Ich verirrte mich auf Venedigs Straßen. Sag mir, worum ging es hier, ging es dir, ging es mir? Sag mir, dass ich verstehe, verstehe, wo deine Tränenflüsse hinflossen, sich kreuzten, umgingen, ineinander mündeten, auseinander gingen, begannen und endeten. Ich verstehe nicht, aber sag es mir. Ich hörte nur deine an Tränen erstickten Laute. Ich war hilflos, hatte keine Karte, nur den Überblick über Venedig verloren. Ich war ein vereinsamter Gondelfahrer, fuhr über dich, verletzte dich, wusste nicht, wohin ich fahren sollte, wo ich erwünscht war und wo nicht, hatte keine Reisenden auf meiner Gondel, war allein, bitterallein. Die Strömung riss mich mit. Meine Augen waren mir verbunden. Zeit verwischt. Noch immer habe ich den Verschluss der Augenbinde nicht gefunden. Du warst Venedig, als du weintest. Du warst Venedig, als ich keinen Ausweg aus deinen Tränenflüssen fand.
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Venedig
PoetrySie war Venedig, als sie weinte. 09/04/20 ALL RIGHTS RESERVED! NO PUBLIC DOMAIN!