Kapitel 6 - I pretend I'm okay

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Kapitel 6 – I pretend I'm okay

Im ersten Moment weiß ich nicht wie ich reagieren, geschweige denn seinen Blick deuten soll. Sorgt er sich um mich? Die Situation in der ich mich befinde ist mir schon unangenehm genug und ausgerechnet Julian musste mich in diesem Augenblick erblicken und retten?

Sein ängstlicher Blick ändert sich in etwas undefinierbares und er schließt mich fest in seine Arme. Starke Arme um mich zu fühlen, von jemanden bei dem ich es möchte, auch wenn es Julian ist, lösen in mir Gefühle aus, die ich für nicht möglich gehalten hätte. Gefühle die ich nicht mehr fühlen möchte. In diesen Moment brechen alle Dämme in mir und ich schluchze noch mehr los, als ich sowieso getan habe. „Shhh. Alles wird gut" flüstert er mir in mein Ohr und streicht mir sanft über den Kopf. In diesem Moment fühle ich mich geborgen bei ihm, so als müsste es mir nicht peinlich sein was geschehen ist, als müsste ich nicht die starke Melina sein.

Im Hintergrund höre ich laute Stimmen die diskutieren. Langsam dämmert es in meinem vom Schock benebelten Kopf, dass es die Stimmen von Kai und Marlon sind. „Wenn ich kein Fußballer wäre, würde ich direkt meine Fassung verlieren Freundchen. Ich bin zwar jung, aber nicht jung genug dir eine zu kleben. Wer hat dir in's Hirn geschissen, dass du so mit Frauen umgehst???" höre ich die Stimme von Kai und um ehrlich zu sein bin ich geschockt, dass er sich so für mich einsetzt, obwohl ich nicht so viel mit ihm zu tun habe. Währenddessen versucht Marlon Kai davon abzuhalten handgreiflich zu werden. Die Situation ist schon komisch. Der eklige Typ wimmert leicht in der Ecke, während Kai Havertz, der keine Ahnung wie alt ist, ihn zur Sau macht und Marlon ihn versucht davon abzuhalten. Was noch komischer ist, ist dass Julians Reaktion mir gegenüber Unbehagen auslöst. Warum tut er das für mich?

Nach Minuten in seinen Armen die wie Stunden vergehen löst er sich von mir, hält mich aber noch an der Taille fest und raunt zu seinen Jungs, dass er mich besser Heim bringt.

Draußen sind die Mädels bereit weg. Wie lange war ich weg frage ich mich. „Du hast nicht zufällig meine Mädels gesehen oder?" schniefe ich. „Ich glaube die sind schon ohne dich los. Ich bring dich am besten Nachhause, damit dir nichts passiert" sagt er verlegen während er sich am Nacken kratzt. „Eigentlich bin ich ja aus Düsseldorf, aber wir sind gerade alle bei Lilly hier in Köln" „Das trifft sich super. Ich lebe auch hier in Köln" antwortet er. Ich sage ihm die Adresse von Lilly  und wir machen uns auf den Weg. Eine angenehme Stille entsteht, keine bedrückende in der man krampfhaft ein Gespräch mit dem Gesprächspartner auf Biegen und Brechen beginnen möchte.

Leichte Schneeflocken rieseln auf uns ab und es ist Arschkalt im Januar. Ich kann es kaum erwarten, bis ich nach diesem beschissenen Tag auf Lilly's Sofa einschlafen kann und diesen Tag im hintersten Teil meines Gedächtnisses verbanne und mir einrede, dass es diesen Tag niemals gegeben hat. „Hast du eigentlich etwas getrunken, oder wieso bist du nicht mit dem Auto da? frage ich ihn. Julian schaut überall hin nur nicht zu mir als er antwortet:"Joa ein zwei Bierchen vielleicht, aber erzähl das bloß nicht Heiko. Ich hab schon mitbekommen, dass er dich gut leiden kann. Aber wir haben das Wochenende frei bekommen und Kai's Geburtstag gefeiert." Oh Mist! „Es tut mir unendlich leid, dass ich seinen Geburtstag ruiniert habe" sage ich leise zu ihm und fange wieder an zu schniefen.

Ausgerechnet an seinem Geburtstag muss mir so etwas passieren und ich hab' mich in meiner Schockstarre weder bei den Jungs bedankt, noch meinen Mädels geschrieben, noch sonst irgendetwas. „Ich werde den Jungs morgen auf jeden Fall Mal schreiben, mich bedanken, und Kai nachträglich gratulieren." „Das braucht dir nicht leid zu tun. Mach dir nicht so viele Gedanken darüber" sagt er mir. Langsam bewegen wir uns am Rheinufer entlang, denn die Straßen sind echt rutschig geworden.

„Hör mal Melina. Ich will mich bei dir wegen der Mitchell Sache entschuldigen. Ich hätte dich nicht so anfahren sollen" „Ich will mich auch bei dir entschuldigen Julian. Die Stimmung zwischen uns beiden ist einfach kacke und das ist total Kontraproduktiv für das Team. Aber ich habe es ernst gemeint, dass das Letzte das ich wollen würde eine Beziehung mit einem Fußballer oder sonst einem Typen auf diesem Planeten wäre" ich atme laut aus und hole wieder tief Luft. „Pass auf. Ich weiß nicht wieso ich dir das jetzt erzähle. Vielleicht weil du mein Retter in Not bist und ich mich wohl bei dir fühle und dich irgendwie doch gut leiden kann. Vielleicht verstehst du mich dann ja besser. Eigentlich rede ich mit keinen Fremden darüber. Also..." setze ich an, doch breche jedes Mal wieder den Satz ab, weil es mir verdammt schwer fällt alte, verstaubte Brocken meiner Vergangenheit wieder aufzuwühlen und in Erinnerungen zu schwelgen, vor denen ich mich zu verstecken versuche.

„Mein Ex-Freund und ich waren insgesamt 4 Jahre zusammen. Es war eine wirklich tolle Beziehung. Weißt du es war genau so, wie ich mir eine intakte und glückliche Beziehung immer vorgestellt habe. Wir waren echt glücklich. Aber weißt du das Universum hat es nicht gut mit uns beiden gemeint. Ich weiß nicht ob du das kennst, aber manchmal gibt es Momente, in denen du dir denkt Wow ich bin echt glücklich, es läuft richtig gut im Leben für mich. Tja und dann kommt dir das Leben dazwischen, oder es ist das Karma, das dich bestraft für vergangene Sünden oder vielleicht die Strafe dafür, dass du auf SchülerVZ oder Facebook nie die Kettenbriefe weitergeschickt hast. Nach unserem 3-jährigen ging es ihm immer schlechter und tja.. was soll ich sagen? Er ist mit streuendem Krebs diagnostiziert worden. Für alle ist damals eine Welt zusammengebrochen. Er war noch so jung. Und dann sitzt nachts heulend in deinem Bett und fragst dich wie so ein lieber Mensch so etwas so Schreckliches verdient hat. Und du so gerne seine Schmerzen auf dich nehmen würdest, aber du bist einfach hilflos. Und dann sitzt du da an seinem Krankenbett und schaust ein ganzes Jahr lang zu, wie seine Lebenskraft schwindet. Und um ehrlich zu sein versuchst du für ihn stark zu sein, obwohl du innerlich am sterben bist. Ich hatte ein ganzes Jahr Zeit mit dem Wissen zurechtzukommen, dass mein Freund bald sterben wird. Aber letzten Endes bist du nie wirklich darauf vorbereitet. Das ist jetzt 8 Monate her und ich schwöre dir, dass ich es ernst gemeint habe, dass ich mich für niemand anderes interessiere. Also glaub mir das bitte. Weder an Mitchell noch sonst irgendjemand." Nach meinem Redeschall bin ich erstaunt über mich selber, dass ich so ein großes Puzzlestück von mir bereitwillig mit jemandem geteilt habe, den ich kaum kenne und mir einrede, dass ich ihn nicht leiden kann. Aber wie soll ich jemanden nicht mögen, der mich vor etwas Schlimmen bewahrt hat?

„Wow also ich weiß gar nicht was ich sagen soll Melina. Das hätte ich gar nicht gedacht, du kommst so stark rüber für mich. Es tut mir wirklich leid, dass ich dir so etwas unterstellt habe und dass du so etwas in jungen Jahren durchmachen musstest" sagt er mir ehrlich und blickt mir in die Augen. „Frieden?" frage ich ihn und halte ihm die Hand hin. „Frieden und Freunde" sagt er und klatscht meine Hand ab. „Cool, also wie gesagt Julian. Ich weiß nicht wieso das alles aus mir raus gebrochen ist. Eigentlich versuche ich das Thema nicht mehr anzusprechen. Vielleicht hilft es mir ja darüber hinwegzukommen, oder vielleicht ist es auch mein sehnlichster Wunsch mir einzureden, dass ich davon loskommen würde. Aber es ist echt hart. Das Studium, das Tanzen und eben diese Last, die ich auf meinen Schultern trage" offenbare ich ihm die tiefsten Tiefe meiner verkorksten Seele. „Ich denke du überstürzt es ein wenig. Es sind erst 8 Monate vergangen und das braucht viel Zeit. Vor Allem, weil ihr 4 Jahre zusammen wart. Stress dich nicht zu sehr Melina. Es hört sich blöd an, aber Zeit heilt alle Wunden oder?" „Bitte sag diesen Spruch nicht nochmal vor mir. Ich hasse das! Den hab ich von so vielen Verwandten gehört, doch wirklich verstehen können oder wollen sie mich nicht."

„Oh wir sind schon da. Also Julian ich danke dir wirklich sehr dafür, dass du mich aus meiner unglücklichen Lage befreit hast und wir jetzt Freunde sind" „Das habe ich doch gerne getan Melina. Ich habe mir echt Sorgen um das Mädchen gemacht und als ich dich erkannt habe wusste ich, dass ich dir da raushelfen muss" lächelt er mich leicht an. „Schreibst du mir bitte, dass ich weiß, dass du gut zuhause angekommen bist? Du hast doch nicht mehr weit oder? Sonst habe ich ein total schlechtes Gewissen" sage ich ihm ehrlich. „Nein ich habe es nicht mehr weit und ich werde dir schreiben. Wir sehen und ja bald wieder" sagt er, schließt mich kurz in seine Arme. Ich entferne mich aus seinen Armen und gehe durch die offene Haustüre die Treppen hinauf mit dem Wissen, dass er mich noch beobachtet, bis ich außer Sichtfeld bin.

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Hier ist wie versprochen das lange Kapitel mit Julian. Ich hab's gester nicht mehr geschafft :) Außerdem möchte ich mich für über 1k Reader bedanken :-) :*  

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⏰ Dernière mise à jour : Feb 16, 2020 ⏰

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Am Ende wird alles gut - Julian Brandt Fan-FictionOù les histoires vivent. Découvrez maintenant