Kapitel 10~Weit entfernte Sterne

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~(V/n)s Sicht~

Immer noch geschockt von der jetzigen Situation schaue ich peinlich berührt zu Boden. Dabei merkte ich gar nicht wie Levi kurz wegging und dann mit einem Shirt in der Hand wieder vor mir stand. "Zieh das an oder willst du das dich alle halbnackt sehen?" "Nein danke, es reicht mir das du mich so gesehen hast" murmle ich vor mich hin und nehme das Shirt aus seiner Hand um es mir überzuziehen. Warum ich vor Peinlichkeit nicht im Erdboden versunken bin weiß ich wirklich nicht. Trotzdem war ich ihm wirklich dankbar dafür und zeigte dies auch mit einem erleichterten Lächeln als ich an ihm vorbei lief.

Ich ging ein Stück in den Wald weil ich in diesem Moment wirklich einfach nur alleine sein wollte. Nachdem ich mich etwas beruhigt habe ging ich wieder zurück. Ein Fehler? Vermutlich schon, denn was ich dann sah war nicht für meine Augen bestimmt.

Levi stand mal wieder mit seinem ausdruckslosen Gesicht da und Petra war bei ihm. Wie sehr ich mir wünschte in diesem Moment an ihrer Stelle zu sein, jedoch spürte ich auch wie immer mehr Wut in mir aufstieg.
Sie näherte sich ihm plötzlich und schaute ihm in seine stahlblauen Augen. Sie klebte förmlich an ihm und legte schließlich ihre Lippen auf seine. Immer stechender spürte ich den soeben entstandenen Schmerz und die Eifersucht. Ich wusste nicht was ich tun sollte, also lief ich einfach mit Tränen in den Augen so schnell ich konnte weg. Wieso musste auch alles so kompliziert sein? Ich wollte doch nur das er mich liebt, wie ich ihn liebe; das er mich so ansieht, wie ich ihn ansehe; das er meine Nähe spüren will, so wie ich seine begehre. Die Tränen schienen kein Ende zu nehmen und ich gab es auf sie wegzuwischen. Träne nach Träne. Mein Körper fühlte sich an, als würde er jede Sekunde nachgeben. Mit jedem Schritt schmerzte es mehr und diese Schmerzen verursachten ein viel größeres Leiden als jegliche physische Verletzungen es je könnte. Ich wusste nicht wohin ich lief. Ich lief einfach immer weiter.
Es wurde mittlerweile dunkel und ich irrte schon fast durch den Wald. Ich setzte mich an einen Baum und betrachtete die Sterne des Nachthimmels. Das klamme Gras streifte mein Bein und ich atmete die kühle Abendluft ein.
Egal wie hell ein Stern strahlt, auch er leuchtet nur bei Nacht.
Tagsüber wird ihr Licht von den blendenden Sonnenstrahlen überdeckt. Sind wir Menschen genauso wie diese Sterne? Es gibt Zeiten an denen wir leuchten, unbeschwert sind, das Leben in vollen Zügen genießen und andere an denen unser Schein erlischt. Mein Licht war erloschen. Es blieb dunkel bis auf einem leichten Schimmer des Mondscheins.
Ich beschloss nach einiger Zeit zurückzugehen bevor es zu spät wurde. An dem Gebäude angekommen schlich ich mich langsam die Treppe hoch und hoffte keinem zu begegnen. Aber wem sollte ich auch begegnen? Es war schließlich mitten in der Nacht.
Dies stellte sich als kompletter Schwachsinn heraus.
"(V/n), bist du das?" ertönte ein Flüstern hinter mir. Ruckartig drehte ich mich um und erkannte die Silhouette eines Mannes.
Diese Stimme würde ich immer wiedererkennen. Ich wusste genau wer gerade vor mir stand, auch wenn im kompletten Gebäude kein einziges Licht brannte und auch der Nachthimmel nur von einem trüben Mondschein erhellt wurde.
"Wo warst du die ganze Zeit?" fragte er mich während er leicht zu mir runter schaute. Langsam öffnete ich meinen Mund und versuchte einen anständigen Satz aus mir herauszubekommen. Ich wusste nicht was ich sagen sollte, jedoch spielte sich immer wieder die Szene mit ihm und Petra vor meinem Auge ab und ich spürte wieder eine gewaltige Wut in mir aufsteigen.
"Was interessiert es dich?" sagte ich aufgebracht während ich in seine Augen sah, die momentan nichts weiter als zwei schwarze Punkte waren.
"Tzs, tut es nicht, aber ich habe nun mal die Pflicht meine Kadetten auszubilden und das funktioniert nicht wenn du nachts draußen umher wanderst. So wirst du nur als Titanenfutter enden." ich glaubte eine Spur von Wärme in seiner Stimme zu hören, jedoch überwiegte die Eifersucht die ich in mir hatte und ich schaute ihn verachtend an.
"Also, wo zum Teufel warst du?" sagte er mit einer drängenden Stimme. Sein Blick wurde dabei immer intensiver und er blieb fest auf mich gerichtet.
"Im Wald." antwortete ich ihm kurz und wendete meinen Kopf ab.
Als er nach einer kurzen Pause nichts mehr sagte wollte ich mich gerade umdrehen und gehen, bis er mich am Handgelenk festhielt.
Fragend sah ich ihn wieder an. Mittlerweile hatte er seinen Blick von mir abgewendet und schaute auf die Seite. "Ich möchte nicht das du nachts alleine in den Wald gehst okay? Nie wieder, hast du mich verstanden?" seine Stimme hatte einen leichten sanften Unterton der mir ein Schmunzeln entlockte. Danach jedoch überragte die Neugier warum ihm das so wichtig war in mir und ich wollte wissen wie wir überhaupt in diese Situation gekommen sind.
"Warum das denn jetzt? Muss dich ja nicht interessieren wenn ich Titanenfutter werde." sagte ich unbefangen.
"Das ist ein Befehl. Du hast meine Entscheidungen nicht zu hinterfragen und jetzt gehe dich ausruhen. Morgen beginnt für dich das Training, wie für alle anderen auch um 6 Uhr" die Bestimmtheit in seiner Stimme weckte mein Interesse an seinem Motiv eher noch mehr, als das es meine Neugier stillen würde. Trotzdem beschloss ich es an diesem Tag dabei zu belassen und entfernte mich von ihm nachdem er seinen festen Griff um mein Handgelenk endlich lockerte. "Und sei pünktlich sonst gibt es Extrarunden für dich" rief er mir hinterher. Augenrollend ignorierte ich das und lief weiter.
Morgen ist auch noch ein Tag. Ich werde es schon noch herausfinden. Ich weiß das da mehr ist als er zugeben will. Ich weiß nur nicht was genau. Vielleicht behandelt er mich so weil er sich dafür verantwortlich fühlt, das mein Vater gestorben ist. Levi hatte wohl nie wirkliche Freunde nach dem Tod von Isabel und Farlan, aber er respektierte meinen Vater und bedauerte seinen Tod und die Tatsache das er ihn nicht retten konnte, da bin ich mir sicher. Das konnte ich in seinen Augen sehen.
Am nächsten Morgen wache ich verschlafen von dem Klingeln meines Weckers auf. Ich sehe auf mein Handy. 5:00 Uhr. Levi bringt uns echt um. Seufzend richte ich mich auf und sehe in das hellwache Gesicht von Mikasa. Wie schafft sie es nur nie müde zu sein? Sasha jedoch war noch schlimmer als ich. Sie gehört zu den Menschen die sich in ihr Kissen verkrümeln wenn sie den Wecker hören. Leicht schmunzelnd über diesen Anblick stand ich auf und machte mich fertig.
Sasha rannte schon vor uns in den Speisesaal und auch Mikasa und ich kamen letztendlich nach. Mein Blick fiel auf Levi und mein Bauch zog sich bei dem Anblick von Petra an seiner Seite zusammen. Sie schmiegte sich an ihn und sah ihn mit großen Augen an. Ja, wir haben verstanden das du ihn toll findest.
"(V/n)?" reißt mich Mikasa aus meinen Gedanken. "Ja, ich komme" Seufzend wendete ich meinen Blick von Levi und Petra ab und lief mit ihr an den Tisch.
Nach einigen Minuten steht Levi auf und zieht Petra mit aus dem Raum. Ich hätte in Tränen ausbrechen können aber ich riss mich zusammen weil ich nicht vor allen anderen einen Aufstand machen wollte. Trotzdem schmerzte es sie zusammen zu sehen. Und das immer und immer wieder.

~Levi's Sicht~

"Komm mit" sagte ich bestimmt zu Petra, die schon die ganze Zeit an mir klebte, was mir echt auf die Nerven ging und stand auf. Sie ist wie eine lästige Klette die man einfach nicht los bekommt. Verwirrt sah sie mich mit großen Augen an und lässt ihr nicht beendetes Essen stehen um mir zu folgen. Das dauerte mir jedoch immer noch zu lange und ich packte sie am Arm und zog sie grob aus dem Raum.
Ich lief mit ihr um die Ecke und ließ sie dort wieder los. "Um das jetzt ein für alle mal klar zu stellen" begann ich mit einer genervten Stimme. Sie schaute mich dabei nur noch verwirrter und etwas eingeschüchtert an. "Egal wie sehr du versuchst dich an mich ran zu machen, es wird nicht funktionieren. Es ist vorbei. Verstehe das endlich und lass mich in Ruhe." genervt wendete ich mich wieder von ihr ab und ließ sie ohne auf eine Reaktion zu warten mit einem traurigen Blick zurück. Mir war egal, wie sie sich fühlte. Es ging mir einfach gewaltig auf die Nerven und (V/n) könnte denken das zwischen uns wirklich etwas läuft, wenn sie so weiter macht. Ich hoffe nur sie hat das alles nicht bemerkt.
In Gedanken bei (V/n) ging ich zum Trainingsplatz und wartete auf die Rekruten. Wenigstens kam keiner zu spät seit sie wussten, wie ich meinen Unterricht machte und mein Blick fiel wieder einmal auf (V/n). Sie sah ziemlich verschlafen aus, weil sie die Nacht wohl nicht viel Schlaf bekommen hatte, aber irgendwie war das süß. Mit diesem Gedanken begann ich den Unterricht und beobachtete weiterhin, wie sie verzweifelt versuchte mit den anderen mitzuhalten.
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Nach einiger Zeit wieder ein neues Kapitel. Wie immer interessiert mich eure Meinung oder Kritik.
Ich hoffe es gefällt euch und bis zum nächsten mal:3
Eure Autor-chan<3

The fire of love~ Levi x Leser #CA19Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt