Kapitel 24 Eins zu Null

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Kapitel 24 Eins zu Null

Jerome stellt mich erst nach ein paar Minuten wieder ab. Da ist es aber bereits zu spät, denn es haben uns auf dem Weg zwei Personen gefragt ob alles mit mir in Ordnung wäre. Eine alte Dame dachte wirklich, dass Jerome mich verschleppen würde und hat darauf bestanden mit mir unter vier Augen zu reden.

Es war sehr merkwürdig, das muss ich schon sagen. Aber es hat Jerome nicht davon abgehalten mich wieder über die Schulter zu werfen und weiterzutragen. Die Tränen sind bereits in meinem Gesicht getrocknet und ich sehe bestimmt wie ein wandelndes Wrack aus aber davon lässt Jerome sich auch nicht beeindrucken. "Geh doch einfach aufs WC, da gibts bestimmt nen Spiegel.", hat er gesagt.

Jetzt stehen wir vor einer schäbigen alten Bar in der sicher nur die Alkoholoker um diese Uhrzeit ihr Bierchen trinken. In dieser Bruchbude will mich Jerome schleppen und zieht mich am Arm hinter sich her.

"Was machen wir da drin? Das bricht doch sicher bald zusammen und dann werden wir verschüttet.", beklage ich mich bei ihm. "Ach komm schon, Cotton. Ich hab dir Spaß versprochen, da drin gibts Spaß. Außerdem haben sie die Bar erst restauriert. Die sind innen schöner aus als außen."

"Stimmt ist ja genauso wie bei dir. Ach nein, da ist ja beides hässlich.", kichere ich. Er nimmt mich jedoch gar nicht ernst und schlendert durch die Tür in die Bar. Es empfängt mich sogleich ein müffeliger Geruch nach Zigarren und Alkohol.

Der ganze Bereich ist düster ausgeläuchtet und die einzelnen Lichter scheinen bald den Geist aufzugeben. Die Wände sind schwarz bestrichen und es läuft Rockmusik im Hintergrund. Es richten sich sogleich ein paar Augenpaare auf uns und mustern uns abschätzig. Der Paradiesvogel (ich) und der reiche Schnösel (Jerome) scheinen wohl hier fehl am Platz zu sein unter all den Rockern mit ihren Lederjacken und langen Bärten.

Ich will sofort wieder nach draußen. Ich will nicht von ihnen gefressen werden.

"Komm weiter Cotton. Die tun dir nichts.", sagt mir Jerome ins Ohr und ich folge ihm zu einer Reihe kleiner Tische. Daneben befindet sich ein Pooltisch und ein Dartbrett.

"Was machen wir hier? Die sehen uns alle so schräg an als wollten sie uns ermorden.", flüstere ich ihm leise zu. Nicht dass sie mich auch noch hörten. Eine Kellnerin, mit Kaugummi im Mund und roten Haaren kommt zu uns und nimmt unsere Bestellung auf.

"Coton, du hast eine Fantasie. Die tun doch nichts." Er ist ziemlich selbstsicher und scheint überhaupt keine Angst zu haben.

"Und das soll mich aufmuntern. Mit dir in einer abgekommenen Bar zu gammeln und Todesblicke zu bekommen? Ich fühle mich gleich viel Besser.", nörgle ich.

"Nein, wir spielen jetzt Pool.", sagt er und zwinkert mir zu. Ich verdrehe die Augen. "Ich hab kein Talent für Pool.", sage ich aber Jerome winkt die zwei harten Jungs mit der Lederjacke zu uns herüber. Diese sehen sich kurz an, nicken sich zu uns kommen zu uns. Oh Gott, er will uns umbringen.

Ich trete ihm auf die Füße und er schreit kurz auf. "Was soll das?"

"Warum winkst du sie zu uns her? Spinnst du?" Niemand kann sich vorstellen wie mein Herz jetzt schlägt. Ich glaube ich sterbe an Herzversagen.

"Damit wir Gegenspieler haben.", bekomme ich nur als Antwort und schon stehen sie vor uns.

"Was gibts Kleiner?"

"Lust auf eine Runde Pool? Unser Einsatz." Er knallt ein paar Scheine auf den Tisch und ich blicke erschrocken auf den Tisch. Er ist verrückt geworden.

"Du willst 100 Euro verlieren?", frage ich ihn und die Rocker lachen.

"Ja, deine Kleine hat Recht. Willst du so viel verlieren?", fragt der andere mit dem Piercing in der Nase. "Brauchen wir nicht, weil wir gewinnen werden." Wieso muss er diese Leute provozieren? Wir hätten doch auch zu zweit spielen können.

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