4 - Halt mich fest

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Beth fühlte sich, als hätte sie ein Panzer überfahren, obwohl ihr dafür eigentlich der Vergleich fehlte. Dennoch konnte sich das auch nicht wirklich schlimmer anfühlen, als das alles hier. Mal abgesehen davon, dass es nicht gerade angenehm war, was dieser Arzt derzeit mit ihrer Schläfe veranstaltete. 

Was auch immer der tiefere Sinn dieses merkwürdigen Gerätes war, es war nicht gerade förderlich für das Wohlbefinden der jungen und verunsicherten Frau.

Immer noch hatte sie Schmerzen, auch wenn sie es sich nicht anmerken lassen wollte. Bei jeder kleinen Regung ihrer Mimik, fühlte sie die Verbrennungen an der rechten Seite ihres Gesichtes, die sich von der äußeren Kante des Wangenknochens, über die Schläfe bin auf ihre Stirn hinaufzogen.

Beth erinnerte sich daran, dass dieser blonde Mann, seines Zeichens Captain dieses Raumschiffes und noch dazu ihr Ehemann, ihr erzählt hatte, sie wäre bei einer Plasma-Explosion schwer verletzt worden. Daher stammte ja auch dieser verfluchte Gedächtnisverlust, der ihre Situation nicht gerade vereinfachte.

Für Elizabeth dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis der dunkelhaarige Arzt endlich dieses ominöse medizinische Gerät zur Seite legte. Was auch immer er gerade gemacht hatte, war mehr als nur unangenehm gewesen, doch nun fühlte es sich seltsamerweise viel besser an, als noch vor dieser eigenartigen Behandlung.

Scotty war die ganze Zeit nicht von ihrer Seite gewichen, verband ihn doch eine tief empfundene Freundschaft mit dieser eigensinnigen und doch so wunderbaren jungen Frau. Er hatte ihr alles mögliche erzählt um sie von Dr. McCoys Tortur abzulenken.

Beth hatte ihm aufmerksam zugehört, naja, zumindest so aufmerksam wie sie während dieser schmerzhaften Behandlung im Stande gewesen war. Mittlerweile wusste sie, dass er der Chefingenieur dieses Schiffes war. Mehr noch, dass er so etwas wie ihr Mentor war, ihre Familie.

Als Scotty erstmal begonnen hatte zu erzählen, konnte er sich kaum noch stoppen. Alle möglichen Geschichten waren aus ihm herausgesprudelt, unter anderem, wie sie eines nachts quer durch die Elektronik gekrochen waren, um ein fehlerhaftes Relay zu finden. Oder von ihren Projekten, die sie tagelang an den Maschinenraum gefesselt hatten, was ihm hin und wieder dann doch auch einigen Ärger mit dem Captain eingebracht hatte.

Beth hatte ihm aufmerksam gelauscht. Auch wenn sie keinerlei Erinnerung an das erlebte hatte, erkannte sie sich doch in jedem Wort, welches Scotty von dieser Frau erzählte, mit der er schon so lange und gerne zusammenarbeitete.

Es fühlte sich beinahe wie ein Dolch in ihrem Herzen an, als sie realisierte, was sie alles vergessen hatte. Wie hatte es nur passieren können, dass beinahe fünf Jahre einfach so aus ihrem Gedächtnis gelöscht worden waren, mit all den Menschen, die sie kennen gelernt hatte, und die ein Teil ihres Lebens waren?

Müde rieb sie sich die Akkupressurpunkte zwischen den Augen. Beth war erschöpft von so viel Information, und auch ihre Verletzungen trugen das ihre dazu bei, dass sie wieder an den Grenzen ihrer Kräfte angelangt war.

„Alles in Ordnung, Schätzchen", wollte Scotty wissen, der sich schon kurz nach ihrer Ankunft hier in dieser Zeit, zu so etwas Ähnlichem wie ihrem großen Bruder entwickelt hatte.

„Jaja, alles okay", meinte sie tapfer, „ich könnte nur einen Kaffee vertragen, falls ihr sowas im 23. Jahrhundert überhaupt noch trinkt."

„Du fragst allen Ernstes, ob es auf der Enterprise Kaffee gibt?"

Die Überraschung war nur allzu deutlich in Scottys Stimme zu hören und auch seine nach oben gezogenen Augenbrauen sprachen Bände. Er konnte gar nicht glauben, was Beth da gerade gefragt hatte.

Only You - Gestrandet ohne ErinnerungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt