Dämonisches Ende

729 39 27
                                    

Gähnend nehme ich innerhalb meines Büros in der Mondloge auf dem Lederdrehstuhl platz. Gerädert vom Kampf gegen Paleo und dem Stress davor, habe ich das Gefühl jeden Moment einzuschlafen. Jedoch ist es wichtiger, dass ich nun weitere Schritte einleite, was Sleepless anbelangt. Er hat den Clown Laughing Jack erledigt. Zumindest glaubt er das. Ein wenig eigenartig ist es schon, dass Sleepy der Ansicht ist, eine Kreatur vom Kaliber eines LJ's einfach so erledigt zu haben. Zumal sein Jagdgebiet sich für gewöhnlich nur im amerikanischen Raum befindet. Es ist Sunnys Künsten im Bereich des Klonens zu verdanken, dass wir eine schwächere Version dieser Kreatur erschaffen konnten. Lediglich um Sleepless' neugewonne Kräfte adäquat austesten zu können. Und ich muss gestehen, dass seine Kraft immens beeindruckend ist. Jegliche übernatürliche Fähigkeiten unterdrücken zu können, kann sich noch als überaus nützlich erweisen.
„Was sich daraus für Möglichkeiten entwickeln werden. Faszinierende Scheiße...", brumme ich begeistert vor mich hin, hole meine Packung Zigaretten aus der rechten Robentasche hervor und genehmige mir eine Entspannungszigarette.

„Du bist von ihm besessen!", dröhnt die tiefdunkle Stimme Asmodis durch mein Innerstes, sodass ich mich beim Ziehen der Zigarette am Rauch verschlucke.

„G-Go-ttver-d-dammte S-Scheiße!", huste ich meine Flüche hervor und klopfe mir mehrmals gegen die Brust.

„Kevin. Du hast die Geschicke dieses Mannes fast schon zu lange gelenkt. Dein Plan, ihn zu „erwecken", ist erfolgreich verlaufen. Mehr noch. Du hast ein blutrünstiges Raubtier geschaffen, vor dem nicht einmal mehr höhere Wesen noch sicher sind. Was willst du noch? Lass endlich lo-"

„Halt dein unwissendes Drecksmaul, Asmodi!", unterbreche ich knurrend.
„Deine Meinung interessiert mich einen Scheißdreck. Meine Pläne gehen tiefer. Außerdem...", ich pausiere den nächsten Satz, um zur Beruhigung an meiner Zigarette zu ziehen. Nachdem sich der grau-bläuliche Rauch im Büro verteilt hat, fahre ich ein wenig kühler fort:"Was versteht jemand, der im Dämonenreich lediglich ein Soldat gewesen ist, davon, wie man Pläne aufstellt? Sleepless ist und bleibt meine Angelegenheit und ich lasse nicht zu, dass mir jemand in die Quere kommt"
„Wie du wünscht. Ich vergaß deine legendäre Sturheit", entgegnet Asmodi und klingt ein wenig wütend. Nicht, dass er nicht immer zornig wirken würde. Dieses Mal ist es, anders.

„Vergiss nicht, wo dein Platz ist, Asmodi", beende ich somit die Diskussion und ziehe abermals an meiner Fluppe. Stille tritt ein. Dicht. Unbehaglich. Niemand stellt sich zwischen Sleepless und dem, was ich für ihn geplant habe. Es wird groß werden. Sleepless selbst kann gottgleich werden, wenn alles so funktioniert wie geplant.

„Einauge?", Die Stimme eines Informanten reißt mich aus den Gedanken. Mein Blick richtet sich auf ein solches Wesen, dass jedoch statt des erwarteten Rabenkopfes, den eines Habichts trägt. Überrascht angesichts dieses unerwarteten Anblicks, hebe ich eine Augenbraue. Reglos verharrt die Schöpfung des Alphas direkt zu meiner Linken. Ich erkenne diesen Kopf als Symbolik einer bestimmten Loge wieder.

„Was will die Sonnenloge von mir?", begrüße ich den Neuankömmling distanziert formell und nehme einen weiteren beherzten Zug von meiner Zigarette.

„Der Anführer erbittet eine Audienz", erwidert der Informant in selbiger Weise. Das Geräusch des geschäftigen Treibens der anderen Logenmitglieder, außerhalb meines Büros, ist für einen unangenehmen Augenblick lang das einzig wahrnehmbare Klangbild.

Die Sonnenloge. Gerade diese hochnäsigen, Schwanz vom Oberboss lutschenden, Pseudo-Elite-Arschgeigen. Wenn die auf den Plan treten, ist meist die Kacke gewaltig am Dampfen. Plustern sich als besonders wichtig auf, sind im Endeffekt jedoch nur die direkten Laufburschen des Oberbosses. Und dennoch: Sie sind unsere Gefährten. Unsere Brüder und Schwestern. Von daher...

Einauge-Saga (Creepypasta)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt