Kapitel 1

426 30 10
                                    

Es ist Herbst. Die Blätter tanzen in bunten Farben mit dem Wind. Grün, Orange, Braun, Gelb, Rot. Ich schaue mir das Schauspiel an, das sich direkt vor meinen Augen abspielt. Es sieht so aus, als würde der Wind die Blätter dominieren, den diese passen sich jeder Bewegung seinerseits an.
Wild wehen sie umher.
Ein Augenschlag später erblicken meine Augen den grauen Beton.

Im gleichen Moment, wie ich auf dem Boden aufkomme, fällt auch ein rotes Blatt hinunter.
Es ist schon etwas ausgetrocknet und hat in der Mitte einen kleinen Riss. Ich stocke, halte den Atem an.
Das Rot des Blattes verflüssigt sich und fließt in die Rillen des Betons. Blut. Es ist Blut, dass ein Wettrennen dort auf dem Boden veranstaltet. Ich schüttle den Kopf und richte mich auf.

Niemand hat auch nur einen Blick an mich verschwendet. Keiner kümmert sich darum, dass ein Jugendlicher umher taumelt und von Passanten in Anzügen umgestoßen wird. Wahrscheinlich denken sie alle, dass ich komplett drauf bin.
Hätte mir sämtliche Pillen ein geschmissen und versuche jetzt den Weg nach Hause zu finden. Ich kann sie verstehen. Irgendwie.
Es ist die simpelste Erklärung und auch das erste was sie denken, wenn sie mich ansehen.
Die Leute stempeln mich als Junkie ab und gehen  ihren üblichen Weg weiter.

Dass das Blut an meinen Händen schon längst getrocknet ist, viel natürlich keinem auf.

Die Nacht bricht an, die Dunkelheit kommt und die Menschen werden langsam immer weniger. Alle haben sich in ihre Autos oder in die Subway gesetzt um endlich, nach einem langen und anstrengenden Tag, nach Hause zu kommen.

In der Tat,
der Tag ist lang und anstrengend gewesen.
Genauso wie blutig und Angsteinflößend.

Denn er hatte sie getötet und ich würde ihn töten.

288 Wörter

Der Schrei Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt