Kapitel 25

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Am nächsten Morgen wurden wir wieder eine Stunde vor Sonnenaufgang geweckt, dieses mal aber nicht von Morgana, sondern von der Frau. Wir halfen ihr das Zelt wieder zusammen zu räumen und fuhren dann weiter.

Die nächsten paar Stunden lang veränderte sich die Landschaft fast garnicht, weshalb man auch langsam das Gefühl bekam, sich nicht von der Stelle bewegt zu haben.

Mehrere, ebenfalls sehr eintönig erscheinende, Tage dauerte es, bis wir endlich in Klavos ankamen. Da es sehr spät war, schafften wir es nicht, noch am selben Tag zur Dracheninsel aufzubrechen und mussten in einem Hotel, welches genauso aussah, wie das in der Immergrünoase, übernachten. Ein letztes mal würden wir auf diesen schrecklich unbequemen Steinblöcken, die man kaum als Bett bezeichnen kann, schlafen und dann wären wir endlich weg. Das Land war zwar sehr schön und die Menschen sehr nett, aber die 'Betten' verdarben den ganzen guten Eindruck.

Am nächsten Morgen wurden wir von Morgana eine Stunde nach Sonnenaufgang geweckt. Sie jagte uns aus unseren Zimmern, wo wir stehen blieben und sie überrascht anblickten. "Was ist?", fragte die alte Magierin verwirrt. "Ist deine Uhr kaputtgegangen oder warum weckst du uns so spät?", stellte Luna eine Gegenfrage. "Und ich hatte gedacht, ihr würdet euch darüber freuen...", murrte Morgana. "Wir freuen uns, sind aber sehr überrascht darüber und würden gerne wissen, was der Anlass dafür ist", versuchte ich die Magierin zu besänftigen. "Ich hatte mich aufgemacht, um jemandem zu finden, der uns zur Dracheninsel bringt und das hat länger gedauert, als erwartet und jetzt beeilt euch, ansonsten fährt sie ohne uns los", sagte Morgana und verließ schon mal das Hotel. Wir hoben unsere Koffer, die wir kurz abgestellt hatten, wieder hoch und liefen Morgana nach. Sie führte uns zu einem kleinen Schiff, welches im Hafen lag und im vergleich zu den riesigen Dreimastern winzig wirkte. Es hatte ein dunkelblaues Segel auf dem ein zusammengerollter, goldener Drache abgebildet war. An Deck stand eine junge Frau und prüfte gerade das Segel. Sie trug eine dunkelblaue, schulterfreie Bluse, ein braunes Lederkorsett, eine braune Lederleggins über der sie, so etwas ähnliches, wie einen dunkelblauen Minirock trug, und braune Lederstiefel. Sie hatte lange, braune Haare, welche im leichten Wind wehten, dunkelblaue Augen und leicht gebräunte Haut. Mir war natürlich sofort, der kleine goldene Drache, der auf ihrer Schulter saß, aufgefallen. Er war maximal 20 Zentimeter groß, von Kopf bis zur Schwanzspitze gingen hellgelbe Hornplatten und sämtliche seiner goldenen Schuppen glitzerten im Sonnenlicht. Die hellblauen Augen mit den schlitzähnlichen Pupille harmonierten perfekt mit dem Gold. Mit seinen langen, goldenen Krallen hielt er sich sehr vorsichtig an der Schulter der jungen Frau fest, um sie nicht zu verletzen. Seine, vergleichsweise, sehr großen, lederigen Flügel hatte er angelegt. Als die Frau uns erblickte, sprang sie von Bord und kam auf uns zu. "Sie sind bereit?", fragte sie. Morgana nickte bestätigend. Fasziniert schaute ich den Drachen an. Als ich erfahren hatte, dass wir zur Dracheninsel reisten, hatte ich mich schon sehr darauf gefreut, mal einen richtigen Drachen zu sehen und nun sah ich endlich einen. Er war zwar kleiner, als erwartet, aber auch prächtiger. Die Frau bemerkt meinen Blick. "Gefällt er dir?", fragte sie mich. "Er ist wunderschön!", antwortete ich energisch nickend. "Das finde ich auch. In einigen Jahren wird er noch prächtiger aussehen, wenn er dann ausgewachsen ist", sagte sie und streichelte über den Kopf des Drachens, woraufhin dieser genießerisch die Augen schloss. "Ist das nur ein Baby?", fragte Luna, sie wirkte irgendwie überrascht. Die Frau nickte. "Er ist ungefähr vor einem Monat geschlüpft", sagte sie. "Sind Sie eine Drachenzähmerin?", stellte Luna eine weitere Frage. Die Frau nickte. "Sind Sie eine gute Magierin?", fragte Luna neugierig. "Ich bin ein ganz normaler Mensch", sagte die Frau stolz. "Braucht man nicht irgendwelche magischen Fähigkeiten, um Drachen zähmen zu können?", fragte ich überrascht. Die Frau schüttelte den Kopf. "Und jetzt kommt, ansonsten schaffen wir es nicht mehr", sagte die Frau und schwang sich an Bort ihres Schiffes, woraufhin sie uns hoch half. "Ach übrigens, ich heiße Jin", sagte die Frau, sprang wieder von Bort und begann die Leinen los zu machen. Wir schauten uns ein bisschen an Bort um, als sich plötzlich mehrere Personen an Bort schwangen. Dem lauten Poltern nach zu urteilen, trugen sie Rüstungen. Ruckartig drehte ich mich um und ich hatte recht gehabt. Wie er uns gefunden hatte, wusste ich nicht, aber da stand Ronin mit hoch erhobenem Schwer und in voller Rüstung, mit zweien seiner Komplizen. Die Anderen standen noch neben dem Boot und hatte ihre Schwerter auf Jin gerichtet. "Händigt mir die Dämonin aus!", befahl er uns. Ich stellte mich sofort schützend vor Serafina. "Lass uns in Ruhe!", rief ich. "Wenn ihr sie mir jetzt aushändigt, werde ich gehen und ihr werdet nie wieder von mir hören!", versuchte Ronin uns zu überzeugen. "Vergiss es! Und jetzt verschwinde! Ich gebe dir eine Minute Zeit!", rief ich wütend. Ronin lachte leise und ging dann langsam auf uns zu. Was dachte sich dieser Typ eigentlich?! "Verschwinde!", schrie ich erneut, aber Ronin dachte garnicht daran. Selbstsicher bewegte er sich auch weiterhin auf uns zu. Ich begann etwas in Runensprache zu murmeln und riss schnell meine Hände nach oben, woraufhin sich, einen Meter über mir, ein Portal öffnete. Ronin blieb stehen und blickte das Portal überrascht an. Ich richtete meine Hände schnell auf ihn, woraufhin ein großer Feuerwirbel, mit einem lauten Heulen, aus dem Portal flog. Die drei wollten weglaufen, wurden aber schon Sekunden später vom Feuerwirbel eingeholt und mitgerissen. Sie begannen laut zu schreien und ich glaubte hören zu können, wie ihre Haut verbrannte. In diesem Augenblick empfand ich Genugtuung. Sie hatten es verdient! Hätten uns halt einfach in Ruhe lassen sollen! Ein kaum bemerkbares Lächeln umspielte meine Lippen. Ich lasse es nicht zu, dass jemand Serafina etwas antut! Niemals!

Als ich davon überzeugt war, dass sie weit genug weg waren, nahm ich die Hände wieder runter und das Portal, sowie der Feuerwirbel, der noch ein wenig, am Horizont, zu sehen war, verschwanden. "Yuki?", hörte ich Luna zögernd fragen. Immer noch wütend drehte ich mich zu ihr um, als ich jedoch ihren erschrockenen Gesichtsausdruck sah, verflog die Wut. "Ja?" "Was war das?", fragte Luna. Die Angst war von Neugierde abgelöst worden. "Ein Inferno!", sagte Serafina fasziniert. "Yukitero, wusstest du über..." "Ja, wusste ich und es war alles unter Kontrolle", unterbrach ich Morgana, die wieder zu einer Schimpftirade angesetzt hatte. Sie schien noch etwas sagen zu wollen, verkniff sich es aber und ging zu Jin.

Nach einigen Minuten waren die Leinen los gemacht und das Schiff fuhr endlich los. In einigen Tagen sollten wir bei der Dracheninsel sein. An Bord war zu wenig Platz, um zu trainieren, weshalb uns nichts anderes übrig blieb als zu reden oder aufs Meer hinaus zu schauen, was wir beides sogar gleichzeitig machten. Das Wasser war türkis und so klar, dass man den Grund und die vielen, dort herumschwimmenden Meeresbewohner sehen konnte. Hier und da waren große Schildkröten zu sehen, deren Panzer jedoch nicht aus Horn sondern aus irgendwelchen Edelsteinen bestanden, welche das Sonnenlicht reflektierten und die Panzer zum glitzern brachten. Überall schwammen auch viele verschiedene Fische herum. Einige von ihnen waren klein und fast durchsichtig, während andere groß waren und in sämtlichen Farben des Regenbogens schimmerten. Stellenweise waren auch Seeschlangen, mit vielen ausgefallenen Mustern, zu sehen.

Das Wasser wurde schnell tiefer und nach einiger Zeit erschien ein Korallenriff, wodurch sich die Anzahl herumschwimmender Fische verhundertfachte. Einige der Fische schwebten oder sprangen aus dem Wasser, machten einen Bogen über dem Schiff und tauchten wieder ab, wobei sie von dem Drachen angefaucht wurden. Jin strich ihm einige male über den Rücken, wodurch er sich wieder etwas beruhigte, er musterte die Fische aber immer noch misstrauisch.

Nach ungefähr einer Stunde Fahrt endete das türkise Wasser und es wurde dunkelblau. Genauso wie die Fische konnte man keinen Grund mehr sehen. "Aber warum hast du beschlossen Drachen zu zähmen?", stellte Luna Jin eine Frage. Schon die ganze Stunde war sie damit beschäftigt Jin auszufragen. "Drachenzähmen liegt uns im Blut. Schon meine Ururururgroßelter haben Drachen gezähmt", erzählte Jin stolz. "Ohne magische Kräfte?", fragte Luna beeindruck. Jin nickte immer noch stolz. "Aber das ist doch sehr gefährlich!", sagte Luna. Sie schien es für unmöglich zu halten, Drachen ohne magische Kräfte zu zähmen. "Man darf halt keine Angst haben, muss den Drache zeigen, wer der Boss ist, man muss mit den Drachen aber auch die selbe Sprache sprechen und ihnen zeigen, dass man nichts Böses will. Hab ich recht?", fragte sie den Drachen auf ihrer Schulter und kraulte ihn am Kin, woraufhin er genießend die Augen schloss. Luna wirkte überrascht von dieser Antwort und beschloss Jin nicht mehr vom lenken des Schiffes ab zu lenken.

Den restlichen Tag lang verlief die Fahrt sehr ruhig. Auf dem Meer war keine einzige Welle und am Himmel kein einziges Wölkchen. Am Abend machten wir uns Bettfertig. Kajüten hatte das Boot nicht, nur eine Kombüse, die mit Vorräte gefüllt war. Wir nahmen unsere Umhänge, Luna bekam eine Wolldecke, breiteten sie an Deck aus und legten uns hin. Als Kissen benutzten wir unsere Rucksäcke. Jin legte sich nicht schlafen, sie steuerte das Schiff. Wir wünschten uns gegenseitig gute Nacht und schliefen bald ein.

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