Nicht mehr mein Leben.

346 11 0
                                    

Den ganzen restlichen Tag starrte ich durch das Fenster um Ben zu beobachten. Er ging ein paar mal an sein Handy und plötzlich sah er, wie er sich ein Bild von mir ansah und traurig lächelte. Aufgeregt riss ich die Tür auf. ,,Du weißt genau, wer ich bin!", schrie ich. Eigentlich freute ich mich, aber ich sagte es traurig. ,,Kayla! Komm rein, mach die Tür zu!", rief er entsetzt. Ich tat, was er sagte und fuhr dann an sein Bett. ,,Meine Prinzessin!", strahlte er.

,,Ben. Was sollte das? Wieso hast du so getan, als wüsstest du nicht, wer ich bin?"

,,Damit er denkt, ich würde seinen Aufträgen folgen."

Wer ist ,er' ?!

,,Welchen Aufträgen? Wovon redest du?!"

,,Der Typ der mich verprügelt und zerstochen hat. Ich konnte ihn nicht erkennen, er wollte, dass ich so tue als würde ich dich nicht kennen. Sobald deine Mum und meine Mum es ein paar Leuten erzählt haben, wird er es auch mitbekommen und denken ich hätte es wirklich gemacht. Du darfst es niemandem sagen, sonst wird er deinen Vater töten!" Bens Stimme zitterte, er weinte beinahe. Wer wird meinen Dad töten?! Verdammt, ich konnte das nicht mehr, was war hier nur los?!

,,Er hat gesagt, er würde deinen Dad umbringen, wenn ich dir was antue oder dich verletze. Es ging ihm nur um dich, Kayla!", schluchzte er. Ich konnte das alles nicht verstehen ich bekam immer mehr Panik, ich sah keinen Ausweg. Alles was mir in diesem Moment einfiel, war Ben zu küssen und mich in diesem Kuss zu verlieren. Was ich auch tat, aber plötzlich huschte etwas aus dem Schrank zum Fenster, zerschlug es und stand mit einer Glasscherbe vor uns. Derjenige, man konnte nicht erkennen wer es war, da er sich eine Sturmmaske aufgesetzt hatte, bedrohte uns. ,,Lass sie in Ruhe habe ich gesagt und du hast nicht gehört! Du kennst du Folgen und sie ja jetzt auch!", brummte die Stimme, ich hatte sie nie vorher gehört. ,,Nein! Tu meinem Dad nichts, es gibt einen besseren Weg, wenn du dich zeigst werden wir dir helfen!", bettekte ich voller Verzweiflung. Ich versuchte, unbemerkt den Krankenschwesternknopf zu drücken, aber es gelang mir nicht. Der Typ packte mein Handgelenk, wobei sein Pullover hochrutschte und ich seine Uhr sehen konnte. Die Gleiche, die Sebastian, der Nerd unserer Klasse immer trug. Ich wote ihn festhalten, aber es gelang mir nicht. Er versuchte mich zu küssen, ich drückte ihn weg und dann verschwand er duch das Fenster, welches sich im ersten Stock befand. Das war nicht mehr mein Leben. Es erinnerte nicht im Geringsten mehr daran wie mein Leben war. Das kann nicht sein. Ich kann das nicht. Es ist einfach zu viel.

Ben und ich entschieden, dass es wohl das Beste sein würde, wenn wir die Polizei informieren, wir könnten sicher sein. Ich würde definitiv meinen Verdacht, dass es Sebastian war, preisgeben und auch Ben war damit einverstanden, Hilfe zu holen. Also ließ ich mich von meiner Mum abholen. Zuerst glaubte sie mir nicht so recht aber dann sah sie mich an, sie sah die Angst in meinen Augen und fuhr auf direktem Wege zum Revier. Ich kannte mich dort jetzt schon ganz gut aus, nahm mir ein paar M&Ms die im Wartezimmer standen und meine Mum und ich warteten darauf, dass die alte Frau, die meinte sie wäre bestohlen worden, endlich fertig war.

,,Und wie heisst der Junge, dem die Uhr gehört?"

,,Sebastian Lanchester. Die Uhr gehörte seinem Großvater, sie war ein Einzelstück, das hatte er mehrfach... erwähnt."

,,Lanchester? Miss Lanchester war gerade eben bei mir, sie hat diese Uhr als seid vorgestern gestohlen gemeldet."

Ich starrte den Cop entsetzt an. Er zeigte mir ein Bild der Uhr, sie stimmte mit der, die ich gesehen hatte überein. Ich nickte nur und erklärte auf Frage des Polizists erneut, was genau passiert war.

Am nächsten Morgen musste ich zur Schule. Als ich meinen Spint aufschloss, um meine Bücher heraus zu holen, flog mir ein Zettel entgegen.

Das nächste mal lauft ihr nicht zu den Bullen! Sonst gibt es Verletzte! Wir sind schon groß, wir regeln das unter uns.

Ich konnte es nicht fassen. Der Kerl musste also definitiv auf meine Schule gehen, egal ob es Sebastian war oder jemand anderes. Der Schultag verlief ziemlich normal, bis zur Deutschstunde. Mein Französischlehrer bat mich, ihn in den Flur zu begleiten, was ich auch tat.

,,Kayla, wir wissen, du hast momentan eine schwere Zeit. Aber das darf sich nicht auf deine schulischen Leistungen übertragen, was es momentan leider tut. Wir Lehrer sind uns einig, dass du Nachhilfe benötigst. In Mathematik, sowie Französisch."

,,Nachhilfe? Aber der Lerntreff ist überfüllt, es gibt für mich keine Chance zur Nachhilfe zu gehen..."

,,Wir könnten dir einen Schüler empfehlen, der sich bereiterklärt hat, dir zu helfen. Du solltest seine Hilfe annehmen."

Ich nickte und fragte dann: ,,Und welcher Schüler ist das bitte?"

Herr Kahl antwortete: ,,Sebastian Lanchester. Mathematik und Französisch sind seine besten Fächer." Ich konnte es nicht fassen. Ausgerechnet Sebastian?! Kaum zu glauben... Aber möglicherweise würde sich dann die Chance bieten, ihn auszufragen. Klar, ich würde ein Risiko eingehen... Aber ich stimmte zu. Herr Kahl erklärte mir, dass Sebastian schon am nächsten Nachmittag zu mir kommen würde und ich tat so, als würde ich mich freuen.

Am Nachmittag besuchte ich Ben. Ich erzählte ihm alles aus der Schule und zeigte ihm den Zettel.

,,Mistkerl! Wer ist das nur?! Wenn es Sebastian ist... Versprichst du mir, morgen ein Messer bei dir zu haben?"

,,Ja, zumindest irgendeine Waffe!"

Ich dachte an die Rasierklinge unter meinem Kopfkissen. Dann verabschiedete ich mich, ich hatte noch einiges zu erledigen. Zu hause legte ich ein langes spitzes Messer neben die Rasierklinge, spitzte alle meine Stifte komplett an, stellte die Scheren falschherum in den Stifteköcher und räumte mein Zimmer auf. Anschließend ging ich mich duschen, aß zu Abend und schlief dann ungewöhnlich schnell ein.

Gefesselt an den RollstuhlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt