Kapitel 29

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Der restliche Weg verlief schweigend. Niemand sagte etwas, nur die Geräusche des Waldes durchbrachen die Stille. Ich sah von weitem das modrige Haus und lief doppelt so schnell auf dieses zu. Ich ging die knarzigen Treppenstufen hoch und riss die Tür auf. Ich lief das Treppenhaus hoch in den zweiten Stock und kniete mich, vor Nicolays und meinem Schlafzimmer, auf den staubigen Boden. Ich strich über die verrottenden Dielen, bis ich die richtige fand. Meine Hände krallten sich in die Zwischenräume der Dielen, während ich an der einen zog. Mit viel Kraft konnte ich das Brett entfernen. Vor mir tat sich ein Hohlraum auf. Ich erstarrte in meiner Position und wurde panisch. Hecktisch zog ich noch die umliegenden weiteren Bretter heraus, jedoch befand sich da nichts. Mir stiegen die Tränen in die Augen. Der leere Raum prangte, wie ein schwarzes Loch vor mir. Ich fluchte leise vor mich hin, währenddessen jegliche Hoffnung aus meinem Körper wich. Ich ignorierte die besorgten Rufe von Nikolay, genauso wie die immer näherkommenden Schritte.

 In mein Blickbereich schob sich eine Gestalt, die sich lässig an die Wand lehnte. „Was willst du Dima?" meine Frage war leise, doch er verstand sie, da er wenig später lachte. „Ich habe etwas, was dir vielleicht helfen könnte." Mein Blick war immer noch auf den Boden gerichtet und schüttelte nur den Kopf. „Mir kann nichts und niemand mehr helfen, außerdem habe ich gerade keine Lust auf deine Spielchen." „Schade, denn ganz zufälliger Weise habe ich dein Objekt der Begierde." Ich schaute hoch zu ihm. In seiner Hand drehte er elegant die kleine Holzschachtel. „Gib das her..." flüsterte ich. „Gib mir das sofort her!" Schnell stand ich auf und sprang auf ihn zu. Ich wollte nach der Schatulle greifen, doch hielt sie in die Höhe. „Woher hast du das?" Angestrengt versuchte ich an seinen Arm zu kommen, doch ich war zu klein. Belustigt lachte er. „Ich habe dich gesehen, wie du eines Nachts leise aus dem Zimmer kamst und es dort versteckt hast. Ich sage mal so, jede Nacht danach zu schauen, ob es noch da ist, ist schon auffällig." Ich trat ihm gegen sein Schienbein, aber er zeigte sich nicht sonderlich begeistert. „Komm schon, gib es mir wieder. Ich mach auch alles was du willst." Verzweifelt raufte ich mir die Harre. „Es ist mir wirklich wichtig!" Auf seinem Gesicht zeichnete sich ein Grinsen ab. „Na, wenn das so ist. Was ist es denn, oder besser, was ist drin?" Neugierig betrachtete er mich. „Das geht dich gar nichts an!" „Dann eben nicht." Er stieß mich von sich weg und drehte mir den Rücken zu. „Okay ich sag es dir! Aber du versprichst es mir dann auch zu geben, ja? Und nicht öffnen!" Ein Nicken seinerseits, brachte mich zum seufzten. „In dieser Schachtel befindet sich nichts." Er zog missmutig seine Augenbraue hoch. „Nichts? Dann kann ich sie also doch aufmachen!" Ich konnte ihn gerade noch daran hindern und setzte dann meine Erklärung weiter fort. „Es ist nichts Materielles drin. Es ist viel mehr, das Leben, was sich dort befindet." „Du spinnst doch! Verarschen kann ich mich selber." Ich verdrehte die Augen. „Es ist das reale Leben und das übernatürliche Leben, du Vollpfosten. Der Inhalt ist die Magie, was die Welten im Gleichgewicht und am Leben hält! Sowohl das Gute, als auch das Böse sind in dieser Schachtel. Und jetzt gib sie mir wieder!" Ich hielt ihm meine Hand hin, um Holzkiste entgegen zu nehmen. „Du meinst die Büchse der Pandora?" Genervt atmete ich aus. „Nein, nicht die Büchse der Pandora. Aber so ähnlich." Dima wirkte immer noch verwirrt. „Und warum darf ich sie dann nicht öffnen?"

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