Der Anfang vom Ende

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,,Am...am Mittwoch bekam ich einen Brief.", begann Melanie mit zittriger Stimme. Emma setzte sich neben sie und strich ihr tröstend über den Rücken. Philip, der sich gegenüber der beiden auf den Sessel gesetzt hatte, war erstaunt über die Ähnlichkeit gegenüber ihrer Mutter. Ihr Verhalten, ihre Mimik und Gestik, ja sie sah sogar aus wie eine Jüngere Ausgabe von Franzi. „Melli, lass dir Zeit. Niemand möchte dir etwas Böses.", sagte Philip mit seiner Psychologenstimme. „Doch", kam es von es von Melli zurück, „Christoph."

Christoph, vor einigen Jahren, verliebte Melli sich in ihn. Es war das erste Mal seit Nils sie verlassen hatte und trotzdem wurde sie enttäuscht. Blind vor Liebe half Melli Christoph in eine Kirche einzubrechen, damit er einmal auf der Busch-Orgel spielen konnte. Diese sollte nämlich am nächsten Tag nach England verschifft werden. Melli brach die Tür auf und ging mit Christoph hinein. Dieser hatte während dessen ein Bild von ihr mit seinem Handy geschossen, auch vom gemeinsamen, nächtlichen Freibadbesuch hatte er ein Foto gemacht. Beide Fotos ließ er Mellis Vorgesetzten zukommen, dadurch verlor Melli fast ihren Job. Am Ende durfte sie doch in ihm Polizeiberuf bleiben, doch ihre Beziehung zu Christoph war beendet.

Phillip sah sie erstaunt an. Die Sache mit Christoph war schon Jahre her, damals war Felix noch nicht einmal auf der Welt. Jetzt sollte er sie wieder bedrohen oder gar erpressen?

„Wer ist Christoph?", fragte Emma verwirrt. Doch Phillip machte ihr mit einer kleinen Handbewegung deutlich, dass sie nicht weiter nachfragen sollte. Stattdessen fragte er: „Der Christoph?" Melli nickte und nahm sich eins der Kissen vom Sofa. Es war eines der Kissen, die sie zusammen mit Emma und Franzi in den letzten Sommerferien genäht hatten. Sie knetete es mit ihren Händen, ein Zeichen dafür, wie nervös sie war. „Ich habe ihn draußen gesehen, mit einer Kamera in der Hand. Er stalkt uns.", erzählte sie weiter. Erschrocken sah Emma sie an, „Wer ist „uns"?"

Inzwischen war sich Mellis Hautfarbe von 'Kreidebleich' zu einem leichten grünen Farbton gewechselt. „Du, deine Mutter und ich.", krächzte sie, bevor sie aufsprang und in Richtung Badezimmer rannte.

Philip sprang auf und ging in den Flur, dort schnappte er sich die Autoschlüssel und zog sich die Schuhe an. „Wo willst du hin?", fragte Emma verwirrt. „Wir fahren jetzt aufs PK und zeigen ihn an.", antwortete er hektisch, denn er wollte Melli aus dem Bad holen. „Papa, denkst du, das ist eine gute Idee? Wenn er weiß, dass er gesucht wird, wird er doch alle Beweise vernichten. Ich würde bis morgen warten und es dann so aussehen lassen, als ob Melli normal arbeiten gehen würde." Erstaunt guckte Philip sie an und gab ihr Recht.

Nachdem Mattes und Franzi wieder zurückkamen, bemerkten sie sofort die bedrückte Stimmung. Melli saß in eine Decke gewickelt auf dem Sofa, Emma lag auf dem Teppich und langweilte sich. Phillip, lief unruhig im Wohnzimmer hin und her. Fragend sah Franzi sich um: „Was ist denn hier schon wieder los?" Emma, die schon gespannt war was ihre Mutter und Mattes zu der Geschichte sagen würden, setzte sich aufrecht hin und spitzte die Ohren. Auch Melli setzte sich gerade hin und klopfte mit der Hand auf den freien Platz neben sich. „Ich muss euch etwas erzählen, setzt euch!", kam es als Antwort von Melli und dann begann sie erneut. Sie erzählte alles, von Christoph bis hin zu Emmas Idee ihn erst am nächsten Tag auffliegen zu lassen. Außerdem erklärte sie Emma wer Christoph überhaupt war.

Nachdem sie zu Ende erzählt hatte staunten Franzi und Mattes nicht schlecht. „Mensch süße, warum hast du denn nichts gesagt? Du kannst mir doch alles erzählen.", kam es von Mattes, „Hat er dich bedroht?" Melli nickte und Tränen glitzerten in ihren Augen. Franzi, der es im Herzen weh tat ihre Freundin so traurig sehen zu müssen, nahm sie in den Arm.

Melli und Mattes entschieden sich über Nacht im Haus der Familie Jung zu bleiben. Da es schon reichlich spät war, gingen alle ins Bett. Franzi und Philip ins Schlafzimmer, Melli und Mattes ins Gästezimmer und Emma in ihr eigenes Zimmer.

Bevor sie das Licht losch, schrieb sie Fynn noch eine Nachricht.

Hey,

hier ist mal wieder das reinste Chaos.

Gute Nacht :*

Fynn war seit zwei Wochen ihr erster, fester Freund. Er hatte sich Sorgen um sie gemacht, als sie kurz nach Franzis Unfall so schlecht ging. Er sprach sie darauf an und so kamen sie sich näher.

Ein kleines neues Leben - Notruf HafenkanteWhere stories live. Discover now