Kapitel 2

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Ich hatte bereits meine Sachen zusammen gepackt, der Laden schloss in wenigen Minuten.
Ich beobachtete einen jungen Mann der gestresst den Verkauf betrat und mit schnellen Schritten die Regale ablief. Es sah aus als würde er etwas suchen, also ging ich zu ihm. "Entschuldigung, kann ich ihnen helfen?"
Er fuhr zu mir herum und funkelte mich aus blau-grauen Augen an. "Nein."
Ich zuckte die Schultern. "Okay, aber wir schließen in fünf Minuten."
Genervt stöhnte er auf: "Meinetwegen, dann helfen sie mir."
Egal wie unfreundlich er war, konnte ich mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

"Ich brauche ein Geschenk. Eine Pflanze für den Garten.", erklärte er.
Ich nickte und wollte wissen: "Gut, haben sie denn eine genauere Vorstellung?"
"Nein natürlich nicht. Sonst hätte ich das wohl erwähnt.", blaffte er mich an. Ich versuchte seinen Tonfall zu ignorieren und schlug vor: "Wie wäre es mit einer Rose? Es gibt sie in den unterschiedlichsten Größen und Farben."

Wortlos folgte er mir zu den Rosen, ich wollte ihm kurz etwas über die einzelnen Exemplare erzählen, doch er schnitt mir das Wort ab und deutete auf eine der Pflanzen. "Diese da ist gut."
Ich überlegte etwas ein zu wenden, gab mich dann jedoch geschlagen und brachte den Topf zur Kasse.
Sorgfälltig verpackte ich die Rose, als der Kunde wieder dazwischen funkte: "Geht das nicht schneller? Ich bin im Stress."
"Das merke ich wohl, so unfreundlich wie sie sind.", schnaubte ich gerade laut genug, dass er mich hörte.
Als ich ihm kühl den Preis nannte meinte ich einen winzigen Moment lang Schuldbewustsein in seinen Augen zu erkennen, doch es verblasste sofort wieder.
Als er mir das Geld auf den Tresen gelegt hatte und sich schon zu gehen wandte rief ich ihm hinter her: "Sie haben sich keine einfache Pflanze ausgesucht. Sie braucht idealer weise einen speziellen Dünger, aber da müssten sie morgen..."
"Ich werde schon klar kommen.", schnappte er und verschwand durch das Tor.

Ich seuftzte tief und machte mich ebenfalls, mit dem Fahrrad auf den Nachhauseweg. Er war mir anfangs sogar recht sympatisch erschienen mit den etwas braunen, zusammengebundenen Haaren und dem lilafarbenen Hemd, welches ihm so gut stand. Doch nach dem ersten Wortwechsel hatte sich diese Meinung schnell geändert. Er legte nicht den Wert auf die Blumen, der mir so wichtig war und schien in seinem Stress alle Freundlichkeit völlig auszublenden. Eigentlich hätte er die Gärtnerei nicht einmal finden dürfen.

Normalerweise war ich fast immer gut gelaunt und optimistisch, doch dieser letzte Kunde hatte mir gründlich die Laune vermiest. Für gewöhnlich mochte ich es auch Abends mit einigen Freunden zu zocken, doch heute wollte ich letztendlich nur noch meine Ruhe.

--

Ich hatte heute nur eine kurze Schicht im Verkauf, von elf bis fünfzehn Uhr, den Rest des Tages wollte ich nutzen um einzukaufen und ein Geburtstagsgeschenk für meine Schwester zu besorgen. Den unfreundlichen Vorfall von Gestern hatte ich nicht vergessen, doch ich schob den Gedanken daran bei Seite.

Gegen dreizehn Uhr fuhr ein Auto auf den kleinen Parkplatz vor der Gärtnerei, doch anders als erwartet stieg niemand aus und kam in den Laden. Ich ignorierte das Auto also und begann die Regale auf zu räumen.
Plötzlich räusperte sich dich hinter mir Jemand und ich fuhr herum.
Der junge Mann von gestern Abend stand mit verschränkten Armen vor mir. Ich war ein ganzes Stück größer als er und musterte ihn mit hoch gezogenen Augenbrauen.
Da ich erwartete er würde irgendetwas sagen, doch er schwieg und sah mich kühl an.

"Sie hatten doch gesagt ich solle wieder kommen.", sagte er schließlich genervt.
Meine eigene Genervtheit verwandelte sich augenblicklich in Überraschung und verdattert starrte ich ihn an. Er lachte kurz auf, kehrte dann jedoch zu seiner gewohnten Unfreundlichkeit zurück. "Wollen sie mich jetzt weiter anstarren oder erklären sie mir warum ich mir den Stress machen und nochmal herkommen musste?"
"Ich...", setzte ich an und wollte eine Stück zurück treten, das Regal war jedoch im Weg.

Als er meine leichte Überforderung mit einem Schnauben quittierte, seuftzte ich genervt, drückte ihm den Topf den ich gerade noch gehalten hatte in die Hand und schob mich an ihm vorbei. "Dann müssen sie mitkommen."
Ich konnte es nicht leiden wie er ankam und verlangte ich hätte sofort Zeit für ihn, gerade wenn er so unfreundlich war.

Mit schnellen Schritten eilte ich zu den Gewächshäusern, wo ich ihm die Blumentöpfe wieder aus der Hand nahm um sie in einer der Lagerkisten zu verräumen.
Mein Kunde tippte ungeduldig mit dem Fuß auf den Boden und fragte schließlich: "Warum bin ich denn jetzt hier?"
Ich schwieg beharrlich und räumte die Kiste zu ende ein.
"Meine Güte, sind sie endlich fertig?", stöhnte er.

Wütend ließ ich den letzten Blumentopf auf den Deckel der Kiste knallen. "Wissen sie was? Nein bin ich nicht und ich habe auch nicht vor für sie fertig zu werden. Sie können sich alleine um ihre Rose kümmern!"
Ich drehte ihm den Rücken zu und fuhr mit meiner Aufgabe fort.
Der Mann holte Luft um sauer etwas zu sagen, jedoch schwieg er und verließ mit zügigen Schritten das Gewächshaus.

Schlecht gelaunt lief ich zurück zur Kasse wo ich die Einkäufe eines Ehepaars kassierte und einer älteren Dame half, die richtigen Farben für ihre Stiefmütterchen heraus zu suchen.
Als es gerade etwas ruhiger war, lehnte Freya sich neben der Kasse an die Wand und musterte mich aufmerksam.
"Da war vorhin ein Typ, der ungefähr so alt ist wie du und unverschämt gut aussieht und er hat mit dir geredet. So schlechte Laune wie du jetzt hast, muss er wirklich ein Arsch sein."
"Vielleicht hast du recht.", grummelte ich, um dann zu erklären: "Nicht ein Arsch in dem Sinne wie du denkst, er kam gestern und hat einen Rosenstrauch gekauft und er ist einfach extrem unfreundlich."

Ich sah förmlich wie Freya überlegte ob sie bedeutungsschwanger mit den Augenbrauen wackeln oder Verständnis zeigen sollte. Ich nahm ihr die Entscheidung ab in dem ich fragte: "Wie war das Date gestern?"
Ihre Augen begannen zu strahlen.
"Es war toll, wir treffen uns in drei Tagen wieder, sie hat gesagt sie freut sich."

Ich lächelte, es freute mich für sie. "Weißt du was, du gehst jetzt nach hause, ich mache den Rest hier. Auf dem Weg kaufst du dir ein Eis und denkst nicht mehr an ihn.", grinste sie plötzlich und schob mich demonstrativ zur Tür hinaus.

Garden || ZomdadoOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz