Lippenbett

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Ich vergaß. Ich vergesse noch immer so viel, sehne mich nach deinem Duft, selbst nach den fremden, eleganten Tauben, die über deine Wege flogen und allem Fremden, aber am meisten sehne ich mich nach dir. Ich sehne mich nach Venedig. Ich vergaß. Du entgleitest mir, Wasser rinnt durch meine Hände. Du bist unaufhaltsam, immer in Bewegung, ruhend und morgen schon nicht mehr da, übermorgen vergessen. Ich vergaß. Ich sah dich an. Dein eben gezeichnetes, rundes, herzförmiges Gesicht. Dein Gesicht, Gesicht voller Tränen, Tränen, die über dein Gesicht liefen. Kristallklar. Deine Lippen waren die Einbettungen, in denen sich die Tränen sammelten, ganze Flüsse. Du ertrankst. Du warst Venedig, als du weintest. Du warst Venedig, als du in dir selbst ertrankst.

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