Um 13.27 Uhr landete die Maschine in Düsseldorf. Als Danny mich vom Flughafen abholte, sah ich ihn bereits von Weitem am Gate stehen, mit einem riesigen Strauß Blumen in der einen und seinem Herz in der anderen Hand. Wir strahlten um die Wette und ich rannte auf ihn zu, meinen kleinen Koffer hinter mir herziehend. Die Menschen um uns herum waren uns egal. Er nahm meine Hand und wir liefen zum Auto, drehten gleich wieder um, weil ich meine zwei großen Koffer noch vom Band holen musste und waren mit uns glücklich und zufrieden.
Jetzt nahm ich meine Sporttasche, die ich den ganzen Flug über krampfhaft auf meinem Schoß festgehalten hatte und verließ das Flugzeug ohne strahlendes Lächeln und ohne Danny. Das Gate war leer und der Himmel grau. Wenigstens regnete es nicht. Ich lief durch den Flughafen zu den Taxis und wartete. Ein Taxi hielt vor mir und ich stieg ein. Der Fahrer brummte und ich nannte ihm die Adresse, zu der er mich bringen sollte. Während das Taxi durch die Straßen Düsseldorfs fuhr, schaute ich hinaus und sah die Häuser an mir vorbeiziehen.
Mein Magen knurrte und ich erinnerte mich an den Apfel, den ich bei meinem Aufbruch in meiner Reisetasche verstaut hatte, bückte mich in den Fußraum und suchte mit der Hand in der Tasche, bis ich die glatte und etwas kühle Schale des Apfels an meinen Fingern spürte.
Genüsslich biss ich in das noch grüne Obst und schmeckte den sauren Geschmack, den ich dem süßen der neueren Apfelsorten immer vorzog. Das Taxi bog um eine mir nur allzu bekannte Ecke und die Erinnerung an ein verliebt lachendes Paar kam hoch. Fast konnte ich sie vor mir sehe, die zwei glücklichsten Menschen weit und breit, im Sonnenschein des warmen Julitages, mit einer Tüte vom Schnellimbiss in der Hand des hochgewachsenen Mannes und einer kleinen Handtasche in der Armbeuge der Frau. Wer die beiden kannte, wusste, dass es normalerweise kein essen vom Imbiss gab, da beide sehr auf ihre Gesundheit achteten, und wer sie noch besser kannte, der wusste, dass an diesem Tag eine Ausnahme gemacht wurde, weil die beiden etwas zu feiern hatten.
In diesem Moment quietschten die Reifen des Taxis und ich sah die gelbe Fassade des Hauses vor mir, in dem ich die schönsten und schrecklichsten Momente meines Lebens erlebt hatte. Der Fahrer zog eine seiner buschigen Augenbrauen hoch und ich beeilte mich, ihm ein paar Scheine in die Hand zu drücken, und mir meine Tasche unter den Arm zu klemmen.
Ich blickte die wuchtige Haustür vorwurfsvoll an und nahm seufzend den Schlüssel in die freie Hand. Im Treppenhaus war es hell und roch nach frisch gewaschener Wäsche. Passender wäre ein dunkler Flur ohne Fenster und mit dunkelstem Licht gewesen, aber mein Leben war kein Film und der Architekt des Hauses hatte damals sicher nicht daran gedacht, einmal einer Tragödie einen Raum und Ort zu geben. Im zweiten Stock sah noch alles genauso aus wie bei meiner übereilten Abreise. Ein kleines Schuhregal aus weißem Holz bot Platz für mehrere Paar Sneaker, die zum großen Teil einem großen Mann gehört hatten. Das Namensschild unter der Klingel stellte die zwei Bewohner der Wohnung namentlich vor und der Spion war noch immer von innen abgeklebt und bot keinen Einblick in die Wohnung.
Der Spion war Dannys Idee. Er hasste das Gefühl, fremde Menschen könnten in sein Privatleben blicken, deshalb hatte er schon bei der Wohnungsbesichtigung davon gesprochen, das erste, was er tun würde, sei diesen Spion abzukleben. Es war übrigens tatsächlich das erste, was er in dieser Wohnung tat.
Ich steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch und drehte ihn nach links. Einmal nur, dann schwang die weiße Tür sanft auf und öffnete das Tor zu tausend Erinnerungen.
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Castles - I hate that you think that I'm weak
РазноеBelanna O'Connoll wird mit 27 Jahren durch ein tragisches Familienunglück gezwungen, an den Ort zurückzukehren, wo vor drei Jahren ihre Welt zusammenbrach. Mit ihrer Angststörung und verschiedenen Traumata zieht sie aus Irland nach Düsseldorf, um si...
