Kapitel 11

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Auf dem Weg nach Hause fuhr Justin mit seinen Eltern an mir vorbei. Als er mich sah fing er an zu grinsen und zeigte mir mit den Fingern ein L. Er wusste ja nicht, was noch alles passieren würde. Da Justin so fröhlich war hatte er entweder nicht mitbekommen, was mit Samira passiert war oder es war im einfach egal. Eigentlich ist es schade, dass ich nicht gesehen habe wie Samira aussah. Für Außenstehende die Samiras Charakter kannten musste die Situation lustig und gerecht zugleich gewirkt haben. Wenn sie morgen nicht mit grünen Haaren in die Schule gehen möchte, wird sie sich die schönen ehemals blonden Haare wohl färben lassen müssen. Und da die Haare nun grün sind muss wohl eine noch dunklere Farbe folgen. Ich freute mich schon auf die neuen Haare. Zumindest würde sie jetzt nicht mehr aussehen wie Barbie. Zuhause angekommen setzte ich mich an meinen Schreibtisch und überlegte was ich jetzt als nächstes machen sollte. Doch alles was mir einfiel war nichts, es war nichts was der Aktion von den Vieren gleichkommen würde. Es war alles so harmlos, so nichts sagend. Ich wollte mich an ihnen rächen, rächen für das was sie mir angetan haben und ich wollte mich rächen für das was sie den anderen antaten. Die zwei kleinen Kinder hatten es nicht verdient von so armseligen Personen so behandelt zu werden. Mir wurde klar, dass sich meine Aktionen steigern mussten. Es sollte sie dort treffen wo es weh tut. Ihr Leben sollte genauso ruiniert werden wie sie mein Leben ruiniert haben. Sie sollen Angst bekommen, um ihr Leben zittereine und um ein Ende flehen. Ich wollte meine Taten aber unterstreichen, ihnen eine eigene Unterschrift geben. Ein kleiner Zettel mit einem Spruch oder ähnlichem drauf. Im Internet würde sich bestimmt was Passendes finden. Es dauerte nicht lange und ich fand den ersten Spruch, dann die nächsten zwei und schließlich auch den letzten. Ich holte ein weißes Papier und einen schwarzen, dicken Filzstift. In die erste obere Ecke schrieb ich in Schnörkelschrift „Du kannst vor dem davonlaufen, was hinter dir her ist, aber was in dir ist, das holt dich ein." In die anderen Ecken kamen die Sprüche „Was du heute kannst entsorgen, das vergrab nicht erst morgen." ; „Der Tod ist der Anfang neuen Lebens.", und der letzte Spruch „Ich jage Menschen, die nicht gut sind, nur hinterher wenn ich eine Axt in der Hand habe.". Ich schnitt das Blatt auseinander, holte ein Feuerzeug aus einer meiner unteren Schreibtischschublade und zündete die Kanten der Zettel alle kurz an. Der verkohlte Rand und das davon ausstrahlende Gelb nach innen gab dem Ganzen noch etwas mehr Bedeutung und es sah auch einfach besser aus. Die Sprüche hatten zwar bis jetzt noch nichts mit meinem Plan zutun aber ich konnte meine Rache jetzt auch den Sprüchen anpassen. In erster Linie aber sollten die Sprüche Angst machen. Und das ist das Einzige was im Moment zählt. Ich hab zwar nicht vor einen von ihnen umzubringen, aber trotzdem sollten sie einen Schreck fürs Leben bekommen. Samira war die Erste die einen Zettel erhalten sollte, ich will ihn morgen in ihren Spint werfen. Wer mein nächstes Opfer sein würde wusste ich jetzt noch nicht. Wahrscheinlich die Person die sich morgen am meisten über Samira lustig machen wird. Sie sollten merken, dass es jeden von ihnen treffen kann. Ich stand von meinem Tisch auf und setzte mich an mein Fenster. Mir war bewusst, dass das was ich tat falsch war, aber es fühlte sich so gut an. Kann den irgendwas das sich so gut und richtig anfühlt wirklich falsch sein? Konnte mir aber auch egal sein. Es hat sich auch niemand drum geschärt wie es mir geht also warum soll ich dann Rücksicht auf Andere nehmen. Jeder ist sich selbst der Nächste. Mein Margenknurren riss mich aus meinen Gedanken und ich ging in die Küche runter und schaute im Kühlschrank ob dort irgendwas zum Essen war. „Du musst gar nicht erst blöd in den Kühlschrank schauen. Der ist leer und der bleibt auch leer, weil deine dumme Mutter nicht in der Lage ist einkaufen zu gehen.", er kam näher auf mich zu und stütze sich an der Arbeitsfläche ab. Seine Alkoholfahne schlug mir ins Gesicht und seine Worte fielen nur stumpf aus seinem Mund. „Sie ist nicht dumm.", gab ich leise von mir. Zu leise für meinen Vater: „Was nuschelst du da vor dich hin! Du bist genau wie deine Mutter, für nichts zu gebrauchen. Wenn du mal einen Mann hast wird der dir schon zeigen wo es lang geht.", und mit diesen Worten schlurfte er aus der Küche und ließ sich auf die Couch fallen. Wenn ich mal einen Mann habe, mein Vater war das perfekte Beispiel dafür warum ich mir definitiv keinen Mann anschaffen werde. Ich holte mir ein Brötchen aus unserem Brotkorb, was noch vom Frühstück übrig blieb und ging wieder auf mein Zimmer. Anstatt über meine Mutter herzuziehen könnte mein Vater ja auch selbst mal etwas machen, außer mit einer Bierflasche auf der Couch zu liegen. Trotzdem waren diese Tage noch besser als die Tage an denen er seinen Frust über sich selbst an meiner Mutter ausließ. Ich aß noch mein Brötchen zu Ende und schaute dann was im Fernseher lief. Wie immer nichts Gescheites. Drum entschied ich mich ins Bett zugehen und noch etwas Musik zuhören bevor ich einschlief. Doch ich bekam kein Auge zu. Meine Gedanken kreisten um so viele Dinge. Was ich noch alles tun will, wie ich was durchführen will und vor allem wie ich die Dinge noch steigern sollte. Jedoch freute ich mich noch mehr auf morgen. Auf Samiras neue Frisur, auf die Reaktionen der anderen Drei und die Reaktionen der gesamten Schule. Millionen unterschiedlicher Abläufe für morgen sammelten sich in meinem Kopf und einer war besser als der andere.

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