Kapitel 7 - Neuer Mitbewohner

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Schicksal, dachte Kathy und schloss ihre Wohnungstür.

War manches wirklich vorherbestimmt?

Andererseits, wie sonst war es zu erklären, dass Joshua nur zwei Straßen weiter von ihr wohnte? Sie hatten gemeinsam Kathys Elternhaus verlassen, nach dem Kathy aufgegeben hatte ihn von der Idee abzubringen sie nach Hause zu begleiten. Alle Argumente, die ihn davon abgehalten hätten, waren wirkungslos gewesen, so dass sie sich nun damit anfreunden musste den Hexer vorübergehend auf ihrer Couch zu beherbergen.

An sich war das nichts Schlechtes, aber Kathy hätte es viel lieber gehabt, wenn es unter anderen Voraussetzungen passiert wäre.

Als Joshua sie gebeten hatte sie zu seiner Wohnung zu fahren, damit er einige Sachen mitnehmen konnte – unter anderem Yvaines Hexenbücher – hatte Kathy erst gedacht sich bei der Adresse verhört zu haben. Aber nein, Joshua war quasi ihr Nachbar. Schon seit mehr als drei Jahren. In der Zeit waren sie sich gegenseitig nie über den Weg gelaufen, was schon wirklich seltsam war.

Schicksal eben.

Seufzend ging Kathy in ihr Schlafzimmer und zog sich um. Sie hätte zu gerne ein Bad genommen, aber das wäre wohl zu viel der Entspannung gewesen. Vor allem, wenn Joshua wie von ihm angekündigt in den nächsten fünfzehn Minuten vor ihrer Tür stehen würde.

Also schlüpfte sie in kurze Leggins und ein übergroßes T-Shirt in einem kräftigen Himbeerton, band sich die Haare zu einem hohen Pferdeschwanz und ging zurück in ihr Wohnzimmer. Mit kritischem Blick musterte sie den Raum und beschloss, dass er vorzeigbar war.

Welch Ironie, dass sie am Freitagnachmittag ihre Nervosität bezüglich des Dates mit Eric dadurch abreagiert hatte, dass sie ihre Wohnung von oben bis unten geputzt und parallel die ganze Wäsche gewaschen und aufgeräumt hatte. Dadurch sah es nun so ordentlich in ihren vier Wänden aus wie sonst nur selten.

Schon wieder das verdammte Schicksal. Wer auch immer da die Fäden in der Hand hielt hatte einen wirklich eigenwilligen Sinn für Humor.

Seufzend ließ sich Kathy auf ihr Sofa fallen und griff nach ihrem Handy. Wie erwartet hatte sie einige Nachrichten von Amy drauf, die wissen wollte wie ihr Date gelaufen war.

Kurzerhand rief Kathy die neugierige Elfe an und erzählte ihr grob, wie „super toll" ihr Vormittag gewesen war.

„Aber sieh es doch mal von der positiven Seite", forderte Amy und man hörte ihrer Stimme das Lächeln an. „Du und der sexy Hexer kommt euch so bestimmt sehr viel schneller näher."

Kathy schnaubte: „Ja, so lange bis der Halbgott uns umbringt, was wahrscheinlich übermorgen der Fall sein wird."

„Nein, das wird er nicht", erwiderte ihre Freundin bestimmt.

„Hoffentlich." Kathy war da nicht so zuversichtlich.

Nachdem sie sich verabschiedet hatten schrieb sie ihrer Chefin noch eine kurze Nachricht, dass sie spontan in der kommenden Woche Urlaub brauchte. Sie konnte schließlich nicht acht Stunden arbeiten und gleichzeitig an ihren magischen Fähigkeiten arbeiten. Auch ihr Tag hatte nur vierundzwanzig Stunden und ihre neuerwachten Hexenkräfte würden jede einzelne davon fordern.

Zum Glück war gerade wenig los in der Firma und Kathy hatte noch genügend Urlaubstage übrig. Wenigstens etwas, das nach Plan lief.

„Schluss jetzt", befahl sich Kathy. Sie konnte Menschen nicht leiden, die immer nur meckerten und in allem das Schlechte sahen. Für gewöhnlich war sie ein positiver Mensch und ja, Amy hatte Recht: Sie könnte sich zumindest freuen viel Zeit mit Joshua zu verbringen. Er war attraktiv, nett und in seiner Nähe fühlte sie sich wie jemand Besonderes.

Magical Stories - Zauberhafte Kurzgeschichten (Leseprobe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt