Beautiful Nightmares

By Vereoo

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𝗜𝘀𝘁 𝗲𝗿 𝗶𝗵𝗿 𝗥𝗲𝘁𝘁𝗲𝗿 𝗼𝗱𝗲𝗿 𝗱𝗼𝗰𝗵 𝘀𝗰𝗵𝗹𝗶𝗺𝗺𝘀𝘁𝗲𝗿 𝗔𝗹𝗯𝘁𝗿𝗮𝘂𝗺? Eleonora (Nora) Da... More

Still und leise
Nora's Playlist
(1) Bevor alles Schwarz wurde
(2) Pardon, mon poussin
(3) Die Büchse öffnet sich
(4) Das Grinsen der Katze
(6) Ein blutroter Feiertag
(7) A little party never killed nobody
(8) Im Bann der Vergangenheit
(9) Frische Minze und alter Whiskey
(10) Casanovas stehen auf Leichen
(11) Stechendes Violett
(12) An Tagen wie diesen
(13) Der Traummann
(14) Das abgef*ckteste Jubiläum aller Zeiten
(15) Eine sexy Steinmaske aus dem Schaufenster
(16) I knew you were trouble
(17) Fremde Vertraute
(18) Kopfgefechte
(19) Der Schlüssel
(20) Wie Motten das Licht
(21) Gewohnte Prioritäten und ihre Ausnahmen
(22) Taktik und Spiel
(23) Glühende Kohlen
(24) Auf Inferno's Pfaden
(25) Leuchtendes Purpur
(26) Von Kammerjägern und Ratten
(27) Ohne zu Zögern
(28) Zombie-Theorien
(29) Das wunderschöne Übel
(30) Ein unwirklicher Film
(31) Eine Schlange auf Eis
(32) Luft voller Elektrizitäten
(33) Hörner des Teufels
(34) Sie glauben diese Geschichte ist wahr?
(35) Du bist nicht allein
(36) Brennende Stiche
(37) Tränen aus Tinte
(38) Züngelnde Flammen
(39) Inside a killer, thriller
(40) Der perfekte Bissen für unterwegs
(41) Am Ende des Einbandes
(42) Die zweiseitige Münze
(43) Im Auge des Sturms
(44) Weich wie Butter
(45) Öl ins Feuer
(46) Zwischen Raum und Holz
(47) Schuppiges Onyx
(48) Das hässliche Gesicht der Wirklichkeit
(49) Das Ungeheuer hinter der Mauer
(50) Der Kreis schließt sich
(0) Aufgang des dunklen Mondes - Die Geschichte des Hisarlık
Danksagung an Mama
Danksagung an Dich

(5) Die Ränder der Zeit

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By Vereoo

Eleonora

[Vor sechzehn Jahren...]

Die erste Klassenstufe. Einschulungstag.
Alles hatte damit begonnen. Alles.

Ich erinnerte mich noch genau an diesen einen Morgen. Es war der Morgen, an dem ich so lächerlich aufgeregt gewesen war. Mom hatte mir sogar beide Schuhe zubinden müssen.
Ich erinnerte mich auch daran, dass ich voller Hektik aus der Tür hinaus geeilt war.

Ich erinnerte mich...

Die Ränder meines Kopfkinos verfärbten sich dunkel. Mich quälte der Atem.

Da war ein Raum.
Ein Raum, mit dünnen Wänden.
In diesem gab es so gut wie keine Luft.
Er war viel zu eng.

Doch ich war nicht in meinem Albtraum.
Ich war nicht in meinem persönlichen Thriller.

Langsam schritt ich durch den nur schwach beleuchteten Korridor.
Die Deckenlichter flackerten unermüdlich.
Vor mir lag ein weiter, schmaler Gang. Ich wusste nicht, wo ich war, aber ich kannte diesen Ort... - Nein.

Ich lief an dem leblosen Körper der blonden Frau vorbei.

Ich war nicht in meinem Albtraum.
Viel schlimmer: Ich war allein.

Allein und verlassen. Ganz allein.
Als messerscharfe Klauen die Wand berührten. Sie zerfetzten... Bis schließlich nur noch ich übrig blieb. Ich allein. Ich und...

Tief zog ich den Atem ein und verbannte die Bilder, den Grund für all das hier, wieder in diese eine Ecke in meinem Kopf. In die Ecke, in die ich nicht freiwillig blickte.

Ich erinnerte mich...

Stattdessen. Dunkelheit verflüchtigte sich.
Wieder ging ich entlang des Weges...
Ich trug mein Lieblings Outfit, denn Mom hatte wieder einmal zugelassen, dass ich eines dieser peinlichen T- Shirts trug. Michael Jackson. Auf meiner Brust prangte der Kopf dieser Popikone und er lächelte.

„Because... It's a thriller," war hierbei meine Standart-Antwort auf irgendwelche Fragen gewesen.

Witzig. Heutzutage trugen meine schlimmsten Albträume den gleichen Namen, wie Michael Jackson's größter Hit.

Da war es gewesen: Mein „abgedrehtes, altes Ich". Zu dieser Zeit hatte ich mich noch selbst eine „Pop-Song-Fanatikerin" genannt. Ich war eine völlig andere Version von „Eleonora Davis" gewesen.

Offen gab ich es zu, denn heute vermisste ich sie ein wenig, die alte Optimistin in mir. Die jüngere Nora hatte nur an das Positive im Leben geglaubt, sie hatte noch Erfolg im Ausstanzen ihrer Sorgen gefunden. Sie genoss die Ablenkung und das in einem Dauerschleifen-Takt.

Doch noch viel wichtiger war, dass ich an diesen einen Tag zum aller ersten Mal auf meinem heutigen, besten Freund „Rys", getroffen war.

Niemals würde ich wohl diesen Gesichtsausdruck vergessen. „Starrkopf-Riley".  Sein Mund war verzogen gewesen und seine Pupillen richteten sich geradeaus. Mit beiden Beinen saß er da, auf einer Fensterbank taumelnd.

Es erweckte den Anschein, als würde er sie gar nicht sehen. Die zwei Schüler aus der Oberstufe, die ihn abwertend ansahen und ihre Grimassen zogen. Sie machten sich lustig über ihn, den alten „Oldschool-Riley".

»Na, du kleines Schwabbelchen. Nicht dass die Bank gleich bricht,« es waren die Worte des Älteren, welche ich niemals vergessen werde.
»Mama hat sicher nicht mehr genug Geld, nach alledem was die wohl einkaufen muss, um dich satt zu kriegen. Oder?«

Beide lachten sich schlapp.

Zur damaligen Zeit war es kein Geheimnis gewesen, dass Riley's Vater nicht genügend Geld mit nach Hause brachte, sondern lieber in Bourbon und Whiskey versank. Seine Mutter arbeitete darum doppelt so hart und viel, in einem kleinen Imbissladen direkt neben der Schule, hier um die Ecke. Jeder kannte die freundliche Stimme von Laurence Summers. Jeder kannte Riley's Familie, jeder wusste um seine Geschichte.

Mein Blick schwang damals zwischen den Jungs, hin und her. Nur noch wenige Minuten hatte die Pause vom Unterrichtsbeginn getrennt. Die Situation jedoch ließ es mich schnell vergessen. Also beobachtete ich Summers aus einer sicheren Ecke. Zusammengekniffene Brauen waren tatsächlich das Einzige, was sich in dessen Gesicht regte - Dem Jungen, der mindestens zwanzig Kilo mehr auf die Waage brachte, wie der Typ, der ihn versuchte zu mobben.

»Ey, Dicker. Ich habe mit dir geredet,« brüllte nun sein Gegenüber, der Größere von Beiden.

Als der „Dicke" hierauf nicht reagierte, trat der Großkopf ihm gegen das Schienbein.

„Just beat it," verhallte die Unruhe in meinem Kopf.

Vor Lachen konnte sich sein Nebenmann nun kaum noch halten: »Haha. Vielleicht redet er ja, wenn wir ihm Minzbonbons geben.«

Mistkerle.

„You wanna stay alive, better do what you can", antwortete mir Michael im Geiste. Und jegliche Nervosität des Morgens war wie weggeblasen. »Hey, Allister.«

Die beiden Jungen, darunter auch „Allister", starrten mich ungläubig an.

Ich ignorierte es: »Vielleicht passt du lieber auf, dass dein Dad seine Schulden begleicht. Wir wollen doch nicht, dass es Ärger gibt.«

Selbstbewusst blickte ich ihm in die Augen.
Es handelte sich um niemand anderen als „Andrew Allister".

»Such' dir ein anderes Opfer, Allister. Lass' deinen Frust woanders raus!«

Zum damaligen Tag, hatte ich schon gewusst, dass sein Dad, meinen Dad um eine Arbeitsstelle angebettelt hatte. Es war nur ein paar Tage her gewesen. Mitten in der Nacht hatte ich gehört, wie sie telefonierten. Mein Vater hatte ihn aus Mitleid eingestellt, denn um Andrew's Familie hatte es wesentlich schlechter gestanden. Schlechter als um Riley's. Sie erstickten geradezu in Schulden, wohingegen Laurence Summers hinter dem Tresen noch lächelte. Sie leistete gute Arbeit und brachte zumindest tägliches Brot mit nach Hause.

Andrew Allister's Augen hatten sich zu Schlitzen verformt. Es sah aus, als hätte er gerade sein nächstes Ziel und Opfer fixiert. „Mich".

Irgendetwas Giftiges schien Allister augenscheinlich auf der Zunge zu liegen.
»Ah, eine Davis. Sag' doch bitte Daddy-Davis liebe Grüße von mir,« zischte er stattdessen und zog mit seinem Anhängsel von dannen.

Als ich mich dann meiner neuen Bekanntschaft zuwandte, war der pausbäckige Junge schon längst wieder verschwunden.

Das Klingeln zum Unterrichtsbeginn.
Da hatte „Oldschool-Riley" nun auf der Türschwelle gestanden. Kurze, kringelige braune Haare und eine kräftige Körperstatur. Nicht zu vergessen, die kreisrunde Brille, welche er im fülligen Gesicht trug.
Erst zu diesem Zeitpunkt war mir aufgefallen, dass wir wohl schon vor der Pause in einem Klassensaal gesessen haben mussten. Er sah etwas niedergeschlagen aus.
Doch plötzlich. Er lächelte mich an. Und ich bildete mir ein, dass dies wohl das „Dankeschön" für vorhin sein musste. Und auf einmal machte es etwas mit mir. Ich fühlte mich plötzlich in einer neuen Klasse nicht mehr ganz so allein. Ein Gefühl, welches sich verstärkte, als dieser sich sogar neben mich auf den Platz setzte.

»Sag ma' wo sind denn eigentlich deine Schulbücher?«

Mir wurde schlecht. »Was?« Kann das sein?

Tatsächlich. Ich hatte die Bücher zu Hause vergessen.

Als wäre dies nicht schlimm genug gewesen, schob er noch hinterher: »Oh je, dein Blick. Hoffentlich machst du dir gleich nicht in die Hose.«

Was ein Blödmann.

Stille.

»They don't care about us,« nuschelte er. Leise.

Doch ich erkannte sofort, dass er einen Song des King of Pop zitierte.

»Michael Jackson,« sprach er es plötzlich aus und betrachtete mein T-Shirt. »Billie Jean ist ziemlich gut.«

Was?

Ich erinnerte mich. Zu selten in meinem Leben war ich sprachlos gewesen. Noch nicht einmal mein Standardspruch war mir über die Lippen gekommen.

Der Typ war also auch ein Fan. E-R.
Wer hätte das gedacht? A thriller.

Riley atmete plötzlich aus: »Ähm... Du. Danke, nochmal... wegen eben. Wirklich.«
Sein Blick verfing sich jedoch in der Zimmerdecke: »Sorry. Ich weiß nur nicht... wie man sich richtig für etwas bedankt.« und er schob das Mathematikbuch über den Tisch.

»Danke,« hauchte ich. »Mein Name ist Eleonora Davis. Du bist... Riley Summers, richtig?«

Er nickte. »Dein Dad ist doch total reich, nicht wahr?«

Ich zuckte mit den Schultern. Super.

Viel zu oft war ich bereits in eine Schublade gesteckt worden. Doch seine Augen waren ehrlich. Und mir wurde klar, dass er einfach nur aussprach, was ihm auf den Lippen gelegen hatte. Ich mochte ihn.

»Tut mir leid, wenn ich so direkt bin. Ich kann eben nicht anders.« und Riley hielt mir die Hand hin, »aber freut mich wirklich dich kennenzulernen, Eleonora.«

Tatsächlich schafften wir es durch die nächste Stunde Mathematik, mit nur einem Buch, ohne das der Lehrer es bemerkte. Und irgendwie kam es auch dazu, dass wir den Nachmittag gemeinsam verbrachten. Wir hörten alte Platten meines geliebten Beat-It-Sängers. Dad hatte mir nämlich zu meinem sechsten Geburtstag, einen alten Schallplattenspieler vom Dachboden geholt. Ich liebte das Ding. Und Riley teilte meine Liebe sofort.

Es war der erste aufreibende Tag, einer langjährigen Freundschaft gewesen.
Unser Anfang.

Durch Rys erschien mir das Leben weniger ernst. Durch ihn erschien mir die Welt nicht mehr so farblos, wie sie einst war.
Er und meine Eltern waren das Kostbarste was ich besaß und je besessen hatte.
Sie waren meine Familie.

...

Doch da war auch ein Raum.
Und ich war ganz allein. Ich.
Da war niemand.
Und ich bekam keine Luft. Und...

...

Und...

Und ich blinzelte die Erinnerung hinfort.

𖥸

»Nora? Bist du noch da drin?« es klopfte gegen eine Tür.

»Oh verdammt.« Ich war wohl kurz weg geschlummert.

Noch immer lag ich in Mitten der Besenkammer.

Ein Lichtstreifen erhellte das Dunkel und Rys trat hinein: »Du wirst jetzt wohl nicht hier auf mich gewartet haben, oder? Oder möchtest du, dass ich direkt dort weitermache, wo ich aufgehört habe?«

Etwas Dunkles brannte in seinen Augen. Verlangen. Bevor dieser Brand mich anstecken konnte, trat ich durch die Tür nach draußen.

Auf dem Flur war es zum Glück ruhig und ein Blick auf die Uhr beruhigte mich. Noch hatte ich keine der anderen Vorlesungen verpasst.

»Hey, Queen of Pop,« es war ein alter Witz.
Doch erst jetzt bemerkte ich das Heißgetränk in seiner Rechten: »Hier, ich hab dir noch nen Kaffee besorgt,« säuselte er.

Kurz tauchte wieder das Abbild des kleinen Jungen vor meinem inneren Auge auf. Heute war dieses ein vollkommen anderes Bild im Gegensatz zu damals.
Er war so reif geworden. So unfassbar groß. Trainiert. So unglaublich männlich.

Ich nahm den Pappbecher mit dem namentlichen Aufdruck unserer Uni, nämlich dem „Greenville College" entgegen: »Danke sehr.«

»Kein Problem, Prinzessin.«

»Der kommt zwar ziemlich spät, für meinen Geschmack, aber dennoch... danke, « gab ich ironisch von mir und setzte sofort den Becher an die Lippen.

Lecker. So wie ich ihn mag.

»Was ist mit den Mädels von vorhin?« fiel mir plötzlich unsere Unterbrechung ein. Der Grund, weswegen ich in der Besenkammer „gewartet" hatte.

»Was denkst du wo ich den Kaffee her habe? Die Gefahr wurde beseitigt. Ich habe alles unter Kontrolle.«

»Riley Summers, der Weiberheld,« verdrehte ich die Augen und lachte.

Er legte einen Arm um mich und stimmte mit ein. »Sag' mal... Schläfst du ab jetzt immer in Besenkammern?«

Es war tatsächlich der angenehmste Schlaf, den ich seit Langem hatte. »Sehr witzig.« Vielleicht sollte ich es tatsächlich in Erwägung ziehen?

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