Gedanklich woanders

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Gedanklich woanders
Ich dachte die ganze Fahrt über nur an Ruri. Ich freute mich riesig,
sie wiedersehen zu dürfen. Auch wenn sie nicht mehr meine beste Freundin war, sie würde es wieder sein, da war ich mir sicher!
„Ihr habt euch lang nicht mehr gesehen, oder?“, fing meine Mutter ein eher einseitiges Gespräch an. Ich nickte langsam. „Ja…“ „Sie wird sich bestimmt über deinen Besuch freuen!“, meinte meine Mutter dann nach einigen Minuten. „Bestimmt…“, sagte ich, ohne richtig zu wissen, was ich da eigentlich sagte. 
In Wirklichkeit war ich gerade ganz weit weg. 

Flashback:
Ich war so schüchtern wie immer und mir war überhaupt nicht wohl. 
Ich fühlte mich so fremd in der Klasse und stotterte auf Anfrage meines neuen Lehrers meinen Namen ganz leise. Der Lehrer beugte sich zu meiner kleinen Gestalt hinab. „Hm? Wie bitte? Tut mir Leid, aber ich glaube,
die Anderen haben dich nicht richtig verstanden! Bitte wiederhole dich!“
, sagte der Lehrer freundlich. Ich zuckte ängstlich zusammen. 
Ich war total nervös. Nach ein paar Sekunden, in denen mich alle Schülerinnen und Schüler meiner neuen Klasse von ihren Plätzen her anstarrten, 
ging ich zum Lehrerpult, schrieb ‚Tenshi Ishiguro, 7 Jahre alt‘ darauf und hielt ihn zitternd in die Luft, so hoch es meine kurzen Arme eben zuließen. 
Alle starrten auf das Blatt und ich bekam Heimweh. 
Eine endlos lang andauernde halbe Stunde später saß ich auf einer Schaukel an der Seite und sah schüchtern zu den anderen Mädchen aus meiner Klasse zu, 
die auf einer Wippe wippten, plauderten und lachten. 
Dann plötzlich sah eines der Mädchen auf und blickte mich an.
Nach einer Minute, in der sie mich nur angeschaut hatte und ich flüchtig zu ihr rüber gelugt hatte, stand sie auf und kam zu mir rüber. 
„Hi, ich bin Ruri Yashiro! Hey, du bist doch meine Kosine, oder?
Sorry, das hört sich jetzt vielleicht blöd an, aber wir sind uns ja trotzdem noch nicht begegnet, immerhin lebtest du vorher weit weg. “
Schüchtern nickte ich und sah zu ihr hoch. Sie lächelte breit. 
„Freut mich, dich kennen zu lernen, Tenshi!“ Ich lächelte schüchtern. 
„Hey, ist es nicht doof, allein hier rum zu sitzen?“, fragte sie. Ich sah zu Boden. „Hm… Du bst wohl nicht der Typ vieler Worte, was? Egal!“
Sie lächelte fröhlich und hielt mir eine Hand hin. „Komm doch und gesell dich zu uns, das ist bestimmt viel lustiger, wenn du dabei bist!“, meinte sie. 
Ich starrte auf die Hand. 
Erleichterung machte sich in mir breit und ich ergriff vorsichtig ihre Hand. 
Sie zog mich hoch und gingen Hand in Hand zu den anderen Mädchen. 
Und auch wenn ich an der Seite stand und nicht viel sprach, 
so war ich dennoch ab dem Tag ein Teil dieser kleinen Gemeinde und ich hatte gelächelt und innerlich fröhlich mitgelacht, 
während äußerlich ein kleines Lächeln zustande kam. 
Und ab dem Tag waren ich und Ruri unzertrennliche Freunde, 
die immer zusammen hielten und wenn der eine nachsitzen musste,
dann leistete der andere ihr Gesellschaft. 
Dies konnte man als die glücklichste Zeit meines Lebens beschreiben.
Flashback ende

Ich musste lächeln, als ich an diese entscheidende Wendung meines Lebens dachte. Früher noch war ich mein genaues Gegenteil gewesen: 
schwach, ängstlich, schüchtern, überhaupt nicht selbstbewusst und weinerlich. Heute war ich dank Ruri ein ganz anderer Mensch. 
„Ich lass dich hier raus, ja?“, fragte meine Mutter und verlangsamte das Auto.
Ich trat aus, winkte meiner Mutter zum Abschied zu und trat dann auf den kleinen steinernen Weg, der zu der mit Blumentöpfen umringten Tür führte. 
Da wurden alte Erinnerungen wach… 
Hach, wie gut ich mich doch noch an diese Tür erinnern konnte.
Ich legte meine Hand  auf die vom Wind gekühlte Klingel und wartete…

Die Schicksalsbestimmerin (Naruto FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt