Chapter 10: 𝑾𝒉𝒂𝒕𝒆𝒗𝒆𝒓 𝒉𝒂𝒑𝒑𝒆𝒏𝒔 - 𝒊 𝒘𝒊𝒍𝒍 𝒑𝒓𝒐𝒕𝒆𝒄𝒕 𝒚𝒐𝒖

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„Emilia!", rief eine Stimme hinter mir. Ich zuckte zusammen. Pfanne. Natürlich.
„Da bist du ja – los, wir brauchen dich beim Abendessen. Die Meute wird gleich über das Essen herfallen, und ich hab hier gefühlt zwei Hände zu wenig."
Ich stand auf, warf noch einen letzten Blick auf den Jungen im Bau – den Frischling – bevor ich mich wortlos umdrehte und Pfanne folgte.

Doch selbst als ich Gemüse schnitt, den Eintopf umrührte, Holz nachlegte – meine Gedanken waren nicht beim Essen. Sie kreisten nur um ihn. „Ich erinnere mich an nichts... bis auf dich."
Diese Worte hatten sich in mein Innerstes gebrannt

Das Lagerfeuer war bereits entfacht, als ich später mit den anderen auf die Lichtung trat. Flammen züngelten hoch, der Rauch stieg in den dunkler werdenden Himmel, vermischte sich mit Trommelschlägen, Rufen und Gelächter.

Es war laut. Chaotisch. Lebendig.
Gally hatte, wie jedes Mal, einen Ring abgesteckt, in dem zwei der Lichter zum Spaß gegeneinander kämpften. Einige standen johlend um ihn herum, andere saßen in Gruppen, redeten, lachten, tranken.

Ich saß am Rand des Geschehens. Zwischen mir und dem Feuer lagen ein paar Meter Wiese – eine Distanz, die ich brauchte.

Denn ich konnte nicht feiern.
Nicht, wenn seine Worte noch immer in mir nachhallten.
Immer wieder glitt mein Blick zu ihm. Der Frischling saß etwas weiter entfernt, nahe am Licht, aber nicht im Mittelpunkt. Er sprach kaum. Beobachtete nur. Manchmal traf sich unser Blick kurz. Ich wandte mich jedes Mal schnell ab.
Ich wusste nicht, was es bedeutete. Was er meinte. Aber mein Herz hatte geantwortet, noch bevor mein Verstand eine Chance hatte, zu begreifen.

„Darf ich?"

Ich zuckte leicht zusammen. Neben mir stand Newt, ein warmes Lächeln auf den Lippen. Ich nickte stumm, und er setzte sich neben mich, ließ sich langsam ins Gras sinken.

Eine Weile sagten wir nichts. Nur das Knistern des Feuers und das entfernte Johlen füllten die Stille.
Dann hörte ich seine Stimme.

„Ich hab gesehen, wie du ihn angesehen hast."

Ich blinzelte. „Wen?"

„Der Frischling. Er scheint dich ziemlich zu beeindrucken."

Ich warf ihm einen Seitenblick zu. Er sah geradeaus, das Feuer spiegelte sich in seinen Augen. Aber seine Kiefer waren angespannt.

„Ich... weiß nicht", sagte ich. „Irgendwas an ihm fühlt sich einfach... falsch vertraut an."

Newt schnaubte leise. „Hm. Vertraut also."
Er lächelte. Nur kurz. Aber es erreichte seine Augen nicht.

„Das ist nicht fair", murmelte ich.
„Was?"
„So zu tun, als würd's dich nicht interessieren."

Er sah mich jetzt an – direkt.
„Was, wenn es das tut?"

Ich blinzelte.
Er lachte leise, fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Tut mir leid. Ich wollte nicht... ach, ist auch egal."

Ich legte den Kopf leicht schief. „Newt..."

„Du bist nicht wie die anderen hier, Emilia. Und wenn jemand plötzlich aus der Box kommt und dich ansieht, als wärst du die letzte Erinnerung an ein anderes Leben..."
Er hielt inne. „Dann macht das was mit einem. Auch wenn man's nicht zeigen will."

Mein Herz zog sich zusammen. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte – und er ließ mir die Stille.
Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen. Denn wenn ich es tat, verlor ich mich schnell darin.
Ja, ich hab Gefühle für ihn. Aber noch nie den Mut und den perfekten Zeitpunkt dazu gefunden, es ihm auch zu gestehen. Vor allem jetzt nicht. Mit dem Frischling.
Ich merkte das Newts Blick skeptisch zu meinen Arm wanderte.
Ich hatte gar nicht bemerkt, dass mein Ärmel etwas hochgerutscht war. Der Schriftzug war wieder deutlich sichtbar:
„WCKD IS GOOD"

Ich folgte seinem Blick. Zog den Ärmel langsam herunter, bevor er es lesen konnte. Ich hatte den Schriftzug zwei Tage nach meiner Ankunft entdeckt. Doch hatte ich Angst, darüber zu reden. Ich wollte erst selbst herausfinden, was das zu bedeuten hatte. Also hielt ich es Geheim. Sogar vor Newt. Er merkte schnell, das ich etwas zu verheimlichen hatte. Doch bevor er fragen konnte, kam ich dazwischen.
„Ich weiß nicht, was das ist. Aber es macht mir Angst."
Er sagte nichts. Wartete, ob ich weitersprechen würde.
Ich sah ihn wieder an.
„Ich habe Träume, Newt. Eigenartige Träume. Träume, über die ich im Moment nicht zu sprechen vermag. Ich wache jedesmal auf und kann kaum atmen."
Ich wandte den Blick wieder ab. „Und ich hab das Gefühl, dass das hier nur der Anfang ist. Dass da draußen etwas wartet. Etwas Großes. Etwas Gefährliches. Und dass ich mittendrin stecke, ohne zu wissen, warum. Und dass ich der Grund dafür bin. Es.. es ist kompliziert"
Ich senkte meinen Kopf, den Tränen nah.

Newt legte langsam eine Hand auf meinen Arm, direkt über die Stelle, wo der Schriftzug zu sehen war. Ich wollte sie wegziehen – doch seine Berührung war ruhig. Fest.

„Emilia", sagte er. „Du bist nicht der Grund für irgendetwas. Du bist ein Teil von uns. Und was auch immer da draußen ist – du bist nicht allein."
Ich sah ihn an. Da war kein Zweifel in seinen Augen. Nur Entschlossenheit.
„Egal was passiert", sagte er, „ich werde da sein. Ich werde dich beschützen."
Ein Zittern lief über meine Schultern. Und als er langsam den Arm um mich legte, lehnte ich mich an ihn.
Zum ersten Mal seit ich hier war, fühlte ich mich... gehalten.

𝚆.𝙸.𝙲.𝙺.𝙳 𝚒𝚜 𝙶𝚘𝚘𝚍 (?)   { 𝑇𝒉𝑒 𝑀𝑎𝑧𝑒 𝑅𝑢𝑛𝑛𝑒𝑟 𝑓𝑓 }Where stories live. Discover now