25. Verfolger

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Es war ein älterer Mann, in seiner rechten Hand lag eine Flasche, in der linken eine Zigarette. Er lief schon seit etwas längerem hinter mir her und als mir das klar wurde, beschleunigten sich meine Schritte automatisch.

Das konnte doch nicht wahr sein. Ausgerechnet jetzt, nachdem ich Karma schon gesagt hatte, ich würde sicher nach Hause kommen... Vielleicht sollte ich aufhören das Schicksal herauszufordern.

Wieder linste ich über meine Schulter. Trotz meiner schnellen und großen Schritte hatte ich das Gefühl, die Distanz zwischen uns würde immer kleiner.

Scheiße!

Ich versuchte, nicht zu oft nach hinten zu sehen, damit er nicht merkte wie panisch ich wurde. Seine schlurfenden Schritte waren drei bis vier Meter hinter mir zu hören und ich nahm, wenn ich es mir nicht einbildete, sogar seinen schnaufenden Atem war.

Das ganze Katz- und Mausspiel schien ihn herauszufordern. Wenigstens etwas.
Mein Gang verschnellerten sich nochmal um einiges, als ich unseren Wohnblock erkannte.

,,Hey, Puppe", hörte ich ihn auf einmal rufen und zuckte leicht zusammen. ,,Warte mal!"

Nein, nein, nein!

Fast wütend ballte ich die Fäuste und bewegte mich auf die Haustür zu.
Der Mann knurrte, als er erkannte, dass ich ihm entwischte. ,,Warten sollst du!"

Plötzlich wurde ich an den Haaren gepackt und in eine enge Gasse gezogen. Ich keuchte vor Schreck auf und spürte seinen Atem in meinem Nacken. ,,Ich kenn' ein schönes Hotel hier in der Nähe. Lass uns doch ein bisschen Spaß haben", raunte er mir zu.

Offenbar wollte er verführerisch klingen, ekelte mich damit aber umso mehr an.
,,Ich bin kein Mädchen", sagte ich leise und versuchte mich zu befreien, allerdings hatte er meine Haare zu fest in seinem Griff. ,,Lassen Sie mich bitte los!"

,,Wie jetzt? Du bist n Junge?", fragte er und drehte mich an der Schulter zu sich um. Mir schlug der beißende Geruch von Alkohol und Zigaretten entgegen, als er mich prüfend musterte.

Ich verzog das Gesicht und versuchte mich wieder von ihm zu entfernen. Er packte mich daraufhin aber nur fester und ich verharrte mit zusammengekniffenen Augen in der Position.

,,Lass mal sehen", lallte er und fasste unter mein T-Shirt, um meine Brust zu betatschen.
,,Hören sie auf, bitte!", sagte ich etwas deutlicher, woraufhin er mir seine Hand auf den Mund schlug. ,,Klappe jetz!"

Dann fasste er mir in den Schritt. Ich schrie auf, woraufhin sich seine große Hand noch fester auf meinen Mund presste.
,,Klappe hab ich gesagt!"
Verschreckt sah in seine schmalen Augen und merkte, wie mir langsam die Luft ausging.

Er versperrte meine Atemwege. Seine Hand war so groß, dass ich noch nicht einmal weit genug den Mund öffnen konnte, um ihn zu beißen.

,,Du bist ja wirklich ein Kerl", überlegte er träge. ,,Das sollte aber kein Problem sein. Ein Loch ist und bleibt ein Loch, haha! Also, lass uns gehen, Kleiner. Du wirst die Zeit deines Lebens haben~"

Das kann doch jetzt nicht war sein. Warum immer ich...

Gerade als er mich tiefer in die Gasse drängen wollte, trat ich so fest wie ich konnte gegen sein Schienbein. Er sog zischend Luft ein und ich riss mich los, sobald sein Griff ein wenig lockerer wurde.

,,Miststück!", keifte er hallend. ,,Scheiß Hurens-"
Ich unterbrach ihn mit meiner Lieblingstechnik. Der Schall meiner aufeinandertreffenden Hände erfüllte die Straßen und er taumelte und fiel zu Boden.

Das war eine gute Reaktion... Ich musste einfach nur weiter üben, dann würde mein Klatschen bestimmt so gut werden wie das vom Todesgott.

Schnell rannte ich auf eines der Häuser zu und kletterte auf das sichere Dach. Der Mann hatte sich wieder einigermaßen gefasst und sah sich wütend in der Gegend um. Aber ich war schon längst über die Dächer hinweg auf die Etage unseres Apartments geklettert und hatte mich in Sicherheit gebracht.

Das war echt knapp. Es ist wirklich nicht leicht, in Japan zu wohnen. Man kann ja kaum herumlaufen ohne mindestens einmal angemacht zu werden!

Schnaufend stützte ich die Hände auf meine Knie und beobachtete, wie der Mann in der Straße umherirrte. Ich hörte Wortfetzen wie 'Miststück', 'Konsequenzen' oder 'Wenn ich dich finde, bist du tot'.

Meine Mundwinkel zuckten belustigt. Er wollte mich umbringen? Dann sollte er das versuchen.

Ich war ein Killer, wie jeder andere aus meiner Klasse. Es gab schlimmere Dinge als einen Betrunkenen, der Morddrohungen durch die Straßen rief. Sollte er doch herkommen. Ich würde warten.

How to love an Assassin ♡ KarmagisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt