Guten Morgen

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Das Dröhnen der Autos steigt durch die offenen Fenster in mein Zimmer, ich habe schon wieder vergessen, sie zu schliessen und so wurde ich jetzt durch besonders energische Huuplaute, unfreiwillig aus dem Schlaf gerissen. Mit zugekniffenen Augen schaue ich auf die Uhr, 6: Uhr in der Früh, also wieder nur 3 Stunden geschlafen. Der Abend gestern ging lange, um ein Uhr hatten wir die Besprechung beendet und wurden in unser Hotel gefahren, dank Jetlag und zu vielen Gedanken konnte ich lange nicht einschlafen. Jetzt sitze ich wieder wach im Bett, an Schlafen nicht zu denken, das war schon immer so, einmal wach gab es für mich kein Zurück mehr, der Tag hatte begonnen.

«Guten Morgen», ich betrete denselben Konferenzraum wie gestern, diesmal ohne jemandem eine Tür an den Kopf zu schlagen. Wäre auch gar nicht möglich gewesen, denn das Zimmer war leer. «Dieser verdammte Aufnahmeleiter. Johnny oder wie auch immer, ich sollte so schnell wie möglich kommen hiess es und jetzt, natürlich war niemand hier, ich kann warten, noch nicht einmal Kaffee habe ich, dieser...» «Willst du, diesen Satz wirklich zuende bringen?» Fragt eine tiefe Stimme hinter mir, ich wirble herum, im Türrahmen angelehnt steht Isaac und schaut mich mit einem durchdringenden Blick an.

«Was machst du schon hier?» Frage ich, anstatt eine Antwort zu geben, und schlucke meinen Groll herunter. Wir sind ab jetzt Partner und egal wie wir uns Verstehen, ich muss mit ihm zurechtkommen. Immer noch mit dem Blick an mich gerichtet, kommt er näher und setzt sich auf einer der Stühle vor mir. «Johnny hat mich angerufen, ich solle schnellstmöglich ins Studio kommen». «Aber wo ist er dann?» Auch ich setzte mich jetzt, sodass ich Isaac Gegenüber bin. «Keine Ahnung, wir müssen eben warten» Er schlägt die Beine übereinander, nimmt die Hände hinter den Kopf und lehnt sich lässig zurück, mich lässt er dabei keinen Moment aus den Augen. Aber etwas stört mich an der Situation, gestern haben wir noch gestritten, bzw. hatte er mich angeschnauzt, es wäre meine Schuld das wir erst so spät fertig waren, da ich ja anscheinend nicht pünktlich war. Und nun sitzt er hier und wartet auf jemand, von dem er nicht weiss wann er kommt, und es ist ihm egal, dass seine Zeit vergeudet wird. Das machte keinen Sinn.

Wir verbrachten eine geschlagene Stunde in den Sitzpositionen verharrend, uns gegenseitig anstarrend auf unseren Plätzen. Es war wie ein Duell, keiner wollte den anderen aus den Augen lassen, ich habe das Gefühl, dass er ebenfalls erleichtert war als das Klicken des Türknaufes ertönte und Johnny den Raum betrat.

«Guten Morgen ihr zwei, ich hoffe, ich habe euch nicht warten lassen» ...jetzt einfach nichts sagen, nichts sagen. ... «Warum ich euch hierher bestellt habe, es geht darum, dass wir nicht wie geplant nächste Woche anfangen zu filmen, sondern schon morgen» «hast du uns für diese Information hierhergeholt?», Dass frage ich mich auch gerade, aber die Antwort kommt schnell. Der Drehplan wurde umgedreht und es gab Verschiebungen, das heisst für uns, es geht zuerst einen Monat raus ins Grüne

und den zweiten Monat wird im Studio gedreht. Das war nicht weiters schlimm, den Dreh in Nevada war sowieso einer der vielen Gründe, warum ich diese Rolle wollte, wir haben die Genehmigung um in einem Nationalpark zu arbeiten. Kein Studio, nur das Team und der freie Himmel über uns. So liebe ich meine Arbeit am meisten, draussen fühle ich mich am wohlsten. Auch Isaac scheint sich zu freuen, dass wir den schönen Teil als erstes in Angriff nehmen würden, denn auf seine Lippen hat sich ein flüchtiges kleines Lächeln gestohlen. Dies ist aber so schnell weg, wie es gekommen war. Kostümprobe, Besprechungen, Fittings, noch mehr Besprechungen und Kofferpacken füllen unseren Tag so, dass keine Zeit für etwas anderes als eine fünf Minuten Mittagspause verschwendet wird.

00:08 Zeigt mein Wecker als ich mein Hotelzimmer betrete, ich bin müde, schleppe mich aber trotzdem noch zur Dusche, wo ich mich meinen Kleidern entledige und hineinsteige. Das Wasser prasselt lauwarm über mich drüber, wäscht mir den Tag vom Körper runter und verschwindet dann in einem kleinen Strudel unter meinen Füssen, die Fliesen in der Dusche waren makellos, weiss wie der Rest des Raumes. Ich freue mich wirklich auf ein paar Nächte im Trailer. Kein Luxus, aber dafür genau mein Ding.

In dieser Nacht habe ich nicht vergessen, die Fenster zu schliessen und werde daher von den grauenhaften töne meines Weckers geweckt. Aufstehen, ins Bad, Rucksack schultern und in der Lobby warten. Diesmal habe ich mich für eine gemütliche blaue Pluderhose entschieden und natürlich der Schwarze Hoodie, mit dem Rucksack dazu, sehe ich eher aus wie der Durchschnitt der Leute, die am Strand unter freiem Himmel leben, nicht wie eine der erfolgreichsten Schauspielerinnen dieses Jahres. Doch genau das bin ich, nachzulesen in jedem Klatsch und Tratsch Heft, ''Der hellste Stern am Hollywoodhimmel'' ist nur eine der vielen Schlagzeilen über mich und bis heute ist mir immer noch unerklärlich, wieso es so ein Theater um mich gibt. Ich hatte zwei Filme, die Gut liefen, machte mich das zu einer guten Schauspielerin? Ich denke nicht, aber solange alles gut lief und ich mir meinen Lebensunterhalt sichern kann, beschwere ich mich auch nicht.

Im Studio herrscht Chaos, überall Stehen Trucks und Autos die mit den Letzten dingen noch bepackt werden es wird gerufen und geschimpft, ich bin mittendrin. Manchmal kann ich es selbst kaum glauben das, dass mein Leben ist. Selbst wenn ich es mit einem Miesepetrigen Co-Stars teilen musste. Dieser stand auch schon bereit, anders als bei mir sieht man ihm aber an, dass er hierhergehört. Seine gut frisierten Haare, den soliden Altagslook und die gerade Haltung zeigen einfach das er auf den roten Teppich, in all die Magazine und Zeitungen gehört. Ich hingegen beschränkte mich darauf, dass meine Klamotten Wahl gemütlich war, und meine Wilden locken mir nicht ins Gesicht fallen, daher sahen sie auch meistens aus, als hätte ein Tier darin rumgewühlt.

Er redet gerade mit Johnny und sieht dabei entspannt aus, seinem Mund zierte ausnahmsweise ein lächeln, die Hände hat er lässig in seiner Hosentasche links und rechts verstaut. Ich nähere mich den beiden, und sehe in dem Moment als ich Isaacs Blickfeld betrete wie sich seine Stimmung verändert. Das leichte Lächeln verschwindet und er verschränkt seine Arme vor der Brust. Was war nur los mit diesem Typ. .... Ich entscheide mich dazu, diese Stimmungsschwankung zu ignorieren, und trete zu den beiden Männern dazu. «Guten Morgen» versuche ich es freundlich. Johnny bekommt gar nichts mit, so vertieft ist er in seiner Erzählung. Doch zu meiner Überraschung ist es Isaac, der mich begrüsst, mit rauer angespannter Stimme, «Gute morgen Jessica»

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⏰ Last updated: Jan 13, 2020 ⏰

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