Kapitel 22

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Principiantes
(Anfänger) 

,,Als nächstes: Selbstverteidigung.", sagt er und pfeift laut.

Sofort marschieren etwa 10 Männer in den Raum. Zwei von ihnen stolzieren wie Marionetten auf die Matte zu Samuel und stellen sich so hin, als würden sie gleich auf ihn losgehen wollen. Sie sind sehr konzentriert und halten ihre Fäuste in die Luft.

,,Greift an.", spricht Samuel fast schon zu locker zu den Männern, die nur auf sein 'ok' gewartet haben. Samuel bewegt sich keinen Zentimeter, als wolle er angegriffen werden und wenn er nicht schnellstmöglich etwas macht, werden ihn diese Zwei überrollen.

Sie gehen auf ihn zu, doch nur einer von den beiden wird auf einmal schneller und holt aus, um Samuel mit der Faust ins Gesicht zu schlagen.
Das alles geht so schnell, dass ich nur noch mitbekomme, wie der gleiche Mann zu Boden fällt. Und dann der andere.
Wie.. wie hat Samuel das gemacht?

,,Die nächsten drei.", fordert er und scheint nicht einmal angestrengt zu sein. Die Nervosität steht den drei Nächsten ins Gesicht geschrieben. Samuel scheint keine Spielchen spielen zu wollen.

Die Männer versuchen ihr Glück und laufen auf ihn zu, doch er weicht geschickt aus. Kein Schlag hat ihn bis jetzt getroffen. Und dabei bewegt er sich kaum. Ich versuche mir seine Bewegungen zu merken. Ich versuche zu erkennen, was sein Trick ist.. aber es ist undurchschaubar. Es wirkt so, als würde er jeden ihrer Schritte bereits kennen, deswegen ist er jedem immer ein Stückchen voraus.

Wenig später werden 5 Männer gleichzeitig auf die Matte gerufen und wieder scheinen die Männer angespannt zu sein.
Als würden die das alles wirklich nicht machen wollen. Sie haben angst vor einem Mann, obwohl sie in der Mehrzahl sind.

Die schmerzerfüllten Schreie, wenn sie einzeln auf den Boden gerammt werden, macht das alles nur noch schlimmer. Zwei von ihnen bluten sogar ziemlich stark im Gesicht.

Wieso tut er den Männern nur so dolle weh, wenn er mir doch ganz normal die wichtigsten Kenntnisse für eine gute Selbstverteidigung erklären kann? In so einem Tempo kann ich unmöglich lernen. Er verletzt nur unnötig seine eigenen Leute.

,,Jetzt du."
Auf seiner Stirn sind kleine Schweißtropfen. Aber aus der Puste ist er nicht. Immer noch hat ihn kein einziger Schlag getroffen, auch wenn es jedes mal kurz immer so aussah.

,,Alenia.", ruft er mich ungeduldig. Ich schaue ihn erschrocken an. Er meint.. er meint mich?! Niemals!

Ich schaue in die Runde und sehe die Männer, die teils auf dem Boden sitzen, weil sie vor Schmerz nicht stehen können. 
Mein Herz klopft wie verrückt.

,,Hör- Hör zu Samuel... ich-"

,,Ich gehe, Boss.", ruft jemand von weitem.
Es ist Ricardo, der riesige Muskelprotz, der einmal vor meiner Zelle Wache gestanden ist.
Ich atme erleichtert tief aus.

Samuel schaut ihn an und nickt.
Ricardo ist nur etwas größer als Samuel, aber dafür viel dicker und gruseliger. Er erinnert mich an einen Bär, der auf seine Beute zuläuft.

Während die beiden sich gerade mit ihren Augen umbringen, bedanke ich mich innerlich bei Ricardo. Samuel ist doch lebensmüde. Was hätte ich groß anrichten können? Ihn vielleicht zu Tode gekniffen..?

Ricardo beugt sich etwas nach vorne und streckt seine Arme leicht aus, als würde er ein Wrestler sein. Samuel tut es ihm gleich und weicht schnell aus, als Ricardo auf ihn zuschlagen will.
Ricardo dreht sich und trifft Samuel fast mit seinem Ellbogen ins Gesicht. Es sieht aus wie ein einstudierter Tanz.
Samuel weicht jedem seiner Schläge aus, bis Ricardo laut ausatmet, sich um seinen Bauch klammert und ihn mit voller Wucht auf den Boden rammt.
Meine Augen weiten sich, weil dieser Aufprall wahrscheinlich höllisch wehgetan hat. 

AleniaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt