken zu beschützen.

Doch alles was passierte, war, dass sein Chakra starb bevor es ihre Rezeptoren überhaupt erreichte. Er versuchte sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen.

"Kohana, atme mit mir mit, in Ordnung?" Atmen, richtig. Sie musste Atmen.

Es war ganz leicht—Aus. Ein.

Nein, so ging es nicht! Wie--Wie atmete man nochmal? Sie konnte sich nicht erinnern—

Aus—Ein—Oben—Unten—Wieso drehte sich alles?

"Kohana! Hör mir zu!" Ihre geweiteten Augen versuchten sich auf den Uchiha zu fokussieren, dem langsam Schweiß auf der Stirn stand.

"Ein. Und Aus. Es ist ganze einfach. Hör mir zu, in Ordnung? Ein und aus. Verstanden? Kannst du mich verstehen, Kohana?" Seine Stimme hörte sich an als wäre sie unter Watte begraben, oder vielleicht wurden ihre Ohren beschädigt, ohne das sie es bemerkte?

Doch sie nickte, die schwarzen Punkte gefährlich an ihrem Bewusstsein nagend.

"Ein." Sie nahm einen zitternden Atemzug, nur um ihn augenblicklich wieder auszukeuchen.

"Ein. Und Aus. Es ist alles in Ordnung. Naruto ist in Sicherheit, siehst du, er ist genau hier."

Naruto...war sicher. Ja, ihm ging es gut. Er—Er war hier und hielt ihre Hand. Seit wann hielt er ihre Hand? Seine Finger waren so klein und schrecklich kalt. Wieso waren sie so kalt? Machte sie ihm Angst? War sie schuld? Wieso? Wieso?

Ihr Chakra brummte besorgt unter ihrer Haut, doch sie bemerkte es kaum.

"Kohana—" Plötzlich schwebten seine nun wieder schwarzen Augen direkt vor ihren. Sie spürte seine Stirn auf ihrer und alles was sie sehen konnte waren diese schwarzen, oh so schwarzen Iriden, die die ganze Welt zu halten schienen.

Sorge stand in ihnen, Panik auch wenn er sein bestes versuchte sie zu unterdrücken. Angst.

"Ein."

Ein.

"Aus."

Aus.

"Gut, du machst das super." versicherte er.

"Ein."

Ein. Wieso zogen seine Augen sie in solch einen Bann? War es weil sie die Farbe des Todes trugen? Eine bekannte Variable in dem Sturm ihrer Existenz?

"Aus."

Aus. Oder weil sie so viele Emotionen hielten, die er sonst niemandem zeigte? Oder weil sie sich nach Friede sehnten in einer Welt die getränkt war in Blut und Tränen und Hass—oh, so viel Hass.

"Ein..."

Vielleicht war es sein Geruch? Die Süße von Dango schwebte um ihn wie eine verlockende Droge, die jeden in seinen Bann zog. Doch dort war noch mehr. Die Nacht. Sie roch...die Nacht an ihm.

"Aus."

Die kalte Distanz die einen in Trance versetzte. Die helle Scheibe die nicht die brennende Hitze der Sonne ausstrahlte, sondern nur einen kühlenden Schein. Eine Stille die einem erlaubte seine eigenen Gedanken klarer zu hören, als man es bei Tag je könnte; ohne Urteile schien er in der Nacht und erlaubte den Menschen...Mensch zu sein. Ihre Masken fallen zu lassen. Zu weinen, zu lachen, zu klagen, zu träumen.

"Bist du...in Ordnung?"

Er war die Nacht.

"Ja." Kohanas Stimme klang fremd in ihren Ohren. Als hätte sie sie jahrelang nicht gehört, kratzig von der kalten Luft die sie so schnappartig und gehetzt inhaliert hatte. Rau vom Keuchen, dass ihren ganzen Körper schüttelte. Leise von...dem Blick der auf ihr ruhte und selbst ihre innersten Geheimnisse und Sehnsüchte zu durchdringen schien.

"Onee-san?" Gott, sie war eine schreckliche Schwester.

"Hai, Naru-chan. Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe."

Ihr Lächeln war echt, doch es erreichte ihre Augen nicht. Die Augen in denen er noch immer den puren Horror geschrieben sah, als sie ihn abtastete, als wäre er nicht echt.

Naruto wollte weinen. Doch irgendetwas sagte ihm, dass jetzt nicht der richtige Moment war.

Also lächelte er, mit so viel Wärme wie er in dieser endlos kalten Nacht nur aufbringen konnte.

Und Kohana konnte den Schmerz nicht beschreiben, den es in ihrem Herzen auslöste.

"Ich--Ich—" begann sie mit einem zitternden Atemzug und schloss für einen Moment die Augen. Versuchte sie von diesen Iriden zu lösen die sie in einen Bann zogen dem sie nicht entkommen konnte.

"Ich dachte dir wäre etwas passiert." presste sie schließlich hervor und sah entschuldigend hinter ihrem Pony hervor. "Tut mir leid, Naru-chan." wiederholte sie und zog ihn in eine feste Umarmung. "Es tut mir leid."

Itachi schenkte ihr einen zweifelhaften Blick—es war klar, dass er ihr kein Wort abkaufte. Sorge war eine Sache. Eine Panikattacke die sie beinahe ohnmächtig werden ließ und sie vollkommen aus ihrer Realität zerrte, war eine andere. Doch jetzt war nicht der Zeitpunkt sie auszufragen.

Er konnte noch immer den Schock am Rande ihrer ungewöhnlichen Augen erkennen, den Schrecken der sie wie ein ständiger Begleiter verfolgte und die Paranoia die sie in den letzten dreißig Sekunden fünf Mal ihre Umgebung checken ließ.

Sie war alles andere als okay.

Doch er wusste Kohana war stur. Es war offensichtlich, dass sie wieder in Therapie musste; er selbst wurde nach dem Tod seines Teamkameraden durch den er sein Sharingan erweckte in eine Kurzzeittherapie geschickt, ebenso wie seine einzige überlebende Teamkameradin, die schließlich das Shinobi-Leben vollkommen aufgab. Man sagte ihnen es war, weil sie Kinder waren.

Itachi wusste, dass es nicht mehr als eine Farce war um herauszufinden, ob er als weitbekanntes Wunderkind für immer mental geschädigt sein würde, oder eine brauchbare Waffe blieb.

Doch Kohana war anders. Sie war am zerbrechen. Er hatte ein oder zwei schreckliche Erfahrungen gemacht—ihr Leben war in sich selbst eine einzige schreckliche Erfahrung. Es war dieser kleine aber feine Fakt, der den Unterschied machte.

Der Uchiha wusste, dass sie ihnen nicht alles erzählte. Das Kohana viele Geheimnisse hatte, und vieles, musste er durch andere Quellen erfahren. Wenn auch nach viel Überzeugungsarbeit. Doch selbst mit seinem begrenzten Wissen konnte er deutlich sehen, dass sie an ihrem Limit war.

Ihre Finger zitterten immer noch sanft als sie einem inzwischen weinenden Naruto beruhigend über den Rücken strich, dessen Dämme entgegen seines Willens doch gebrochen waren. In den nicht mehr fünf, sondern zwanzig Malen die sie die Dächer abscannte obwohl weit und breit keine Menschenseele zu erkennen war—und er wusste ganz genau, dass sie ein Sensor war, der jeglichen Feind spüren würde ohne auch nur mit der Wimper zu zucken.

"Hana-chan." Seine Stimme rollte in ernster Sanftheit über seine Lippen, hallte leicht an den Wänden der Gasse wider bis sie ihre Ohren erreichte. Eine Gänsehaut zog sich über ihre Haut.

"Es wird kalt, wir sollten gehen." Sein Blick zeigte Verständnis, doch er ließ ebenso keine Widerrede zu. Also nickte sie stumm und ergeben und platzierte Naruto ohne Probleme auf ihre Hüfte, ehe sie Itachis lautlosen Schritten, in gleicher Natur folgte.

Sie waren nicht weit von ihrer Wohnung entfernt.

Nur einige Blocks, stellte Kohana überrascht fest. Sie mussten auf dem Nachhauseweg gewesen sein, als sie wie ein Regensturm über sie hereinbrach.

Doch je näher sie ihrem Zuhause kamen; desto mehr ihre Sinne die Umrisse der Wohnung ausmachten, umso stärker wurde das Gefühl, dass sie schon vorher so vereinnahmt hatte.

Kurz bekam sie keine Luft, griff reflexartig nach Itachis Hand, bevor sie sich stoppen konnte, denn sie konnte es sich nicht leisten noch einmal so jämmerlich zusammenzubrechen. Er kommentierte es nicht. Drückte ihre Hand beruhigend immer dann, wenn ihr Herzschlag für einen Moment auszusetzen schien.

Und das tat er oft.

Mit jedem zerrissenen Blatt Papier, dass ihre Sinne streifte. Jedem ramponierten Möbelstück von denen sie schon wirklich nicht viele besaßen. Jeder Daunenfeder die einsam auf dem Boden lag und eine weiche Schicht über die Spuren der Zerstörung legte die ihren einstigen Ruhepunkt darstellte—ihr Zuhause. Ihre Augen weiteten sich unnatürlich.

Es war keine besonders gute Wohnung, keineswegs ein Umfeld für aufwachsende Kinder. Es würde nicht mehr lange dauern bis die Wände schimmelten und die Armaturen im Badezimmer abfielen. Die Dielen knarzten gefährlich, doch es gab dem ganzen ein heimisches Gefühl. Es war egal wie heruntergekommen die Wohnung auch war, sie würde immer ein Ort der Erinnerungen bleiben.

Doch—

Sie hatten all diese Erinnerungen zerstört.

Am meisten zuckte sie zusammen als sie den Hocker am Boden liegen sah, in mitten der Scherben des Geschirrs, dass sie Naruto vom Markt mitgebracht hatte, weil ihn der Fuchs darauf ein wenig an Kitsu-chan erinnerte.

Schließlich waren es die Wände die mit Worten beschmiert waren die kein Kind kennen—geschweige denn genannt werden sollte—die das Fass zum Überlaufen brachten.

Eine Mordlust breitete sich um sie herum aus, die Itachi einen Schauer über den Rücken jagte und selbst einige ANBU alarmierte, die still und heimlich ihren nächtlichen Verantwortungen gefolgt waren.

Naruto war verwirrt von dem etwas seltsamen Kribbeln, dass seine Nackenhaare stehen ließ, doch wie sollte er auch wissen was für ein Dämon hinter ihm wartete, wenn seine Augen auf die jämmerlichen Überbleibsel seines einstigen Heimes fixiert waren.

Er sprang ohne ein Wort zu verlieren aus Kohanas Armen, sprintete zu den Überresten der Dinge die ihm seine Onee-san mit so viel Hingabe rausgesucht und mitgebracht hatte. Der Hocker auf den er so stolz war. Das Geschirr, dass niemals lange genug im Schrank stand um Staub anzusetzen, weil es sein absoluter Liebling war. Die Rätselhefte über denen sie viele Nächte gesessen hatte, und all die Notizhefte die sie in den Monaten die sie zusammenwohnten anfertigte. Die er in den vergangenen zwei Wochen selbst durchforstet hatte.

Alles, alles war zerstört.

Die Fenster rücksichtslos in Splittern am Boden, von denen seine Onee-san ihn gerade rechtzeitig wegzog, bevor er sich verletzen konnte.

Seine Lieblingskleider in Fetzen und seine Fuchsmaske, die die ihm seine Onee-san an dem Tag an dem sie ihn gerettet hatte schenkte...an dem Tag an dem zum ersten Mal wirklich jemand für ihn einstand und sich gegen die Dorfbewohner auflehnte—lag lieblos und in Stücken am Boden.

Naruto spürte eine endlose Wut in ihm aufkochen. Ein Hass der sein Herz in eine Schlucht zog aus der er nicht entkommen wollte. Er war so wütend—so rasend.

Wie konnten sie einfach so in ihre Wohnung eindringen und alles zerstören? Was gab ihnen das recht? Seine Onee-san brachte ihm immerzu bei, dass alle Menschen gleich waren, also was gab ihnen das recht?

Er bemerkte nicht das orangene Chakra, dass an seinen Haaren leckte wie Flammen, oder die roten Schlitze die seine Augen so deplatziert wirken ließen auf seinem kleinen, kleinen Körper.

"Naruto. Beruhige dich." Das war alles was es brauchte. Von einem auf den anderen Moment war alles verschwunden. Die Wut, der Hass, die Mordlust.

Alles durch die warme Hand die sich auf seine zitternden Schultern legte.

Doch die Stimme seiner Onee-san war selbst nicht besonders ruhig. Sie zitterte vor unterdrückter Wut, die Blüten in ihren Augen wirkten beinahe wie Shuriken, als sie sich in dieser tiefen Dunkelheit zu drehen schienen.

"Was wäre passiert, wenn er hier gewesen wäre." flüsterte sie unter ihrem Atem, ihre Augen weit und in die Kratzer an ihren Wänden bohrend.

Was wenn Naruto nicht mit Itachi unterwegs gewesen wäre? Was wenn er hilflos in seiner Wohnung eingesperrt war in einem Viertel in dem niemand auf seine Schreie reagiert hätte? Was hätten sie ihm angetan? Wie viele Knochen hätte Kurama heilen müssen, wie viel Schmerz hätte ihr kleiner Bruder durchleben müssen, wie viel Angst—ganz allein in einer Horde von blinden, mordlustigen Bastarden die ein Kunai nicht von der Rolle unterscheiden konnten in der es versiegelt war.

Sie hatte sich so sehr auf die Schatten konzentriert, dass sie eine noch viel größere Gefahr für den blonden Jinchūriki vollkommen außer Acht ließ.

Sie mussten bemerkt haben, dass sie einige Zeit nicht nach Hause kam, dachten dass sie ihren kleinen Bruder zurückgelassen hatte. Diese elendigen—

"Kohana-chan, was...geht hier vor sich?" Genma zuckte deutlich zurück, als ihre furiosen Iriden auf ihn schnappten und eine erneute Welle der Mordlust ihn überschwemmte. "Was geht hier vor sich?" murmelte sie gefährlich und lachte trocken auf. "Ja, das frage ich mich auch."

Doch sie ließ die Erklärung offen im Raum stehen, nicht darauf vertrauend etwas vor Naruto zu sagen, dass sie nicht eines Tages bereuen würde.

"Geh und sag Hokage-sama bescheid, dass ich augenblicklich mit ihm sprechen möchte. Mir vollkommen egal ob die Besprechungszeiten vorbei sind oder nicht." fügte sie an und ignorierte, wie ihr Sensei nicht ein Wiederwort gab, ehe er sich in Luft auflöste.

"Itachi, ich weiß, dass du schon viel deiner kostbaren Zeit mit Naruto verbracht hast, aber könnte ich dich um den Gefallen bitten für die Nacht auf ihn aufzupassen? Er kann nicht hier—" Sie brach sich ab, als ihr Blick auf die chaotischen Schriftzüge fiel, die aussahen als wären sie mit purem Blut an die Wand gekritzelt worden. Deren rote Farbe die Überreste all der Erfolge ihres kleinen Bruders tränkte auf die sie so stolz war—auf die sie bestanden hatte an die Wand zu hängen, weil es wichtige Meilensteine in seiner Entwicklung waren.

"Naruto-kun ist keine Belastung, ich bin mir sicher Haha-ue wäre mehr als bereit euch für immer bei uns aufzunehmen." Sie überhörte das unausgesprochene Angebot nicht, doch sie schüttelte den Kopf. "Eine Nacht genügt, nur bis ich..." Sie atmete tief aus. "—mich um das Chaos hier gekümmert habe."

Itachi nickte verstehend, dann drehte er sich zu Naruto, der noch immer schmerzerfüllt auf die Fuchsmaske blickte. Er wollte die Fuyumi nicht allein lassen, nicht nachdem sie sich gerade so aus einer schweren Panikattacke gezogen hatte. Aber er wusste jeglicher Einwand war nutzlos. Also legte Itachi eine beruhigende Hand auf Narutos blonden Schopf.

"Komm, Naruto-kun. Es ist schon spät."

Der Blonde wollt Widerworte geben, doch bei dem brennenden Blick seiner Onee-san, selbst wenn er nicht auf ihn gerichtet war, blieb ihm jeglicher Konter im Halse stecken.

Sie verabschiedeten sich leise, sie umarmte ihn mit so viel Liebe wie sie in ihrer unendlichen Wut aufbringen konnte, bis sie schließlich allein in der nun stillen Wohnung zurückblieb.

Allein in dem Chaos das diese Dorfbewohner ihrem Zuhause angetan hatten.

Dem ersten Zuhause, dass Naruto hatte. Sein Rückzugsort. Der einzige Ort an dem er sicher sein sollte.

Und sie hatten ihn zerstört. Sie hatten einen Alptraum erschaffen.

Wenigstens erklärte es, woher das schauderhafte Gefühl in ihrem Magen herrührte.

Ohne Itachi wäre Naruto vielleicht tot. Der Gedanke traf sie so unvorbereitet, dass sie beinahe zu Boden sank. Sie kannten keine Grenzen.

Sie schlossen ihren kleinen Bruder aus, mieden ihn wie die Pest, nannten ihn ein Monster.

Wenn sie doch mehr Monster waren, als er es jemals sein könnte.

Und sie hatte genug.

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