Verzweiflung

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Es brachte mich um den Verstand. Ich lag in meinem Bett und wälzte mich, schwitzte und konnte nicht einschlafen. Bis zu weiteren Ermittlungsergebnissen würde ich warten müssen. Ich überlegte, warum gerade unsere Fingerabdrücke gefunden wurden und endlich traute ich mich, Ben anzurufen. Es war schon sehr spät aber ich musste ihn fragen, was er damit zu tun hatte. Es ging nur die Mailbox ran und auch auf dem Festnetz sollte ich eine Nachricht hinterlassen, was ich nicht tat. Ich rief Marie an, ich hatte sie schon lange nicht mehr gesorochen. Sie ging auf das andere Gymnasium in der Stadt, weshalb wir uns nur ab und zu sahen. Ich erreichte sie endlich und wir redeten sehr lange über Markus. Wir mussten beide weinen, er war auch ein guter Freund von ihr. Lange bis in die Nacht telefonierten wir und sie versprach, mich nach der Schule zu besuchen. Schule- Morgen ist Montag! Koootz... Aber immerhin sehe ich Ben und kann mit ihm sprechen! Marie legt auf und auch ich schlafe nach einer Weile Instagramstalking ein.

Der Wecker klingelt, aber ich ignoriere ihn und halte meine Ohren zu. Ich habe die Hausaufgaben nicht... Fuck! Das bedeutet dann wohl Nachsitzen. Unmotiviert mache ich mich fertig und ziehe mir eine graue flechtmustrige Leggins mit Springerstiefeln an, darüber einen dunkelroten Tellerrock und ein graues Top mit einem dunkelroten Cardigan. Mein Rucksack ist grau, deshalb passt er heute besser zu meinem Outfit als die Longchamptasche. Ich verlasse das Haus, nachdem meine Mum und mein Dad mich umarmt haben. Das Auto von Ben hält, aber nur seine Mutter sitzt darin. Sie schaut sehr traurig und ihre Augen sind rot. Hat sie geweint? ,,Guten Morgen! Wo ist Ben?", frage ich so gut gelaunt wie möglich. Ich sehe, wie sie schluckt, dann sagt sie: ,,Er ist im Krankenhaus. Er wollte dich gestern Abend besuchen, aber er ist nicht heimgekommen und als ich bei euch angerufen habe hat deine Mutter mir erklärt, dass er nicht bei euch war. Wir sind sofort los und haben ihn gesucht und gefunden. Er wurde mit einem Messer niedergestochen! Wir haben ihn sofort von einem Krankenwagen abholen lassen, aber er schwebt noch in Lebensgefahr.", sagte sie und dann brach sie in Tränen aus. Ich sagte meiner Mum Bescheid und zu dritt fuhren wir ins Krankenhaus. Ich durfte die Schule für heute ausfallen lassen. Als er aus dem OP kam und ich sah, wie schlimm die Verletzungen waren, wäre ich umgefallen, wenn ich nicht sowieso schon gesessen hätte. Überall war Blut, an seinem Kopf befand sich eine große Platzwunde und kurz über der Brust sah man, dass er genäht wurde. Ich weinte laut los und eine Schwester kam, um mich zu beruhigen, da meine Mutter mit Kordula beschäftigt war, die ebenfalls weinte. Wir bekamen die erleichternde Nachricht, dass es gut aussah, aber dass wir wohl noch eine Weile warten müssten, bis wir zu ihm könnten, er wäre noch nicht wach.

Endlich durften wir zu ihm. Kordula umarmte ihn, ich fuhr zu ihm und beugte mich vor, um ihn zu küssen, aber er sah mich geschockt an und drückte mich weg. ,,Ben, was hast du?", fragte ich besorgt. ,,Wer bist du?!", rief er entgeistert.

,,Ich.. Was?!"

,,Mum, wer ist dieses Mädchen?!"

,,Aber Schatz, das ist Kayla!"

,,Ich kenne keine Kayla, Mum! Bring sie von hier weg!"

,,Aber Liebling, du kennst sie seit du ein Baby bist!"

,,Nein, Mum! Ich will dieses Mädchen hier nicht haben!"

Ich atmete schneller, versuchte die Tränen zu unterdrücken aber es ging nicht! Was war hier nur los?! Schnell rollte ich aus dem Zimmer und wandte mich von der Tür ab, dann weinte ich eine Zeit, bis meine Mum kam und ich die Möglichkeit hatte, mich zu beruhigen.

Gefesselt an den RollstuhlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt