Die Aufregung

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Ein neuer Morgen ist ein schöner Morgen.

Diabel wurde unsanft von ihrer Zimmernachbarin geweckt. Nemeia rüttelte und schüttelte sie und das Mädchen versuchte schwach gegen ihre Freundin anzukämpfen.

„Verschwinde du unheiliges Wesen," murmelte das Mädchen verschlafen. Diabel drehte sich von den nervigen Sonnenstrahlen und zog die Decke an die Nase. Sie würde es wahrscheinlich nie zugeben aber sie liebte dieses Bett. Es war viel weicher und kuscheliger und Diabel hatte überhaupt nichts dagegen, dort zu bleiben.

„Diabel, sei jetzt nicht wie diese klischeehaften Protagonistinnen aus den Büchern für Jugendliche und steh auf. Ich plane es nicht nach dem Ablauf zu handeln und dir die Decke wegzuziehen oder dich vom Bett runterzuschmeißen," sagte Nemeia ein wenig genervt und zog auf dem Weg zu ihrem Bett zurück ihre Schlafklamotten aus. Diabel drehte sich nur langsam wieder auf ihren Rücken und streckte die Arme aus. Dabei spürte sie, wie ihre Handgelenkknochen unangenehm knackten.

„Wann fangen die Kämpfe an?", ihre Stimme klang dampf und ein wenig heiser. Sie fühlte sich nicht wirklich ausgeschlafen aus, eher, als ob sie mindestens drei Mal mitten in der Nacht aufwachte und dann länger nicht einschlafen könnte.

„Nach dem Frühstück können wir gleich losgehen," sagte Nemeia, während sie ihre Kampfsachen anzog.

Diabel setzte sich langsam hin und fuhr sich durch die Haare. Die letzten zwei Tage an der Akademie waren nicht wirklich positiv ausgelaufen. Gleich am ersten Tag bekam sie einen guten Bekannten und verlor ihn Stunden später. Sie konnte sich nicht mal entschuldigen. Egal, wie oft Diabel nach draußen ging, um Amarath vielleicht zu erwischen, war er nie da. Das Mädchen hatte einfach nicht das Glück.

Diabel ging nicht wieder ins Haus der Jungs. Und auch zur Höhle ging sie nicht. Sie hatte weder Stelia, noch irgendjemanden anderen von ihren Freundinnen gesehen und dies war ein wenig bedrückend. Aber sie verbrachte die Zeit mit Nemeia. Und noch nie fühlte sich Diabel einer Person so nah. Die beiden schienen so ähnlich zu sein – komplett gleiche Meinungen und Einstellungen, ihre neue Freundin war sogar aus dem gleichen Gebiet, wie Diabel. Ihr Vater war die rechte Hand des Anführers der östlichen Gilde und musste auch an die Front – genauso wie Cai. 

Diabel versprach sich noch mehr über das Mädchen zu erfahren. Sie war sich sicher, die beiden würden noch mehr Gemeinsamkeiten haben.

Nachdem sich die beiden fertig angezogen hatten, setzten sie sich an den Tisch, der schon wieder voll mit Essen war. Der süßliche Duft stieg ihnen in die Nasen und sofort schien das Leben besser zu sein. Frisches Gebäck, goldener Tee, frische Früchte, der Tisch war voll!

„Nun ja...", fing Nemeia an. „Entweder wir essen diese Köstlichkeiten jetzt alle bis auf den letzten Krümel und werden dann mit schmerzenden Magen in den Kampf treten oder wir belassen es dabei und gehen fit in den Kampf."

„Aber wir werden es bereuen, nicht alles aufgegessen zu haben. Aber wo besteht die Wahrscheinlichkeit, dass wir sofort drankommen?", fragte Diabel und schon sich einen Teller mit einer aufgeschnittenen Orange hin. Mit einem leichten Seufzer nahm Nemeia die Gabel in die Hand, damit sie endlich diesen wunderschönen Kuchen voll mit farbenfrohen Früchten probieren konnte.


Und obwohl die beiden früh genug ihr Zimmer verließen, war das Haus schon halbleer. Eine große Mädchengruppe stand noch am Eingang aber Diabel sah in keinem der Gesichter Stelia.

Ich werde sie spätestens sehen, wenn wir beide aufgerufen werden, dachte sie sich. 


Draußen war es nur mehr als angenehmes Wetter. Es war sonnig und erfrischend kühl. Bei so einem Wetter könnte man die Kämpfe auch unter dem offenen Himmel veranstalten. Die beiden Mädchen gingen entspannt hinter einer Gruppe von lauten Jungs, die nur über die anstehenden Paarkämpfe redeten. Und je mehr Diabel hörte, desto nervöser wurde sie. Nicht, dass sie davor nicht aufgeregt war, dennoch spürte sie in dem Zeitpunkt schon, wie sie sich innerlich anspannte. Nemeia selber sah nicht besser aus. Sie schien die ganze Zeit in ihren Gedanken zu schweben und schloss ab und zu die Augen. Und Diabel wollte sie einfach nicht stören. Sie konnte also nur tief atmen, um ihr Herz zu beruhigen. 

Silver Heart and Grey WingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt