Bevor dieser meinen Bruder am Rucksack ziehen kann, stelle ich mich dazwischen, schubste Makoto sanft hinter mich und fange Xions Handgelenk, welches er mir sofort wieder entreißt.

,,Was willst du, Obaasan?", fragt er mich frech, was mich schockiert aufatmen lässt.

,,Habt ihr nicht gehört, was er gesagt hat? Ihr sollt ihn in Ruhe lassen. Und zwar sofort", versuche ich so ruhig wie möglich zu bleiben. Immerhin sind es kleine Kinder.

,,Ist uns doch egal, was er sagt", lacht Xion und seine Kumpel stimmen mit ein.

,,Hör mir mal zu, du kleiner-"

,,Ist schon in Ordnung, Minnie-ane", murmelt Makoto leicht und legt seine kleinere Hand um meine geballte Faust.

,,Das ist deine große Schwester?", prustet Xion auf.

,,Und wie ich das bin. Wenn ich du wäre, würde ich mich aber schleunigst aus meinem Sichtfeld machen, weil Makotos große Schwester ziemlich leicht sauer werden kann", gifte ich den kleinen Jungen an, der irgendwie nicht sonderlich beeindruckt zu sein scheint und nur mit den Schultern zuckt.

,,Muss sich der kleine Makoto etwa von seiner großen tollen Schwester beschützen lassen, weil er selbst zu schwach ist?", lacht einer der anderen Jungs, der eine Kappe schräg auf seinem Kopf sitzen hat.

Makoto umklammert nun fast schon ängstlich meine Hand und versteckt sich hinter mir.

,,Ich weiß wirklich nicht, was dein verdammtes Problem ist, du Dreikäsehoch, aber wenn du nicht sofort aufhörst meinen Bruder in irgendeiner Weise weiterhin zu belästigen, dann willst du wirklich nicht wissen, was passieren wird. Ich möchte dir nur ans Herz legen, dass ich schon öfter einigen Jungs, die mir so blöd kamen wie du, gezeigt habe, wo es lang geht", drohe ich ihm, drehe mich dann um, als ich das Entsetzen in ihren Augen sehe und gehe mit Makoto an der Hand vom Schulgelände, sodass wir uns auf den Heimweg machen.

An einer Abbiegung mache ich schließlich Halt und stoppe somit auch meinen kleinen Bruder, der mich nicht einmal ansieht.

,,Hör mir mal zu, Makoto. Wenn diese Jungs irgendwann noch einmal böse zu dir sein sollten oder irgendjemand anderes dich so behandelt, wie sie, dann bitte komm zu mir und erzähl es mir. Oder erzähl es Takumi. Wir sind doch deine Geschwister und wir sind immer für dich da", erkläre ich ihm traurig und knie mich etwas vor ihn, sodass wir auf einem Niveau sind und er mich anschauen kann. ,,Wir wollen dich doch bloß beschütz-"

Meinen Satz kann ich jedoch nicht zu Ende bringen, da er mir plötzlich weinend um den Hals fällt und gegen meine Schulter schluchzt.

Sofort lege ich meine Arme sanft um ihn, fahre langsam und beruhigend über seinen Rücken und versuche ich zu trösten.

,,I-Ich möchte nicht m-mehr in die Schule, Oneesan", schnieft er und entfernt sich von mir. ,,Ich w-will zurück nach S-Seoul!"

,,Ich weiß, Makoto", flüstere ich leise und muss selbst einige Tränen zurückhalten bei dem Anblick meines weinenden jüngeren Bruders.

Aber für ihn muss ich stark sein.

,,Das nächste Mal, wenn so etwas passiert, dann gehst du sofort zu einem Lehrer, okay? Und danach erzählst du es sofort mir oder Takumi! Ich verspreche dir, dass diese Jungs dir nie wieder wehtun werden", erzwinge ich mir ein Lächeln und er schluchzt leicht, wischt sich mit dem Handrücken die Tränen weg und nickt dann leicht.

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