Kapitel 5

141 15 11
                                    

,,Zac, ist Linsey zu Hause?" , ich schließe den Kühlschrank und streife mir neben bei meine Jacke über.
,,Nein, die hat heute doch Nachtschicht im Krankenhaus." , Zac schaltet den Fernseher leiser.
,,Okay. Wir haben keine Eier mehr im Kühlschrank, ich geh schnell welche einkaufen."
,,Es ist kurz vor acht. Welcher Laden hat noch auf?"
,,Der kleine Supermarkt oben an der Subway Haltestelle. Der hat bis 20:30 Uhr auf."
Er streckt mir seinen Daumen entgegen und widmet sich dann wieder voll und ganz dem Fernseher.
Rasch binde ich die Schnürsenkel meiner Schuhe und verlasse dann die Wohnung.

Es ist einer der letzten warmen Tage, man frieret sich noch nicht die Finger ab.
Die Sonne geht unter und verschwindet langsam hinter den Wolkenkratzern.
Die Fahrt zum Supermarkt verläuft schnell und ohne unnötige Komplikationen.
Kaum kommt die Subway zum stehen, springe ich hinaus und renne die Treppen hinauf.
In ein paar Minuten würde der Markt seine Türen verschließen.

,,Warten sie, bitte noch nicht schließen!" , rufe ich außer Atem.
Der ältere Mann sieht mich freundlich an.
,,Was brauchst du mein Junge?" , fragt er und öffnet seine Türen für mich.
,,Danke sehr Sir. Ich brauche eine Packung Eier."
Der Mann nickt und verschwindet in einen der Gänge.
Während er weg ist, sehe ich mich ein wenig um. Draußen ist es nun stockdunkel und einige Menschen laufen umher.
Ein ganz bestimmtest Gesicht fällt mir besonders auf.
Als der Mann mit den Eiern wieder kommt und mir diese gibt, drücke ich im das Geld in die Hand, rufe noch ein ,,Danke." und laufe dann dem bekannten Gesicht hinterher.

An der Subway Haltestelle angekommen, suche ich, was ich verfolgt hatte und fand es auch recht schnell; das unbekannte Mädchen.

Sie steigt in die Subway Richtung Bronx ein. Ohne zu zögern geschweige denn darüber nachzudenken steige auch ich in die Subway ein.

Das Mädchen, welchem ich schon nach der Schule begegnet war, sitzt nun ganz ruhig auf ihrem üblichem Platz.
Ich sitze etwas weiter entfernt von ihr, kann sie aber perfekt betrachten.
Wie üblich trommeln ihre Fingerspitzen einen Rhythmus auf ihre Knie und ihr linker Fuß wippt hin und her.

Ihre Haare sind hinter ihre Ohren geklemmt, weshalb ich ihr Seitenprofil betrachten kann.

Ihr Gesicht erscheint einem ruhig, irgendwie gelassen.
Es ist beruhigend sie anzusehen.
Plötzlich trommeln ihre Finger wild und ihr Gesicht verzieht sich, geschockt blickt sie drein.

Und mit einem mal fängt das hübsche Mädchen an zu schreien.

Ein ohrenbetäubender Laut erreicht meine Ohren, es ist kaum auszuhalten.
Es fühlt sich an, als würde sie direkt neben mir stehen und in mich hinein Schreien.
Ein unschönes Gefühl umgibt mich und ein eiskalter Schauer überzieht meine Schultern, bahnt sich den Weg meines Rückens hinab.

Und dann ist es weg. Als währe es niemals da gewesen, dieses Gefühl von Kälte.

Ich spüre einen Ruck, die Subway kommt zum stehen.
Das Mädchen erhebt sich und steigt aus. Ich tute es ihr gleich, schnappe mir die Packung Eier und folge ihr.

Mittlerweile sind wir auf den Straßen der Bronx angelangt.
Es ist dunkel und nur die Straßenlaternen spenden Licht.

Das Mädchen läuft schnell, aber gelassen.
Sie weiß wo ihre Füße sie hintragen.

,,Du bist hartnäckig, Junge. Das muss ich dir lassen." , das Mädchen ist urplötzlich stehen geblieben und steht nun lässig mit dem Rücken zu mir.
,,Um ehrlich zu sein, habe ich gedacht der Schrei in der Subway hätte dich abgeschreckt." , sie spricht leise und doch kann ich sie deutlich hören.
Mit einem Lächeln auf den Lippen dreht sie sich um und kommt ein paar Schritte auf mich zu.
Ich weiß nicht was ich tun soll. Ob ich etwas sagen oder wegrennen soll.
Letzen Endes stehe ich wie ein Trottel da.
Wahrscheinlich ist mein Mund sogar noch geöffnet.
Das Mädchen lacht. ,,Keine sorge, dein Mund ist geschlossen."
Geschockt blicke ich sie an.
,,Du kannst hören was ich denke."
Stolz nickt sie. ,,Ich kann alles hören, was die Leute um mich herum denken."
,,Was ist das in der Subway gewesen? Du hast plötzlich geschrien. Jeder hat sich gewundert."
,,Nein. Nur du hast dich gewundert. Nur du konntest es hören."
Schief blicke ich sie an. ,,Ich versteh nicht." , konfuse lege ich meinen Kopf schief.
,,Der Schrei ist nur für dich bestimmt gewesen, nur du konntest ihn und seine Schmerzen wahrnehmen."
Dümmlich nicke ich, als hätte ich eine Ahnung wovon sie da spricht.
Wieder lacht sie.
,,Du solltest jetzt gehen."
Ich setzte an, etwas zu sagen, fragen wollte ich noch eine Sache.
Doch sie drehte sich um und ging.
Auch ich ging verwirrt zurück zur Subway Station.
Ein leichter Windzug erreicht mich.
,,Hayden." , höre ich es ganz leise um meine Ohren hauchen.
Sie hat meine unausgesprochene Frage gehört und geantwortet.
Hayden.

784 Wörter

Der Schrei Where stories live. Discover now