Paradies - das Ende der Welt!

3. Kapitel: Dir Mexikanerin

Die Lösung ist denkbar einfach. Katrin bleibt und fliegt nicht zurück nach Deutschland. Sie wird eine Mexikanerin. Sie wird Rogelios Frau. Innerhalb einer Woche organisiert er alles, regelt Katrins Aufenthalt, kümmert sich darum das von Mexiko aus in Katrins alter Heimat alles geklärt wird was mit Behörden und Ämtern zu tun hat. Kurz Katrin wird zur Frau von jemanden, das was sie nie wollte, doch sie hatte die Wahl zwischen einem Bild von einer Beziehung welches ihr den Hals zuschnürt oder zurück in eine Situation in der sie über kurz oder lang allen anderen den Hals zuschnürt.

Katrin heiratet Rogelio in einer ganz kleinen Zeremonie, ohne die Anwesenheit von Rosario. Dafür mit ein paar wenigen Freunden Rogelios und Herrn Fürthler, dem Mann aus der deutschen Botschaft der sie in der letzten Woche beraten und vermittelt hat, der sich zusammen mit Rogelio dafür eingesetzt hat das Katrin aus ihren Arbeitsvertrag kommt und vor allem das sie problemlos die mexikanische Staatsbürgerschaft erlangt.

Ein kleines Essen in einem sehr guten Restaurant. Die Atmosphäre ist so untypisch für eine Hochzeit, alle sind entspannt und gelassen, fröhlich, scherzen miteinander und Rogelios Freunde sind sehr herzlich zu Katrin. Den Gästen fällt auf das Katrin für eine Deutsche ausgezeichnet Spanisch spricht und sie fragen sie nach ihren spanischen Familiennamen. Katrin klärt auf das ihre Mutter Deutsche und ihres Vaters Familie spanischen Ursprungs ist und das sie auch beide Seiten in sich spürt. Es wird sehr gut gegessen, viel getrunken und gelacht und getanzt, die ganze Belegschaft des Restaurants feiert bis in die frühen Morgenstunden mit.

Während dieser ganzen Zeit fällt Katrin immer wieder Herr Fürthler auf. Dieser eloquente, auffällig - unauffällige Mann, dessen Erscheinungsbild ein wenig an eine sympathischen Nazi erinnert. Was ja an sich schon ein Widerspruch ist.

Er ist stets sehr gut gekleidet, immer gepflegt, selbst seine Stimme ist gepflegt und hin und wieder wenn man sich vollkommen von seiner optischen und verbalen Eloquenz hat einlullen lassen, taucht etwas in ihm auf, was merkwürdig ist. Es ist ein Zwinkern seinerseits, ein süffisantes, für Katrin nicht deutbares Grinsen, alles in Bruchteilen einer Sekunde und dann dieses unweigerliche Gefühl das Herr Fürthler sie permanent beobachtet, selbst wenn er ihr mit dem Rücken zugewandt ist. Er nimmt sie wahr.

Es ist ein schöner Tag und sie ist erfüllt und zufrieden Rogelio glücklich zu sehen. Sie selbst ist glücklich nicht mehr in Deutschland zu sein, hier zu sein. Die letzten Tage hat sie es sogar genossen das Rogelio und Herr Fürthler sich um alles gekümmert haben, das sie sich mal zurück lehnen konnte und einfach nur machen lassen durfte.

Sie merkt wie hier nach und nach ihre spanischen Wurzeln wieder hochkommen, sie fühlt sich wild, frei und heiß, paradox wo sie sich gerade verheiratet hat. Sie ist erstaunt über sich selbst als sie auf Toilette geht und in den Spiegel blickt und diese Katrin noch nicht erkennt, es ist als ob sie einen Vorhang beiseite geschoben hat und was darunter zum Vorschein kommt glüht, sie glüht.

Eine jede und ein jeder tanzen mit der Braut, mit ihr. Herr Fürthler nimmt sie und führt sie sanft aber bestimmt, sie ist verwundert dass sie seit Stunden hier sind und trinken und trinken und Herr Fürthler nicht nach Alkohol riecht. Er kommt mit seinem Gesicht ihrem ganz nahe und sagt:

„Mexiko wird sie brauchen Katrin, wir können froh sein sie hier zu haben."

"Wie bitte?"

Herr Fürthler lächelt und stellt sich vor: „Ich bin Wolfgang."

"Und ich jetzt offiziell für sie: Frau Obrador Quesada."

Er entschuldigte sich sehr diskret und wollte ihr auf keinen Fall zu nahe treten, danach verlässt er sofort die Feier und Katrin bleibt mit einem Gefühl der Ahnung zurück. Die Ahnung das Herr Fürthler etwas weiß, etwas über sie weiß, so wie er gelächelt hat, lächeln nur Wissende die auf den Zeitpunkt warten ihr Wissen wie eine Bombe platzen zu lassen.