Kapitel 23

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Levis Pov:

Der kalte Wind verpasste mir eine Gänsehaut, meine Augen gewöhnten sich nur schwer an die Dunkelheit und ich war erleichtert, als ich den Lichtpegel der nächsten Straßenlaterne sah. Eren nahm meine Hand und drückte sie beruhigend, während die anderen schon nach der Kreide griffen, die wir mit gebracht hatten. Berthold, Reiner, Annie, Christa, Ymir, Erwin, Hanji, Sasha, Connie und Jean standen im Schutz der Dunkelheit bei uns, bereit Marcos "Verbrechen" fortzusetzen. „Machen wir diese Stadt etwas bunter“, kicherte Hanji. Wir nickten und teilten uns auf. Zusammen mit Eren rannte ich zu dem kleinen Supermarkt, nicht weit von der Kirche entfernt und fing an eine große Regenbogen Fahne an die Wand des Supermarktes zu malen. Meine Kapuze zog ich mir vorsichtshalber noch tiefer ins Gesicht. Eren schrieb das Wort "Pride" groß daneben und darunter schrieb er dann in Großbuchstaben einen Satz:

"SEI STOLZ AUF DEINE VIELFÄLTIGKEIT, SHIGANSHINA!"

Ich lächelte, beendete mein Kunstwerk und lief dann weiter. Wir schrieben unsere Nachricht an jede Wand die gerade gut zu erreichen war. Es war bunt, es war schön, es war die Wahrheit. Mit provozierenden Sprüchen wie "Wir sind alle Homo - Homo Sapiens" oder "Homosexualität ist nicht natürlich? Oh wow, dein McDonald's Fraß, die Extensions und deine Fake Nägel sind im Übrigen auch nicht natürlich." dürfen sich die Bürger von Shiganshina dann morgen herum schlagen.

Etwas später trafen wir uns wieder mit den anderen. Wir waren stolz auf unser Werk und irgendwie hatte auch niemand so richtig Angst erwischt zu werden. Unsere Wege trennten sich und ich ging durch die Finsternis schnell nachhause. Irgendwie schaffte ich es in mein Zimmer ohne meine Mutter zu wecken. Wir hatten nun die ersten Schritte eingeleitet, um uns unseren Traum zu erfüllen und auch wenn ich morgen total unausgeschlafen sein würde, hat sich das gelohnt. Ich wollte mich gerade hin legen und einfach nur schlafen, als mein Handy klingelte. Unbekannte Nummer, aber ich ging trotzdem ran. „Ja?“
„Levi? Bist du das?“ Ich war geschockt, als ich die Stimme am anderem Ende der Leitung als die von Marco identifizierte. „Gott sei Dank bist du noch wach! Ich kann leider nur heute nacht telefonieren und ich kenne doch deine Schlafprobleme, deswegen habe ich mich dafür entschieden dich anzurufen.“ Ich war kurz wie versteinert und fragte ihn dann erst mal ganz ruhig, wie er an das Handy gekommen ist. Er sagte mir, dass es dafür jemanden im Gefängnis gebe... Oh Gott. Marco auf Abwegen. Er erklärte mir, dass man ihm am Tag kaum aus dem Augen lassen würde, weshalb er warten musste, bis es nachts war. Er klang so aufgeregt, dass ich schon kurz Angst hatte, dass er gleich hyperventiliert. „Okay, hör zu Levi. Mein Vater hat mit meinen Anwalt gesprochen und wenn bei der Gerichtsverhandlung nächste Woche alles glatt läuft, werde ich eingeliefert. Verstehst du?“ Ich hätte ihn an dem Punkt sagen können, dass ich bereits wusste, was sein Vater vor hatte, aber das hätte uns nur unnötig Zeit geraubt, weshalb ich so tat, als ob mich diese Neuigkeit überraschen würde. „Ich bin nicht krank, oder?“, fragte er leise. Ich seufzte. „Nein, du bist nicht krank! Die Welt in der wir leben ist krank, aber wir werden etwas daran ändern. Versprochen!“ Es herrschte kurz stille, bis Marco das Wort erhob. „Glaubst du, dass erst jemand sterben müsste, damit die Menschen verstehen, dass Homosexualität normal ist?“ Ich lachte bitter und zuckte mit den Schultern. „Wer weiß was in den Köpfen von diesen Bastards vor geht.“ Marco seufzte und ich wünschte mir irgendwie etwas für ihn tun zu können. „Ich muss jetzt auflegen“, sagte er. Ich wollte mich daraufhin verabschieden, doch bevor ich etwas sagen konnte, meinte er noch: „Danke für alles Levi.“ Ich stutzte und wollte ihn fragen, was das soll, doch da hatte er schon aufgelegt. Ich war zu müde um eins und eins zusammen zu zählen und legte mich einfach schlafen. Wenn ich doch nur damals schon gewusst hätte, dass Marco sich wirklich von mir verabschiedet hatte.

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